so, 2/3 der Türchen sind bereits geöffnet, langsam geht es auf die Zielgerade!
Türchen Nummer 17
Seite 65 Zeitpunkt: Juni
Eine interessante Begegnung. Wobei weder das verhältnismäßig kleine Croc noch das Warzenschwein große Angst voreinander zu haben scheinen. Ein kurzes Beschnuppern von Seiten des Warmblüters und das war es dann auch schon. Dem Kaltblüter war es scheinbar egal.
Seite 75 Zeitpunkt: April
Ich bin mir 100% sicher! Er träumt gerade von einem zarten Büffelsteak mit Kräuterbutter und Pommes!
ACHTUNG ! NICHTS FÜR ZARTE GEMÜTER !
Seite 70 + 71 Zeitpunkt: März
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Es ist inzwischen 09:30, die Luft fängt an, in der Hitze des Tages zu flimmern und immer noch ziehen neue Gruppen von Gnus und Zebras zur Wasserstelle. Speziell die Neuankömmlinge sind sehr vorsichtig, wenn sie die ersten Schlucke Wasser zu sich nehmen. Ich habe das Gefühl sie rechnen damit, dass sich eventuell ein Krokodil im Wasser verbirgt. Und wieder bricht kurz Panik aus, wenn der Wind auffrischt, der Geruch der Löwen scheint weiterhin in der Luft zu liegen. Etwa 300 Zebras stehen nebeneinander und starren gebannt in eine Richtung.
Nicht weit von den „Löwenbüschen“ steht ein Gnubulle. Er hat hier sein Revier und wartet darauf, dass interessierte Damen bei ihm vorbeischauen. Andere Bullen sind deshalb ganz klar unerwünscht. Plötzlich erscheint ein Neuankömmling, der sich im umliegenden Buschland aufgehalten hat. Dieser Bulle achtet nicht auf den Mindestabstand und ist damit ein potentieller Nebenbuhler. Jetzt geschieht etwas, das man in einem Gerichtsprozess wohl „Beihilfe zum Mord“ nennen würde. Der „Landeigentümer“ fordert den Neuankömmling nicht einfach zum Kampf heraus, sondern rennt in einem Halbkreis um ihn herum und treibt ihn zielgerichtet zu den Löwen, die immer noch im Buschwerk liegen. In diesem Moment sehen wir zwei Löwinnen bereits aufspringen und in der typischen geduckten Haltung dem zweiten Bullen entgegenlaufen, dabei nutzen sie jede Deckung aus. Dann verschwinden sie im Buschwerk. Baba gibt einen kurzen Befehl, wir springen ins Auto, er startet sofort den Motor und wir fahren so schnell es geht zum „Tatort“.
Bevor wir die Stelle erreicht haben, hören wir bereits ein jämmerliches Stöhnen. Als wir um den letzten Busch herumfahren, können wir das Drama aus nächster Nähe beobachten. Die Löwinnen haben das Gnu erwischt und zu Boden gerissen. Während eine Löwin die Kehle zudrückt, halten die anderen drei den Körper fest. Der Gnubulle stöhnt und wehrt sich heftig, aber gegen die geballte Katzenmacht hat er keine Chance. Trotzdem sind die Löwinnen vorsichtig, um nicht von den zuckenden Hufen verletzt zu werden. Jetzt erscheint auch der Nachwuchs, wartet aber ab, bis die Mütter und Tanten ihr Werk vollendet haben. Auch die junge einäugige Löwin, die wir gestern beobachtet hatten, ist mit von der Partie.
Nach etwa drei Minuten ist das Drama beendet, so denken wir zumindest. Während das Gnu seinen letzten Atemzug aushaucht, öffnen sieben hungrige Katzen bereits den Körper der Antilope und fauchen sich gegenseitig an, um die besten Stücke für sich zu beanspruchen. Das mag sich ziemlich brutal anhören, aber ich befinde mich jetzt in einer anderen Welt. Ich schaue durch das kleine Guckloch meiner Kamera, checke die Belichtung und die Schärfe und knipse, was das Zeug hält, denn genau dafür bin ich hier. Dabei geht es mir nicht um möglichst blutige Aufnahmen, sondern ich versuche, einen Teil der ungezähmten Wildnis Afrikas zu dokumentieren und dem Betrachter der Bilder näher zu bringen. Und dazu gehören auch solche Aufnahmen, denn wir sind nun mal nicht im Zoo. Für die wilden Tiere Afrikas findet jeden Tag ein neuer Überlebenskampf statt, da ist kein Platz für sensible Charakter.
Keine zehn Minuten später hören wir ein abgehacktes, tiefes Gebrüll. Jetzt erscheint der Löwenmann, den wir gestern bei der Paarung beobachtet haben. Ohne eine Sekunde zu zögern, attackiert er das restliche Rudel. Die Löwinnen sind nicht sofort bereit, ihre Beute abzugeben, der Streit wogt hin und her, der Sand spritzt auf und das Gefauche und Gebrülle nimmt kein Ende. Der Löwenmann verteilt heftige Prankenhiebe, während seine Mädels sich auf den Rücken rollen und die Zähne fletschen. Die halbwüchsigen Rudelmitglieder haben bereits das Weite gesucht und beobachten aus sicherer Entfernung die Szene. Zum Schluss behält der Löwe jedoch die Oberhand, die restlichen Katzen geben sich geschlagen und ziehen sich zurück.
Jetzt erscheint die Dame seines Herzens auf der Bildfläche. Sie wird sofort von ihrem Liebhaber in Empfang genommen und zum toten, halb geöffneten Gnu begleitet. Meine Frau Ruth ist außer sich. „Das darf doch nicht wahr sein! Die Frauen haben die ganze Arbeit geleistet und jetzt kommt dieser Macho und beansprucht alles für sich und seine Tusnelda!“ Baba und ich können gerade noch verhindern, dass meine Frau aussteigt und den Löwenmann zur Rede stellt
Inzwischen liegt seine „Flamme“ vor dem Gnu und frisst. Der Löwenmann schaut uns scheinbar triumphierend an, dann begattet er sie. Irgendwie ist das für uns eine bizarre Situation. Mit blutverschmiertem Kopf schaut die Löwin kurz in unsere Richtung. Wenn man ihren Gesichtsausdruck interpretieren möchte, dann scheint sie zu sagen: „Naja, wenn es unbedingt sein muss, dann soll er sich halt mit mir vergnügen. Zumindest habe ich eine leckere Mahlzeit“.
Guide Baba bestätigt uns, dass er solch eine Szene bisher noch nicht beobachten konnte. Inzwischen steht das Fahrzeug eines Tierfilmers vom National Geographic neben uns. Er ist ziemlich frustriert. „Da fahre ich ein halbes Jahr durch Savute, um so etwas aufzunehmen und jetzt komme ich auch noch zu spät“. Wir bedauern sein Pech, sind aber absolut glücklich, dass wir diese Vorstellung hautnah miterleben durften.
… Fortsetzung folgt …