THEMA: DREI MONATE LANG KREUZ UND QUER DURCH KENIA
22 Jan 2016 14:17 #416086
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Hi Butterblume,

Dem einen oder anderen mögen Diskussion mit Polizei, CID, GSU und ähnlichem Gesocks Spass machen - mir nicht. Aber anscheinend ziehe ich diese Typen an wie Scheisse die Fliegen. Ich hätte noch mindestens ein Dutzend ähnlicher Situation, wobei ich jene besonders rührend fand, als ein Polizist, den ich ums Verrecken nicht schmieren wollte, zu meinem Sohn ging und sagte "this is not a good man!". Tja, Pech gehabt...
Letzte Änderung: 22 Jan 2016 14:19 von Mzeekenya.
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22 Jan 2016 15:46 #416100
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Auf los geht's los

Am nächsten Morgen gab's, wie immer, wenn ich Game drives mache, frühe Tagwache. Meine innere Uhr arbeitet mit schweizerischer Präzision und klingelt 05.30 Uhr. Keine Minute früher, keine später. Gestern hatte es unterwegs kräftig geregnet - einer dieser heftigen, ja gefährlichen tropischen Sturzregen, die Flüsse innerhalb von Minuten um Meter ansteigen lassen können. Nicht nur in der Wüste kann man in einem Bachbett ertrinken, wenn irgendwo in den Bergen Niederschläge fallen. Das passiert auch in Kenia immer wieder. In der Trockenzeit bauen die Menschen ihre Hütten viel zu nah an den Flüssen, um sich einen weiten Weg beim Wasserholen zu ersparen. Jedes Jahr ertrinken Dutzende von Menschen, die nicht früh genug vor den Wassermassen flüchten konnten.
Als ich um 05.35 Uhr aufstand, funkelten über mir Hunderte von Sternen und ich fand schnell das Kreuz des Südens, das in kurzer Zeit verblassen würde. Da ich weder frühstücke - von einer halben Flasche Fruchtsaft abgesehen - noch ein Zelt einpacken muss, wie unten stehendes Bild zeigt, bin ich innerhalb von fünf Minuten abfahrbereit. Die Kapdrosseln singen und die Gelbkehlfrankoline schreien in den jungen Morgen hinaus. Um 06.00 Uhr wird der Himmel im Osten heller und das ist für mich das Zeichen, loszufahren. Ich suche dann nicht unbedingt Tiere. Es ist noch zu dunkel, für gute Bilder. Ich fahre zu einem oder mehreren Bäumen, die ich, wenn immer möglich, am Abend vorher ausgesucht habe oder die ich von früheren Besuchen kenne. Dort warte ich auf den Sonnenaufgang.



So lief das Ritual auch diesmal ab. Es wurde sehr schnell hell und eine Viertelstunde nach sechs Uhr konnte ich die Wagenlichter schon ausschalten. Ich hatte fast eine halbe Stunde Zeit, mir eine schöne Akazie auszusuchen. Die Sonne geht um diese Jahreszeit ziemlich genau um 06.45 Uhr auf. Nachdem ich die Umgebung nach Löwen abgesucht - ihr Brüllen hatte mich nachts um zwei Uhr geweckt - und nichts Verdächtiges gefunden hatte, stieg ich aus dem Wagen und komponierte im Geist schon mal das "perfekte Bild". Von den Rangern hatte ich erfahren, dass sich keine anderen Besucher im Buffalo Springs befanden. Ich konnte deshalb ohne die Gefahr von Denunzianten den Wagen verlassen. Die Fahrer der Kleinbusse (sie werden von den Einheimischen despektierlich "this Nairobi boys" genannt), sind nämlich Spezialisten im Verpfeifen, wobei die Ranger bei meinen gelegentlichen "Übertretungen" der Park rules immer wieder mal ein Auge zugedrückt haben.







