Hi,
zur Sicherheitslage in Namibia meine neueste eigene Erfahrung kurz zusammengefasst.:
Meiner Meinung und Einschätzung nach hat die organisierte Kriminalität auch Namibia längst erreicht. Es geht nicht mehr um den Gelegenheitsdiebstahl, nicht um eine eingeschlagene Autoscheibe oder einen Handtaschendiebstahl, wie in touristischen Entwicklungsländern. Es geht um strukturierte, organisierte Kriminalität mit durchorganisierten Absatzmärkten und einer technisch hochgerüsteten Täterschaft.
Dort wo die Polizei schwach ist, dort blüht die Kriminalität. Wie z.B. in Okahandia. Dort klaute man mir am ersten Urlaubstag unter den Augen der Polizei neben dem Sicherheitswachmann der Bank vor dem Personal des SPAR am hellichten Tag vor ca. 100 Passanten mittels eines sog. Jammerers, den man an jeder Straßenecke kaufen kann (derzeit neuestes Modell 398,-- €) meine gesamte Kameraausrüstung, obwohl ich ca. 5m neben dem Fahrzeug "Wache" stand.
Bitte jetzt keine "besserwissi Kommentare" oder etwa Beileidsbekundungen. Sondern allenfalls nur auf das Thema "Sicherheit in Namibia" konzentrierte Kommentare.
Meine Anmerkungen:
1. Gegen vorbereitete Kriminalität gibt es so gut wie keine Abwehrmöglichkeit, egal wo und egal wann. Der Täter kennt den Tatort, kann die Beteiligten bestimmen, kann das Opfer steuern, und er verfügt über sämtliche Startvorteile die das Überraschungsmoment bietet.
2. Die Wahrscheinlichkeit Opfer organisierter Kriminalität in Tourismusländern zu werden steigt mit dem Entwicklungsstand des Urlaubslandes. So ist es einfacher, sein Kameraequipment in Italien am Gardasee zu verlieren, als in Mana Pools. Interessant sind hierzu die Schilderungen z.B. im dslr-forum / Unterforum Diebstahl.
3.Konkret zu Namibias Polizei: Tut mir leid, meine bisherige Erfahrung ist, setzten "6"!
Alleine die Anzeigenaufnahme war ermittlungstaktisch eine Katastrophe. Vor etwa 20 "Kunden" der Polizeistation Okahandia nahm die nette Inspektorin meine Anzeige in größter Ruhe auf. Alle konnten mithöhren Damit ist jeglicher Ermittlungsansatz schlicht verraten. Die weiteren polizeilichen Maßnahmen waren, beim SPAR nach einer Videoüberwachung zum Tatort zu fragen und mitgeteilt zu bekommen, dass diese nur für den Innenbereich des SPAR besteht und dann auf Roadblocks hinzuweisen..... So ein Blödsinn. Da mein Fall sicher nicht der Erste in Okahandia war ist der Umfang der Videoüberwachung sicherlich amtsbekannt.
Nun, man gibt die Hoffnung in die Polizei ja nur sehr ungern auf. So versuchte ich nach der Rückkehr vom Camp Syncro, also nach ca. 2 Wochen sogar über die "Touristen-Polizei" in Swakopmund herauszubekommen wie der Stand der Ermittlungen ist. Trotz 2-tägiger persönlicher Nachfrage war nichts in Erfahrung zu bringen.
OK, wieder daheim. Die namibische Polizei hat einen tollen Internetauftritt. Jeder Verantwortliche ist mit e-mail Adresse benannt. Egal, wer von mir angeschrieben wurde, keine Antwort.
Derzeit laufen noch andere Versuche Auskunft zu bekommen. Dazu eventuell mal später. Anmerkung: Ich bin seit 32 Jahren Berufsrichter.
Jetzt noch etwas für Krimi-Interessierte. Die Haupttageszeitung der Namibier hat auf Seite 3 einen großen Artikel über den Diebstahl gebracht. Ich habe darin eine Belohnung für die Kameras ausgesetzt. Wow, die Trittbrettfahrer waren toll. Einer hat sich als Polizist ausgegeben und wollte 2.000,-- Rand per Bank-Handy-Transfer usw. Dank dem Inhaber von Wüstenquell und dem Chef unserer Autovermietung wurden die Trittbrettfahrer ganz schnell entlarft.
Aber, ich traf die Diebe wieder! Wieder in Okahandia, wieder der selbe kleine rote Wagen mit den auffallenden blauen Alufelgen - wie ich es der Polizei geschildert hatte! 3 Wochen nach dem Diebstahl, auf der Rückfahrt nach Windhoek.
Die waren offensichtlich unter den Trittbrettfahren, deutschsprachig, angeblich ein Farmer, der einem seiner Arbeiter die Kameras abgekauft hatte und sie mir in Okahandia bei der Shell-Tankstelle wiedergeben wollte. Nein, sie waren zu dritt und wollten auch noch meinen Kofferraum aufbrechen. Nur ich war diesmal schneller.
Die Konsequenzen:
Ich bin ganz allgemein der Meinung, dass der Verkauf eines Schlosses (an der Autotüre) und eines dazu passenden Schlüssels suggeriert, dass das Verschlossene wenigstens relativ sicher ist. Da mit moderer Technik die Funk-Schlüssel unserer KFZ beliebig manipuliert werden können, ist der Verkauf dieser "Sicherheit" eine Verbrauchertäuschung (§ 5 VerbrSchG).
Ich habe deswegen bei uns die zuständigen Verbraucherschützer entsprechend informiert und bin mir SICHER keine Antwort zu bekommen.
Für die Autovermieter in Namibia gibt es nur eine sinnvolle Möglichkeit, der Gefahr zu begegenen, die Batterie aus den Funkfernbedienungen zu entnehmen und so den Mieter zu zwingen, das KFZ händisch abzuschließen. Ob dann die Wegfahrsperre aktiviert wird muss jemand anderer beantworten.
Für jeden Namibia Touristen: Namibia ist ein tolles Land. Aber nicht mehr wenn man ein gewisses Alter hat, das Beute verspricht.
Schlusskommentar meiner Kinder:
Warum haben die die Lateinbücher nicht mitgenommen.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Viele freundliche Grüße an unser Forum
Dr. We