THEMA: Autofahren in Namibia
05 Mär 2014 22:47 #329425
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  • BikeAfrica am 05 Mär 2014 22:47
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joli schrieb:
nehme ich das mal zum Anlass, alle Namibia-Selbstfahrer darum zu bitten, dass sie ihre Tages-Etappen so bemessen, dass sie ihr Ziel ohne Hast und bei Tageslicht erreichen
... besonders die Sache mit der Hast und dem Tageslicht möchte ich hier unterstreichen mit einem Erlebnis, das ich wohl schon öfter hier geschrieben habe und das fast danebengegangen wäre.

Im Anschluss an eine Radtour war ich mit einem VW Golf I unterwegs zum Sossusvlei. Wie (fast) jeder Erstbesucher wollte ich natürlich bei Sonnenaufgang an der Düne 45 sein. Leider hatte ich verpennt und kam erst eine halbe Stunde später los. Damals war die Strecke noch eine ziemlich üble Piste.

Um rechtzeitig dort anzukommen, bin ich im Dunkeln mit 80-100 km/h dorthin "gefegt" und habe dabei den ein oder anderen Geländewagen ziemlich zügig überholt. Lange Zeit ging es geradeaus, dann plötzlich um eine Kurve. Ich bin vom Gas und das Heck drehte nach außen. Durch Gasgeben und -wegnehmen kam die Kiste recht stabil um die Kurve (bei Bremsen wäre es wohl schon rum gewesen). Direkt nach der Kurve ging es runter zu einem Trockenfluss. Alle vier Räder haben abgehoben und sind genau im tiefsten Punkt wieder aufgesetzt. Mal abgesehen von dem schreckhaften Moment und dem furchtbaren Geräusch wäre die Situation ganz schnell ganz böse ausgegangen, wenn die Kurve in der Senke weitergegangen wäre. Auf dem Rückweg bei Tageslicht bin ich nur noch zwischen 40 und 60 km/h gefahren und habe trotzdem eine Felge verbeult.

Nachtfahrten auf Straße sind schon gefährlich wegen Tieren, auf der Fahrbahn laufenden Menschen oder unbeleuchteten Fahrzeugen, aber auf Piste sollte man das wirklich unbedingt vermeiden. Ich habe meine Lektion gerade noch rechtzeitig gelernt. Andere haben weniger Glück.

Gruß
Wolfgang
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05 Mär 2014 23:04 #329427
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Hallo!

Also ich weiß ja nicht wie es sonst ist, aber die letzten drei Wochen in denen ich in Namibia war, empfand ich den Verkehr als äußerst gering. Das was wir in Windhoek als starken Abendverkehr berichtet bekamen, habe ich hier in Österreich an einem ausgestorbenen Sonntag :D Auf der Autobahn von München nach Linz (250km) war mehr Verkehr als die drei Wochen in Namibia ;)

Ich habe mich in keiner einzigen Sekunde unsicher gefühlt, weder beim selbst fahren, noch aufgrund anderer Verkehrsteilnehmer. Niemand kam mir auf meiner Spur entgegen, niemand hat mich beim Überholen bedrängt, niemand hat sonst etwas getan was mir gefährlich vorkam. Die anderen Autofahrer empfand ich sogar als sehr gesittet - bei uns würde bei derart langen Geraden auf denen keine Blitzer zu erwarten sind niemand so diszipliniert die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten. Vielleicht ist jetzt aber aufgrund der Nebensaison einfach auch weniger los.

Allrad hatte ich glaube ich für vielleicht 100km der 4200km angeschaltet. Auf keiner normalen Schotterpiste empfand ich eine Notwendigkeit dafür. In Aus auf der sehr sandigen Strecke zum Eagles Nest war es ok, den Spreetshoogte Pass rauf musste die Untersetzung rein und im Norden nach den Regenfällen wars im Schlamm manchmal ganz praktisch, aber sonst sollte ein umsichtiger Autofahrer mit 2x4 alles bewältigen zu können. Die größeren Reifen, die höhere Sitzposition, die große Bodenfreiheit und den längeren Radstand empfand ich hingegen als Vorteil des Hilux.

