THEMA: 50 Tage NamBots - Sept. - Okt. 2009
02 Dez 2009 21:40 #122473
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Sonntag, 27. September 2009 - Der ultimative Etosha-Tag B)

Ruth ist schon wieder um 05:00h wach und geht zum Wasserloch. Eineinhalb Stunden später ist sie zurück (ein Löffelhund und ein Nashorn, welches über einen Stein stolpert und darob so erschrickt, dass es Reissaus nimmt).

Frühstück, zusammenpacken (mit Schlafsäcken und Decken im Zelt, was diesmal etwas mehr Aufwand erfordert) und Abfahrt Richtung Namutoni kurz nach 08:00h. Erst mal sehen wir ungefähr das gleiche, wie gestern, nämlich einige wenige Tiere (Oryx, Riesentrappe, ein paar Elefanten mit Jungen, leider hinter Akazien, welche den Autofokus vor grosse Probleme stellen) und viel Gegend. Immerhin: auch die leere Salzpfanne ist in ihrer Weite beeindruckend. Den Löwen, auf den uns ein entgegenkommender Tourist hinweist, sehen wir trotz angestrengen Suchens nicht sicher.

Dann kommen wir zur Salzpfanne in Springbok-Fontein und stehen unvermittelt im Garten Eden: Springböcke, Gnus, Oryxe, Impalas und Zebras soweit das Auge reicht. Als wir von Springbok-Fontein einen kurzen Abstecher nach Batia machen – eigentlich mehr zufällig – spaziert eine Löwendame seelenruhig vor uns über die Strasse und präsentiert sich auf’s beste. Ruth ist so überwältigt, dass sie keinen scharfen Fokus hinbekommt und mir die Kamera in die Hand drückt! Auch Giraffen sehen wir plötzlich überall, teilweise bis zu acht Stück hoch.

Kein Wunder ist der Mittag längst vorbei, als wir in Namutoni eintreffen. Wir sitzen an den Pool, essen ein Toasted Sandwich, trinken etwas und gehen dann das Wasserloch inspizieren. Schön, aber nicht allzuviel los. Vor der Weiterfahrt suchen wir noch die Mungos, die es hier geben soll und werden schliesslich im Fort von einer ganzen Schar überfallen – leider völlig an die Touristen adaptiert, aber trotzdem niedlich, vor Allem, wenn sie sich gegenseitig das Fell pflegen.

Die Weiterfahrt planen wir erst etwas nordwärts nach Tsumcor und dann den 40km langen Fish-Drive entlang zurück nach Namutoni. Dann wollen wir uns endgültig von Etosha verabschieden.

Auf dem Weg nach Tsumcor verpasse ich eine Giraffe, welche direkt am Strassenrand äst. Ruth ist nicht allzulange traurig: zwei Minuten später kommt uns eine weitere Giraffe auf der Strasse entgegen, biegt direkt vor unserem Wagen ab und äst gemütlich direkt neben der Strasse – so nahe, dass man sie fast berühren kann!

Auf der Weiterfahrt sehen wir noch weitere Giraffen und dann plötzlich zwei Elefanten direkt neben der Strasse, welche direkt auf das durch uns avisierte Wasserloch zusteuern. Vorsichtig folgen wir ihnen ein Stück weit, fahren bei der nächsten Gelegenheit vorbei und voraus zum Wasserloch wo wir sie im Rückspiegel näher kommen und direkt an unserem Auto vorbei zum köstlichen Nass stapfen sehen.

Beim Wasserloch sind sie nicht allein: Gnus, Zebras, Springböcke, bis zu acht Giraffen und natürlich die beiden Elefanten (zu welchen sich kurz darauf noch ein dritter gesellt) wechseln sich ab. Die Elefanten machen sich am und im Wasser breit, trinken Wasser und betreiben ausgiebig Körperpflege, will heissen: schmeissen mit Schlamm nur so um sich. Als wäre dem nicht genug, entdeckt Ruth plötzlich im Hintergrund zwei oder drei Löwenmänner unter einem Baum, welche Siesta halten und die Sache aus der Distanz wohlwollend betrachten!!!

Fast eine Stunde bleiben wir dort und schiessen aus allen Rohren – natürlich nicht allein, aber die Tiere lassen sich durch die sieben oder acht Fahrzeuge nicht weiter stören. Dann fahren wir weiter, den vorgesehenen Loop entlang, aber der Höhepunkt ist überschritten. Einige Giraffen noch, davon einmal sechs Stück in Reih und Glied (hätte eine sensationelle Flugaufnahme ergeben) und die überall vertretenen Springböcke und Zebras. Ein Kranich, der mit uns ein Wettrennen macht und dazu die ganze Strasse benötigt. Direkt vor der Einfahrt in Namutoni eine weitere, diesmal junge Giraffe. Giraffen haben wir heute sicher gegen hundert Stück gesehen!

Nach einem letzten Pinkelhalt in Namutoni übernimmt Ruth, denn nach der langen Fahrerei bin ich doch etwas müde und meine Augen brennen. In knapp eineinhalb Stunden fahren wir bis Tsumeb, wo wir das Minen-Hotel im zweiten Anlauf finden, ein schönes Zimmer erhalten, duschen und zum Nachtessen im Garten sitzen können. Ich versuche noch, am Hotel-PC unsere E-Mails zu checken. Wäre zwar gratis, funktioniert aber leider nicht. So können wir uns auch nicht über den Ausgang des Abstimmungssonntags in der Heimat (10. IV-Revision) informieren.

Nach dem Nachtessen planen wir, zuerst draussen, dann im Zimmer, noch etwas die Weiterfahrt durch die Caprivi und halten einen unvergesslichen Tag im Tagebuch fest.

Montag, 28. September 2009
Wie üblich ist Ruth als erste wach, diesmal allerdings „erst“ um 06:30h, und weckt uns auch. So sind wir schon um 07:00h beim Frühstück und ca. eine Stunde später beim Einkaufen. Gegen 09:00h, ca. eine Stunde früher als budgetiert, fahren wir schon los Richtung Grootfontein.

Der Hoba Meteorit ist schnell abgehakt: Ein Block von gut 50 Tonnen fast reines Eisen in einem Garten mit vielen Pflanzen, deren lateinische Namen fein säuberlich vorne beim Gebäude vermerkt sind. Trotzdem irgendwie eindrücklich, wenn man weiss, dass das Material vor 80'000 Jahren irgendwo aus dem Weltall kam und hier eingeschlagen hat. Der Stein soll laut Wikipedia zwischen 190 und 410 Millionen Jahre alt sein.

