THEMA: Malariaprofilaxe im August in Etosha?
06 Okt 2012 08:59 #256871
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  • BikeAfrica am 06 Okt 2012 08:59
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piscator schrieb:
Unser Arzt, der uns das NAM-Virus beschert hat, war mehr als 10X in NAM. Er war überall und reist mit dem Medikament stand-by. Sein Hauptargument sind die möglichen Nebenwirkungen und das Verschleiern eines echten Anfalls. Er ist Internist und hat in der Praxis noch einen Reisemediziner.Wir haben zuletzt noch mit einem Farmer gesprochen, der auch als guide arbeitet ( bzw. hat) und auch aus denselben Gründen abrät.
... der Farmer, der ganzjährig im Land lebt, kann ja auch nicht ständig Prophylaxe betreiben. Wenn er krank wird, lebt er aber dort, wo man an Malaria denkt. Wenn der Tourist zuhause in Europa krank wird (un das kann im Extremfall erst Monate später passieren), denkt kein Mensch an Malaria und die Behandlung wird evtl. gefährlich verzögert.
Ein Arzt, der Stand-By-Medikament mitnimmt, weiß (hoffentlich), was er tut. Er wird im Falle eines Falles einen Bluttest machen, um zu sehen, ob er überhaupt Malaria hat. Ein gewöhnlicher Tourist wirft dann auf Verdacht die höhere Dosis des Medikaments für Notfälle ein (soviel zu Nebenwirkungen) und hat evtl. etwas ganz anderes als Malaria. Dazu kommt, dass nicht jedes Medikament zur Behandlung jeder Malaria geeignet ist. Selbst wenn man also Malaria hat, ist das mitgeführte Medikament noch längst nicht wirksam.

Wer Verdacht auf Malaria hat (ob mit oder ohne Prophylaxe), sollte unbedingt zum Arzt gehen. Wenn keiner innerhalb von 24 Stunden erreichbar ist, kann man auf Verdacht ein Stand-By-Medikament nehmen.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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06 Okt 2012 09:22 #256872
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  • Guido. am 06 Okt 2012 09:22
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Hallo,
beate schrieb:
vielen Dank für diesen Beitrag. Das zeigt wieder mal, wie wichtig eine Malaria-Prophylaxe wirklich ist. Und mit Malarone ist es doch wirklich kein Problem mehr, da keine Nebenwirkungen. Bei Lariam hätte ich ja noch Verständnis, da dort doch die Nebenwirkungen nicht so ohne waren.

Lariam gilt als Teufelszeug und Malarone als super verträglich. Laut Beipackzettel bekommen auch bei Malarone bis zu 10% eine Depression.
beate schrieb:
Aber irgendwie habe ich bei solchen Diskussionen immer den Eindruck, es ist einfach "in" oder "cool", keine Prophylaxe zu nehmen. Denn "mich sticht doch nichts". Leider gibt es hier im Forum kein feedback, wen es dann doch erwischt hat.

Das hat meines Erachtens nichts mit cool zu tun. Gestehe doch bitte anderen das Recht zu, bei einer rationalen Abwägung zu einem anderen Ergebnis als Du zu kommen. Im Übrigen ist nicht jedes stechende Insekt eine Anopheles-Mücke und bei weitem nicht jede Anopheles-Mücke in Namibia trägt Plasmodien.
beate schrieb:
Denn wer als Laie kann schon wirklich beurteilen, ob jetzt das stand-by-Medikament angebracht wäre oder nicht.

Deshalb immer wieder mein Ratschlag: lieber mal "umsonst" Malarone nehmen, als dann vielleicht jahrelang mit Malaria zu tun haben.

Das Motto ist also: Lieber ein paar Pillen zu viel als zu wenig einwerfen und dann kann mir nichts passieren? Auch eine Prophylaxe schützt nicht zu 100%. Bekommst Du trotzdem eine Malaria, so kann es dann besonders gefährlich werden. Denn die Prophylaxe unterdrückt Symptome und macht die Diagnose schwer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du mit Prophylaxe trotzdem eine Malaria bekommst, ist natürlich deutlich verringert.

Im Übrigen gilt eine rechtzeitig erkannte Malaria als gut zu behandeln. Ich bin kein Arzt, aber das Wichtigste ist in meinen Augen, beim leisesten Verdacht auf Malaria diese professionell abklären zu lassen - egal ob Prophylaxe oder nicht.

Namibia hat auch riesige Fortschritte bei der Malariabekämpfung gemacht. Die Zahl der Todesfälle ist innerhalb von 10 Jahren um 98 Prozent gesunken. Die Wahrscheinlichkeit sich eine Malaria einzufangen, ist in den letzten Jahren stark gesunken.

