12.05.2015 Die singenden Kinder und ein letztes Zusammentreffen mit den Himba
Heute starten wir mit der ersten Transfer-Etappe Richtung Caprivi.
Wir erwarten, außer schöner Landschaft, eigentlich keine „Highlights“
Unser Ziel ist Nakambale, eine ehemals finnische Mission.
Gegen 9.00 Uhr verlassen wir die Kunene Riverlodge.
Im Prinzip ist hier nur 1 Übernachtung zu kurz, doch irgendwo müssen wir Abstriche machen.
Unsere geplante Route ist die D3700 entlang dem Kunene. Also Garmin an … und los geht’s.
Leider nur in die falsche Richtung. Nach etwa 4 Km bemerken wir, dass der Kunene auf der „falschen“ Seite ist. Das kommt davon, wenn man sich auf das Navi verlässt, welches uns über Opuwo führen wollte. Wir drehen um und fahren ab sofort immer Richtung Osten, mit dem Kunene auf der linken Seite, bis auch unser Navi von unserer Strecke überzeugt ist.
Die D3700 ist landschaftlich ein reiner Augenschmaus.
Hinter jeder Biegung zeigt sich der Kunene in einem anderen Licht und bietet unzählige Fotomotive.
Auch hier wieder ständig Ziegenherden, die von Kindern gehütet werden.
Immer wieder winken uns Kinder zu.
Bei der nächsten „Aufforderung“ zum Halten folgen wir unserem Bauchgefühl und halten an.
Binnen weniger Minuten sammeln sich 7 Kinder. Sie sprechen ein wenig englisch. Ihre erste Frage an uns: „ Hello, how are you?“
Wir unterhalten uns ein wenig mit Ihnen und geben gerne Wasser und etwas Essen ab.
Plötzlich treten die 7 einen Schritt zurück und stimmen ein Lied an. Dazu strahlen sie über das ganze Gesicht. Es macht Ihnen sichtlich Freude auch uns eine Freude zu bereiten.
Wir sind von dieser Geste tief beeindruckt.
Diese klaren, schönen Stimmen – das geht so richtig unter die Haut und ich muss schon etwas um meine Fassung kämpfen.
Wir fragen, ob sie noch ein Lied für uns singen würden und ob ich ein Bild machen kann.
Bei unserer Abfahrt rufen sie uns noch ein. „Good Luck“ zu.
Diese Kinder haben uns durch ihre Offenheit und sichtbare Lebensfreude sehr beeindruckt.
Auf unserem weiteren Weg entlang dem Kunene begleitet uns dieses Lied der Kinder ständig.
An einem schönen Plätzchen am Kunene halten wir an. Genießen die Schönheit der Natur und legen eine kleine Picnic-Pause ein.
Wie immer kommen wir langsam voran, da es hinter jeder Biegung etwas zu sehen gibt.
Uns fällt eine Hütte auf, schön bemalt sind. Das hatten wir vorher noch nicht gesehen, doch scheint die Hütte unbewohnt zu sein.
Ein Stücken weiter kommen wir zu einem Dorf. Wir verlangsamen die Fahrt, um zu sehen, ob das Dorf bewohnt ist.
Dies wird uns schon nach wenigen Minuten durch heranlaufende Kinder bestätigt. Die Kinder sind nach Himba Tradition gekleidet. Ich dachte eigentliche, dass wir das Gebiet der Himba schon verlassen hätten.
Zu den Kindern gesellt sich ein ca. 15 jähriger Junge in westlicher Kleidung, der sehr gut englisch spricht. Nach und nach versammelt sich das halbe Dorf um unser Auto. Der Junge stellt uns seine Schwestern vor und fragt, ob wir ein Bild machen wollten. Als ich die verneine, ist er doch sehr überrascht.
Da wir aber noch Maismehl und Tabak haben, fragte ich ihn, ob es möglich wäre in sein Dorf zu gehen. Sicher, klar, kommt mit.
Umringt von Frauen und Kindern betreten wir den Kral.
Er erklärt uns, dass wir alles fragen könnten, er würde übersetzen.
Als erstes stellte uns seine Mutter vor. Der „Chief“ des Dorfes, ebenfalls westlich gekleidet, hält sich sehr stark zurück. Ich nehme mir aber, durch Augenkontakt und Gestik von ihm die Zustimmung, dass wir sein Dorf betreten dürfen.
Wir werden mit Fragen bombardiert und durch das gute Englisch unseres jungen Übersetzers wurden innerhalb kurzer Zeit sehr herzlich aufgenommen.