Wir fahren weiter bis zu Roy’s Camp und biegen dort auf die Strasse Richtung Tsumkwe ab. Nach rund 70km passieren wir anstandslos das Vet Gate und biegen dann links in eine bucklige Sandpiste ein, welche uns nach 6km und geschätzten 20min (Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 20km/h) zur Ju/Hoansi Community bringt.

Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten kümmert sich dann doch einer der Guides um uns und schickt uns zurück zum Campingplatz. Auf dem Weg dorthin kommt ein weiterer, nur in einen Lendenschurz gekleideter Mann gesprungen und hüpft hinten auf’s Auto auf. Er stellt sich später als Hendrik vor; er wird unser Guide und Uebersetzer sein.

Das Programm, für das wir uns entscheiden, zeigt einige Alltagsaktivitäten: Feuer machen mit Hilfe von zwei Holzstäben; Pfeile und Bogen herstellen, Schmuck anfertigen. Dabei muss man wissen, dass überall vom Ausgangsmaterial ausgegangen werden muss, d.h. Pflanzen und Tierhaare dienen als Ausgangsmaterial für Pfeilschäfte, Schnüre, Schmuckperlen, etc.

Das Ganze dauert ca. 2 Stunden und wird mit einer Herzlichkeit und Natürlichkeit präsentiert, dass man schlichtweg vergisst, dass es nicht mehr das tägliche Leben der San ist, welches hier gezeigt wird. Natürlich dürfen wir auch selber probieren: Schmuckperlen auffädeln, Bogenschiessen.

Nach der Präsentation führt uns Hendrik noch in den Shop, wo wir gerne das eine oder andere Souvenir kaufen – wissen wir doch jetzt, wo es entstanden ist und was für Arbeit dahintersteckt. Anschliessend zeigt uns Hendrik noch das heutige San-Dorf mit allen positiven und negativen Aspekten. Alkohol ist auch hier ein Thema: überall liegen zerbrochene Flaschen herum. Das Wasser kommt von einer Pumpe, welche mit Diesel angetrieben wird: Kein Diesel = kein Wasser. Auto haben sie keines: alles wird entweder von wohlwollenden Tourguides gebracht oder dann geholt = 6km zu Fuss bis zum Disease Gate und von dort per Autostopp nach Grootfontein.

Eine Grundschule hat das Dorf selber, aber die höheren Schulen sind in Tsumkwe. Das restliche Leben findet, da die San jetzt sesshaft sind, in den ehemaligen Winterhütten statt – also keine Rede von modernen Häuschen oder so. Alles in Allem ein Spagat zwischen Tradition und Moderne, der ihnen hoffentlich auf die Dauer gelingen wird!

Ziemlich nachdenklich fahren wir die Holperstrecke zum Disease Gate zurück und wollen dann zu Roy’s Camp. Am Gate, wo wir vorher problemlos durchgewunken wurden, will der Officer nun plötzlich in den Kühlschrank schauen – und konfisziert die Sirloin Steaks zur späteren Vernichtung: Wir machen gute Miene zum bösen Spiel: Seinen Hefteinträgen entnehme ich, dass andere bis zu 20kg Fleisch hiergelassen haben!

Nachdem wir einen gewissen Abstand vom Gate haben, übernimmt Fabian und fährt uns zu Roy’s Camp. Eine urige Einrichtung, mit viel Liebe aufgebaut und unterhalten, erwartet uns. Campingplatz und gleich auch Nachtessen buchen, einrichten und direkt in den Sundowner, da es schon nach 16:00h ist.

Das Nachtessen findet im Hauptgebäude statt: Ein Buffet mit Reis, süssen Kartoffeln, Kudu-Gehacktem, Pouletflügeli und diversen Salaten, zum Desser Fruchtsalat mit Vanillesauce. Wieder mal viel zu viel gegessen.

Nach dem Essen sitzen wir noch etwas an unserem Tisch beim Licht des kürzlich erstandenen und inzwischen geflickten Lämpchens (war nur ein Wackelkontakt). Gegen 21:30h geht Ruth ins Zelt; Fabian und ich folgen. Schlafsack überflüssig: es ist heiss im Zelt!
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

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03 Dez 2009 11:13 #122514
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Dienstag, 29. September 2009
Die drei südfrikanischen Offroad-Freaks auf den Plätzen neben uns sind Frühaufsteher: schon um 06:15h lassen sie ihre hochgezüchteten Motoren röhren, bevor sie den Platz verlassen. Machen wir halt Frühstück, – immer früher, wie Fabian jammert – packen und fahren los; schliesslich haben wir eine ziemliche Strecke bis Bagani vor uns.

Nach eineinhalb Stunden sind wir in Rundu, wo wir einen Einkaufs-, Tank- und Geldbezugsstopp einschalten. Der Himmel ist weitherum bedeckt; es regnet; keine guten Aussichten für das N//Goabaca-Camping heute Abend. Auf der Weiterfahrt studieren wir an Alternativen. Obwohl es in Divundu nicht mehr regnet, bläst ein kräftiger Wind und der Himmel ist immer noch ziemlich bedeckt. So gehen wir erst mal ins staatliche Popa-Falls Camp, welches Hütten für vier Personen verspricht: Alles ausgebucht, nur noch Camping möglich.

Nächste Station Ngepi Camp. Auf einer Holperstrecke analog zu gestern fahren wir zum Okavango runter und kommen an ein Camp, welches den Vergleich mit Roy’s nicht zu scheuen braucht. Und siehe da: Ein Baumhaus direkt am Okavango wartet auf uns: Wir buchen gleich auch wieder das Nachtessen (für NAM$ 95.-) und einen 2 ½-stündigen Mokorotrip und Christopher, der Guide, der auch da ist, verspricht mir, dass ich nicht ins Wasser falle.