Löwen sind in den Parks ein spezielles Kapitel. Sie sind die Tierart, die bei Besuchern am meisten gewünscht wird. Im Samburu bzw. Buffalo Springs ist ihre Population bei weitem nicht so gross, wie z.B. in der Massai Mara, in der das Futterangebot viel grösser ist als in der Halbwüste nördlich von Isiolo. Ab und zu reissen sie eine Kuh, wenn die Samburu ihre Rinderherden in die Park getrieben haben. Dann gibt es unter den Viehhirten böses Blut und die jungen Krieger beratschlagen über Vergeltungsmassnahmen.
Ich habe so gut wie immer Löwen gefunden, wenn ich mich drei Tage und länger in dem Gebiet aufgehalten habe. Oft allein durch das Beobachten des Verhaltens anderer Tiere wie Impala, Beisa-Oryx und Grantgazellen. Löwen können sich unglaublich gut verstecken. Ein ausgewachsenes Tier ist selbst im nur gerade 30 cm hohen, dürren Gras auch aus einer Entfernung von vier bis fünf Metern kaum zu entdecken. Ich war daher recht vorsichtig, wo ich meine Schritte hinsetzte. Ich war früher oft bei Löwen und Löwenrudeln ausgestiegen - meist um meiner Begleitung oder mir selbst zu beweisen, was ich doch ein mutiger Kerl sei...
Es gibt zwei Situationen, wo ich das nie in Erwägung gezogen habe und wohl darum auch die letzten 50 Jahre überlebt habe: bei Löwen an einem Riss und bei einer Löwin mit Jungen.
Man kann sich, wenn man es nie erlebt hat, nicht vorstellen, wie schnell Löwen sein können. 50 Meter legen sie in drei, vier Sekunden zurück und wer mehr als einige wenige Meter vom Wagen ist, hat nicht einmal Zeit, ein letztes Gebet auszusprechen.
Nun, an jenem ersten Morgen fand ich keine Löwen (sie mich auch nicht) und wurde demzufolge auch nicht aufgefressen. Aber ich erlebte einen herrlichen Sonnenaufgang über den Hügeln, wobei ich mich mit dem Fotografieren sputen musste, denn in den Tropen steigt die Sonne innerhalb ganz kurzer Zeit am Himmel hoch und schon nach fünf Minuten ist sie ein rotsilberner, glühender Feuerball. Zufrieden packte ich meine Ausrüstung zusammen, stieg in den L/C ein und freute mich über den jungfräulichen Tag und das Fehlen jeglicher Touristen.



Letzte Änderung: 03 Mai 2016 14:46 von Mzeekenya.
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23 Jan 2016 12:24 #416181
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Italienische Kriegsgefangene...

Nicht nur die Briten haben sich im östlichen Afrika Kolonien geschaffen, sondern auch die Italiener. Sie bildeten aus Äthiopien, Somalia und Eritrea Italienisch-Ostafrika. 1940 griffen sie die englischen Kolonien an und erlitten im November 1941 eine vernichtende Niederlage, die zugleich das Ende ihrer ostafrikanischen Besitzungen bedeuteten. Viele der italienischen Soldaten kamen in Kenia in Kriegsgefangenschaft. Sie blieben dort nicht untätig, sondern bauten Strassen und bei Mai Mahiu eine Kirche, die überall in Italien stehen könnte. Ausserdem legten sie im Gebiet des heutigen Buffalo Springs National Reserves, das damals noch kein Wildreservat war, einen Swimming Pool (GPS: N 00°35.400, E 037°39.261, 2979 feet ü.M.) an, der bis zum heutigen Tag erhalten blieb. Kristallklares Wasser, das vom Mount Kenya stammt, lockt Menschen und Tiere an.
Der Swimming Pool wurde so gebaut, dass Wildtiere und das Vieh der Samburus, die in der Trockenzeit das Recht haben, ihre Tiere im Park weiden zu lassen, kein Wasser trinken können. Allerdings gibt es gleich daneben sehr gutes, fliessendes Wasser, das oberirdisch nach Nordwesten fliesst und nach einigen hundert Metern einen Sumpf bildet, in dem sich immer viele Wasservögel aufhalten und Elefanten, Giraffen, Antilopen und vieles mehr zur Tränke kommen.





