Diese Strecke führt entlang des Nossob-Flusstals, genau wie die südafrikanische Pad. Sie ist nur einige Meter nach Osten versetzt. Manchmal ist der Abstand recht groß, manchmal nur eine Wagenlänge. Entscheidend war, dass wir ganz für uns waren und somit bereits etwas nördlich von Rooiputs diese Cape-Fox-Sichtung in absoluter Einsamkeit geniessen konnten:
Danach beobachteten wir eine dösende Verreaux’s Eagle-Owl, die von Drongos drangsaliert wurde. Uns ging es ähnlich wie anderen hier im Forum - ich weiß gar nicht, in welchem RB ich das gelesen habe, entweder Carstens, Stefanies oder Tanjas.
Jedenfalls beobachteten wir beide die Eule. Ich bat Mike darum, etwas vorzufahren, damit das Geäst den Vogel nicht verdeckt. Er rangierte, verdeckte ihn dadurch aber noch mehr. Ich so: ????? Er so: !!!!! Bis wir feststellten, dass wir zwar beide eine Eule im Blick hatten - aber nicht dieselbe. Es gab zwei, jeweils in einem eigenen Baum.
Beim Meklvlei Picnicplatz frühstückten wir dann. Hier hatten wir ein merkwürdiges, aber zutiefst menschliches Erlebnis. Ein Schock, nach so vielen Tagen in der Natur und Einsamkeit, wenn die eigenen Neurosen endlich verstummen. Unter anderem weil man vorübergehend von den Marotten anderer verschont bleibt…
Es war unser Nachbar in Polentswa, der knorrige alte Südafrikaner, den wir wegen seines Zweiradantrieb-Zeitlupen-Gekrieches durch den Tiefsand gen Wasserloch überholen mussten, um das gute Licht nicht gänzlich zu verpassen. Zwei Mal. Fand er nicht so gut. Er stand nun in Melkvlei neben dem Kameldornbaum auf der Ostseite des Platzes und fotografierte eine Spotted Eagle-Owl, die in einer Astgabel schlief. Mit dem Geldwert des Kamera-Klimbims, das er in einem beeindruckenden Kranz um sich herum (augenscheinlich zur Reinigung) gefächert hatte, könnte er locker ein mittelgroßes Haus anzahlen. (Oder sich für seine Botswana-Besuche eine Allradauto zulegen *hust*.) Wir blieben daneben stehen und nahmen die Eule ins Visier. Er erkannte uns sofort. Kritisch beäugte er uns. Vor allem mich.
Vorhang auf.
Grantlhuber: Warum steigst Du nicht aus.
Ich (noch freundlich): Äh, hallo. Ich brauche die Autotür als Stativ. Wegen der Verschlusszeit. Diese Optik ist ziemlich schwer. Haha. Das wird sonst wackelig und dann hab ich ne Bewegungsunschärfe drin.
Granthuber (schaut grantig, sagt nichts): …
Ich denke, ich habe das Schlimmste überstanden und konzentriere mich aufs Fotografieren.
Grantlhuber: Welche Verschlusszeit hast Du.
Ich (jetzt auch ein bisschen grantig): 80.
Grantlhuber: 80???!!! Oh! Ohohoh… (schüttelt den Kopf)
Ich: Das ist ne recht günstige Optik, haha. Die kann nur Blende 5. Haha.
Grantlhuber: … (verschwindet wortlos in seinem Bulli, wahrscheinlich zum Nachrechnen)
Ich steige dann doch aus, weil ich sehe, dass ich meine Optik auf dem Braai-Gestänge abstützen kann.
Granthulber returns: Mach Deine Blende weiter auf.
Ich, die seit Beginn der Reise die Blende am Anschlag hat und die Verschlusszeit bei diesem Schummerlicht auf 80 reduzieren muss weil das Bild sonst pechschwarz wäre, zähneknirschend: Danke. Werde ich versuchen.
Grantlhuber lacht laut und schüttelt den Kopf. Murmelt irgendwas unverständliches und vergräbt sich wieder in seinem fahrenden Equipmentlager.
Vorhang zu.
Ok, im Nachhinein war das halb so wild.
Grantler haben wir hier in München ja zu Genüge, zuhause finde ich das eher lustig. Ich fühlte mich hier aber nicht willkommen, nicht mal geduldet - und das ist bei einer Reise kein schönes Gefühl. Vor allem, wenn man das Reiseland derartig liebt.
Hier das (scharfe) Bild:
Meine alberne Verunsicherung bzgl. meiner Einsteigerausstattung hab ich hier ja schon ausreichend breitgetreten - ich bin selber schuld, dass der Typ in so eine emotionale Kerbe hauen konnte. Ich regte mich noch bestimmt eine Stunde darüber auf. Mehr über mich selbst als über ihn. Erst die äußerst schwere Bestimmung von zwei Sand Grouse auf der Short Dune Road konnte mich ablenken.