Das Baumhaus übertrifft unsere kühnsten Erwartungen. Wir nehmen einen kleinen Lunch direkt am Wasser zu uns, dann flegeln sich Ruth und Fabian in die Hängematten. Und ich sitze mit Blick auf den Fluss vor meinem Netbook und schreibe Tagebuch…

Sechs Stunden später: ich sitze wieder mit Blick auf den – nächtlichen – Fluss vor meinem Netbook; die Mokoro-Tour ist vorbei, das Nachtessen auch. Die Mokoro-Tour führte uns in einem grossen Bogen zuerst etwas flussaufwärts ans andere Ufer und dann ziemlich lange flussabwärts. Die Mokoros werden mit langen Stangen vorwärtsbewegt; die Männer, die diese Stangen betätigen, heissen Poler und verrichten harte Arbeit; teilweise stehend, zwischendurch auch sitzend. Am Anfang war es eine furchtbar wacklige Sache - vermutlich mit Absicht :blink: - und ich hatte ein mulmiges Gefühl, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt - im Gegensatz zu einer anderen Teilnehmerin, welche sich bis zum Schluss krampfhaft an den Bordwänden festhielt.

Auf dem Fluss musste man immer wieder Hippos ausweichen, die es dort in grosser Zahl hat. Zwischendurch machten wir einen Stopp auf einer Sandbank, um den Sundowner zu uns zu nehmen, und haben dabei eine neue Art von Sand kennengelernt: Quieksand (statt „Quick-Sand“). Er heisst so, weil er beim darübergehen quiekt. Etwas weiter flussabwärts wichen die Poler in einen Nebenarm aus, von wo aus wir durch die Büsche einen fantastischen Blick auf eine Gruppe von Hippos hatten und zwei jungen Bullen beim Kämpfen zusehen konnten.

Auf dem Rückweg kamen wir an einem Fuhrwerk vorbei, dessen Besitzer Schilf auflud. Dieses wird benutzt, um vor der Regenzeit die Hütten neu zu decken. Etwas weiter oben stand die gleiche Gruppe von jungen Fischern, welche uns schon auf dem Hinweg stolz ihren Fang präsentiert hatte. Der jetzige war noch grösser; gegen einen halben Meter lang.

Das Nachtessen war ähnlich wie gestern, aber qualitativ etwas geringer; der Wein, wie so oft in Namibia, zu warm und die Oellampe auf dem Tisch hielt den Wind nicht lange aus.

Draussen zirpen die Grillen und die Frösche quaken, ein warmer Nachtwind weht. Vom Grunzen der Hippos, das wir vor dem Nachtessen direkt vor unserem Baumhaus vernommen haben, hört man nichts mehr, vielleicht schlafen sie ja.

Morgen früh wird uns die Sonne direkt ins Bettchen scheinen und uns aufwecken. Ich freue mich jetzt schon und habe die Kamera bereit. Gute Nacht!

Mittwoch, 30. September 2009
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt…

Nach einer besonderen Nacht mit Blick auf den Fluss und grunzenden Hippos überrascht uns der Morgen nicht mit dem angekündigten Sonnenaufgang, sondern mit einem Gewitter, welches um 05:00h loslegt und nicht mehr aufhören will. Begleitet wird das Gewitter von einem Regen, welcher sukzessive in einen Landregen übergeht – leicht, aber hartnäckig. Als es heller wird, präsentiert sich der Himmel grau in grau, soweit das Auge reicht; ein Gewitter folgt auf das andere; nicht so heftig, wie in Okaukuejo, aber mehr oder weniger permanent. Zum Glück haben wir gestern das Baumhaus gebucht und nicht das Zelt aufgeschlagen!

Gegen 08:00h stehen wir dann halt doch auf, packen unsere Siebensachen unter dem Schutz des Strohdaches zusammen und tragen dann die gepackten und in die Abfallsäcke eingewickelten Taschen und das restliche Material zum Auto, damit möglichst wenig nass wird, was auch ganz gut gelingt.

Bei der Reception stehen jede Menge Leute und warten auf bessere Zeiten. Wir nehmen ein kleines Frühstück zu uns, rechnen dann ab und fahren los, Richtung Bwabata-Nationalpark. Popa Falls lassen wir gleich bleiben; das Wetter lädt nicht wirklich zum Fotografieren ein.

Die 200km durch den Bwabata-Nationalpark verläuft die Strasse meist schnurgerade. Tiere sehen wir, wohl des Wetters wegen, kaum; Ausnahme ist einzig eine Gruppe von ca. 20 Elefanten, welche ca. 300m vor uns im Eiltempo die Strasse überqueren. Bis ich meine Kamera bereit habe, sind sie zwischen den Bäumen verschwunden.

In Kongola ist das Wetter nicht wirklich besser; man kann geradezu darauf warten, dass das Gewitter bis hierher gezogen ist. Wir verzichten auf’s Campieren und suchen uns eine Lodge mit festen Unterkünften. Am ehesten geeignet scheint uns da noch Namushasha mit einem Angebot von 21 Cabins zu laut Reiseführer vernünftigen Preisen.

Die Preise stellen sich dann als leicht über vernünftig heraus: Doppelcabin NAM$650 pro Person, Einzelcabin zusätzlich NAM$950. Die Frage, ob ein Cabin auch mit drei Personen belegt werden kann, wird bejaht, aber der Preis ist der gleiche!! So nehmen wir halt – aber nur für eine Nacht – zwei Cabins, verfrachten unsere Sachen inkl. Proviant und Kochutensilien dort hinein und Ruth gibt unsere Wäsche zum Waschen. Dann wird Fabian’s Cabin in ein Self-Catering umgewandelt und wir nehmen ein kleines Mittagessen zu uns. Inzwischen sind Gewitter und Landregen auch hier angelangt…

Kurz nach 15:00h gehen wir in’s Hauptgebäude; Ruth hat herausbekommen, dass Internet zur Verfügung steht und das erst noch gratis. Auf genauere Nachfrage handelt es sich um den PC der Receptionistin; die Verbindung läuft über Satellitentelefon, ist also nicht allzu schnell.

Das Programm heisst also im Moment „Zeit totschlagen“: Tagebuch schreiben, eine Schlechtwetter-Unterkunft für die folgende Nacht suchen, Reiseführer Botswana studieren und endlich mit den zwei am Flughafen München gekauften Sudoku-Heften anfangen.

Später hört zumindest der Regen auf und wir machen einen Rundgang durch die Anlage. Die Campsites sind mittelprächtig, will heissen, den Preis nicht wert. Also werden wir morgen unsere Zelte definitiv an einem anderen Ort aufschlagen: im wahren oder im übertragenen Sinn des Wortes.

