weiter geht es....
Als wir ins Camp zurückkehren, ist es schon deutlich später geworden, als ursprünglich geplant. Meist sind die Game Drives gegen 10 oder halb elf zu Ende, wir kommen erst deutlich nach elf Uhr an und freuen uns jetzt richtig auf den Brunch. Muss die viele frische Luft sein, denn zuhause frühstücken wir nicht und essen immer spät zu Mittag. Viel Bewegung haben wir eigentlich auch nicht oder zählt das Geschüttele des Fahrzeugs mit?
Gegen Mittag kommen dann doch noch andere Touristen an – eine Familie aus den USA. Da sie Kinder haben, werden sie nicht mit anderen Gästen zusammen auf einen Game Drive geschickt. Die Mutter ist deutscher Abstammung, spricht aber kein Wort Deutsch, dafür aber mit erstaunlich schriller Stimme. Da das Hauptzelt deshalb kein Quell der Stille und des Rückzugs ist, entscheiden wir uns für unsere Terrasse. Bewaffnet mit Getränken lassen wir es uns da gut gehen und überlegen uns die nächste Route für das südliche Afrika.
Der nachmittägliche Game Drive hat anfangs vor allem den Vorteil, dass durch den Fahrtwind eine subjektive Abkühlung erfolgt. Die Hitze ist schon enorm und unser Verbrauch an Wasser beachtlich. Das Licht am Nachmittag lässt diesen wunderschönen Ort noch verzauberter erscheinen und die Sichtung unserer Gepardin mit ihren beiden Jungtieren ist ein weiteres Highlight dieses Aufenthaltes. Hobbs hat nicht zu viel versprochen, als er sagte, ich würde „meine“ Geparde schon noch sehen. Die drei halten ein Schläfchen und mustern uns hin und wieder recht interessiert. Irgendwann stehen sie auf und trollen sich. Sie verkrümeln sich hinter einigen Büschen und Hobbs fährt zunächst weiter. Nach einer kurzen Weile hören wir ein Schnauben in nicht allzu weiter Entfernung. Hobbs ist ganz aufgeregt, so haben wir ihn bislang nicht kennen gelernt. Er erklärt, dass dies ein „alarm call“ einer Antilope ist – sind unsere Geparde vielleicht auf der Jagd? Er wendet das Fahrzeug und langsam pirschen wir uns wieder ran. Unser Guide hat uns in größerem Abstand zwischen Antilopen und Geparde manövriert. Die Mutter ist nicht zu sehen, aber die Jungtiere scheinen ihr Glück versuchen zu wollen. Das Impala schnauft lauter, scharrt mit den Vorderhufen und wendet den Blick nicht von den etwa 100 Meter entfernten Geparden. Diese legen sich flach auf den Boden und versuchen, näher heranzukommen. Es wirkt, als würde das Impala nur so weit zurückweichen, bis genau diese Distanz wieder hergestellt ist. Hobbs fürchtet, die Jungtiere sind zu unerfahren, als dass wir eine erfolgreiche Jagd werden sehen können – ich wäre da nicht so böse drum. Ein Jahr später werden wir dabei sein, wenn ein Löwe ein Zebra-Junges reißt, schön war das nicht.
Die Geparde verlieren das Interesse und der Bock schnaubt noch mehrere Male triumphierend, für dieses Mal hat er eindeutig gewonnen: brave boy!
Wir haben in Little Kwara so unglaubliches Glück mit den Tieren gehabt, dass wir eigentlich nicht traurig sein dürften, wenn wir am nächsten Tag werden abreisen müssen. Doch dieser Ort hatte etwas Magisches, da passt alles. Hobbs hat sicher einen enormen Anteil daran, dass es uns so gut gefallen hat. In Bezug auf Guides hat er Maßstäbe gesetzt, nicht nur, weil wir mit ihm viel gesehen haben, sondern weil wir auch von ihm schwer beeindruckt waren. Doch Hobbs wollte den Abend nicht beenden, ohne dass wir noch mal gucken sollten, was unser Romeo machte und ob er inzwischen in der Gunst seiner Lady etwas gestiegen war. Als wir die Truppe dann fanden, hatten zwei Löwen doch mehr von einem Kuscheltier und wirkten so gar nicht gefährlich, wie sie da so am knuddeln waren.
Julia erschien uns ebenfalls deutlich freundlicher gestimmt, der Charme Romeos tat wohl doch seine Wirkung.
Wir blieben bei den Löwen, bis es stockfinster wurde und kehrten erst dann ins Camp zurück. Nach einer schnellen Dusche war es auch schon Zeit fürs Abendessen.