THEMA: Die Eulenmuckels in NAM-BOT-SAM
12 Nov 2011 17:55 #212921
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  • diangelika am 12 Nov 2011 17:55
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Hallo Uwe,
meine Fragen klingen sicher ein bißchen "doof", aber in den Katalogen sind die Abbildungen nicht so, dass man wirklich viel erkennen kann. Also danke erst mal, es hilft wirklich weiter. In Namibia hatten wir damals einen Bushcamper, da haben wir auch alles hinter den Sitzen aufbewahrt, war aber eng, auch zum Schlafen hinten, deshalb wollten wir es diesmal mit dem Dachzelt probieren. Man kann ja ab und zu auch mal in einem festen Haus übernachten.
LG Angelika
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13 Nov 2011 19:28 #213060
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  • Eulenmuckel am 13 Nov 2011 19:28
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Dienstag, 2. August 2011

Die halbe Nacht dröhnte noch Musik aus dem nahe gelegenen Dorf zu uns herüber. Morgens kühlte es sehr ab, so dass wir uns auf die ersten Sonnenstrahlen freuten. Nach einem ausgiebigen Frühstück bezahlten wir den Campingplatz und fragten den Besitzer der Livingstone Lodge nach dem Weg nach Lusaka. Unsere GPS-Karten gaben Fahrzeiten von acht bis zehn Stunden an. Aber er sagte, es sollte nur etwa sechs Stunden dauern, womit er sich irrte.
In Livingstone holten wir noch einmal Bargeld und kauften im Shoprite Supermarkt ein, der wirklich sehr gut sortiert war. Dann fuhren wir Richtung Norden. Die Landschaft war geprägt von trockenem Gras, Büschen und einigen Bäumen. In den Ortschaften waren viele Leute unterwegs. Wie wir es vor vier Jahren in Mosambik erlebt hatten, schien sich das gesamte Leben entlang der Hauptstraße abzuspielen. Alle möglichen Waren, besonders Lebensmittel, wurden angeboten und teilweise sogar bis zu den haltenden Autos gebracht. Orangen und Tomaten wurden zu kleinen Häufchen aufgetürmt an Ständen an der Straße verkauft. Blaue Kleinbusse waren vollgestopft mit Menschen und fuhren und hielten überall.