Gegen 18:00h nehmen wir den obligaten Sundowner, diesmal halt ohne Sonne. Dann macht Ruth auf dem Gasgrill Wienerschnitzel mit Bratkartoffeln. Gegen 20:00h verziehen wir uns in die Häuser, duschen (die wenigstens ist wirklich angenehm) und lesen noch ein bisschen. Fotografiert und gefilmt haben wir heute rein nix; auch kein Wunder, bei dem Wetter!

Donnerstag, 1. Oktober 2009
Es hat die ganze Nacht nicht geregnet. Ruth hört um 06:00h ein Hippo grunzen und macht sich auf die Suche: erfolglos, aber sie sieht, dass die Sonne aufgeht = wolkenloser Himmel.

Gegen 07:30h wecken wir Fabian und gehen frühstücken. Anschliessend fragt Ruth nach der Wäsche; diese ist zwar fertig, aber noch nicht trocken. Wir sollen in 10min wieder kommen. Also packen wir unsere Siebensachen ins Auto und Ruth geht noch einmal zur Reception.

Die Wäsche ist da, aber zum grossen Teil nicht trocken und nicht gebügelt, teilweise auch nicht ganz sauber. Die Receptionistin erklärt, sie dürfe dafür nichts verlangen. Wird dankend angenommen; die Rechnung ist auch so etwas über NAM$ 2000, obwohl das Etablissement unseres Erachtens diese Preise nicht rechtfertigt.

Was trocken ist, wird versorgt, die fast trockene Ware breiten wir im Auto aus, der Rest gammelt vorläufig in einem Abfallsack vor sich hin. Wir fahren los, Richtung Mudumu Nationalpark. Beim Eingang verweist ein Schild auf die Nakatwa-Rangerstation, bei welcher das Permit erhältlich sei, aber direkt daneben führt ein Weg zur Ngenda-Station. Wir probieren’s erst mal dort, erhalten aber die freundliche Auskunft, dass wir noch etwas weiter die Hauptstrasse entlang bis zur Nakatwa-Station fahren müssen.

Dort erhalten wir dann das Permit und der Ranger freut sich, in Fabian einen Namensvetter zu finden (und umgekehrt). Er erklärt uns auf dem Plan ganz genau, wo wir durchfahren sollen/dürfen, und wir fahren los. Ziemlich holprige Feldwege, teilweise tiefsandige Strecken, die meine ganze Aufmerksamkeit erfordern. Passe ich mal nur einen Moment lang nicht auf, haut’s uns bestimmt genau dann in ein Loch.

An Tieren sehen wir nicht allzu viele: Impalas, Warzenschweine, eine kleine Elefantengruppe und einen Eisvogel. Der Streckenplan, den wir erhalten haben, ist auch nicht sehr exakt, aber immerhin schaffen wir es, irgendwann bei der Lianshulu-Lodge anzukommen (Deluxe, mit Spa/Wellness!) und dort eine Pinkelpause einzulegen. Anschliessend suchen wir den Hippo Pool und finden auch so etwas, aber kein Hippo. Die Weiterfahrt bringt uns wieder zur Ngepi-Station und von dort auf die Strasse zurück.

Da der Mittag inzwischen vorbei ist und doch wieder dickere Wolken aufziehen, beschliessen wir, nordwärts zurück auf die geteerte Hauptstrasse und von dort direkt nach Katima Mulilo zu fahren. Dort im Information Center wollen wir uns nach der einen oder anderen im Reiseführer beschriebenen Unterkunft erkundigen. Vor allem über Kalizo Lodge & Camp sind die Aussagen von Iwanowski und Reise Know-How sehr widersprüchlich.

Die Info in Katima Mulilo finden wir mehr per Zufall: sie ist (seit drei Jahren) nicht mehr an dem Ort, an welchem sie der Reise Know-How angibt. Wir erhalten auch die gewünschte Auskunft über die Lodge, können aber nicht vorreservieren, da das Telefonnetz streikt. Aber die Dame in der Info meint, es sei kein Problem und sonst sei eine zweite Lodge direkt daneben.

Anschliessend schauen wir uns im Katima Craft Center um. Die angebotenen Körbe und Schnitzereien sind ausgesprochen schön, aber zumeist leider viel zu gross, um sie mit nach Hause zu nehmen. Und verschickt wird höchstens nach Namibia; Europa ist denen viel zu weit. Das war vor 14 Jahren mit dem Didgeridoo in Australien wesentlich einfacher! Nun gut: wir haben ja schon von der Südafrika-Reise 2002 diverse schöne Souvenirs zuhause. So beschränken wir uns auf ein Mitbringsel für Margrit, welche daheim unser Haus hütet.

Nach einer guten halben Stunde – davon die letzten 5km über die übliche Holperpiste – finden wir unser Ziel und stehen vor einer erneut gemütlichen Lodge, diesmal direkt am Sambesi. Die Self-Catering Cabin mit Blick auf den Fluss ist für NAM$200 pro Person und Nacht zu haben – also nichts von Luxus-Lodge, wie Reise Know-How behauptet! Die ganze Anlage ist mit viel Liebe aufgebaut: viel Holzschnitzereien, jedes Haus hat einen originellen Namen, der Pool ist sauber und warm. Die Lodge wird, wie wir später feststellen, vor allem von Fischern und Jägern frequentiert.

Wir laden aus, Ruth hängt die Wäsche an die kurzfristig wiedergekehrte Sonne und wir setzen uns auf die Terrasse vor unserem Haus, schauen auf den Sambesi, schreiben Tagebuch, lesen und lassen’s uns gutgehen.Ab 17:30h gibt’s Sundowner, obwohl man die Sonne hinter den Wolken nicht sieht. Aber wenigstens regnet es nicht und es ist schön warm. Später macht Ruth den Rest der Riesen-Wienerschnitzel von gestern, zur Abwechslung mit Reis.

Nach dem Nachtessen gehen wir noch zur Bar; Ruth liest und Fabian und ich spielen eine Partie Pool.
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Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
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03 Dez 2009 14:27 #122566
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Hallo Eggitom,

danke für den schönen, ausführlichen und unterhaltsamen Bericht. Bin schon gespannt, was ihr in Botswana so erlebt habt!

