Hallo,
ich bin eben aus einem wunderschönen Namibia-Urlaub zurückgekommen, der „nur“ dadurch getrübt wurde, dass mein Girokonto einige Tage mit einer kopierten und ausspionierten Maestro-Karte abgeräumt wurde.
Da ich bis vor einer Woche zu den Leuten gehört habe, die behaupten, so was würde ihnen nie passieren und da ich ansonsten auch die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes lese, im Forum auch interessiert Diskussionen zur Sicherheit lese, von mir behaupten würde, reiseerfahren zu sein, will ich mal schnell schildern, was passiert ist, ohne genau sagen zu können, wie und wo ich „hops“ genommen wurde.
Wir kamen Samstagnachmittag in Lüderitz an und sind Sonntag weitergefahren. Da außerhalb der Geschäftszeiten, waren alle Geldautomaten unbewacht. Wir haben uns erst mal beim Stadtrundgang auch angeschaut, wo die Automaten so stehen. Am Spätnachmittag bin ich dann zur First National. Vor mir war noch ein Mann am Abheben, dann bin ich ran, habe definitiv unbeobachtet die PIN eingegeben und schon stand auch der Mann wieder neben mir und hat mir nett, hilfsbereit und wortreich erklärt, was ich jetzt machen muss. Als er dann aktiv in die Tasten gegriffen hat (immer noch nett) habe ich die Transaktion umgehend abgebrochen, die Karte genommen und bin davon.
Ich bin zum nächsten Automaten gefahren, „Out of Service“, weiter zum Dritten (Bank of Windhoek). Hier war die Strasse leer, ich ran, PIN eingegeben und kurz darauf wieder ungebetene Hilfe. Wieder ein netter, gut gekleideter Herr (Business-Hemd, Goldrandbrille), bestes Englisch und sofort wieder nette, aktive Hilfe. Ich sofort wieder den Cancel-Knopf gedrückt und wieder abgezogen. Beim vierten Automaten (Standard Bank) hat’s dann geklappt, ohne Hilfe und hinterher mit Bargeld in der Hand.
Am Dienstag dann ruft mich mein Sohn an, der von der KSK Bescheid bekommen hatte, dass auf unserem Konto viele Bargeldabhebungen stattgefunden haben. Die Karte wurde sofort gesperrt, es waren insgesamt 11 Abhebungen mit etwa EUR 1000,- - die meisten davon gemacht in Windhoek-Katutura.
Bevor ich jetzt ganz viele Tipps bekomme, wie ich’s hätte besser machen können, schreibe ich das gleich mal selbst – weil hinterher ist man ja immer klug:
In Zukunft gehe ich nie wieder alleine zum Automaten. Ich nehme meine Frau mit, die bedient die Tasten und ich stehe mit dem Rücken zu ihr und schirme alle helfenden Hände ab.
Und wir werden in Zukunft, auch wenn wir alleine vor dem Automaten sind, die Tastatur nicht nur mit der Hand abschirmen, wir werden uns regelrecht drüberlegen.
Ich habe mir übrigens alle Automaten vorab angeschaut, die Schlitze für die Karten sahen für mein Auge ganz normal aus und ob die Kameras zu meiner Sicherheit oder zum Ausspionieren da waren, das konnte ich wirklich nicht erkennen.
Mein Bankbetreuer bat noch darum, bei der Namibia-Polizei eine Anzeige zu machen. Das habe ich dann in Mariental gemacht und das war auch eine ganz besondere Erfahrung: die technische Ausstattung bestand aus Telefon, Funkgerät, Block und Kugelschreiber. Der Polizeibeamte nahm die Sache auch auf, hat abgestempelt und unterschrieben und mir das Original ausgehändigt. Ich war etwas verduzt, dass ich das Original bekam und fragte, ob er denn jetzt Info an die Lüderitz-Polizei und die Banken geben werden und er meinte nur „Yes“ aber ich bin ganz sicher, dass da überhaupt nichts passieren wird. Wahrscheinlich hat die Nam-Polizei auch wirklich andere Probleme, als sich um die Euros von Touristen zu kümmern. Bitter nur die Vorstellung, dass die Betrügereien in Lüderitz problemlos weitergehen können, ohne dass sich irgendjemand darum kümmert.
Ob ich mein Geld wiedersehe, kläre ich mit meiner Bank, ich muss auch hier noch bei der Polizei vorbei, meine Karte vorzeigen und dann mal schauen. Vielleicht hat von Euch schon jemand Erfahrung und kann mir Tipps geben.
Ansonsten muss ich klar sagen, dass ich diese Art von Betrug einem tätlichen Angriff (auch wenn’s bei Diebstahl wahrscheinlich weniger Bares gewesen wäre) vorziehe. Hier wurde meine „Sicherheitszone“ nicht angetastet.
Fazit: der Urlaub war toll, mir fehlt „nur“ Geld und ich habe mich körperlich nie unsicher gefühlt. Ich war zum 2. Mal in Namibia und sicher nicht zum letzten Mal.
Grüße, Snooby