THEMA: Bis in den Caprivi und wieder zurück
07 Jun 2018 18:47 #523102
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  • yanjep am 07 Jun 2018 18:47
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Nach den liebevoll auf den Punkt gekochten Einern sind wir durch tolle Landschaften Richtung Sesriem gefahren.








Am Kuiseb Canyon haben wir angehalten, um den dortigen Cache zu suchen. Eine breite Fahrspur führte unter einer Brücke in den Canyon, wir haben oben geparkt und sind zu Fuß runter gegangen. Am hellerlichten Mittag und strahlendem Sonnenschein. Eine kleine Gruppe von Leuten hatte es sich unter einem Baum gemühtlich gemacht, eine „Irgendwas mit Medien“ Tante mitsamt Kameramann haben ein Interview aufgezeichnet. Als wir an denen vorbeigelaufen sind, kam der mahnende Hinweis „Sie wissen schon, daß Sie das Naturschutzgebiet nicht betreten dürfen?“ Nein, wissen wir nicht, es steht kein Schild da und warum soll das Herumlaufen auf einem Weg zwischen Felswänden verboten sein? Also dreh Deinen Beitrag zum Frühstücksfernsehen in Frieden weiter und laß uns in Gottes Namen in Ruhe. Mattes hat den Cache gefunden, wir sind wieder zurück gegangen. Und wieder die ungebetene Ansprache: „Sie wissen, was hier passiert ist?“ „Ja klar, vor ein paar Wochen hat ein Leopard Nachts wen angegriffen“. „Nicht besonders clever von euch, der Leopard ist noch in der Nähe“. Ja klar, nach vier Wochen treibt der sich hier noch rum, beweist guten Geschmack indem er die Fernsehheinis unter dem Baum unbehelligt läßt und greift sich am hellsten Mittag ein paar Leute (uns). Guten Tag, guten Weg. Wären doch bestimmt ein paar schicke Aufnahmen geworden, wenn mittemang der ausgesprochen wildlosen Felsenwand Wochen nach dem Vorfall Mittags ein Leopard Jagd auf uns macht.

In Sesriem sind wir, wie uns in Swakopmund im NWR-Büro geraten wurde, zur Campverwaltung gegangen und haben nach einer freien „overfloating-campsite“ gefragt. Das war überhaupt kein Problem. Dazu muß man wissen, daß es sich um ein riesiges Gelände handelt. Auf dem sind ein paar campsites numeriert und mit Wasser- und Stromanschluss versehen. Der Rest ist sozusagen Brachland. Auf dem Gelände, auf dem sich auch die sites mit Anschlüssen befinden ist sehr groß und es finden sich da viele freie Stellen mit schattenspendenden Bäumen. Wir wurden auf einen Platz daneben verwiesen mit exakt zwei Bäumen. Unter einem der Bäume hatte ein polnisches Paar sein Lager aufgeschlagen, wir haben uns den Platz unter dem zweiten Baum gegriffen. Es war recht windig, der Sand wurde über die Ebene geblasen. Die Einrichtung des Camps war also vorgegeben: Das Auto als Windschutz ganz nach links, neben das Auto Tisch, Stühle und das Zelt soweit wie möglich in den Schatten des Baums. Das Waschhaus war so weit entfernt, daß eine kostenpflichtige begleitete Wanderung durchaus eine zusätzliche Einnahmequelle für den NWR gewesen wäre. Zum Glück konnten wir die Toilette der gegenüberliegenden Bar benutzen.

Wir hatten uns gerade häuslich eingerichtet, als zwei junge deutsche Frauen ankamen und fragten, ob wir ihre vorreservierte campsite Nr. 1 belegt hätten. Nein, haben wir nicht. Doch, hätten wir wohl, die Damen am Empfang hätten genau in unsere Richtung gezeigt. Nach einigem Hin und Her hat Mattes irgendwann ziemlich verärgert gesagt „egal, wo Ihre campsite ist, hier ist sie nicht“ und sie sind endlich abgezogen (Das Schild mit der 1 drauf direkt nebenan war wohl schlecht zu lesen). Die dazugehörigen jungen Männer haben in der Zeit einen Reifen wechseln lassen und irgendwann haben sie ihre campsite denn auch glücklich gefunden. Wären wir schlau gewesen, hätten wir reumütig unsere site mit ohne alles (aber zum vollen NWR Preis) zu deren Gunsten aufgegeben und uns ihre „offizielle“ campsite unter den Nagel gerissen.

Wir haben unsere Vorräte durchgeschaut und ein halbes angeschimmeltes Weißbrot und noch so einiges in einer Plastiktüte als Müllbeutel an den Baum hinter uns gehängt. Ein kapitaler Oryxbulle, der wohl auf dem Campground angefüttert wurde, fühlte sich berufen, mal in die Mülltüte zu gucken.