Im Unterschied zu Namibia und Botswana sind in Sambia sehr viele Menschen mit Fahrrädern unterwegs. Die Hauptstraße hat einen breiten Seitenstreifen. Besonders wichtig an jedem Fahrrad ist der Gepäckträger. Wenn dort nicht eine weitere Person befördert wird, hat der Fahrer mindestens ein paar große Säcke Kohle, mehrere Taschen oder sogar einen Schrank darauf befestigt.
Am Nachmittag erreichten wir die Hauptstadt Lusaka. Und plötzlich wurden wir von einer Polizeikontrolle aus dem Verkehr gewunken. Wir sollten zu schnell gefahren sein: 72 statt der erlaubten 65 km/h. Da konnten wir uns noch so sicher sein, dass dies nicht der Fall gewesen war. Der Polizist zeigte uns den Bußgeldkatalog, der beim ersten Vergehen eine Strafe von 540.000 Kwachas vorsah. Uwe griff in die Tasche und holte 300.000 Kwachas heraus. Leider ein wenig mehr als geplant. Hiermit zeigte sich der Polizist zufrieden, er wolle uns ja nicht um unser gesamtes Bares bringen. Wie rücksichtsvoll und nett von ihm! Natürlich bekamen wir keine Quittung oder einen Strafzettel ausgestellt. Im Nachhinein ärgerten uns die etwa 45 Euro Strafe, die vielleicht zu vermeiden gewesen wären. Wir waren uns relativ sicher, dass wir wirklich nicht zu schnell waren und fragten uns, ob eine andere Verhaltensweise im Umgang mit dem Polizisten besser gewesen wäre. Dummerweise war da ja noch die Sache mit dem kaputten Blinker, und die beiden Warndreiecke und den Feuerlöscher hätten wir für eine Überprüfung unter den Rücksitzen, Reisetaschen, Jacken und dem ganzen anderen Krempel auch nur sehr ungern hervorkramen wollen.
Wir beschlossen, in Zukunft nicht weiter aufzufallen und hielten – wie bei uns üblich – an der nächsten roten Ampel. Dummerweise waren wir die einzigen, die das taten. Wir wurden von allen Seiten angehupt und sahen uns irritiert um. Sollte diese Ampel nicht für die gesamte Straßenbreite gelten? So ging es uns noch dreimal, und wir konnten nicht herausfinden, was wir falsch gemacht hatten. Aber einfach über eine rote Ampel zu fahren, trauten wir uns auch nicht, denn dann wären wir mit Sicherheit unmittelbar wieder zur Kasse gebeten worden und wollten kein zweites Vergehen riskieren. Wir haben gelernt: In Lusaka bedeutet eine rote Ampel: zügig weiterfahren, bestenfalls Vorfahrt achten.
Im Zentrum von Lusaka herrschte das absolute Verkehrschaos. Unzählige Autos waren unterwegs, und es war ein einziger Stau. Zwischen den Reihen stehender Auto liefen Straßenhändler hindurch, um die abenteuerlichsten Waren anzubieten: Sonnenbrillen, Musik-CDs von Abba, Handy-Ladekabel, Hosen, Schuhe, Hundeleinen, Öl-Trichter, Werkzeug und sogar Klobürsten. Es war nicht ganz einfach, die Händler abzuwimmeln, zumal Stefan im voranfahrenden Auto netterweise immer wieder behauptete, dass wir gerade verzweifelt auf der Suche wären nach ausgerechnet dem Artikel, der uns gerade mit viel Überredungskunst angepriesen wurde. Nach reiflicher Überlegung entschieden wir uns aber doch gegen die neonpinke Krawatte, das Lockenwickler-Set und die Abfluss-Pömpel.
Ohne funktionierenden Blinker kämpften wir uns durch zwei Kreisel mit viel Verkehr. Dann folgte eine große Kreuzung mit dem schlimmsten Verkehrskollaps, den wir je gesehen haben. Aus vier Richtungen mit jeweils zwei bis drei Spuren drängten PKWs und Lastwagen, um in eine jeweils individuelle Richtung weiterzufahren. Es gab jedoch keine Ampel. Stattdessen stand ein lebensmüder Verkehrspolizist auf der Kreuzung und ließ sich die Zehen platt fahren. Seine Versuche, den Verkehr zu regeln, scheiterten jedenfalls kläglich. Man kann sagen, jeder fuhr, wie er wollte. Das bedeutete, die Kreuzung war voller Autos, die alle in eine andere Richtung wollten. Dabei war niemand bereit, Rücksicht zu nehmen und auf einen anderen zu warten. Es wurde nur angehalten, wenn es nach vorne nicht mehr weiter ging. Wir hielten die Luft an, als um unser Auto herum die Abstände immer kleiner wurden. Gaby und Stefan waren vor uns plötzlich verschwunden. Ein absolutes Rätsel, wie sie sich da durchgebeamt hatten. Zur Überquerung der Kreuzung tasteten wir uns jedenfalls nur zentimeterweise voran und brauchten etwa 20 Minuten und unzählige Nerven. Kurzfristig überlegten wir auch, das Auto einfach mitten auf der Kreuzung stehen zu lassen und einen Kaffee trinken zu gehen. Aber das Vorhaben hätten wir sicherlich nicht überlebt. Hier ist ein kurzes Video der Situation:

www.saliger.de/africa/Lusaka-Kreuzung.avi

Nach diesem Abenteuer tankten wir und verließen bei Sonnenuntergang Lusaka. Überall am Straßenrand waren kleine und große Stände für Lebensmittel, Klamotten, aber auch Sessel und Türen aufgebaut. Man konnte praktisch alles dort kaufen.
In der Dunkelheit kamen wir nördlich von Lusaka bei der Fringilla-Farm an. Dort waren wir die einzigen Gäste auf dem Campingplatz und im Restaurant. Wir aßen leckere Steaks und erholten uns von dem anstrengenden Tag. Beim Einschlafen trällerten uns die Kühe auf der nebenan gelegenen Weide ein zugegebenermaßen recht eintöniges Schlafliedchen, und ein Vogel, den wir seit Jahren das „rostige Windrad“ nennen, pfiff seinen Ton ohne Pause.

Tageskilometer: 533
Letzte Änderung: 13 Nov 2011 19:29 von Eulenmuckel.
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13 Nov 2011 20:56 #213066
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  • Nunanani am 13 Nov 2011 20:56
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Vielen Dank für das eindrucksvolle Video! Gibt einen kleine Eindruck vom Verkehr wieder!