Viele Grüße,
Kathrin und Olli

Manchmal wollen die Goetter, dass etwas nicht gelingt, damit die Menschen die Demut bewahren.
Reisebericht Botswana Apr/Mai 08:
www.namibia-forum.ch/download/olliboe08.pdf
Reisebericht Botswana Jun 09: Feuertaufe im Regenwasser
Norwegen 2010
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06 Dez 2009 15:51 #122755
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Danke Olli Bö für's Feedback. Botswana muss noch warten; erst geht's mal noch an die Viktoriafälle:

Freitag, 2. Oktober 2009

Der Morgen lässt sich anständig an und wir frühstücken zur mittlerweile schon gewohnten Zeit, packen und checken aus. Die Chefin erklärt uns gleich noch detailliert den Weg zur Kubu Lodge und zum Amadeus Garden; sie scheint das alles zu kennen.

Die Fahrt südwärts verläuft ereignislos; nach rund einer Stunde sind wir an der Grenze bei Ngoma, wo unser Auto erst mal durch ein Desinfektionsbad rollen muss. Dann das übliche Prozedere mit viel Papier und viel Stempeln und einer Gebühr dafür, dass wir mit unserem Auto die botswanischen Strassen abnützen. Goodbye Namibia!

Kurz nach der Grenze folgt der Eintritt in den Chobe Nationalpark. Das Ngoma Gate ist offen, daneben eine Tafel, die Gebühren für den Park seien beim Gate zu bezahlen. Da niemand etwas von uns will, fahren wir durch. Ein paar hundert Meter weiter – ich bin mit ewas mehr als den erlaubten 80kmh einem vorausfahrenden Wagen gefolgt, der gute 100kmh drauf hat – stoppt uns eine Polizeistreife. Der Polizist zeigt mir die Radarpistole, welche sagenhafte 89kmh anzeigt und fragt mich, warum ich über diese Strasse „fliege“, wo es doch so viele Tiere hat; ob ich die umbringen wolle. Meine Erwiderung, ich sei wohl etwas gedankenlos dem vorderen Auto gefolgt (welches die Streife anstandslos durchfahren liess!) hat offenbar etwas für sich; er ermahnt mich noch ein wenig, und lässt mich dann ziehen.

Die Fahrt durch den Chobe verläuft ziemlich ereignislos; wir sehen ein paar Paviane, Elefanten und nicht näher bestimmbare Antilopen. Beim Sedudu Gate halten wir an und gehen ins Office. Draussen - von Kasane herkommend - stehen zwei Fahrzeuge, die Fahrer sind drinnen im Office lautstark am reklamieren, weil sie eine Eintrittsgebühr zahlen sollen, obwohl sie doch nur durchfahren wollen und man ihnen in Kasane gesagt hat, das koste nichts. Aber alles zetern und reklamieren hilft nichts; der Beamte ist unerbittlich.

Während die beiden noch lauthals schimpfen, wendet sich der Beamte uns zu, schaut kurz in unsere Papiere - und winkt uns ohne weitere Umstände und vor allem Kosten durch!!

In Kasane fahren wir erst mal zur Bank. Ruth und Fabian gehen rein, ich warte draussen beim Auto; zuerst drin, dann wird es mir aber zu heiss und ich steige aus und stelle mich in den Schatten. Nach rund einer Stunde kommen Ruth und Fabian zurück: sie waren erfolgreich und haben unsere ganzen übrigen Namibia-Dollar in US$300 und ca. 900 Pula gewechselt. Nach dem Kurs habe ich nicht weiter gefragt.

Kleineinkauf im Spar, dann weiter zur Kubu Lodge, wo Bwana’s Buchung bestätigt und uns Campingplatz Nr. 2 zugewiesen wird. Anschliessend reservieren wir gleich noch für’s Nachtessen, weil wir nach der Sundowner-Cruise nicht noch kochen wollen. Es folgt das übliche Prozedere, ausser dass wir die Zelte nicht aufstellen, weil wir für die Fahrt zur Sundowner-Cruise evtl. unser Auto nehmen müssen.

Gegen 15:00h fahren wir zur Reception, wo wir aber unseren Wagen dann doch stehen lassen können, weil im Bus genug Platz ist. Mit uns wartet eine Dame um die siebzig, wenn nicht noch älter, welche sich im Verlauf des Abends als die alleinreisende Vanessa aus Geelong (Australien) entpuppt. Hinzu kommt noch ein junges deutsches Paar, welches uns schon früher begegnet ist und eine ziemlich blasierte „Daigg“-Baslerin mit Schwester, Freundin und Schwager.

Auf dem Boot empfängt uns ein junger Guide, der ganz offensichtlich vor kurzem ein Kommunikationsseminar besucht hat. Er spricht die Passagiere so oft wie möglich beim Namen an, holt Schweigsame aus der Reserve, wiederholt unsere Fragen bis zu dem Punkt, ab welchem er sie nicht mehr verstanden hat und stellt seinerseits immer wieder Fragen, entweder zu den Tieren der Umgebung oder zu unserem Background. Dies alles sehr freundlich und zuvorkommend. Daneben erklärt er das, was es zu sehen und hören gibt, auf eine sehr engagierte Weise.

Tiere sehen wir natürlich auch: Krokodile, Wasserbüffel, diverse Vögel, davon einen vom Aussterben bedrohten Bodenbrüter, deren Namen ich mir nur kurz merken konnte, Warzenschweine, Hippos zu Wasser und zu Land resp. im Uebergang von Land zu Wasser und jede Menge Elefanten, welche von Botswana herkommend die Sedudu-Insel und die Kanäle vorher und nachher überqueren, um anschliessend im Chobe Nationalpark zu verschwinden. Atemberaubend!





Als die Sonne untergeht, sind wir am Anlegesteg zurück; das ziemlich grosszügige Trinkgeld hat sich unser Guide redlich verdient. Im Camp stellen wir noch das Zelt auf, ziehen uns um und gehen zum Nachtessen in die Lodge. Dieses findet auf der Terrasse über dem Chobe statt. Vanessa sitzt ganz allein an einem Tisch; sie zu uns zu bitten, verpassen wir dummerweise und dann wird es zu kompliziert. Als Kompensation bietet ihr Ruth ein Glas unseres wirklich guten Rotweines an, woraufhin sie sich mit ihrer Email-Adresse revanchiert und uns bittet, sie doch aufzusuchen, wenn wir wieder mal in Down Under sind.