Leider stand Mattes genau zwischen Müllbeutel und Oryx. Als er auf etwa zwei Meter an uns ran war, hat er plötzlich den Kopf gesenkt, mit den Vorderhufen gescharrt und ist auf Mattes losgegangen. Um zur Seite zu springen war kein Platz, also hat er geistesgegenwärtig die Hörner gepackt und Freund Oryx festgehalten. Das arme Tier war so eine Behandlung nicht gewöhnt, beide Protagonisten wußten für eine Schrecksekunde nicht, wie ihnen geschah und wie es weitergehen sollten. Eine echte Patt-Situation für Oryx und Mattes . Das Oryx hat sich dann losgerappelt und sich über den Mülleimer der Polen hergemacht. Fotos habe ich von der Aktion leider nicht gemacht, ich war viel zu erschrocken.
Es hat uns im Auge behalten „die Rechnung ist noch offen“, sollte der Blick wohl sagen.

Abends waren wir noch in der Bar. Typisch NWR wurde uns beim einchecken gesagt, es gäbe bloß bis 17:00 Uhr Essen. Die barkeeperin hat uns entrüstet gefragt, wer so einen Blödsinn erzählt, wir könnten natürlich noch Dinner bekommen. Sorry, aber wir hatten im Vertrauen auf die Angabe nun schon unsere Thunfischbrote gegessen.
Wir haben an der Bar noch Wein getrunken und uns dann in unser Bett verkrümelt.

Am nächsten Morgen ging pünktlich zu Öffnung des Gates die Stampeade los, wir haben lieber gemütlich gefrühstückt und sind später aufgebrochen.





Morgenstimmung

Nach einer gemütlichen Fahrt durch die beeindruckende Dünenlandschaft








und der etwas „sprunghaften“ Fahrt zum 4/4 Parkplatz konnten wir zu unserer Freude beobachten, daß schon recht viele Besucher des Death Vlei auf dem Rückweg waren.




Wir haben uns dann aufgemacht, auch mal die berühmtesten toten Bäume der Welt anzuschauen. Wobei die ja vor langer Zeit eingegangen sein sollen und nicht, wie ich eigentlich vermute, zu Tode fotografiert wurden.
Aber da sie ja nun mal schon tot waren, habe ich natürlich auch Fotos gemacht. So wie zahllose andere Leute, die noch im Vlei waren, auch. Allerdings keine selfies (Yanjep + Mattes vor totem Baum muß ich nicht haben) und sind auch nicht im Interesse oskarverdächtiger Filmaufnahmen (langweilen Sie alle Freunde und Verwandten mit totaaal tollen Aufnahmen) vor den Bäumen wie die Irren auf und ab gehüpft.









So sieht es im Überblick aus.

Mittags haben wir uns ach Durchwandern des Canyon auf den Rückweg zum campground gemacht und uns gerade gemütlich niedergelassen, als unsere Nachbarn von campsite 1 unbedingt direkt hinter uns (also ca. 3 Meter direkt hinter mir) ein Saufballspiel gestartet haben. Es ging, glaube ich darum, daß die Jungs hinter uns sich solange Bier in den Schlund kippen können, wie die Mädels brauchen, um den Ball zurück zu werfen. Nur zur Erinnerung: Sie hatten eine eigene, gar nicht mal kleine Campsite und auch sonst war der Platz riesig. Was sie – außer einem spürbaren Mangel an guter Kinderstube – dazu bewogen hat, ihre Lärmereien direkt hinter uns zu starten, keine Ahnung. Meine durchaus höfliche Bitte, uns etwas Privatsphäre zu gönnen, wurde erst mal verwundert zur Kenntnis genommen, hat aber keine Reaktion bewirkt. Mattes etwas deutlichere Ansage, sich woanders hin zu verfügen wurde befolgt, aber nicht ohne die Bemerkung, unser Auto direkt neben „ihrer“ Campsite würde sie auch stören. Schön, daß wir da mal drüber gesprochen haben.

Einer der Typen hatte offenbar einen Papagei in der Ahnenreihe. Jedesmal wenn ich auf „deren“ Seite, wohlgemerkt ohne den Fuß auf „ihre“ Seite zu setzen was aus dem Canopy des Autos geholt habe, krähte er irgendwas von Privatsphäre, weil ich ja hätte rübergucken können. Klar, ich hätte das Auto jedesmal rumdrehen können, da habe ich Dummerchen gar nicht dran gedacht.

Eine Gruppe Südafrikaner kam auch noch auf den „Ausgestoßenenplatz“ und hat sofort eine Wagenburg errichtet.




Abends habe ich noch leider wenig brauchbare Sonnenuntergangsfotos gemacht, beim Kamerarausholen kam wieder irgendwelches halbbetrunkenes „Privatsphäre“ Gelabere. Ein Thesaurus zum finden alternativer Begriffe wäre eine echt nützliche Anschaffung.

