Also Christa, dann machen wir weiter. Allerdings: ob ich's hier, in meinem Cottage in Nanyuki, eine volle Woche aushalte, wage ich zu bezweifeln. Ich bin gerade mal 24 Stunde hier und "es" juckt mich bereits wieder im Hintern, im Gasfuss, im Foto-Auslöse-Finger oder sonstwo.
Ich gehe feste davon aus, dass der grössere Teil meiner Berichte erst in der Schweiz geschrieben wird - nicht zuletzt, weil ich heute aus den drei Monaten vier gemacht habe, meinen Rückflug also um einen Monat verschoben habe - und mir fest vorgenommen habe, die zusätzliche Zeit reisend und nicht sitzend zu verbringen.
Fast endlos lange Tage
Wie bereits bemerkt, gibt es bei Game drives immer ein frühes Aufstehen, aber anders, als meinen Gruppenreise-Freunden, serviert mir niemand Kaffee oder Tee. Ein Schluck Wasser oder zwei, ein Blick nach Osten und dann den LC vorglühen und hoffen, dass sich die beiden Batterien nachts nicht entladen haben...
Dann so schnell wie's erlaubt ist, einige schöne Akazien, ansteuern und als Vordergrund vorsehen. Und zwanzig Minuten oder so darauf warten, dass die Sonne über den niederen Hügeln aufgeht, das Gras golden aufscheinen lässt und die Bäume als Scherenschnitte in den schnell heller werdenden Himmel zeichnet.
Gestern habe ich die Plains kreuz und quer durchfahren und gehofft, Geparden zu finden, die hier Grantgazellen oder junge Beisa-Oryx jagen. Leider vergeblich. Ausser einigen Somalistraussen (diese Art hat blaue Beine und einen blauen Hals, im Gegensatz zu den Massaistraussen, die rote Beine und einen roten Hals haben), Grantgazellen, wenige Generuks oder Giraffengazellen und noch weniger Grevy-Zebras, gab's nichts Aufregendes zu beobachten. Seit Jahren habe ich in den beiden Parks, Buffalo Springs und Samburu, keine grossen Ansammlungen dieser schönsten Zebraart, von der es nur gerade noch 2 500 Exemplare geben soll, gesehen. Früher waren 50, 60 Tiere keine Seltenheit.
Grantgazellen-Bock im Buschland.
Gerenuk oder Giraffengazellen kommen, sofern notwendig,
Monate, sogar Jahre, ohne Wasser aus!
Männlicher Somalistrauss, noch nicht in Balzstimmung.
Grevy-Zebra Stute mit Fohlen.
Fohlen des Grevy-Zebras.
Auch die Anubis-Paviane halten sich gern in den Plains auf, in
denen sie eine gute Über- und Weitsicht haben und Raubkatzen wie Löwen, Geparden und Leoparden schon von weitem sehen. Die wehrhaften Männchen gehen dann schreiend und tobend auf die
Feinde zu und selbst die Löwen halten der geballten Kraft von zehn, zwölf und mehr ausgewachsenen Pavianen nicht stand. Ein ungeheuer eindrückliches Schauspiel, das ich vor Jahren einmal im Samburu beobachten konnte.
Herr und Frau Anubis-Pavian auf dem Weg zur Sippe.