Zurück beim Camping beginnt es bald einmal zu regnen, so dass wir uns ins Zelt zurückziehen. Der Regen hält bis weit nach Mitternacht an; ab und zu hört man auch ein entferntes Donnern. Trotzdem ist es schwülwarm, so dass auch Ruth erst gegen Morgen in den Schlafsack kriecht.

Samstag, 3. Oktober 2009
Schon um 06:00h wird ringsum fieberhaft abgeräumt. Da es zu regnen aufgehört hat, versuchen wir erst mal, die Wasserlachen vom Zeltdach zu kriegen, was uns auch recht gut gelingt. Innen ist es zum Glück trocken geblieben.

Auf ein einmal mehr ziemlich frühes Frühstück folgt die übliche Packerei, diesmal mit den Taschen vorne und ohne Abfallsack-Umhüllung: Ziel ist das Amadeus Garden in Vic Falls und das soll komplett auf Asphalt erreichbar sein.

Schnell sind wir bei der Grenze und absolvieren auf botswanischer Seite den üblichen Papierkrieg. Immerhin haben sie hier sogar schon Durchschlagspapier! Dann geht’s zur Einreise nach Zimbabwe. Was nun folgt, ist Afrika pur, sprich: eine Kombination aller bisherigen Erlebnisse, ergänzt durch einen Abriss erster Güte:

1. Immigration Forms, die man zuerst am Schalter abholen, dann mit dem eigenen Kugelschreiber ausfüllen und zuletzt beim gleichen Beamten wieder abgeben muss.

2. US$30 pro Person für die Visa. Dafür bekommt man ein schönes Papierchen in den Pass geklebt und dieses wird so gestempelt, dass zwei Seiten des Passes belegt sind

3. Am Zoll bezahlt man eine Importtaxe für den Wagen von US$25. Dazu wird ein komplett handgeneriertes Formular mit Durchschlag ausgefüllt – „Fresszettel“ sagt man dem bei uns.

4. Versicherung für den Wagen bei einem Mann vor dem Zollschalter: US$40 pro Tag. Auch hier wieder zwei Formulare, welche er ausfüllt; das Geld händigt er dann dem Zollbeamten aus.

5. Mit dem Versicherungsagenten geht’s hinaus vor’s Tor, wo ein weiterer Zollbeamter ein weiteres Formular mit den immer wieder gleichen Angaben ausfüllen muss. Waren die anderen wenigstens drinnen vor dem Regen geschützt, macht er seinen Job auf einer nur mässig überdachten Rampe, Wind und Wetter ausgesetzt.

6. Bleibt uns, wohl weil es inzwischen wieder regnet, erspart: Kontrolle des Fahrzeuginhaltes

7. Vorfahren bis zum Gate, wo die Papiere noch einmal genau geprüft werden. Dann winkt der Wächter uns durch.
Nach ca. einer Stunde sind wir um US$235 ärmer und in Zimbabwe angelangt.

Die Fahrt bis Vic Falls verläuft einmal mehr praktisch schnurgerade, diesmal durch relativ lichtes Waldgebiet. Immer wieder fängt es mehr oder weniger leicht zu regnen an und hört dann wieder auf. Die Information der Kalizo-Inhaberin stimmt, wie schon bei der Kubu Lodge, ganz genau: nach dem vierten Bump stehen wir vor dem Amadeus Garden und werden hereingebeten.

Einmal mehr sind wir viel zu früh, weshalb uns erst mal etwas zu trinken angeboten wird. Dann begrüsst und informiert uns eine Angestellte namens Christine sehr freundlich, umfassend und kompetent zu allem, was uns betrifft und interessiert und bucht auf unseren Wunsch auch gleich das Nachtessen in einem Lokal namens „The Boma“.

Nachdem unsere Zimmer freigegeben sind, richten wir uns ein und legen uns dann gemütlich an den Pool. Gegen 15:00h gehen wir zu Fuss in die Stadt. Der Spar hat schon geschlossen, auch die anderen Geschäfte sind am schliessen: Samstagnachmittag! Als wir nach dem Markt suchen, bietet uns eine mit Uniform und gelber Weste als Tourism Police gekennzeichnete junge Dame ihre Hilfe an, und führt uns auf unseren Wunsch zuerst zum Markt.

Obwohl dieser wirklich etwas bietet, nehmen wir uns zusammen und kaufen nichts. Die Dinge, die uns gefallen, sind entweder zu teuer, oder zu gross, oder beides. Oder dann fallen sie unter das Artenschutzabkommen. Als wir durch sind, sieht Ruth noch ein Souvenirgeschäft, welches Kunstgegenstände aus einer Blindenwerkstätte verkauft und ersteht dort zwei Wandbehänge.

Weiter vorne wartet wieder unsere Touristenpolizistin und bringt uns zum Eingang des Mosi oa Tunya Parkes. Zwischendurch kaufen wir ihr für US$5 (Trinkgeld inbegriffen) ein paar Billiönchen Zimbabwe-Dollars ab – für die Kollektion von Fabian’s Freund Daniel.

Beim Gate informieren wir uns über Preise und Möglichkeiten und sehen u.A., dass man auch in Rand oder Pula bezahlen kann. Da es für heute schon etwas zu spät ist, spazieren wir gemütlich zum Victoria Falls Hotel. Auf dem Weg dorthin begegnen wir ein paar zahmen Warzenschweinen; zudem könnten wir jede Menge Souvenirs kaufen - allerdings immer wieder die gleichen - und hier in Zimbabwe ganz speziell: Euromünzen 1:1 in US-Dollar umtauschen, was bei den aktuellen Wechselkursen durchaus ein Geschäft wäre. Aber erstens haben wir nicht soviele 1$-Noten bei uns und zweitens würde wohl schnell mal der Platz knapp bei den vielen Euromünzen :huh:

Im Victoria Falls Hotel nehmen ganz gepflegt den High Tea, bewundern die Aussicht auf die Brücke nach Sambia, wo Bungee-Jumpen angeboten wird und schauen uns anschliessend die Skulpturen-Ausstellung im Garten an. Auch hier wieder: Gefällt zwar, aber zu teuer und für einen Transport in die Schweiz wohl auch zu gross und schwer. Etwas wundern wir uns über die Schweizer Mailadresse im Prospekt und auf der Visitenkarte, aber da niemand sich zuständig fühlt, bleibt auch diese Frage offen. Anschliessend geht’s, immer noch zu Fuss, zurück zum Amadeus Garden, wo wir den Rest des Nachmittags mit LTF (Lesen, Tagebuch schreiben, Fotos auf Netbook spitzen) verbringen.

