THEMA: Flood Okavango
07 Jan 2024 16:19 #680007
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Danke GinaChris für den interessanten Artikel. Interessantes über die Veränderungen der Wasserführung in der Deltaregion im Lauf der Zeit gibt es auch hier:
Cecylia Małgorzata Dziewięcka
The Life & Times of Ngamiland. The story of Maun. Botswana. Wydanie II
ISBN: 978-83-8019-193-8
Published:: 2015

@GinaChris schrieb:
....
Jetzt kommts drauf an was du hier unter "historisch" verstehst... ansonsten.......
weiß nicht, ob es eine Altersgrenze gibt, ab der auch eigene Erinnerungen „historisch“ werden….. B) :laugh: :laugh:

In den 1970ern waren jedenfalls überall historisch hohe Wasserstände (siehe Diagramm von GinaChris) Im Norden war der Savuti Kanal gefüllt. 1974 haben Regenfälle ganz Zentralbotswana angefüllt, war wie eine riesige Wasserschüssel, Maun Monate am Landweg nicht erreichbar. Ende August 1976 sah es am Boteti so aus, das dürfte ungefähr bei Khumaga gewesen sein.

Richtung Lake Ngami breitete sich das Wasser großflächig aus, der Wald wurde tw. geflutet



und man musste aufpassen um nicht von der Straße abgeschnitten zu werden. Der Lake Ngami war maximal voll. Das dürfte ungefähr der Höhepunkt der Wasserführung im Süden gewesen sein. Nur ein Jahr später (1977) war am Weg zum See alles trocken, der See nur mehr am westlichen Horizont zu erahnen und man konnte den Weg nach Westen direkt durch den ausgetrockneten See abschneiden. Ab dann ging mW das Wasser südlich von Maun Jahr für Jahr zurück bis es jahrzehntelang ganz weg war. Das jetzige Restwasser stammt wohl aus der mW letzten Flutung aus ca. 2010/11, die bis Lake Xau lief. In den letzten 50 bis 60 Jahren, hat der Boteti demnach vielleicht 10 bis 15 Jahre lang (höchstens) große zusammenhängende Wasserkörper geführt.
Davor wird es komplizierter, weil zusätzlich zur niederschlagsbedingten Wasserführung auch die Auswirkungen tektonischer Ereignisse kommen (Champagner), die die Wasserführung sukzessive von der Südwestseite des Deltas nach Nordosten verlagert haben. Diese Vorgänge waren ja auch der Grund dafür, dass die Batawana Anfangs des 20. Jahrhunderts ihren Lebensmittelpunkt um Lake Ngami/Toteng aufgaben und nach Maun verlegt bzw. dieses gegründet haben.

@meine inkriminierten Sager zu Flurschäden und den der Besiedlung durch Elefanten später.
Letzte Änderung: 07 Jan 2024 17:12 von tacitus.
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08 Jan 2024 11:45 #680037
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@meine inkriminierten Sager zu Wasser, Flurschäden durch Elefanten zuerst Anekdotisches (1) und dann meine persönliche Meinung zur Interaktion von künstlichem Wasser, Elefanten und Tourismus (2)

(1)
Es gab im damaligen „Makarikari“ anfänglich nur einen U-förmigen Weg. Am Boteti entlang ein Stück flussabwärts, an der Grenze zwischen Buschland und Uferwald, dann nach Osten bis zum Grasland und durch dieses wieder nach Norden zur Straße Nata<>Maun. Den Fluss hat man selten gesehen, der Wald war dicht und intakt. Außer ein paar Duiker oder Buschbock und ein abgenagtes Zebra haben wir nix gesehen, trotz der Wasserführung im Boteti (siehe Bild zuvor), es war allerdings vormittags bis Mittag. Dagegen waren im offenen Grasland überall Gruppen von Zebras und Oryx. Eine Bewegung zum Fluss hin war nicht erkennbar, ganz im Gegenteil. Wir und Freunde haben in unabhängigen Vorbeifahrten dort größere Zahlen von Zebras die Straße nach Norden überqueren gesehen, also nicht zum Fluss. Erklären kann ich es nicht, aber es war so. Der „wasserführende Fluss“ war für sie offensichtlich nicht das Maß aller Dinge und es war immerhin erst August und in der Zeit vor den Pumpen für Tiere.