Nachdem ich den kurzen, intensiven Sonnaufgang dutzendfach auf den Chip gebannte hatte, beschloss ich, mal kurz beim Swimming Pool vorbei zu schauen. Vermutlich waren noch kaum Tiere dort; sie kommen meistens erst im Laufe des späteren Vormittags und über Mittag, wenn die Sonne vom Himmel knallt. So war es denn auch. Eine Horde Anubis-Paviane sass auf der Umrandung des Schwimmbeckens. Sie sind fast die einzigen Tiere, die ans Wasser gelangen, weil Mauern und dergleichen für sie keine Hindernisse darstellen.
Die grossen Affen haben ausser dem Leoparden kaum natürliche Feinde und haben sich in vielen Gebieten, vor allem dort, wo Gemüse und Obst angpflanzt wird, zu Schädlingen entwickelt, gegen die es kaum ein Mittel gibt. Die mächtigen Männchen mit ihren fingerlangen Eckzähnen nehmen es mit jedem Hund auf und wenn sich mehrere zusammen tun, nimmt jeder Leopard Reissaus. Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder intensive Begegnungen mit Pavianen gehabt. Überall wo Touristen hinkommen und sich z.B. aus Lunchpaketen verpflegen, Chips naschen oder eine Frucht essen, ist schnell der Teufel los.



Die Paviane verlieren ihre ursprüngliche Scheu und überfallen die unvorsichtigen Besucher furchtlos. Selbst in Autos dringen sie ein. Als ich vor längerer Zeit mit Freunden von der Deutschen Botschaft auf Safari war und wir auf dem Public Campsite im Samburu unser Frühstück vorbereiteten, näherte sich ein rundes Dutzend Anubis-Paviane. Wir waren etwa zwanzig Leute. Männer, Frauen und Kinder. Als die Affen vielleicht noch drei, vier Meter entfernt waren, gingen wir Männer mit Stöcken auf die Paviane los und rannten ihnen über den Campingplatz nach. Genau auf diesen Moment hatte eine andere Gruppe gewartet und eroberte buchstäblich die Tische bzw. unser Frühstück, denn besonders die grossen Männchen haben vor Frauen und Kindern nicht den geringsten Respekt. Wir waren unsere Brötchen, die Butter und alle Früchte los und ich nehme an, dass sich die Paviane im Busch ins Fäustchen gelacht haben. Ein zweites Mal, am nächsten Morgen, funktionierte ihre Taktik allerdings nicht mehr. Ein paar der Männer blieben bei den Tischen und wehrten die Affen erfolgreich ab, während die anderen Männer sie in den Busch vertrieben. Wir lernten schnell, dass sowohl die Paviane wie die Grünen Meerkatzen sehr grossen Respekt vor Zwillen haben und meist schon losrennen, wenn man noch nicht einmal einen Stein "geladen" hat. Einfache, handgemachte Steinschleudern kann man in Kenia vielerorts für wenige Schillinge kaufen.

Durch die Flussniederung zum Uaso Nyiro

Vom Swimming Pool aus führen mehrere Strassen durch eine schneeweisse Kalkstein-Landschaft, in der wenig Gras wächst und nur ab und zu eine verkrüppelte Akazie. Nach Regenfällen blühen in der Einöde hunderte von Malvenstauden, die man hier nicht erwartet. Hier sieht man so gut wie immer auch Grantgazellen und Beisa-Oryx und meistens auch einige Netzgiraffen.