Gegen 19:00h fahren wir frisch geduscht los zu unserem Nachtessen. Obwohl The Boma nur wenige Meter vom Amadeus Garden entfernt ist, müssen wir einen riesigen Umweg fahren: Der direkte Weg dorthin ist gesperrt und zu Fuss darf man nachts nicht durch, weil es wilde Tiere hat. Wohl auch besser so: schliesslich wollen wir nicht gefressen werden, sondern selber :evil:

The Boma ist ein riesiges Gebäude afrikanischer Bauart: Strohdach auf Pfosten. Der Wächter auf dem Parkplatz stolziert als Häuptling umher, beim Empfang gibt es erst mal einen afrikanischen Umhang.Drinnen hat es jede Menge Djembes und Masken die Wände entlang. Im Raum stehen Potjies aller Grössen, vom Salz- und Pfefferstreuer bis zum riesigen Topf.

Jonathan, unser Kellner, empfängt uns mit einem Schluck Zulu-Bier und einem echt afrikanischen Apero (kleine, ungemein schmackhafte Erdnüsschen, Süsskartoffeln und Scheiben von Maiskolben). Dann folgt ein Krokodil als Vorspeise und anschliessend geht’s an’s Buffet: Warzenschwein, Eland, Potjie, Mopane-Würmer, aber auch so profane Sachen wie ein ganzes Lamm am Spiess, Salate und Desserts wie Caramel-Flan und Schoggimousse.

Dazwischen singt eine afrikanische Boygroup, welche später als Djembe-Gruppe zurückkommt, allen Gästen Djembes verteilt und einen ca. halbstündigen Crashkurs durchführt. Ein Zeichenkünstler malt den Leuten Tiere und Tierspuren ins Gesicht, ein Wahrsager („traditional Fortune-Teller“) gibt in einem Zelt am Eingang seine Weisheiten zum Besten, Schnitzereien gehobeneren Standards können gekauft werden. Das Ganze inkl. Wein kostet uns US$ 145 und ziemliche Geduld beim Bezahlen: mit unserer Kreditkarte haben sie ziemlich Mühe. Die Belastung später stimmt aber dann genau.

Schade, haben wir keinen Fotoapparat mitgenommen; nur die Malereien in unseren Gesichtern lichten wir vor dem Zubettgehen resp. vor der Vernichtung noch ab. Andere Gäste tragen sie auch zwei Tage nach dem Besuch des Boma noch stolz vor sich her; ich weiss ja nicht, was die Bettwäsche dazu sagt!
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

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12 Dez 2009 22:15 #123403
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  • eggitom am 02 Dez 2009 21:40
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Und weiter geht's; wird langsam knapp, wenn ich vor Weihnachten fertig werden will :(

Sonntag, 4. Oktober 2009 / Vic Falls
Es regnet die ganze Nacht immer wieder, teilweise sogar ziemlich stark. Erst gegen Morgen lässt der Regen nach und als die ersten Gäste am Frühstückstisch Platz nehmen, guckt zeitweise sogar die Sonne etwas durch die Wolken.

Nach dem Frühstück hat sich das Wetter soweit gebessert, dass wir spontan den Heliflug für Fabian und mich buchen; Ruth verzichtet: sie befürchtet, ihr werde schlecht. Christine ruft an und gibt uns Bescheid, dass wir um 10:00h abgeholt und anschliessend an den Flug direkt zum Parkeingang gebracht werden.

Der Heliflug ist zwar teuer aber trotz der relativ ungünstigen Sitze phänomenal und absolut ruhig. Leider scheint die Sonne nicht so kräftig, dass man Regenbogen sehen könnte und Wasser haben die Fälle auch nicht so viel, wie auf Videos oder Fotos gezeigt werden, aber ein Erlebnis ist es trotzdem – ich habe erst im Nachhinein bewusst realisiert, dass dies ja der erste Heliflug meines Lebens überhaupt war!

Anschliessend werden wir zum Parkeingang gefahren, entrichten den Eintritt und werde zwei Stunde lang immer wieder geduscht. Auch vom Boden aus: beeindruckend: Ein Spot ist interessanter, als der andere. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mir schon seit unserer Kenia-Reise 1985 gewünscht habe, einmal die Viktoriafälle zu besuchen - und jetzt, 24 Jahre später, stehe ich da :) :lol: :woohoo:

Zwischen zwei Spots besuchen wir noch Herrn Livingstone; auch für ein paar interessante Vögel hat’s noch Platz auf der Speicherkarte. Vom unteren Ende des Parks aus sieht man auf die Brücke hinüber wo Bungee-Jumper am Werk sind; leider nur, solange wir vom Park aus zuschauen. Ausgang hat’s dort keinen; wir müssen zurück zum Eingang und die Strasse entlang.

Aber als wir ca. eine halbe Stunde später dort sind, haben die Bungee-Jumper Mittagspause. Dafür sind ein paar Jungs da, die uns ihre CD verkaufen wollen. Dazu müssen wir in ein Restaurant beim namibischen Brückenkopf, wo sie uns die CD auf einem Fernseher abspielen. Aber leider reisst uns die Musik nicht gerade vom Hocker, so dass wir dankend verzichten und uns auf den Rückweg machen.

Da inzwischen doch mehrheitlich die Sonne scheint und es wärmer wird, hat Ruth Erbarmen mit mir und wir nehmen uns für den Rückweg ein Taxi. Im Amadeus Garden sind schon alle anderen Dachzelte zum Trocknen aufgeklappt; etwas das wir auch gleich machen werden. Zugleich sehen wir das erste Mal in diesen Ferien den gleichen Zelttyp auf anderen Autos: es gibt sie also doch!