Dass mit „Lebensader“ OBERFLÄCHENwasser gemeint war, hatte ich leider nicht explizit gesagt und dass Zebras nach Wasser graben, nicht gewusst.
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08 Jan 2024 12:08 #680040
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(2)

Elefanten in großer Zahl hat man, in „unserer historischen“ Zeit, derart weit südlich der Deltaregion ganzjährig nie gesehen. Das ist wohl unbestritten, oder? Deswegen waren alte Baumbestände, am Boteti und anderswo, auch intakt (meine subjektive Kausalität). Die Fachleute hier werden sicher wissen, wann der Zuzug der Elefanten in Makgadikgadi und Kalahari in moderner Zeit genau begonnen hat, aber es wird wohl (zuerst nur saisonal) vor ca. 25 Jahren begonnen haben. In älteren Reiseführern wurden Elefanten dort zuvor nicht erwähnt, jetzt liest man von bis ca. 2.000 regional „ansässigen“.

Nachdem so reagiert wurde, als hätte ich eine proaktive Anlockung von Elefanten behauptet, nur zur Klarstellung (obwohl es in der Konsequenz so und so auf’s selbe rauskommt):

Der Grund für den Zuzug ist/war mE der Bevölkerungsdruck im Norden auf Grund jahrzehntelanger massiver Vermehrung, zuletzt begünstigt durch das Jagdverbot von 2014, falsch verstandenen Naturschutz, der einzelne Arten auf Kosten von Vielfalt bevorzugt …. der die Rechtfertigung für diese Politik besonders im Zuspruch der Touristen und „Naturschützer“ an die „unermesslichen Elefantenherden“ BWs fand. Altafrika „revived“, das zieht im Marketing!

Wenn nun in Gegenden ohne ganzjähriges NATÜRLICHES Oberflächenwasser Elefanten sich ganzjährig niederlassen (können), geht das wohl nur dann, wenn man sie mit KÜNSTLICHEN Wasserstellen aus Brunnen versorgt. Das ist zunächst dadurch geschehen, in dem sie sich die für andere etablierte Arten (oder Haustiere und Landwirtschaft) angelegten Brunnen aneigneten. Wer (s)eine Wasserstelle in Notzeiten für andere Wild- oder auch Haustiere intakt und für sich behalten möchte/muss, muss folglich für die Elefanten eine Alternative anlegen, ansonsten werden sie erstere okkupieren oder zerstören. Sowas wird ja gemacht (lilytrotter) und ist allen Interessierten bekannt, es ist aber nur eine Verteilungsmaßnahme, die nichts am grundsätzlichen Problem ändert. Durch die Versorgung mit Wasser verfestigt sich ihr Aufenthalt und sie werden „sesshaft“ und bei entsprechender Mannschaftsstärke wird die Umgebung bald auch eine Landschaftsruine sein. Um sie daran zu hindern, müsste man die Brunnen stilllegen oder sie durch Bejagung oder gewaltsam vertreiben, was weder gewollt noch erlaubt ist.

Wer das für (m)einen Blödsinn hält, kann sich ja zur Meinungsbildung fragen, warum Baumdichte und –größe bei der Lodge besser sind als im Umland. Oder in älteren Reiseführern- oder Büchern über dichte Vegetation und Wald am Boteti oder Chobe lesen und vielleicht bemerken, dass unter Fauna am Boteti Elefanten nicht erwähnt werden.

Ich bleibe auch dabei, dass die Südexpansion der Elefanten, und vor allem der Umgang damit, im Gesamtkontext und in speziellen Situationen, durchaus auch mit dem Tourismus und der geschürten Erwartungslage zu tun haben, die einen rationalen Umgang damit verhindert haben. Und wenn behauptet wird, dass in BW und anderswo kein Elefantenkino für Touristen mittels Pumpen veranstaltet wird, bin ich tatsächlich am falschen Dampfer :ohmy: .