Das Gelächter ist groß, als sich herausstellt, dass ich den Menschen immer ein „Hallo, mir geht’s gut“ zugerufen habe.
Zu meiner Entschuldigung gebe ich zu bedenken, dass die Sprache der Ovahimba sehr schwierig sei.
Er lacht mich an und sagt: „Ach was! Komm einfach mal 14 Tage in Urlaub zu uns, dann kannst du sie“.
Die Atmosphäre ist unwahrscheinlich entspannt und freundlich.
Schon bald werde ich aufgefordert, Bilder von Ihnen zu machen. Auch hier holte ich mir erst durch Blickkontakt zum Familienoberhaupt die Zustimmung.
Die Mutter unseres jungen Übersetzter winkt mich bei. Sie erneuert die Haartracht einer auf dem Boden liegenden Frau und gibt mir zu verstehen, dass ich ein Bild davon machen soll.
Ich hatte gelesen, dass Himba nur im Falle der Trauer ihre Haare öffnen. Mein Respekt verbietet mir aber nachzufragen.
Ich werde aufgefordert, genau hinzuschauen und sie erklären mir, dass die Asche als eine Art „Festiger“ dient.
Wir sitzen zusammen, reden und lachen. Ich mache ein schönes Bild von der Mutter, zeige es ihr und - „Nein“, sie gefällt sich nicht. Also gut machen wir noch eins.
Eine sehr schöne Frau, wie ich finde. Auch hat sie noch nach alter Himbatradition die vorderen Schneidezähne schräg abgefeilt und die unteren 4 Schneidezähne fehlen..
Diese Tradition wird von den jüngeren Himbafrauen nicht mehr geteilt.
Irgendwann rücken die beiden Frauen auseinander und sagen unserem jungen Übersetzer, dass sich die weiße Frau zwischen sie setzen soll . Mein Mann solle Bilder machen.
Also zwänge ich mich dazwischen und versuche annähernd so würdevoll zu sitzen wie die beiden.
Kaum sitze ich, habe ich auch schon ein kleines Mädchen auf dem Schoß.
Die Herzlichkeit dieser Familie war sehr ansteckend.
Unser junger Übersetzer muss sich am nächsten Tag zu Fuß auf den Weg nach Ruacana machen, von dort hofft er dann auf einen Lift nach Opuwu, wo er die Schule, die in 3 Tagen wieder beginnt, besucht.
Auch hier dreht sich wieder das Gedankenkarussell.
Sollten wir mal wieder in diese Gegend kommen, würden wir diese Familie gerne wieder besuchen.
Hier noch ein Bild von einer dieser Hütten mit Vorratsspeicher (kleine Hütten)
Wir setzen unseren Weg fort.
Bevor wir auf die C46 kommen, haben wir nochmals einen wunderschönen Blick in das Kunenetal.
Die C 46 verläuft oberhalb der Etosha durch das Ovamboland.
Hier empfangen uns asphaltierte, nicht enden wollende Straßen. Umsäumt von flachem Weideland und Palmen. Theoretisch könnten wir hier 120 km/Std fahren, praktisch laufen neben dem Highway Ziegen, Kühe und Esel, die jeder Zeit die Fahrbahn überqueren können und dies auch gelegentlich tun.
In Oshakati unterbrechen wir die langweilige Fahrt, um unsere Vorräte aufzufrischen.
In der Nähe des Supermarktes entdecken wir auch noch einen Einheimischen Markt. Natürlich müssen wir da auch noch hin.
Hier gibt es wirklich alles. Von getrockneten Maden (schmecken übrigens gar nicht mal so schlecht), über getrockneten Fisch, Gewürze, Kleider bis hin zu gegrillten Innereien, Darm…
Hier wird nichts weggeworfen. Für die Menschen hier sind wir eine willkommene Abwechslung. Außer uns laufen keine „Weissbrote“ umher. Jeder hat eine Bemerkung für uns, die wir meist nicht verstehen. Doch fühlen wir uns in keinster Weise bedroht oder unerwünscht.
Nach ca. weiteren 40 km erreichen wir unser heutiges Endziel: Nakambale.
Wir werden freundlich empfangen. Außer uns sind keine Camper da. Nakambale hat eine kleine Lapa, WC/Dusche und eine Küche, die wir theoretisch benutzen dürften.
Durch die Nähe zur C46 ist es zwar etwas laut, aber für eine Zwischenübernachtung optimal.
Gemütlich lassen wir den erlebnisreichen Tag in der Lapa ausklingen.
Gefahren: 276 km