Morgens sind wir dann nach einer letzten Ermahnung unserer reizenden Nachbarn (die schon zusammgepackt hatten und abfahrbereit waren), auf dem Weg zum Mülleimer ihre Privatsphäre zu achten und meiner Entgegnung, auch mit der Sozialkompetenz einer Nacktschnecke müsse man nicht dauernd Blech reden, zeitig zu unserem nächsten Etappenziel Maltahöhe aufgebrochen.
Anhang:
Letzte Änderung: 07 Jun 2018 19:18 von yanjep.
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07 Jun 2018 19:13 #523103
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yanjep schrieb:
Am Kuiseb Canyon haben wir angehalten, um den dortigen Cache zu suchen. Eine breite Fahrspur führte unter einer Brücke in den Canyon, wir haben oben geparkt und sind zu Fuß runter gegangen. Am hellerlichten Mittag und strahlendem Sonnenschein. Eine kleine Gruppe von Leuten hatte es sich unter einem Baum gemühtlich gemacht und eine „Irgendwas mit Medien“ Tante mitsamt Kameramann haben ein Interview aufgezeichnet. Als wir an denen vorbeigelaufen sind, kam der mahnende Hinweis „Sie wissen schon, daß Sie das Naturschutzgebiet nicht betreten dürfen?“ Nein, wissen wir nicht, es steht kein Schild da und warum soll das Herumlaufen auf einem Weg zwischen Felswänden verboten sein? Also dreh Deinen Beitrag zum Frühstücksfernsehen in Frieden weiter und laß uns in Gottes Namen in Ruhe.

Ich - und Millionen weiterer Zuschauer - haben den Beitrag (und Euch natürlich ebenfalls :whistle: ) in dem RTL-Format "Extra" mit Birgit Schrowange gesehen. Eventuell kannst Du ja noch einmal den genauen Wortlaut in deren Mediethek nachschauen.

LG
Logi
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07 Jun 2018 19:18 #523104
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  • yanjep am 07 Jun 2018 18:47
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Ich weiß, gleich nach meiner Rückkehr ins Büro wurde ich darauf angesprochen.
Ich wußte aber einen guten Konter :evil:

Das Schild in dem Beitrag dürfte ein fake gewesen sein, als wir - und damit auch das Fernsehteam - da waren, stand es nicht dort.

Yanjep
Letzte Änderung: 07 Jun 2018 19:31 von yanjep.
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07 Jun 2018 20:06 #523107
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  • lilytrotter am 07 Jun 2018 20:06
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:dry:
Von Westen kommend fährt man schon lange durch NP Gebiet, das ist in den Karten (Papier und digital) ausgewiesen und wird durch Beschilderung angekündigt, - von Osten kommend beginnt es ca. 3 km vor dem Kuiseb, ebenfalls beschildert.
Es ist schon eine sehr eigenwillige Auslegung, dass der Namibische Staat für jeden Einzelnen, der meint, er könne grad mal machen was er will, ein Zusatz-Schild aufstellen müsse.
Aber was erwartet man...

Es soll sogar Touristen geben, die auf dem Camping der Putzfrau die Flaschenkiste aus der Ablution klaun, weil man meint, man könne ihren Hocker grad mal besser gebrauchen...
:blush: :silly:
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 07 Jun 2018 20:07 von lilytrotter.
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07 Jun 2018 20:15 #523110
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  • yanjep am 07 Jun 2018 18:47
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Klar ist das Gebiet des Nationalparks. Aber daß es verboten sein soll, ein paar Meter in eine Schlucht hinein zu gehen, in die sogar eine Fahrspur führt, erschließt sich mir gerade nicht.

Und die aus dem Reisebericht vom letzten Jahr ausgebuddelte leere Kiste, die möglicherweise einer Putzfrau das Leben erleichtert haben könnte, sehr wahrscheinlich aber einfach nur da rum lag, belegt natürlich daß wir uns als Touristen komplett disqualifiziert haben. Wobei ich zugeben muß, daß ich die in einer dunklen Ecke rumliegende leere Getränkekiste nicht mit einem Sitzplatz einer Putzfrau in Verbindung gebracht habe. Sollte ich tatsächlich einer Putzfrau ihren Sitzplatz / Ausruhplatz "geklaut" haben, täte es mir wirklich und aufrichtig leid.

Yanjep
Letzte Änderung: 07 Jun 2018 20:49 von yanjep.
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08 Jun 2018 10:07 #523136
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  • Mattes-do am 08 Jun 2018 10:07
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Logi schrieb:
Ich - und Millionen weiterer Zuschauer - haben den Beitrag (und Euch natürlich ebenfalls :whistle: ) in dem RTL-Format "Extra" mit Birgit Schrowange gesehen. Eventuell kannst Du ja noch einmal den genauen Wortlaut in deren Mediethek nachschauen.
Nö, Ich werde meine Zeit ganz bestimmt nicht damit verschwenden die Mediathek eines solchen Prekariatsfernsehsenders wie RTL zu durchsuchen.

Gruß,
Mattes
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