Natürlich ist das sowieso nur mehr eine „Nachlese“, weil längst gelaufen und irreversibel. Ich melde(te) mich nur, weil mir ein paar Dutzend Elefanten am Tag in einer intakten Landschaft wertvoller wären, als viele Hunderte in einer schwer beschädigten. Viele Leute können das Erlebnis der Tierbeobachtung von der Ästhetik der Landschaft entkoppeln oder betrachten Ersteres als höherrangig. Ich gehöre halt nicht (mehr) dazu. Es bestürzt mich nämlich die Zukunftsperspektive, wenn von immer mehr Leuten geglaubt wird, dass ein afrikanisches Flussufer eben so ausschaut, wie die Landschaftsruine z. B. im Bild von Gerhard 2025 und unzähligen anderen hier. Man könnte kann das als meine „versponnene Geschmackssache“ abtun, aber die Auswirkungen einer massenweise Ansiedlung von Tieren dieser Biomasse auf die andere Tierwelt werden gravierend sein.
mM und Grüße
Letzte Änderung: 08 Jan 2024 18:13 von tacitus.
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Hallo Tacitus,

diesen Beitrag (2) kann ich so "unterschreiben". Er deckt sich mit meinem Empfinden und meiner Anschauung von Natur. Immer im Zusammenhang von Flora und Fauna, beides sollte intakt sein.
Ich kann leider nichts "historisches" aus eigenem Erleben zu dieser Diskussion beitragen, da wir das südliche Afrika erst 2011 für uns entdeckt haben.
In Botswana waren wir 2014, 2016, 2018 und 2023. Und schon in dieser kurzen Zeit sind große Veränderungen zu sehen und wir sind immer Jan/Feb unterwegs gewesen. Bei der Zufahrt ins CKGR 2014 über Tsau-Gate entdeckte ich kurz vor dem Eingang Elefantenknödel. Entsprechende Fragen zur Elefantenpopulation stellte ich der Rangerin. Ihre Antwort: Im CKGR gibt es keine Elefanten, zu trocken, für Elefanten die "falsche Vegetation". Ab und zu verirrt sich einer vom Boteti kommend bis hier her, zieht aber wieder ab.
In der Gegend um Xade gab es 2016 schon Elefanten, viele Knödel am Wasserloch und eine Sichtung weit entfernt.
Als wir 2018 in Xade waren, war das Elefantenproblem sichtbar. Ausgegrabene Fernwasserleitung (Ghanzi-Xade), und am Wasserloch ein kommen und gehen über Stunden, nur junge Bullen. Der Chef der in Xade stationierten Anti Wilderer Einheit formulierte es so: "Wir haben kein Elefantenproblem, wir haben hier in der Gegend über 1000 Elefantenprobleme!"
Mit geändertem Wassermanagment im CKGR hat man es möglicherweise wieder etwas abmildern können. Dieses Jahr haben wir in Xade nur 2 Elefanten gesehen, dazu noch einen an der Piper-Pan.
Bei unserem diesjährigen Aufenthalt im Delta beobachteten wir lange einen Elefantenbullen beim schälen eines Baumes. Unser Guide sagte dazu: "Etwa 85% aller toten Bäume in Botswana gehen auf das Konto der Elefanten, weil sie geschält werden."
Am Boteti gab es 2016 noch gut Mopanewald, im Nationalpark. Dieses Jahr waren große Flächen dabei, da konnte man denken , jemand hat über eine Riesenfläche Latten und Stöcke in den Sand gerammt, ohne grün, ohne Zweige.

Gruß Till
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09 Jan 2024 09:22 #680076
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  • GinaChris am 09 Jan 2024 09:22
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Die Elefanten sind zweifelsfrei ein Teil des Problems, aber eben nur ein Teil.
Wie auch wir Touristen, für welche div Infrastruktur gebaut wird,
ebenso wie das Bevölkerungswachstum und der daraus resultierende Platzbedarf,
sowie auch sich verändernde landwirtschaftliche Nutzung ein Teil des Problems sind.
Schlagwort: Abholzung
Land use and land cover changes along the Boteti-Thamalakane River system in Ngamiland District, Botswana
www.sciencedirect.co...ii/S2468227623000534

Gruß Gina
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19 Jan 2024 19:22 #680765
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Man darf gespannt sein... :huh:

LG Bele
Letzte Änderung: 19 Jan 2024 19:23 von Champagner.
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