30.08.16 – Dar Es Salaam – Ruaha
Das frühe Aufstehen liegt uns langsam im Blut. Heute geht’s zurück an den Flughafen für die Weiterreise in den Ruaha Nationalpark. Aufgrund der gestrigen Vorkommnisse bestellen wir den Fahrer um 5.00 Uhr und fahren um 4.50 Uhr los. Trotz der frühen Zeit ist der Morgenverkehr beachtlich, aber wir kommen gut vorwärts. So gut, dass unser Fahrer vor Freude den falschen Flughafen anfährt. Kann ja mal passieren… Wir fahren ein Stück weiter und stehen nun vor der richtigen Adresse, Terminal One, Inlandflüge.
Unser Flug ist einer der ersten, der startet und als wir eintreffen, muss der Boardingbereich zuerst eingerichtet werden. Sprich, Waagen werden deponiert, Laptops eingesteckt, Boden und Theken gewischt. Muss wohl alles in der Nacht immer wieder abgeräumt und im Schrank versorgt werden, wieso auch immer… Wir checken ein und relativ pünktlich startet unser Flug mit der Cessna in den Ruaha.
Adieu Dar es Saalam - wir sehen uns bald wieder
In Iringa setzt der Pilot zur Zwischenlandung an, wir müssen wegen Betankung des Flugzeugs ebenfalls aussteigen. Der Pilot – ein leicht beleibter 3-Tagesbärtiger mit indischem Touch – fragt uns noch: «you guys go to Ruaha?», bittet uns am Rand der Flugpiste zu warten und schon rollt er mit einem Pickup an und füllt die Cessna mit dem nötigen Treibstoff. Ein Pilot, der selber tankt, habe ich doch noch nie gesehen. Auf dem Weg in den Ruaha sind Picco und ich die einzigen Fluggäste. Wir düsen einmal über die Flugpiste hinweg um die Tiere zu verscheuchen. Auf geringer Höhe kann ich drei Kuduweibchen unter einem Baum ausmachen. Ebenso sehen wir die Umgebung, in der wir uns in der nächsten Zeit aufhalten - das Dorf, die Bandas, der Fluss.
Teil des Ruahas von oben. Da hätten wir: das Dorf, links vom Dorf wo die Strasse wegführt zu einer Baumgruppe am Fluss sind die Bandas und oberhalb vom Dorf leicht sichtbar die Flugpiste
Nach der Landung erwartet uns Sikoyo, der uns für die nächsten paar Tage begleiten wird. Picco kennt ihn von seiner früheren Reise und entsprechend herzlich fällt die Begrüssung aus. Sikoyo teilt uns aber sofort mit, dass unsere bestellten Bandas nicht zur Verfügung stehen und wir deshalb momentan keinen Schlafplatz haben. Oohää, wieso kriegt der Picco jetzt so schnell einen Sonnenbrand? Sein Gesicht bekommt plötzlich so eine rötliche Farbe. Warum ist sein Gesichtsausdruck nicht der wie bei einem glücklichen Touristen, sondern eher so wie bei einem afrikanischen Zollbeamten? Ups, scheint vorbei zu sein mit der Herzlichkeit. Aber aller Ärger nützt nichts, die Bandas sind offenbar ausgebucht und wir sind momentan obdachlos. Wir warten 20 Minuten am Flugfeldrand, während Sikoyo mit den örtlichen Mitarbeitern spricht. Zurück von seinem Gespräch unterteilt er uns zwei Möglichkeiten: entweder Camping oder das Gästehaus in der Village. Noch ehe wir es besprochen haben, sind unsere Koffer schon unterwegs Richtung Village. Also gut, Gästehaus, Mauern um uns herum statt Wildnis! Da es momentan nur die kommende Nacht betrifft (weil anschliessend eine Nacht ausserhalb des Parks wegen der Sonnenfinstnis) akzeptieren wir den Bescheid. Wir deponieren unser Gepäck und warten bis zum Lunch in einem Bandas am Flussufer und beobachten das Geschehen.
Genau dasselbe tun wir nach dem Lunch. Viele Vögel sind zu sehen, im wasserarmen Fluss halten sich Impalas und Elefanten auf, dazu verschiedene Reiherarten.
Siamesisches Impala
Familie Rüssel säuft den Fluss leer...
In weiter Entfernung ist ein Flusspferd auszumachen. Um 15.00 Uhr machen wir uns auf zum Gamedrive und fahren den Fluss entlang. Die Gegend ist abwechslungs- und kontrastreich. An Tieren sehen wir u.a.: Schakal, Elefanten, Impalas, Giraffe, Büffel, Zebras, Paviane, Grünmeerkatzen, viele verschiedene Vogelarten (Gabelracke, Störche, Fischadler, Kuckuck, etc.), Manguste und Krokodile. Bei einem Aussichtspunkt halten wir an und steigen aus. Unter uns sind Wasserböcke, die verwundert über die Besucher staunen.
Auch im Busch gilt: Fussgänger haben Vortritt
Männchen mit Harem
Der Herr der Lüfte ruht sich aus
Bunt, klein und ziemlich flitzig, aber manchmal brauchen auch die kleinsten Vögel eine Pause
Wer zum Kuckuck bist du denn?
Von oben lässt sich die Umgebung besser beobachten
Mama und Kind versperren uns den Weg
Der hier lässt sich von unserem Aufenthalt nicht stören
Und zum Schluss noch ein Giräffchen für Bele...
Zurück nach dem Gamedrive gehen wir sogleich zum Nachtessen. Prosper, unser Koch, hat ein 4-Gang-Menu hergezaubert, bestehend aus gefüllte Avokado, Suppe, Beef mit Kartoffeln und Gemüsemischung und ein Dessert mit Banane und Wassermelonen, garniert mit Caramelcreme. Lecker! Sikoyo fragt uns, ob wir für morgen eine Lodge oder Guesthouse reserviert hätten. Ööhmm, nein, das wäre dein Job gewesen. Oohh, ok… gut, wo geht’s hin? Iringa? Nein! Makambako. Das ist aber weit, da müssen wir früh los. Na, dann geht’s halt früh los, aber Hauptsache, wir kommen an und erleben die Sonnenfinsternis, deshalb sind wir ja u.a. hier.
Also bis jetzt hat mir Sikoyo noch nicht einen seriösen Eindruck als Geschäftsmann hinterlassen. Bandas stehen nicht zur Verfügung, Sonnenfinsternis ist nicht organisiert. Das kann ja heiter werden die nächsten Tage. Ich stelle mich auf ein paar weitere Überraschungen und Kompromisse ein… adiö adiö und gute Nacht!