Am Donnerstag dem 29. März
weckte uns ein freundlicher Morgen mit angenehmen 17°.
Nach einer weiteren unruhigen Nacht, in der wir die Ohren ständig am Fenster hatten, um den Rauschpegel zu kontrollieren, packten wir ein und machten uns mit leichten Bauchgribbeln auf, den Flussübergang zu inspizieren.
Erleichterung machte sich breit
Doch Ernst hielten erst einmal an und liess (wirklich! vorsichtshalber!) einem hinter uns fahrenden Camper den Vortritt.
Naja.....
An einem kleinen Dorflädeli in Otjomatemba hielten wir an um noch Wasser, Bier und Haarshampoo zu kaufen
und wurden dabei von der einheimischen Kundschaft mit freundlichem Interesse beobachtet.
An der Kasse stand eine junge Mutter mit einem zwängelnden Buben, welcher sich im (natürlich wie bei uns auch), neben der Kasse stehenden Regal mit Süssem bedient hatte und sie wollte oder konnte es nicht kaufen.
Das brachte natürlich Ernstens inkonsequentes Grossvaterherz zum schmelzen. Er kaufte ihm ein paar von den merkwürdig aussehenden wie in Leuchtsignalfarbe getauchten Mocken. Der Kleine war überglücklich!
Bei unserer anschliessenden Diskussion im Auto ging es dann um den Sinn oder Unsinn solcher "Geschenke".
Natürlich sind alle KInder hinter Süssem her, doch wissen wir ja nicht, wie es hier mit der Zahnhygiene gehandhabt wird und ein Zahnarzt wird auch nicht gerade um die Ecke sein. Das zahnlose Lächeln vieler Einheimischer war eine Realität.
Wir einigten uns, bei nächster Gelegenheit nur noch zuckerfreie Gummibärchen zu verschenken.
Aber ich schweife schon wieder ab!
Wir erreichten die Abfahrt zum Camp Aussicht gegen 13 Uhr.
und wurden mit skurrilen, philosophischen und nicht immer rechtschreibungskonformen Schildern auf den richtigen Weg geleitet
Als erstes trafen wir auf Marius im Übergewändli. er war gerade mit seinen Mitarbeitern am irgendetwas reparieren, das heisst er war am schaffen und seine Mitarbeiter schauten sitzend zu.
Er begrüsste uns sehr herzlich und verwies uns an seine Assistentin, eine nette junge Frau, welche uns erst einmal alles erklärte und auf die CS2 schickte
Wir inspizierten unsere Umgebung
das Hüsli, idyllisch am Berg gelegen
bei dieser Aussicht braucht man keine Zeitung, wenn das Geschäftliche etwas länger dauern sollte.
Wir stellten uns den Nachbarn vor. Sie kamen von Solothurn und wir waren hocherfreut endlich wieder mal mit Leuten Schwiizerdütsch zu reden. Zumal ich mich im Englischen nur seeeehr rudimentär verständigen kann.
Für den Abend hatten wir uns bei Marius zu Essen angemeldet unter der Bedingung, unseren Wein selber mitzubringen.
Am gemeinsamen Esstisch wurde uns ein feines Essen (Reis mit Kudugehackten und Rüeblisalat) serviert.
Doch halb Neun war dann für uns Ende. Die zwei fast schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut.
Freitag der 30. März
war Karfreitag und begann um Sieben bei klarem Himmel und frischen 17°.
Marius erwartete uns um neun zu einer Fahrt zu den Himbadörfern, welche er betreute.
Mit uns fuhr noch ein deutsches Ehepaar mit. Wir hatten (durch Anregung aus dem Forum) abgelegte Kinderkleider von unseren Enkeln mitgebracht, welche Marius sehr erfreut entgegen nahm. Beatrice und Wolfgang brachten Schreibutensilien. Alles war hoch willkommen. Er wird das direkt an ihm bekannte Lehrer weitergeben, die dann alles verteilen.
Auf der Hinfahrt zu den Himbas, unterrichtete Marius uns über die derzeitige Situation dieses Volksstammes.
Er wetterte (wahrscheinlich zu recht) über die Regierung, welche den Himbas das moderne Leben aufzwingt.
Im Dorf waren nur Frauen und Kinder anwesend. Laut Marius leben die Männer separat und kommen nur um das Geld, das die Frauen mit ihrem Kunsthandwerk erwerben abzuholen und für Alkohol auszugeben.
Wir sahen auch die schnell versteckten Handys und diverse andere neuzeitliche Utensilien.
Ein Volk welches den Spagat zwischen Tradition und Moderne probt.
Alles nehmen sie aber nicht an
Das waren "geschenkte" Toilettenhäuser, wurden aber nie benutzt, sondern als Abstellkammer umfunktioniert.
Ihre Haartrachten faszinierten mich
Diese Kunstfrisuren kann man sicher nicht täglich erneuern.
Mir wurde gesagt, dass die Frauen mit einer Kopfstütze schlafen. Bei dieser Vorstellung knackten meine Halswirbel lautstark.
Zurück im Camp liessen wir uns im Stollen der Dioptasemine die Fledermäuse um die Ohren fliegen
und kramten uns im Steinbruch ein paar von denen fast künstlich anmutenden Steinen als Souvenir heraus.