Diese wohl schönste der neun Giraffenarten hat ein relativ kleines Verbreitungsgebiet, das sich auf Nordkenia, Südäthiopien und Teile Somalias beschränkt. Ihres apparten Fellmusters aber auch des Fleisches wegen wird sie stark bejagt und ist in vielen Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ausgerottet worden.
Ich entdeckte in nicht allzugrosser Ferne einen einzelnen Bullen, der in den Kronen einer Akazie die frischen Triebe zwischen den fingerlangen Dornen heraus pflückte. Giraffen sind, zumindest für einen Fotografen, nicht gerade die fastizierendsten Tiere; sie können ohne weiteres eine halbe Stunde lang zur Salzsäule erstarrt stehen und unverwandt in die gleiche Richtung starren. Ich stellte in den folgenden Tagen fest, dass sich keine Weibchen und Jungtiere in den beiden Reservaten aufhielten, sondern nahezu ausschliesslich solitäre Bullen. Ein einziges Mal sah ich zwei Männchen, die insofern interessant waren, als sie völlig verschiedene Fellmuster zur Schau trugen.



Ich setzte nach einer kurzen Weile den Weg Richtung Flussniederungen fort, die zum einen aus Grassavannen bestehen, zum anderen von hohen Doumpalmen bewachsen sind. Ausserdem ist der Uaso Nyiro River nah und die Tiere müssen nicht weit zum Wasser gehen. Im Dezember hatte es allerdings mehrmals ausgiebig geregnet und es gab zahlreiche Wasserlachen und -pfützen, in denen das Wild seinen Durst stillen konnte. Alle drei National Reservate, Buffalo Springs, Samburu und Shaba liegen in einer semiariden Zone mit jährlich weniger als 400 mm Niederschlägen. In der langen Trockenzeit, von Dezember bis März/April, trocknet in manchen Jahren der Uaso Nyiro völlig aus. Die Elefanten graben dann im sandigen Flussbett 50 bis 80 cm tiefe Löcher, in die von unten das Wasser einsickert. Andere Tiere wie Giraffen, Impalas und Paviane profitieren von diesem "Wasserservice".
Angeblich trocknete der Fluss bis in die 70er Jahre nie aus; die zunehmende Bevölkerung auch in den halbwüstenartigen Gebieten verbraucht inzwischen soviel Wasser für die Pflanzungen und Plantagen, dass es immer öfter zu Wassermangel kommt. Anders als die Quellen bei den Buffalo Springs, die von den Niederschlägen gespiessen werden, die am Mount Kenya fallen, erhält der Uaso Nyiro sein Wasser aus den Aberdare Mountains. Weil dort Jahrzehnte lang rücksichtslos Wälder abgeholzt und Gemüsefelder angelegt wurden, konnte der Boden die Niedeschläge nicht mehr speichern; es floss auf direktem Weg in den Uaso Nyiro und von dort in die Lorian Sümpfe, wo das meiste Wasser verdunstet.





Auf Freiersfüssen

Bevor sich die Strasse zum Fluss senkt, hörte ich von einem der hinteren Räder ein Abrollgeräusch, das ich als Plattfuss diagnostizierte. Leider hatte ich recht, sah, dass der hintere linke Reifen fast die ganze Luft verloren hatte, parkte den L/C am Strassenrand und holte den Wagenheber heraus. Das Wechseln eines Rades ist kein Kunststück, wenn man das richtige Werkzeug dazu hat. Bedeutend kräftezehrender ist dann das Hochheben und fixieren des Tonnen schweren, platten Reifens auf das dafür bestimmten Gestell. Das von mir weiter oben erwähnte Dutzend junger, kräftiger Kerle, das jeweils um den Wagen herum steht, fehlte in diesem Falle völlig. Ich hatte zwar, unter dem Wagen, einen zweiten Ersatzreifen, aber im Buffalo Springs und im Samburu Reservat liegen soviele sechs, sieben Zentimeter lange, eisenharte Dorne auf den Strassen, dass man sich im Nu einen zweiten oder gar dritten Plattfuss einhandelt. Als erstes wollte ich deshalb den Reifen reparieren lassen. Ein entgegen kommender Minibus mit einigen Touristen gab mir Gelegenheit, den Fahrer nach einer Lodge zu fragen, die Plattfüsse repariert. Die meisten Lodges in den Parks stellen nämlich tagsüber aus Kostengründen ihre Dieselgeneratoren ab. Dann kann man zwar den Reifen flicken lassen, ihn aber nicht aufpumpen. Luft gibts dann erst wieder ab 18.00 oder 18.30 Uhr.

