31.08.16 – Ruaha - Makambako
«Knirsch», «knacks», «knatter»… Uff, was ist das bist jetzt für eine Nacht.
Es tönt so, als ob Einbrecher das Haus nach Schwachstellen durchsuchten und nun den ganzen Schuppen auseinander nehmen. Wenn man aus dem Tiefschlaf erwacht und dann solche unbehagliche Geräusche hört, pumpt das Herz schon mal ein bisschen schneller. Es ist stockdunkel, im Zimmer wie auch draussen. Der Strom wurde um ca. 22:00 Uhr abgestellt. Und jetzt? Irgendwie getraue ich mich nicht, die Stirnlampe einzuschalten. Ich horche in die Dunkelheit. «Knirsch», «knacks»… wieder und immer wieder. Langsam tapse ich zum einen der beiden Fenster, schaue hinaus, sehe natürlich wegen der Dunkelheit nichts. Und doch meine ich, einen Umriss zu erkennen. Ein grosser Umriss. Direkt neben dem Baum. Obwohl die Dämmerung noch nicht eintritt, dämmerts mir: das ist ein Elefant, der den Baum malträtiert, direkt neben meinem Zimmer. Plötzlich poltert die Fensterscheibe auf der anderen Seite. Waahhh
, ich erschrecke, das Herz pumpt wie wild! Langsam nähere ich mich auch hier und schaue hinaus – immer noch ohne Stirnlampe. Ich sehe und höre nichts und verkrieche mich wieder ins Bett. Schlafen? Ja, geht so, ist schon einen Heidenlärm da draussen. Man weiss ja nie, was der Elefant noch vorhat in dieser Nacht. Vielleicht ist ihm ein Baum nicht genug...? Hyäne und Schakal mischen sich ins abendliche Unterhaltungsprogramm mit ein.
Trotz späten Weckruf um 7.00 Uhr war es eine kurze Nacht. Wir treffen uns um 7.30 Uhr mit Sikoyo vor dem Gästehaus und ich nehme noch einen Augenschein neben meinem Zimmer vor. Der Baum sieht ziemlich mitgenommen aus. Unter meinem (polternden) Fenster der Nacht sehe ich Fussabdrücke von einem Elefanten. Wahrscheinlich hat der mit seinem Rüssel an die Scheibe «geklopft». Total müss(t)en also zwei Elefanten hier gewesen sein. Puuhh, die erste Nacht hier und gleich so Action. Und das im Gästehaus statt unten am Fluss… Wir fahren anschliessend zu den Bandas, wo wir im Essraum frühstücken.
Mein Zimmer bei der grossen Fensterscheibe vorne links, der bearbeitete Baum rechts. Zwischen Gebäude und der Mauer ist der 2. Elefant durchgelaufen und hat mal schnell die Scheibe angeklopft.
Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aber Elefanten sind nicht besonders begabte Schreiner, was die Holzbearbeitung betrifft...
Leider hat es nicht geklappt, die Sonnenfinsternis im Katavi-Nationalpark zu buchen, obwohl wir vor gut 9 Monaten angefragt hatten. Die Sonnenanbeter waren leider schneller. So fahren wir nun Richtung Makambako, wo wir das Spektaktel auch erleben können. Die Fahrt aus dem Ruaha-Nationalpark wird noch für einen kleinen Gamedrive genutzt, wobei uns nur zwei Giraffen Spalier stehen.
Giraffen beim Frühstück
Aussicht auf dem Fluss von der Brücke
Wir steuern Richtung Iringa zu, die Fahrt geht gut voran, trotz Schotterpiste. Kurz vor Iringa wechselt die Strasse auf Asphalt und wir sind zurück in der Zivilisation. Weiter geht es nun Richtung Makambako, vorbei an einigen kleineren Ortschaften, in denen aber doch reger Betrieb herrscht. In Mafinga, ca. 80km vor unserem Endziel, halten wir an für unseren Lunch, den wir in einem Restaurant einnehmen.
Irgendwo zwischen Irigna und Makambako
Und hier wohnt der Bürgermeister...
«Kann ich Musik abspielen?», fragt Sikoyo nach dem Lunch und steckt sein Radiogerät in die Autobuchse. Ja klar, antworten wir, ist besser, als wenn wir singen und freuen uns auf afrikanische Musik wie bei Jean. Ja heiliger Bimbam, hätten wir doch nur selber ein Lied angestimmt. Picco und ich schauen uns an, und zwar in einer Mischung zwischen «huch» und «was zum T….» und «uff». Ich versuchs mal zu umschreiben: man hört nur ein Instrument – ein Keyboard. Dieses besteht aus maximal 12 Tasten. Für die schmalzig-weihnächtliche Hintergrund“atmosphäre“ sorgt sowas wie ein tieffrequentiger Staubsauger. Etwa 5 oder 6 Stücke sind auf dieser CD, bzw. dem Tonträger aufgenommen, danach geht’s in den nie endenden Wiederholmodus. Aber immerhin: keine Celine Dion…
Und nicht nur drinnen holpert es aus der Box, auch draussen auf der Strasse. Denn kurz nach Mafinga beginnt die grosse Baustelle und wir fahren auf der improvisierten Nebenstrasse weiter. Um 16.30 Uhr kommen wir in der kleinen Stadt Makambako an und das erste, was uns auffällt, ist der stets wehende, kalte Wind. Obwohl die Ortschaft nur auf 1600m.ü.M. liegt, ist es im Schatten ziemlich frisch. Wir suchen uns ein Gästehaus und fragen einen Einwohner danach. Leider entspricht die Unterkunft vor Ort schon äusserlich nicht unseren Wünschen und wir versuchen es mit einer Lodge. Also noch einmal ein Bewohner gefragt, der uns den Weg in eine Seitenstrasse weist. Vor der vermeintlichen Stelle steigt Sikoyo aus und betritt durch ein Tor den Innenhof, während Picco und ich im Wagen die Stellung halten. Kurz darauf kehrt Sikoyo zurück, wir fahren in den Innenhof und inspizieren die Midtown-Lodge. Wie es der Name schon sagt, sind wir mitten in der Innenstadt, trotzdem, dank des Innenhofs, ist es aber ziemlich ruhig. Wir schauen uns die Zimmer an und insbesondere die Bäder, da teils die Klos unter Wasser stehen. Zwei Zimmer passen uns und so bleiben wir hier für die Nacht.
Im hoteleigenen Restaurant essen wir vegetarisches Curry (natürlich bei eingeschaltetem Fernseher, obwohl der kaum Beachtung findet) und gehen dann bald in unsere Zimmer für die Nachtruhe, die dann wirklich auch ruhig ist. Trotzdem ist es eiskalt, die Fenster in meinem Zimmer lassen sich nicht schliessen und der Wind pfeift immer noch. Zum Glück liegen zwei dicke Wolldecken auf dem Bett, bonne nuit!