Im Zimmer erwartet uns eine Nachricht von Matthias und Sabine, den beiden Oesterreichern, welche wir via Namibia-Forum eingeladen haben, unsere Campsites in Chobe und Moremi zu teilen und die wir eigentlich Morgen beim Spar in Kasane treffen wollten. Sie haben auch hier eingecheckt und möchten mit uns irgendwo essen gehen, wo man mit Kreditkarte zahlen kann. Also lassen wir nach kurzer Diskussion die lunaren Wasserfälle sausen und Christine reserviert für alle fünf im à la Carte-Restaurant der Victoria Safari Lodge im gleichen Komplex wie das Boma. Zelte aufgeklappt, Badehose angezogen, LFT am Pool und warten auf unsere zwei Oesterreicher, welche gegen sechs zurück sein wollen.

Etwas nach fünf sind sie dann tatsächlich auch da und wir plaudern sofort angeregt, bis wir auf die Idee kommen, mal zu duschen und dann vor dem Nachtessen einen Sundowner zu nehmen. Gesagt, getan, auch wenn die Dusche mangels warmen Wassers (der Strom ist schon am Morgen ausgefallen, es muss zuerst extra der Generator angeworfen werden) zumindest bei Ruth und mir relativ kurz ausfällt. Den Sundowner müssen wir auch in die Safari Lodge verschieben, ist doch bei uns schon alles zu und das ganze Personal ausgeflogen.

Fahrt zur Lodge in unserem Wagen, Zambezi-Bier (wirklich gut!) und Savannah auf der Terrasse, am Wasserloch Elefanten. Dann ein First-Class-Menu, für welches uns auch die Zeit gelassen wird – das erste Mal im südlichen Afrika. Das Ganze kostet, zwei Flaschen guten Pinotage inbegriffen, um die US$250 für alle fünf zusammen. Auch für unsere Verhältnisse nicht billig, aber doch kein Vergleich zu europäischen Preisen. Nur: etwas dekadent kommen wir uns schon vor: Wir sitzen in einem der inzwischen ärmsten Länder Afrikas und lassen es uns an den gefüllten Töpfen wohlergehen :huh:

Uebrigens: die Wolken haben sich komplett verzogen und der Manager der Safari Lodge meint, es bleibt für die nächsten Tage so. Schade zwar, um den lunaren Regenbogen, aber der Abend mit Matthias und Sabine war uns einfach wichtiger.

Montag, 5. Oktober 2009 / Vic Falls - Chobe Riverfront
Ruth ist wieder um fünf Uhr wach und stellt einen klaren, blauen Himmel fest. Gegen sieben komme ich auch in die Gänge und Fabian muss geweckt werden. Tagebuch fertig schreiben, elektrische Geräte laden, was noch geht, packen, Frühstück, abrechnen, Autos beladen und los, diesmal mit Matthias und Sabine im Konvoi, wenn man bei zwei Fahrzeugen schon davon sprechen kann.

Die Abfertigung am Zoll geht zügig von statten, vor allem die Ausfahrt aus Zimbabwe; der Beamte kennt uns sogar noch und ruft: „Switzerland, Eggenschwiler“, als wir reinkommen. In Kasane gehen wir erst zur Bank und heben etwas Geld ab; Ruth geht derweil zur Post, kauft Marken und gibt die geschriebenen Karten auf.

Dann kaufen wir alle miteinander in Spar und Bottleshop ein. Fabian versucht, die Gasflasche nachfüllen zu lassen; das will aber hier niemand können. Nun gut: Matthias und Sabine haben zwei Flaschen; hoffentlich reicht’s bis Maun. Im Tourist Office versucht Matthias vergeblich seine Xakanaxa-Buchung um einen Tag vorzuverschieben und uns darin aufzunehmen. Er muss es am Sedudu-Gate noch einmal probieren.

Tanken ist die letzte Tätigkeit in Kasane – kann sogar mit Kreditkarte bezahlt werden – und dann geht’s zum Gate. Dort kann der Ranger uns zumindest in die Campsite mit aufnehmen, aber für die Verschiebung muss der Ranger in der Ihaha-Campsite morgen noch einmal irgendwo anrufen.

Einmal im Chobe suchen wir relativ schnell die Riverfront und fahren dort gemächlich westwärts Richtung Ihaha. Und der Chobe macht seinem Namen als Elefantenparadies alle Ehre: so gegen 400 Elefanten werden es schon sein, die wir bis zur Ankunft in Ihaha passieren, davon eine Riesenherde von geschätzten 200 Tieren an einem Haufen. Impalas, Zebras, Büffel, Rhinos, verschiedene Vögel – der Nachmittag wird uns nicht langweilig und so kommen wir um einiges später nach Ihaha, als geplant, umso mehr, als wir in Serondela noch eine Mittagsrast/Sandwichpause eingelegt haben.

Für eine Abendpirsch ist die Zeit schon zu weit fortgeschritten, also richten wir uns definitiv ein, duschen, nehmen den Apéro und machen uns dann ans Nachtessen. Dabei wundern wir uns über die Feuer auf der namibischen Seite: Absicht oder Nachlässigkeit?

Nach dem Nachtessen bleiben wir nicht mehr lange sitzen; zum einen hat es jede Menge Mücken und fliegende Ameisen, zum anderen wollen wir morgen früh auf.

In der Nacht hört man tonnenweise Frösche, ab und zu träumt einer der Paviane im Baum über uns etwas laut und gegen fünf Uhr morgens stöbert ein einsamer Büffel um unsere Autos. Elefanten kommen keine in die Nähe, Paviane und Diebe lassen uns auch in Ruhe.

Ach ja: einen weiteren, wunderschönen Sonnenunter- und Mondaufgang durften wir miterleben!
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(Fritz Grünbaum)

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12 Dez 2009 23:01 #123404
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  • Nenette am 12 Dez 2009 23:01
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Hallo Thomas,

ich hatte schon befürchtet, dass du vor lauter Plätzchenbacken nicht mehr zum Schreiben kommst. :P
Nachdem ich den heutigen Abend mit Pralinenformen verbracht habe, war Deine Fortsetzung genau das richtige zum Chillen.

Botswana, tolle Einstimmung für uns!

Liebe Grüße,
Nenette
Il n'y a pas un atome de cette poussière que je n'aime infiniment.
Es gibt kein Atom in diesem Staub, das ich nicht unendlich liebe. (Elizabeth Riollet über Voi/Tsavo)

Botswana 2010: nenette-f.over-blog....egorie-11610665.html
Mein anderes Hobby: lauter-schoene-saetze.over-blog.com/
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