Innerhalb weniger Tage trocknen die Wasser führenden Bachbette aus und hinterlassen geometrische Muster
Letzte Änderung: 03 Mai 2016 14:47 von Mzeekenya.
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23 Jan 2016 14:00 #416201
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  • Mzeekenya am 22 Jan 2016 14:17
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Als deshalb ein Touristenbus vom Chokaa Gate herkam, hielt ich ihn auf und fragte den Driver, welche Lodge a) Reifen flicke und b) die auch gleich aufpumpen könne.
"Entweder die Ashnil Lodge, unten am Fluss," meinte der Mann, "oder die Samburu Simba Lodge, drei Kilometer von hier." Ich kannte beide und entschied mich für die Simba Lodge.
Ein Riese von einem Mann, wohl einen Kopf grösser als ich, hob den platten Reifen sozusagen mit dem kleinen Finger von seinem Gestell und hatte in wenigen Minuten den Sprengring und den Pneu von der Felge gelöst, den Schlauch heraus gezogen und ihn zur Kontrolle aufgepumpt. Unter einem alten Flicken strömte Luft in homöophathischer Menge
heraus. Ein neuer, grösserer Flicken drauf - und schon war der Schlauch wieder brauchbar.
Nachdem der Mann - er hiess Salomon - seinen Job im Nu erledigt hatte, wollte er etwas über mein Woher und Wohin wissen.
"Reist du ganz allein?", wollte er wissen.
"Ja, wie du siehst."
"Hakuna bibi?" (Swahili: keine Gemahlin)
"Nein. Ich war mit einer Kamba verheiratet. War nicht die beste Idee."
"Oh, oh, oh, eeeeh", meinte Salomon, "Kambafrauen sind Hexen. Das ist in Kenia bekannt.
Du erwachst eines morgens und deine Eier sind weg!"
"Da habe ich aber Glück gehabt. Meine wollte nur mein Geld. Das einzige Mal im Leben, dass
ich froh war, keines zu haben", meinte ich. "Aber ich will keine Bibi mehr."
"Eeee, du bist doch noch jung. Ohne Bibi bist du wie ein Auto ohne Räder."
"Nein, ich habe genug," sagte ich. "Just for fun."
"Hör mal Mzee, ich mache dir einen Vorschlag. Ich bin mit einer Samburu verheiratet und das sind gute Frauen. Sie lassen dir deine Eier. Meine Frau kennt einige Frauen in ihrem Dorf, die für einen Mann wie dich wie gemacht sind. Du gibst mir deine Handynummer und spätestens in zwei Monaten kann ich dir mindestens zwei Frauen vorstellen."
"Was soll ich mit zwei Frauen?"
"Du suchst dir eine aus und wenn dir beide gefallen, behältst du beide."







"Ich will aber keine Frauen in meinem Alter. Die sehen ja alle aus wie meine eigene Grossmutter."
"Nein, nein, die sind so um die vierzig. Die haben eine eigene Hütte und jedes Mal, wenn du
von einer Safari zurück kommst, hast du ein Heim und deine Frau kocht dir Ugali und Sukuma Wicki," lockte Salomon.
Ich habe auf meinen Reisen gelernt, fast alles zu essen. Aber Ugali und Sukuma Wicki sind zwei Gerichte, die erstens zuwenig Fleisch enthalten und mir zweitens im Mund und dann in der Speiseröhre stecken bleiben und letzten Endes meinen Magenausgang zukleistern. Ich habe nie begriffen, wie ein Volk von über 40 Millionen sich den grössten Teil seines Lebens freiwillig von diesen fürchterlichen Dingen ernähren kann und sie am liebsten dreimal am Tag geniesst.
"Okay Salomon," lenkte ich ein. "Ich gebe dir meine Handynummer und du rufst mich an,
wenn du für mich eine gute Occasion gefunden hast."
"Ja, so machen wir das. Und dann kommst du ins Samburugebiet und wir gehen in die Dörfer."

