16.03.
Ein kleines Schlamassel
In der Nacht hat es heftig geregnet. Die Luft ist feucht und schwer an diesem Morgen. Mir geht es zum Glück stetig besser, auch wenn ich zuhause wohl das Bett hüten würde - nein, das könnte ich mir hier nicht verzeihen, also los geht's um 6 Uhr.
Als wir die "stinky bridge" passieren, die Petra und ich noch gut vom letzten Besuch kennen, stellen wir fest, dass diese bei einem solchen Wetterumschwung gar nicht stinkt. Das hat aber auch einen guten Grund: Der Olare lief über Nacht so voll, dass er sogar wenige Zentimeter über die Brücke läuft und George beobachtet kurz konzentriert seine Fließgeschwindigkeit. Er scheint zu überlegen, ob wir die Brücke später noch einmal passieren können oder sie dann eventuell überflutet sein könnte. Nach kurzem Zögern fährt er aber weiter, sich seiner Sache sicher.
Wir kommen der Rhino Ridge, also dem Gebiet des Topi Pride immer näher und gerade Petra und ich würden uns ganz besonders freuen, den Topi Pride mit seinen mittlerweile 13 erwachsenen Cubs zu sehen, von denen wir beim letzten Mal 11 beobachten durften. Unglaublich, dass alle überlebt haben! Zunächst aber macht eine Hyäne den heutigen Anfang.
Dann fahren wir schnurstracks rechts von Rhino Ridge vorbei, wo wir in der Ferne schon wenige Autos entdecken. Die
Salas Boys sind im Anmarsch! Bzw. zwei von ihnen machen eine kleine Rast im nassen Gras und in der Ferne erscheint irgendwann Nummer drei.
Olepolos hier ist nicht unbedingt der hübscheste Löwe, liegt aber vielleicht auch einfach an der nassen Mähne, die lasch herunter hängt.
Orkitok bietet uns in der Ferne tolle Möglichkeiten, Filme aufzunehmen und Bilder zu knipsen. Er humpelt leider und ist verletzt. George erklärt, dass sie wohl eine Auseinandersetzung mit den vier noch namenlosen Nomaden hatten, die ihren Rekero Pride übernehmen wollen. Diese haben wir vor ein paar Tagen ja bei der Paarung mit den Mädels des Rudels beobachtet. Auch wenn die drei Salas Boys starke Löwenmänner sind, so hatten sie wohl keine guten Chancen gegen die vier jungen Männchen. Sie haben vorerst den Kürzeren gezogen.
Als Orkitok in den Büschen verschwindet, schwindet auch meine Hoffnung, alle drei zusammen auf ein Bild zu bekommen. Jetzt steht auch
Osapuk auf und schreitet in großen Schritten auf uns zu.
Auch er verschwindet in den Büschen und zuletzt hat Olepolos seinen Auftritt. Die Bilder von ihm im Gehen habe ich dummerweise alle gelöscht, aber Jennie hat mir eins zur Verfügung gestellt, sodass ich zumindest noch eine Kollage der drei hinbekomme.
Schade, schade. Die drei zusammen hätten schon ein tolles Bild abgegeben! Der Topi Pride befindet sich momentan in unwegsamem Gelände, also haben wir hier heute kein Glück. Wir fahren nun die Rhino Ridge entlang und staunen immer wieder, wie nass die Wege sind. Und da passiert es plötzlich - wir stecken tatsächlich fest! Normalerweise ist George zu ehrgeizig, sich in einer solchen Situation helfen zu lassen, aber hier hat das Festfahren nichts mit verkehrtem Fahrverhalten zu tun, wir stellen nämlich fest, dass wir schlicht aufgesetzt haben, weil die Spurrillen so extrem tief sind, was man durch das viele Wasser nicht erkennen konnte.
Hilfe ist im Anmarsch und wir versuchen irgendwie trockenen Fußes ein wenig Abstand zum Auto zu gewinnen, da es vielleicht beim Herausziehen spritzen könnte. Kurze Zeit später kommt Alex angefahren und er und George ziehen den Cruiser routiniert aus der Misere. Schon beeindruckend, welche Kraft das andere Auto aufwenden muss.
Wir bedanken uns herzlich bei Alex und fahren weiter. Jetzt ein bisschen bedachter, einmal kann passieren, zwei mal könnte peinlich werden
George erklärt, dass hier oben auf der Rhino Ridge das Revier von
Bahati beginnt, eine der berühmtesten Leopardinnen der Mara, die uns letztes Mal leider fern blieb. Sie hat momentan ein Junges. Statt Bahati zu finden, freue ich mich aber endlich mal über das erste kenianische Dik Dik, das es auf meine Speicherkarte schafft und nicht panisch weg rennt.
Zum Frühstück steuern wir ein tolles Plätzchen an, das Petra und mir noch sehr gut bekannt ist. Hier fließen Talek und Olare zusammen und auch hier ist es heute dank des Regens gar nicht stinky. Unzählige Hippos inklusive zwei Honeymoonern dümpeln unter uns herum während wir erstmal eine Tasse Kaffee genießen. Ja, und mal wieder schaffen wir es, kein Bild von diesem tollen Platz zu machen. Jennie ist nur auf die Hippos fixiert, Petra genießt und ich bin sowieso noch nicht wieder übern Berg.
Nur wenige Meter weiter finden wir einen alten Hippo Schädel und Jennie als Zahnärztin interessiert brennend dessen Kauleiste. Also wird kurzerhand mal das Radkreuz zweckentfremdet.
Petra testet unterdessen mal, wie schwer so ein Unterkiefer eines Hippos ist.
Ich entdecke eine ganze Kolonie Mistkäfer, die immer wieder wissen, wie sie einen faszinieren können. Wie man aus Scheiße quasi Kunst macht.
Auf der Weiterfahrt bewundern wir mehr Georges Fahrkünste als irgendwelche Tiere, denn die machen sich ein wenig rar.
Die Brücke können wir problemlos passieren, der Wasserstand ist sogar etwas gesunken.
Kurz vor dem Camp sehen wir aber noch einen wunderschönen Kronenkranich, der uns sogar fast den Gefallen tut und abhebt.
Zurück im Camp beobachten Jennie und ich fasziniert die Arbeit der Webervögel im Baum, der zwischen den Hauptzelten steht.
Jetzt ist es Zeit für eine Siesta. Jennie nutzt die Zeit, um Bilder zu sortieren, Petra und ich hauen uns aufs Ohr.
Fortsetzung folgt!