10.06.15 Auf geht’s nach Epupa
Wir verlassen Opuwo über die C43 Richtung Epupa. Diese Pad ist leicht und gut zu befahren. Für unsere Verhältnisse sind wir auf einer Autobahn. Und der Verkehr ist dementsprechend. So viele Autos an einem Tag haben wir schon lange nicht mehr gesehen.
Wir fahren also gemütlich vor uns hin und genießen die Landschaft. Doch dann kommt uns zwischen Opuwo und der Abzweigung zu Swartbooisdrift ein bekanntes Auto entgengen.
Es sind Claxens (Claudia und Axel), von denen wir uns vor 2 Tagen verabschiedet haben.
Ich sag doch immer …. Afrika ist ein Dorf.
Nach einem großen Hallo, tauschen wir Neuigkeiten aus – für einen „Sundowner“ ist es noch zu heiß.Dann setzt jeder von uns seinen Weg fort.
Wir kommen an ein Schild, das kaum noch zu lesen ist. Doch darauf steht „Traditionell Himba village“.
Wir schauen uns beide an und entscheiden sofort: „Lass uns mal hinfahren“
Wir haben keine große Erwartungen, dass das Village überhaupt noch besetzt ist. Und in der Tat sieht es etwas verlassen und anders aus.
Eine ältere Himbafrau sitzt vor dem Kral unter einem Baum.
Insgesamt sind 2 Frauen und 5 Kinder anwesend. Und wie immer keine Männer.
Die jüngere Himba kommt auf uns zu. Wir wissen zwar nicht, was uns hier erwartet, doch fragen wir, ob wir das Village besuchen dürfen.
Sie erzählt etwas von 20 NamDollar und ich schaue wohl etwas „Ich-verstehe-nicht“ . 20 Dollar ?
Die Preise, die wir in Puros gesehen hatten, waren um das 10fache höher.
Daraufhin nestelt sie etwas an ihrem Ziegenlederbeutel und zu Vorschein kommt ein Handy.
Sie tippt den Betrag ein. Und wirklich, wir haben uns nicht verhört. Wir geben ihr 20 Nam$, welche zusammen mit dem Handy in besagtem Ziegelederbeutel verschwinden.
Tradition trifft Moderne.
Wir betreten den Kral und werden von den Kindern mit viel Freude von Hütte zu Hütte geführt.
Wir fühlen uns in keinster Weise unwohl, und doch ist dies wieder eine neue Welt.
Es ist erstaunlich, wie wissbegierig und sprachbegabt die Kinder sind. Wenn sich Jürgen und ich auf deutsch unterhalten, schnappen sie immer einzelne Wörter auf und wiederholen diese.
Wir haben viel Spaß mit den Kleinen und für sie sind wir eine willkommene Abwechslung.
In der letzten Hütte sitzen die beiden Frauen und demonstrieren die Herstellung der roten Farbe und das Zubereiten des Maisbreis. Dies hat schon etwas von "Touri-Veranstaltung"
Doch dies interessiert uns nicht wirklich. Viel interessanter für uns ist die Würde und der Stolz, den die ältere Himbafrau ausstrahlt.
Für Jürgen auf Grund ihrer schönen Lippen „ die Ingrid Bergmann vom Koakoveld“
Die Frau zieht mich irgendwie in ihren Bann.
Als ich ihr dann dieses Bild zeige, ist sie völlig aus dem Häuschen.
Kann es wirklich sein, dass sie sich noch niemals in der Kamera gesehen hat?
Jedenfalls darf ich für 10 Minuten nicht von ihr weichen und sie zeigt immer wieder auf das Bild im Display. Schade, dass ich außer „moro“ und „nawa“ nichts verstehe.
Ich denke mir, dass ich ihr gerne das Bild geschenkt hätte. Hier wäre ein mobiler Drucker gut gewesen.
Ich bin wieder tief beeindruckt von diesen Menschen.
Nach ca. 1 Std. verabschieden wir uns von ihnen, geben der Kindern noch ein paar Süßigkeiten (ich weiß, dass man das nicht tun soll, doch die Trockenfrüchte sind aus) und setzen unseren Weg fort.
Auch dies war wieder eine sehr intensive und interessante Begegnung.
Und das Gedankenkarussell dreht sich wieder. „Wohin geht die Reise dieses stolzen Volkes?“
Bei unserer Wanderung mit Henry in Etambura, fragte ich ihn nach der Schulpflicht in Namibia und wie die Himba dies halten. Seine Antwort: „Wenn eine Familie 4 Kinder hat, gehen 2 zur Schule und 2 werden traditionell erzogen“ und als Beisatz: „Ein Himba bleibt in seinem Herzen immer ein Himba“.
Im Laufe unserer Reise habe ich mir oft die Frage gestellt, wer von uns glücklicher ist? Aber auch: “Wie sieht die Zukunft dieser Kinder aus?“
Wir kehren zurück auf die C43 und setzen unsere Fahrt Richung Epupa fort.
Nächster Halt: ein großer Baobab mit Sommer- und Winterseite.
Manchmal schaffen wir es auch einfach an einem Dorf vorbeizufahren ohne anzuhalten.
Am frühen Nachmittag liegrt Epupa wie eine unwirkliche, grüne Oase vor uns.
Wir fragen im Epupa Fall Camp nach einer Campsite und erhalten Nr. 4 direkt am Kunene.
Für uns Kontrastprogramm pur.
Nach kurzer Erfrischung und etwas relaxen machen wir uns auf den Weg zu den Falls.
Ein junger Himbamann mit typischer Frisur steht außerhalb der Campsite an einen Baum gelehnt.
Ich rufe ihm ein fröhliches „Hallo“ „Mir geht’s gut“ zu
und dann gehen wir weiter.
Den Sundowner trinken wir auf unserer Campsite und genießen den Sonnenuntergang über dem Kunene.
Das Abendessen nehmen wir im Restaurant zu uns.
Dann beschließen wir diesen Tag gemütlich mit dem Rauschen der Wasserfälle im Ohr.
Gefahren: 176 km