Kaptriele sind von ihrer Umgebung kaum zu unterscheiden


"Bevor ich weiterfahre, rafiki (Freund), solltest du mir noch ein bisschen etwas über den
Brautpreis erzählen."
"Der ist für einen reichen Mzungu ein Hühnerschiss. Sieben Kühe, zwei Schafe und
20 000 Schillingi in bar. Das ist fast geschenkt."
Von den Folgekosten erzählte Salomon nichts. Das ist wie bei einem Auto: die Anschaffung ist das eine, der Unterhalt das andere.
"I am not a tourist, Salomon. Also werden wir über den Preis verhandeln, wenn es zu einer Heirat kommen sollte. Und wenn ich mich nach zwei oder drei Jahren von ihr scheiden lassen will, bekomme ich dann den Brautpreis zurück?"
Salomon grinste: "Samburus können sich nicht scheiden lassen. Deine Kühe und dein Geld sind auf alle Fälle weg. Aber Samburus können mehrere Frauen haben. Da musst du dich gar nicht scheiden lassen. Nimmst einfach eine andere".
Diese Aussicht beruhigte mich ungemein. Ein Matriarchat scheinen die Samburus nicht gerade zu haben!
Ich bezahlte die Schlauchreparatur und gab Salomon ein fürstliches Trinkgeld von 100 ksh.
Dann fuhr ich zum Uaso Nyiro runter und sah die ersten Elefanten dieser Safari.

Gestern Abend rief Salomon an und sagte, er habe schon mal zwei Frauen, die ich mir unbedingt anschauen müsse...
Ich versprach ihm, nach der Marareise, die morgen Sonntag starten wird, ins Samburuland zu fahren.
Ich muss ja nicht heiraten, ich darf.




Letzte Änderung: 03 Mai 2016 14:51 von Mzeekenya.
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23 Jan 2016 14:48 #416213
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  • Botswanadreams am 23 Jan 2016 14:48
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Hallo Mzee

Einfach herrlich.
Deine Art, Episoden aus der Vergangenheit, Wissenswertes zu Land und Leuten mit einem Game Drive zu mixen, liest sich wie ein Buch. Du schaffst es, meine Vorfreude erheblich zu steigern. Besten Dank für die Fortsetzung.

Viel Spass in der Mara.
LG
Christa
www.botswanadreams.de

"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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23 Jan 2016 15:52 #416219
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Hi Christa. Danke für's Lob (ich fasse es jedenfalls so auf). A propos Buch: zusammen mit meiner Frau (keiner Afrikanerin) habe ich in 40 Jahren über 70 Bücher verfasst und illustriert...
Und was Stories betrifft: Morgen fahre ich bekanntlich für unbestimmte Zeit in die Mara. Wenn ich zurück bin, wird erst Buffalo Springs zuende geführt, dann Samburu und letzten Endes die Mara. Allerdings kann mir zur Zeit niemand sagen, wie die Wetter- und Bodenverhältnisse in der Mara sind bzw. ich höre alles von "staubtrocken" bis "die stehen alle unter Wasser". Es ist wie mit den Viehherden im Samburu - man muss selber hinfahren und sich ein Bild machen.
Schönes Weekend und Gruss aus Nanyuki (wo's seit 48 Stunden nicht mehr geregnet hat). Mzeekenya


Letzte Änderung: 03 Mai 2016 14:52 von Mzeekenya.
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