Montag, 1. August 2011
In der Nacht windete es stark, und morgens war es ein wenig bewölkt. Wir frühstückten aus Mangel an Platz neben unserem kleinen Stellplatz auf dem Durchgangsweg. Dies war ziemlich ungemütlich, denn es kam uns so vor, als ob die anderen Campinggäste zwischen unseren Stühlen und dem Tisch hindurchliefen. Außerdem würzte der aufgewirbelte Staub der ersten abfahrenden Autos unser Müsli. Deswegen beeilten wir uns mit dem Aufbruch. Im Supermarkt kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten und behielten einige Pulas übrig, die wir bei unserem nächsten Besuch in Botswana gut gebrauchen können. Dann ging es Richtung Grenze.
In Kazungula kamen wir an die Fähre und wussten zuerst nicht genau, wo wir uns anzustellen hatten. Nur, dass wir an den vielen wartenden Lastwagen vorbeifahren durften, war uns klar. Uwe fragte einen anderen Weißen mit einem Toyota und Anhänger. Der sagte, dass die aktuelle Beladung der Fähre von verschiedenen Dingen abhänge, z. B. von der Größe des Autos und der Wartezeit. Er stehe schon seit fast zwei Stunden hier.
Doch als die Fähre angelegt hatte und entladen war, winkte uns der Angestellte beide als erstes auf das Boot. Das war etwa 30 Meter lang und bot in jedem Fall immer nur einem großen Lastwagen und ein paar PKWs Platz. Außerdem fuhren noch viele Fußgänger mit, und es wurden Unmengen an Bier aufgeladen.
Während der Überfahrt bezahlten wir die Gebühr. Ruth durfte als Passagier nicht im Auto sitzen, während Uwe auf bzw. von der Fähre fuhr. Auf der Sambiaseite begannen die Grenzformalitäten. Während die Ausreise in Botswana mit einer guten halben Stunde noch recht schnell geklappt hatte, brauchten wir nun etwa zwei Stunden. Zunächst bekamen wir ein Einmalvisum für je 50 US-Dollar und entsprechende Stempel in die Pässe. Dann ging es an zwei Schaltern vorbei in ein weiteres Büro zur Entrichtung der Carbon Tax, einer staatlichen Gebühr, die je nach Hubraum des Motors erhoben wird. Diese musste in Kwachas – der sambischen Währung – bezahlt werden, die man jedoch weder einführen darf, noch an der Grenze auf legale Weise tauschen oder aus einem Automaten bekommen kann. Wir hatten das große Glück, dass die Grenzbeamtin ein wenig deutsch sprach. Sie hatte ein Jahr lang in Deutschland gelebt, und so konnte sie uns erklären, was wir zu tun hatten. Sie stellte uns einen ihrer Kollegen zur Seite, der uns zuerst Geld wechselte und später bei der Versicherung half. Dazwischen mussten wir noch zur Polizei, um die Straßengebühr zu bezahlen.
Das Polizeigebäude bestand aus einem kleinen Raum, in dem ein Schreibtisch und zwei Bänke standen. Auf der einen Bank lag ein weißer Mann, der aussah, als hätte er einen Kreislaufzusammenbruch gehabt und müsse sich nun ausruhen. An der Kopfseite des Raums plärrte ein Fernseher, auf der anderen Bank saßen drei Leute ohne erkennbare Aktivität. Am Schreibtisch saßen zwei Beamte. Nach einiger Zeit höflichen Wartens nahm sich einer von ihnen uns an und das geforderte Geld ab und stellte eine Quittung aus. In einem weiteren Gebäude gab es noch eine Gebühr zu bezahlen (wir wissen nicht mehr so genau, wofür eigentlich).
Auf unserer Pilgerreise von Haus zu Haus wuchs die Traube von Leuten, die sich an unsere Fersen heftete und uns eine Autoversicherung verkaufen wollte. Denn im Gegensatz zu den offiziellen Gebühren und Kosten herrscht bei der Versicherung ein freier Markt. Hier half uns wieder der Kollege der Grenzbeamtin, indem er uns sehr bestimmt zu einem alten Container brachte, in dessen Inneren ein Versicherungsbüro eingerichtet war. Es war ein wenig einfacher ausgestattet als ein Versicherungsbüro in Deutschland, aber mindestens so vertrauenerweckend. Innerhalb weniger Minuten hatten wir die notwendige Autoversicherung mit vielen Durchschlägen, Stempeln (beides in Afrika sehr wichtig) und natürlich Bezahlung abgeschlossen.
Als wir alle Papiere zusammen hatten, unterhielten wir uns noch ein wenig mit dem Pärchen aus Sambia, das in dem anderen Toyota mit uns auf der Fähre gewesen war. Sie rieten uns, die zusätzlichen Reflektoren (vorne weiß, hinten rot) sofort ans Auto zu kleben. Oft werden diese bei Polizeikontrollen überprüft.
Auf dem Weg nach Livingstone gab es drei Kontrollen. Bei der ersten standen lediglich mehrere Polizisten am Straßenrand, sie hielten uns jedoch nicht an. Bei der zweiten mussten wir anhalten und plauderten mit den Beamten über unverfängliche Dinge, die möglichst wenig mit defekten Blinkern zu tun hatten. Ein wenig Sorgen machten wir uns nämlich doch, denn mittlerweile funktionierte der rechte Blinker auch nicht mehr. So konnten wir unbehelligt weiterfahren. Die dritte Kontrolle verlief ähnlich.
In Livingstone holten wir an der Bank Geld und fuhren dann zu den Victoria Fällen. Dort trafen wir Stefan und Gaby, die für die nächsten Tage unsere Reisebegleiter sein sollten. Wir liefen ein wenig oberhalb der Wasserfälle herum, dann machten wir uns auf in Richtung Campingplatz, um etwas zu Mittag zu essen. Ruth machte leckeren Wurstsalat.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir noch mal zu den Fällen und spazierten zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Auf die angebotenen Regenmäntel verzichteten wir diesmal. Hatten wir sie 2007 doch umsonst geliehen. Und wir sind ja lernfähig! Die aufsteigende Gischt war mit der damals allerdings nicht zu vergleichen und sorgte fast auf sämtlichen Wegen für einen feinen Nebel oder Regen. Jede Deckung nutzend sprangen wir von Baum zu Baum und waren innerhalb weniger Minuten bis auf die Haut durchnässt. Die Kameras hatten wir glücklicherweise in Plastiktüten verpackt. Besonders auf einer schmalen Brücke über dem Wasser war es besonders nass. Plötzlich kam die Sonne zwischen den Wolken hervor und zauberte einen wunderschönen Regenbogen über die Victoria-Fälle. Wir genossen das beeindruckende Naturschauspiel, während unter uns die Wassermassen in die Tiefe stürzten.
Nach Sonnenuntergang fuhren wir wieder auf die Campsite der Livingstone Safari Lodge. Dort machten wir Feuer und richteten das Lager. Zum Abendessen gab es Rosmarinkartoffeln aus dem Potije, das letzte Oryxfleisch vom Grill, und Gaby machte Salat mit Balsamico-Honig-Dressing und frisch gerösteten Croutons. Es war sehr lecker. Dabei unterhielten wir uns nett. Es ist schön, die beiden getroffen zu haben. Wir freuen uns auf die kommenden Tage.
Tageskilometer: 119