Kurzes Intermezzo in Nanyuki
Am 16. Oktober 2016 werden es 50 Jahre sein, seit ich zum ersten Mal afrikanischen Boden, in Mombasa, - mit einem französischen Schiff von Marseille kommend - betrat und eine erste Safari von sechs Monaten machen konnte. Es war die beste meiner über 100 Reisen durch alle Kontinente und zahlreiche Länder.
Meine Lieben zuhause finden es langsam an der Zeit, mit der Herumreiserei aufzuhören und
meinen Lebensabend "zuhause" zu geniessen - mit Filzpantoffeln, RTL und Enkeltochter.
Bisher habe ich das Ansinnen meiner Kinder weit von mir gewiesen, auch wenn ich zugebe, dass die Räder des LandCruiser jedes Jahr ein Stück schwerer werde, wenn ich eines wegen eines Plattfusses wechseln muss. Im Notfall steht aber meist ein Dutzend junger, kräftiger Burschen in der Gegend rum und die Jungs sind gerne bereit, Hand anzulegen.
Gestern ist mir aber etwas passiert, das mir zu denken gibt, auch wenn es einer gewissen Situationskomik nicht entbehrt (die ich, weil sie mich selbst betrifft, allerdings nicht besonders amüsant finde).
An der Hauptstrasse erstrecken sich Dutzende von kleinen und grösseren Shops
Auf der Suche nach...
Nach einer Safari, wie ich sie im Buffalo Springs und im Samburu Reservate erlebt habe, merkt man meistens, dass entweder am und für den Wagen irgendwelche Teile fehlen oder man selbst etwas entbehrt. Das ging mir auch diesmal so und ich wollte das Fehlende in Nanyuki kaufen, bevor die nächste Safari - vermutlich in die Massai Mara - in Angriff genommen wird. Was ich unbedingt einkaufen musste, waren ein paar Meter hundsgewöhnlichen, biegsamen Draht, mit dem man einen gebrochenen Auspuff fixieren kann, ein Türscharnier oder das Kühlergitter, dessen Schrauben sich aus dem Staub gemacht haben. Also fuhr ich zum grössten, bestsortierten Hardware Shop Nanyukis, zu Modsan, der von einem indischen Familienclan hervorragend geführt wird und ein Sortiment hat, um das ihn jedes deutsche und schweizerische Eisenwarengeschäft beneiden würde. Ich parkte den LandCruiser vor Modsan und betrat das Geschäft, nur um festzustellen, dass es zum Bersten voll war. Geduld ist nicht gerade meine Stärke (schliesslich bleibt mir nicht mehr soviel Zeit...!) und so verliess ich Modsan und suchte ein anderderes, kleineres Hardwaregeschäft auf, das wenige Dutzend Meter von Modsan entfernt ein eher kümmerliches Dasein fristet.
Da steht mein LandCruiser noch im Angesicht von Modsan. Ich träume doch nicht!
Ich war der einzige Kunde und meine Frage nach Draht wurde mit einem "ham' wir nich'" beantwortet. Natürlich auf Swahili. Die Besitzerin empfahl mir einen weiteren Hardware Shop, fast am anderen Ende der Kenyatta Avenue und ich machte mich auf den Weg dorthin.
Dort gab's auch keinen Draht, aber den Tipp, es bei dem Eisenwarenhändler soundso zu versuchen, der wiederum eine halbe Meile entfernt war. Und siehe da: Eisendraht in der gewünschten Dicke war vorhanden, aber meinem Ansinnen, zwei bis drei Meter zu kaufen, wurde nicht entsprochen. "Wir verkaufen Eisenwaren per keidschi." Das heisst übersetzt per Kilogramm.
Der Verkäufer erklärte sich ausnahmsweise bereit, mir ein halbes Kilogramm zu verkaufen, was er Phi mal Schnauze machte und ich den Laden mit mindestens einem keidschi besten
Drahts verliess. Frohgemut machte ich mich zu meinem LandCruiser auf und nahm den Weg unter die Füsse.
Als ich nach einer halben Stunde zurück kehre, steht der Wagen nicht mehr da. Oder sieht jemand das Auto auf dem Bild unten? Gestohlen, ist es mir durch den Kopf gefahren.
Als ich bei Modsan ankam, traf mich um ein Haar ein Schlaganfall: mein Wagen war verschwunden! Ich gestehe, dass mir mein Herz in die Hosen fiel und unten raus. Meine ganzen Habseligkeiten, vor allem die teure Fotoausrüstung, die Geldmittel, Ausweise und was man halt so auf einer ausgedehnten Reise mit sich rumschleppt, hatten sich verflüchtigt.
Ehrlich - ich empfand keine Freude. Alte Autos sind in Afrika gesucht und begehrt. Diebesbanden klauen sie und bringen sie innerhalb kürzester Zeit in einen Hinterhof, wo sie auseinander geschraubt und als gesuchte Ersatzteile verkauft werden. Angeblich ein Riesengeschäft.
Na, für ein paar Kilos mehr findet sich immer noch ein Plätzchen. Und ganz zuoberst sitzen dann die Mitfahrer
Der indisch-kenianische Nakumatt-Konzern hat sich in ganz Ostafrika ausgebreitet und ist in
jeder grösseren Stadt Kenias zu finden. Gut und teuer
Ein beliebtes Ziel weisser Besucher ist der Lilly Pond, durch den der Äquator führt. Hier trifft sich an den Wochenenden die einheimische Jugend und die Möchtegern-Schickeria
Die in Europa gesammelten Altkleider gehen ausnahmslos nach Afrika. Wer nicht unbedingt nach letzter Mode gekleidet sein will, kann sich in Kenia sehr, sehr preiswert einkleiden
Die Motorradfahrer bzw. die Räder - BodaBoda genannt - sind zu einer Seuche im schon vor ihrer Zeit chaotischen Verkehr geworden und verhalten sich noch schlimmer und unberechenbarer als die berüchtigten Matatu-Fahrer mit ihren Kleinbussen