Mich wundert die Statistik ehrlich, weil ich sie mir aus meinen Erfahrungen nicht so recht erklären kann. So schlecht sind die meisten Pads dann auch nicht, dass das Auto einfach ausbrechen würde. Kurven werden mit Schildern angekündigt, sind aus 10km Entfernung zu sehen und meistens so schwach, dass sie in Deutschland noch als Gerade durchgehen würden :D Aber vielleicht sind die Touristen in der Hauptreisezeit tatsächlich so abgelenkt und so schlechte Autofahrer, dass das zusammenkommt.

Besonnen fahren ist immer gut und letztendlich sparen 10km/h mehr nur ein paar Minuten ein, auf die es im Urlaub kaum ankommen dürfte und sollte.

Lieben Gruß,
Wolfgang
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05 Mär 2014 23:26 #329429
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Hallo,
also ich glaube nicht, dass hier umsonst gewarnt wird.
Ich selbst schätze mich durchaus als einigermaßen versierten Fahrer (mit 50 - 70000 KM/ Jahr) ein , aber Schotterpisten sind was Anderes als deutsche Autobahnen.
Und so bin ich dankbar für die hier ausgesprochenen Warnungen und Hinweise und werde versuchen sie auf unsere ersten Selbstfahrertour in Namibia im Oktober zu beachten.

DANKE!!!

Gruß Thomas
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05 Mär 2014 23:46 #329431
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  • kalachee am 05 Mär 2014 23:46
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Face schrieb:
...

Ich habe mich in keiner einzigen Sekunde unsicher gefühlt, weder beim selbst fahren, noch aufgrund anderer Verkehrsteilnehmer.

...

Hallo Wolfgang

Aber das ist doch genau das, was so verheerend sein kann. Die Statistik wird ja nicht von ungefähr kommen und aus meiner Sicht ist eben diese oft falsche Sicherheit genau das Problem.

Ganz ehrlich; ich bin kein sehr erfahrener Autofahrer und ich habe mich auch schon dabei erwischt, dass auf einer pfeifengeraden Gravelpad - ohne es wirklich zu wollen - plöztlich 90 oder 100km/h auf dem Tacho standen. Auch wenn die bevorstehende Kurve schon von weitem Sichtbar und mittels Warnschildern angekündigt wird, kommt man zu schnel ums Eck und dann fehlt so verdammt wenig, dass die Karre ausbricht. Man darf das einfach nicht unterschätzen. Niemals.

Die letzten zwei Reisen in Afrika war ich mit meinem Bruder unterwegs und er ist ein sehr erfahrener, guter Autofahrer. Der hat ein ganz anderes Gespür für das Auto, ihm traue ich ein viel besseres Urteil zu. Trotzdem hat er mir dann und wann auf den Gravelpads erklärt, "hier" und "da" könne man schon noch etwas schneller fahren. Aber eben, genau das wollte ich nicht und hab mich eben doch zurück gehalten. Was ich sagen will: man fühlt sich manchmal wohl einfach zu sicher - und dann wird's gefährlich.