Bin gespannt, wie Eure Reise wieter geht.

Gruß,
Nunanani
Südafrika, Botswana, Namibia, Zimbabwe, Mosambik,...
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13 Nov 2011 21:30 #213074
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  • lilytrotter am 13 Nov 2011 21:30
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Hallo, ihr Beiden!
„Zwischen den Reihen stehender Auto liefen Straßenhändler hindurch, um die abenteuerlichsten Waren anzubieten: Sonnenbrillen, Musik-CDs von Abba, Handy-Ladekabel, Hosen, Schuhe, Hundeleinen, Öl-Trichter, Werkzeug und sogar Klobürsten. Es war nicht ganz einfach, die Händler abzuwimmeln, zumal Stefan im voranfahrenden Auto netterweise immer wieder behauptete, dass wir gerade verzweifelt auf der Suche wären nach ausgerechnet dem Artikel, der uns gerade mit viel Überredungskunst angepriesen wurde.“

Das sind wahre Freunde! :silly: :laugh:
So bringt reisen Spaß.

Wir schmeißen uns grad wech, - einfach zu schön!

lilytrotters
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 13 Nov 2011 21:30 von lilytrotter.
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14 Nov 2011 16:18 #213152
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  • diangelika am 12 Nov 2011 17:55
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Halli hallo,
na ihr hattet ja Spass! Den Verkehr in Sambis konnten wir auch schon mal "genießen", allerdings waren wir mit einem Drifters-Truck unterwegs. Da waren wir die Stärkeren...
Die Händler mit all ihren tollen Angeboten, da kann man doch nicht nein sagen! Wir waren vergangenen Juli in Kamerun und haben ähnliches erlebt. Das ist eben Afrika... Unter anderem Mopeds mit 3 und mehr Personen oder statt der Personen Ziegen oder Fahrräder oder Hühner rechts und links am Lenker. Das sollten unsere Tierschützer mal sehen :)) Ja tolle Erlebnisse hattet ihr und ich bin gespannt, wie´s weitergeht!
diangelika
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14 Nov 2011 20:18 #213187
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Mittwoch, 3. August 2011

Am Morgen waren die Kühe still, und es war relativ warm. In der Sonne frühstückten wir, dann gingen wir zur Schlachterei auf dem Hofgelände und kauften Kudusteaks. Diese kamen als tiefgefrorenes Tier aus dem Kühlraum und wurden in kleine Quader gesägt und einzeln verpackt.



Auf der Hauptstraße ging es einige Kilometer nach Norden, hinter Kapiri Mposhi bogen wir nach Osten ab. Endlos zog sich die Straße von Ort zu Ort, große, bewässerte Getreidefelder wechselten sich mit Wäldern ab.



Schon aus großer Entfernung sahen wir immer wieder Buschbrände, auch direkt am Straßenrand. Die Menschen reagierten gelassen auf die Flammen, da sie wohl zum Alltagsbild gehören. Wie wir später erfuhren, werden die Feuer gelegentlich absichtlich gelegt, um Ungeziefer und Schlangen zu vertreiben, neues Ackerland zu gewinnen oder die Samenhüllen bestimmter Bäume zu öffnen.



Es gab lange Auf- und Abfahrten, und überall waren Menschen zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs. Einmal hielten wir zu einer Mittagspause und einmal zum Tanken. Wie gestern passierten wir einige Polizeikontrollen, die uns entweder durchwinkten oder ein paar nette Worte mit uns wechselten. Auf der letzten Etappe wurde die Straße extrem schlecht. Riesige Schlaglöcher mussten wir in Schrittgeschwindigkeit durchqueren.
Dann bogen wir nach Mutinondo ab und legten die letzten 20 Kilometer durch niedrigen Wald zurück. Das Camp lag unter schattigen Bäumen. Von der erhöhten Rezeption genossen wir den Blick über die Wälder, während die Sonne unterging.





Zum Abendessen kochten wir Kürbissuppe im Potije, Stefan briet Fleisch, und Gaby kochte Nudeln mit einer Erbsensoße. Es war ein buntes Essen, das wieder mal richtig gut schmeckte. Wir saßen noch einige Zeit beisammen und erzählten.

Tageskilometer: 545
Letzte Änderung: 14 Nov 2011 21:11 von Eulenmuckel.
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