Auf dem Grill machten wir uns am Abend ein feine Boerewors und Tomatensalat und zogen anschliessen mit unserer Weinflasche in Marius' "gute Stube". Am grossen Familientisch waren die anderen Gäste noch am essen.
Man rückte zusammen, wir bekamen Weingläser hingestellt und die Aufforderung kräftig zuzulangen.
Nicht so einfach mit vollen Magen.
Doch was uns da offeriert wurde, war eine kleine kulinarische Sensation.
Marius' Schwester war zu Besuch und hatte panierte Termitenpilze zubereitet. Sie ähneln unseren Wiesenchampignons, sind aber fleischiger. Sie wachsen an und um Termitenhügel. Man sollte aber nur die von der Erde essen, von denen am Hügel würde man dann das letzte Mal gegessen haben, meinte Marius schmunzelnd.
Später kam es dann noch zur grossen Fressshow der Stachelschweine. Sie standen schon vor der Terrassentür in Warteposition.
Es wurde noch lange in illustrer Tischgesellschaft über Gott, die Welt und besonders Namibia philosophiert und diskutiert.
Am Karsamstag, den 31. März
wurden wir ganz herzlich von Marius verabschiedet.
Der Aufenthalt in Camp Aussicht ist uns als eine Begegnung der besonderen Art in Erinnerung geblieben.
In Opuwo mussten wir uns wieder einmal mit Nahrungs- und Genussmittel für die nächsten sechs Tage eindecken, denn bis Ruakana gab es keinen Shop.
Weiter ging es auf einer äusserst miserablen Schotterpiste. Unterwegs trafen wir diese Kleinfamilie an.
Die Frau fragte nach etwas zu trinken. Wir gaben ihr eine Flasche Wasser, doch der junge Mann wollte Geld und das gab's nicht!
Je näher wir unserem Ziel Epupa Falls kamen, umso bedrohlicher sah es am Himmel aus
da kam allen Ernstens etwas auf uns zu.
Gegen fünf kamen wir im Camp an und wurden zur CS 4 geschickt. Zur dieser musste man durch ein Tor und anschliessend durch einen schmalen knöcheltiefen Bach fahren.
Unsere CS war sehr schön direkt am flachen Ufer des Cunene gelegen.
Während unseres Nachtessens (Chili con Carne) wurden wir von einem schöner Regenbogen überspannte .
Aber dann kam der Regen und wir mussten den Rest des Abends im Fahrerhaus verbringen.
In der Nacht wurden wir wieder einmal durch heftige Gewitter wach gehalten. Es schüttete wie aus Kübeln.
Am nächsten Morgen sah es dann so aus
Ernstens neuer Tagesjob: Wasserstandsbeobachtungen!
Wir schauten uns auf dem Platz erst mal um und stellten fest, dass wir fest sassen!
Wir standen auf einer Insel umspült von mittlerweile sehr hoch gehenden Cunene und dessen Bachlauf.
Einige Plätze hatte es überschwemmt und die Camper mussten umziehen.
Eine Camperin machte aus der Not eine Tugend.
Wir standen mit den anderen Festsitzenden diskutierend am Wasser als plötzlich der Chef vom Camp vor uns stand. Sein T-Shirt war bis über der Brust nass. Er war an einer weniger! tiefen Stelle rüber gelaufen. Ein Mitarbeiter kam auch noch dazu, welcher aber trocken war. Er hatte die sogenannte "Monkey-Brücke" benutzt, welche ca. 50m weiter oben war. Über die könnten wir zum Restaurant zu kommen.
Inzwischen zeigte sich das Wetter wieder von seiner besseren Seite und wir beschlossen am Abend nach dem Essen, auf einen Schlummertrunk rüber zu gehen.
Wohlweislich nahmen wir Taschenlampen mit, leider aber keine Kamera!
So kann ich euch nur von unserem Brückenabenteuer erzählen.
Diese sogenannte Brücke entpuppte sich nämlich als extreme Herausforderung an unser artistisches Können, unsere Seefestigkeit und unsere Nervenstärke.
Da waren an nur zwei Drahtseilen in unregelmässigen Abständen runde Holzknüppel irgendwie befestigt. Einige waren angebrochen oder verfault. Als Handlauf dienten wiederum nur zwei verrostete Drahtseile.
So machten wir uns zum Affen und hangelten uns hinüber.
Nach einem gemütlichen Sundowner auf der leicht erhöhten und trocken gebliebenen Terrasse
Bild vom nächsten Morgen (Anm. d. Red.)
absolvierten wir die Brückenüberquerung in gleicher Manier jedoch mit ein paar Promille intus wesentlich entkrampfter.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf. Gottseidank hatte sich das Wasser überall ziemlich zurückgezogen und wir konnten gegen Acht seeehr vorsichtig durch den nur noch räderhohen Bach fahren.
Wir wurden von der Chefin zu Frühstück eingeladen und sassen noch eine Weile mit den anderen ehemaligen Verbannten, Camperlatein spinnend zusammen
Aber dann hiess es Abmarsch. Wir hatten noch eine heikle Fahrt über die D3700 zur Cunene River Lodge zu bewältigen.
Jetzt lasse ich das erst mal so stehen.
Ob die Fahrt über D3700 wirklich so heikel war, wie oft beschrieben und was wir in der Cunene River Lodge erlebten, erzähle ich euch das nächste Mal.