Noch ein kleiner Exkurs: Ich halte es für richtig, das Thema mit einem Arzt zu besprechen. Der Arzt wird in der Regel viel qualifizierter sein als man selbst. Aber auch wenn der Arzt umfassend informiert ist und einen nach bestem Wissen und Gewissen berät, kann er völlig falsch liegen, weil er selbst keine Chance hat, einen objektiven Wissenstand zu erlangen. In Zeiten einer durch und durch kommerzialisierten Pharmaindustrie ist eine Menge an Falschwissen anerkannter Stand der Medizin. Das ist keine Verschwörungstheorie sondern ein Fakt. TED dürfte vielen hier ein Begriff sein. Schau Dir mal folgenden Vortrag an, der das Problem treffend erklärt:
www.ted.com/talks/be..._they_prescribe.html

Darauf nun mit kompletter Impf- und Medikamentenverweigerung zu reagieren, ist sicher völlig falsch. Aber man sollte eben auch nicht naiv an alle Heilsversprechen aller möglichen Pillen glauben.

Um das noch mal ganz klar zu sagen: Ich möchte mich hier weder pauschal für noch pauschal gegen eine Malaria-Prohylaxe aussprechen. Das muss jeder je nach besuchter Region, Jahreszeit und individueller Vorgeschichte am besten mit ärztlichem Rat selbst abwägen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es nicht nur Argumente gibt, die für eine Prophylaxe sprechen.

Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 06 Okt 2012 09:47 von Guido..
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06 Okt 2012 09:42 #256873
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Guido. schrieb:
Auch eine Prophylaxe schützt nicht zu 100%. Bekommst Du trotzdem eine Malaria, so wird es schnell richtig gefährlich. Denn die Prophylaxe unterdrückt Symptome und macht die Diagnose schwer.

... die "unterdrückten Symptome" sind aber gleichzeitig die Folgen der Krankheit. Wenn eine Malaria durch die Prophylaxe später erkannt wird, wäre sie ohne Prophylaxe eben auch erheblich schwerer verlaufen und die Zeit für eine Behandlung knapper. Das darf man dabei nicht vergessen.

Eine Malaria wird dann für uns problematisch, wenn die Plasmodien ins Blut wandern und den Sauerstofftransport behindern. Genau dieser Effekt wird durch Malarone, Lariam und Co. bekämpft. Wird dieses Problem abgeschwächt, ist die Malaria vielleicht schwerer zu erkennen, macht aber auch weniger Probleme. Ohne Prophylaxe kann der Zeitraum, den man ohne weitere Behandlung durchhält, eben auch sehr viel kürzer sein.

Gruß
Wolfgang
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06 Okt 2012 09:45 #256874
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  • beate am 06 Okt 2012 09:45
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Hallo,

was ich absolut nicht verstehe: jedesmal wenn hier die Diskussion über Malaria-Prophylaxe hochkommt, dann gibt es neben guten und sachlichen Beiträgen immer ein paar User, die jegliche Vorsorge als hysterisch hinstellen, die immer wieder versuchen, jede positive Meinung zur Vorsorge ins Lächerliche zu ziehen, etc.

Meinetwegen kann ja jeder machen, was er will. Jeder muss selbst dann sehen, wie er die Malaria wieder los wird. Aber deshalb in einem Forum solche Thesen zu verbreiten, finde ich schon leichtsinnig.

Damit sich nicht die Falschen angesprochen fühlen:
Das gilt jetzt vor allem für Guido und Traumtester.

Gruss Beate
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06 Okt 2012 09:57 #256878
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  • Guido. am 06 Okt 2012 09:22
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Hallo Beate,
beate schrieb:
Meinetwegen kann ja jeder machen, was er will.

Das hat sich in Deinem ersten Beitrag noch etwas anders angehört.
beate schrieb:
Jeder muss selbst dann sehen, wie er die Malaria wieder los wird. Aber deshalb in einem Forum solche Thesen zu verbreiten, finde ich schon leichtsinnig.

Das Du eine Meinung pro Prophylaxe äußerst, ist ja in Ordnung - aber vielleicht etwas differenzierter? Und vielleicht kannst Du die Maßstäbe, die Du an andere anlegst auch auf Dich selbst beziehen? Malarone hat Gegenanzeigen und Nebenwirkungen. Es ist definitiv sehr leichtsinnig, wenn Du als Laie hier mal eben die Behauptung aufstellt, das Malarone keine Nebenwirkungen hat. Zitat: "Und mit Malarone ist es doch wirklich kein Problem mehr, da keine Nebenwirkungen.". Diese Aussage kann für einige Menschen potentiell genauso tödlich wie eine Malariaerkrankung sein.

Beste Grüße

Guido
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06 Okt 2012 10:15 #256882
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  • Tomcat am 06 Okt 2012 10:15
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Erregerresistenzen gegen die Medikamente nehmen immer mehr zu. Prophylaxen sind absolute keine Garantie nicht doch eine Malaria einzufangen. Sie sind nur eine trügerische Scheinsicherheit.

Mückenstiche können durch richtiges Verhalten vermieden werden.


Gruss, Tom
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