Tag 1
Der Programmablauf lief genauso ab wie in den Reiseunterlagen beschrieben. Abholung frühmorgens mit Shuttlebus. Kurze Begrüßung mit dem Fahrer, den ich übrigens von meinen beiden letzten Touren kannte und den Insassen, die bereits im Wagen saßen. Diese drei Personen machte die große Rundreise mit. Die Weiterfahrt ging über die A43 bis Münster. Dort erfolgte der Umstieg in die ***** Reisebusse. Hiervon gab es dieses Mal gleich drei! Zwei Gruppen absolvierten die große Rundreise bis zum Nordkap. Mein Luxusliner machte die kleine Route.
Alle Busse waren nur halb besetzt. Der Reiseveranstalter hatte wirklich das gehalten, was er vorher angekündigt hatte. Es gab ausreichend Abstand nach vorne und hinten. Tatsächlich war nur jede zweite Reihe besetzt. Auch der Platz neben mir blieb leer. Die Reihe vor und auch hinter mir ebenfalls. Bei diesem Platzangebot richtete ich mich dementsprechend häuslich ein. Weil alle Mitreisenden geimpft waren und genügend Abstand geboten wurden, herrschte im Bus keine Maskenpflicht! In Norwegen war die Maskenpflicht zu diesem Zeitpunkt sowieso bereits seit einigen Wochen aufgehoben.
Der Gedanke an Corona war ganz schnell verdrängt. Alle Mitreisenden hatten nur eins im Kopf: Urlaub!
Drei Tage vor Abfahrt hatten alle Teilnehmer die Reiseunterlagen erhalten. Laut Sitzplan waren wir nur 19 Leute im Bus! Umso erstaunter war ich heute, dass einige Plätze mehr besetzt waren. Die haben doch nicht alle am letzten Tag gebucht?? Die Lösung: Fünf Leute, die wir nun mehr an Bord waren, hatten ursprünglich eine Schottlandreise gebucht. Und dann, so Knall auf Fall, einen Tag bevor diese Schottlandrundreise starten sollte, machten die Schotten die Schotten – äh, die Grenzen – dicht und diese Tour fiel aus. Da aber auch hierunter Urlauber waren, die einfach nur noch raus wollten, buchten diese Leute kurzerhand um und machten nun unsere Tour mit. Flexibel muss man sein. Für den Veranstalter muss das eine logistische Meisterleistung gewesen sein.
Da die Koffer dieser Teilnehmer ja bereits gepackt waren, gab es keine Probleme bei der Kleiderwahl für die neue Route. Ob Regen in Schottland oder Regen in Norwegen, das ist egal!
Außer dem Fahrer waren wir nunmehr also 24 Personen an Bord eines 5 Sterne Busses mit 46 Sitzplätzen. Darunter drei männliche und eine weibliche Alleinreisende.
Auf los gehts los. Wir fuhren von Münster im Convoy mit drei Bussen Richtung Norden. Und zwar ganz hoch bis zum hohen Norden. Bis Hirtshals in Dänemark. In einem der anderen beiden Busse fuhr sogar der Firmeninhaber mit. Bisher war ich zweimal die Route, allerdings mit Fährverbindung Kiel – Oslo und auf dem Rückweg Bergen – Hirtshals gefahren. Die diesjährige Tour ging genau anders herum. So war der Rückweg von Kiel Richtung Ruhrgebiet doch um geschätzte drei Stunden kürzer als anders herum. Wenn der Urlaub sowieso vorbei ist, will man nur noch nach Hause! Diese Planung gefiel mir wesentlich besser.
Unterwegs wechselte der Firmenchef bei jedem Stopp den Bus. Zum einen, um sich vorzustellen, zum anderen, um einiges zum Programmablauf zu kommentieren.
Nach insgesamt zwei Stopps und einer längeren Mittagspause erreichten wir, nachdem wir Hamburg und Flensburg passiert hatten, irgendwann am späten Nachmittag Hirtshals. Wir hielten neben dem Fjordline-Gebäude. Unsere Busse waren die einzigen auf diesem Parkplatz.
Es herrschte ein richtiges Schmuddelwetter. Wir gingen mit unserem Gepäck, die Meisten nur mit Rucksack oder Plastiktüte, zum Fährgebäude. Der Chef des Reiseunternehmens und die Fahrer organisierten die Tickets und wir durften gegen 19 Uhr an Bord der M/S Stavangerfjord gehen.
Punkt 20 Uhr legte die Fähre ab. Doch das bekamen wir nicht so ganz mit. Das Wetter und hungrige Mägen sorgten dafür, dass wir pünktlich zum Abendessen erschienen. Um 19.30 Uhr wurden die Türen zum Speisesaal geöffnet. Hier herrschte gähnende Leere.
Es war erschreckend, wie wenig Leute auf den Beinen waren. Allein in unseren drei Bussen waren ja immerhin 70 bis 80 Reisende.
Für unsere drei Gruppen waren im hinteren Teil des Speisesaals einige Tische reserviert. Wir waren die einzige Rundreisegruppe. Man benötigte zwar keine Mund- und Nasenschutzmaske (Norwegen war zu diesem Zeitpunkt ein wenig lockerer als Deutschland); es wurde aber seitens des Personals sehr darauf geachtet, dass an den Tischen jede Menge Abstand zum Sitznachbar war. So kam es, dass jeweils zwei Alleinreisende an einem Sechsertisch saßen. Die Verständigung zum Tischnachbarn fiel dadurch leider etwas lauter aus. Außenstehende hätten mitleidig gesagt: Typisch Deutsche.
Aber was will man in so einer Situation machen? Davon ab, an den anderen Tischen war es auch nicht leiser.
Wie bei Buffets meistens leider üblich, so drängelten sich trotz Corona die hungrigsten Mäuler bzw. dicksten Bäuche dicht an dicht, um ja das beste Stück Fleisch oder den größten Fisch zu kommen. Ich hasse das!
Das Personal achtete aber penibel darauf, dass die Abstandsregel eingehalten wurde und ging auch schon mal energisch dazwischen, wenn das Gedränge zu groß wurde. Obwohl die Zahl der Reisenden überschaubar war, fehlte es am Buffet an nichts. Es war optisch sehr ansprechend aufgebaut und die Qualität war auch vom Feinsten. Gezapftes Bier war heute Abend ebenfalls beinhaltet.
Irgendwann wurde der Zapfhahn umgedreht und es gab kein Bier mehr. Der Tag war lang genug und so verzogen sich nach und nach alle Reiseteilnehmer gegen 22 Uhr in ihre Kajüten.
Dann zunächst: Gute Nacht!
Morgen kommen wir in Bergen an.