Ich war - vom Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer her gesehen - schon in ganz anderen Gegenden in Afrika unterwegs. Da ist Namibia schon eher "easy" (nur im Vergleich). Aber dass du keine Dränglereien, gewagte Überholmanöver und ähnliches erlebt hast, erstaunt mich trotz des eigentlich schon geringen Verkehrsaufkommen doch etwas. Vieleicht bist du/ seid ihr einfach nie die B1 gefahren, dann mag das ja schon sein. :P

Liebe Grüsse
Samuel
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06 Mär 2014 00:11 #329433
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kalachee schrieb:
Aber das ist doch genau das, was so verheerend sein kann. Die Statistik wird ja nicht von ungefähr kommen und aus meiner Sicht ist eben diese oft falsche Sicherheit genau das Problem.
Ich glaube ja dass die Statistik stimmt und ich habe auch auf dem Transfer vom Flughafen nach Windhoek ein ausgebranntes Wrack und einen frischen Unfall gesehen. Aber selbst habe ich es wie gesagt nicht erlebt. Weniger wegen falscher Sicherheit, sondern weil ich glaube ich ein ganz gutes Gefühl dafür habe, was wann geht (das lernt man wenn man zuhause über 300 heckgetrieben Pferde ohne elektronische Fahrhilfen bewegt). Manchmal gehen 90 auf festgepresster, fast asphaltähnlicher Erde, zwischen Duwisib und Sesriem war die Pad so mies dass 40 schon zuviel waren.

Ich glaube einfach - auch aus der Erfahrung hierzulande - dass sehr, sehr viele Autofahrer eigentlich schlechte Autofahrer sind und das wird sich in Namibia dann auch nicht ändern. Die wären in Grenzsituationen in Deutschland genauso überfordert und würden genauso einen Unfall bauen wie im Urlaub. In Namibia sind nur die Gefahren neu und daher passiert dann vermutlich eher etwas und auch schwereres, weil es viel unvorbereiteter passiert.

Meine Erfahrung ist nur, dass ich es mir nach all den Berichten hier im Forum viel, viel schlimmer vorgestellt habe und ich persönlich auf Eis & Schnee im europäischen Winter, auf regennasser Fahrbahn im Sommer, bei dichtem Nebel schon viel, viel gefährlichere Situationen erlebt habe als in Namibia. Vielleicht sind 3 Wochen keine geeignete "Stichprobe", vielleicht lag es auch an den vier nagelneuen Pneus die der Wagen drauf hatte aber mit besonnenem Fahrstil, deutlicher Geschwindigkeitsreduktion schon etwas VOR der Kurve (oder Kreuzungen) und aufmerksamer Fahrweise (scannen der Fahrbahn auf Schlaglöcher, obwohl auch davon letztendlich weniger waren als befürchtet) sollte meiner Meinung nach eigentlich jeder unfallfrei durch den Urlaub kommen.

BTW hatte ich zumindest beim Hilux das Popometergefühl dass der Wagen trotz Heckantrieb massiv über die Vorderräder schiebt und nicht eine Heckschleuder ist wo dich dein Hinterteil überholen will.

Lieben Gruß,
Wolfgang

PS: Die B1 bin ich vom Etosha bis nach Keetmanshoop gefahren und halbwegs Verkehr würde ich auch nur das nennen, was zwischen Tsumeb und Windhoek abging. Da kommt dann doch ca. ein Fahrzeug alle 2-3 Minuten entgegen und man wird wenn man 100km/h fährt 2-3x pro Stunde überholt und überholt ebensooft einen LKW.
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06 Mär 2014 06:36 #329435
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joli schrieb:
Ich gehe, ohne das untermauern zu können, mal davon aus, dass wir Touristen dabei eine herausragende Rolle spielen, weil wir mit den Straßenverhältnissen nicht klar kommen bzw. uns überschätzen.

Bei den allermeisten Unfällen mit denen ich konfrontiert wurde (und das waren schon wirklich einige), handelte es sich um Unfälle von Einheimischen auf Teerstrassen häufig verbunden mit überhöhter Geschwindigkeit oder waghalsigen Überholmanövern.

Weiß also nicht, ob die Touris in den absoluten Zahlen tatsächlich eine so große Rolle spielen.

Trotzdem gibt es natürlich auch viel zu viele Touristenunfälle und die Hinweise auf langsames und angepasstes Fahren sicher richtig, alleine schon im Sinne eines entspannteren Urlaubs.
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