THEMA: Auf großer Fahrt (SA-NAM-BOT-ZIM 2014/2015)
29 Mai 2015 14:49 #386297
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 29 Mai 2015 14:49
  • Topobärs Avatar
30.Tag (So.18.01.2015)
Kasane
0km


Der Tag startete mit einem geführten Gamedrive an der Chobe River Front. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, da ich so gut wie keine hatte. Ich wollte lediglich gemütlich durch den Nationalpark kutschiert werden und mich um nichts kümmern müssen. Das eine oder andere Tier wird schon vorbei schauen. So ist es dann auch. Wir sehen die üblichen Verdächtigen, aber keine Highlights. Der Safariwagen war mit 9 Personen komplett gefüllt, ich hatte hinten links aber einen guten Platz zum fotografieren.







Da war unsere Ausbeute auf den eigenen Gamedrives meist deutlich besser, was mein Vorurteil bestätigt, dass geführte Gamedrives im Bezug auf die Sichtungen keinen Vorteil bieten. Lediglich der Fahrer kann ausnahmsweise mal entspannen.

Bei Serondela machen wir Kaffeepause. Die Aufdringlichkeit der Affen wundert mich nicht, als ich sehe, wie eine Japanerin die Tiere mit Keksen füttert. Als das der Guide sieht, kassiert sie einen ordentlichen Anschiss – richtig so.

Eigentlich sollte unser Wagen um 9:00Uhr zur Reparatur abgeholt werden. Da uns unser Guide unbedingt, aber leider vergeblich, noch Katzen zeigen wollte, haben wir ordentlich überzogen und verpassen dadurch unseren Termin. Wir können uns jedoch auf einen neuen Termin um 12:00Uhr verständigen, der dann auch klappt.

Den Tag verbringen wir dann mit lesen auf unserer Campsite. Ist es morgens noch bedeckt, so kommt gegen Mittag die Sonne raus und wir müssen uns in den Schatten der Bäume flüchten.

Um 15:00Uhr starten wir auf einen privaten Boatscruise mit unserem Skipper Cherry.



Wie üblich sind die Wasservögel das erste, was man sieht.



Krokodile findet man auch jede Menge. Von ganz klein bis riesig. So ein großes Krokodil hatten wir im südlichen Afrika noch nie gesehen. Das kannten wir bislang nur vom Mara River.





Mit Elefanten haben wir eigentlich nicht gerechnet, da es in den letzten Tagen sehr viel geregnet hatte und die Tiere auch im Busch ausreichend Wasser finden und somit nicht zum Fluss kommen müssen. Cherry hatte aber eine Idee, wo wir trotzdem fündig werden können. In der Nähe der Puku Flats gibt es am Ufer eine Salzlecke, die sehr häufig von Elefanten besucht wird, da sie hier anschließend gleich ihren Durst löschen können. Wir hatten Glück und es waren tatsächlich mehrere Gruppen dort. Wir waren das einzige Boot aus Kasane, die normalen Boatcruises fahren nicht so weit.





Über eine halbe Stunde lang hielten wir uns bei den Elefanten auf. Wie schon zuvor bei dem Riesenkrokodil zeigte Cherry ein gutes Gespür für die perfekte Fotoposition, so dass ich nur ganz selten einen Wunsch äußern musste. Ich saß die ganze Zeit vorne auf dem Bug und niemand machte mir diese Position streitig.

Als dann noch zwei Jungbullen eine Wasserschlacht starteten und kräftig miteinander rangelten, konnte man nur noch von einer perfekten Tour sprechen.






Inzwischen hatte sich über Kasane eine große Gewitterwolke aufgetürmt und da wir alle keine Lust auf eine Dusche hatten, fuhren wir zügig zurück. Trotzdem kam es noch zu einigen Fotostops.




Hinterher stellten wir uns die Frage, weshalb wir noch nie vorher einen privaten Boatcruise gemacht haben. Ein schwerer Fehler, der uns ganz sicher nie wieder passieren wird. Man hat eine viel größere Reichweite, kann sich die beste Fotoposition im Boot aussuchen und das Boot in die Position manövrieren, die man gerne hätte. Der Tipp hier aus dem Forum, den Boatscruise bei Nkwe Bookings zu buchen war goldrichtig.

Als wir zu unserer Campsite zurückkommen, schallt uns laut Mittelalter-Rock entgegen. Das Mittelalterliche Phantasie Spektakulum ist auf seiner jährlichen Winterreise mit 12 Fahrzeugen auf der Campsite angekommen. Zum Glück mag ich die Musikrichtung recht gern und habe bei den Campsites in der Zivilisation auch kein gesteigertes Ruhebedürfnis. Andere Afrikafahrer wären da wahrscheinlich nicht so begeistert.

Unser Auto ist auch fertig und steht bereits wieder auf der Campsite. Die hinteren Bremsen waren wie vermutet komplett runter. Trommelbremsen sind bei Schlamm einfach unpraktisch. Außer uns stehen noch mehrere andere Fahrzeuge von Bushlore auf der Campsite. Da haben die extremen Pistenverhältnisse der letzten Tage noch erheblich höheren Tribut gefordert und die Mechaniker können sich über mangelnde Arbeit wahrlich nicht beschweren.

Als es dunkel wird türmt sich ein gewaltiges Gewitter am anderen Flussufer auf. Es blitzt und donnert in einer Tour, aber auf unserer Seite bleibt es trocken. Trotzdem gehen wieder in die Lodge zum Dinner. Selbstverpflegung haben wir die nächsten Tage noch mehr als genug.

Dann bricht die Käferinvasion los. Überall fallen tote schwarze Käfer in der Größe von Maikäfern vom Himmel. Überall liegen sie in letzten Zuckungen am Boden und auch das Buffet wird nicht verschont. Da hatten dann selbst die vegetarischen Gerichte eine Fleischeinlage.
;)
Letzte Änderung: 29 Mai 2015 15:14 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: chrissie, La Leona, peter 08, ANNICK, Birgitt, fotomatte, Maria 58, BriZA, Guggu, THBiker und weitere 11
04 Jun 2015 16:04 #386953
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 29 Mai 2015 14:49
  • Topobärs Avatar
31.Tag (Mo. 19.01.2015)
Kasane – Hwange National Park „Deteema Dam“
197km


Bevor wir uns wieder in die Wildnis verabschieden, gönnen wir uns als letzten Luxus noch einmal das Frühstücks-Buffet der Chobe Safari Lodge. Danach kaufen wir noch die Frischwaren für die kommenden Tage im nahe gelegenen Checkers ein und los geht’s.

Der Grenzübergang Pandamatenga ist rasch erreicht – ist ja echt niedlich. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Auf der botswanischen Seite führt zumindest noch eine Asphaltstraße bis an die Grenze. Auf zimbabwischer Seite führt dann nur noch eine einspurige unbefestigter Buschpiste weiter.

Der Grenzübertritt kostet uns insgesamt 130,-US$. 2x30,-US$ Visa; 30,-US$ Carbon Tax; 30,-US$ Autoversicherung und 10,-US$ Road Fee. Alles korrekt und mit Quittung. Die Offiziellen auf beiden Seiten der Grenze sind sehr freundlich. Nach einer Stunde haben wir die Grenze passiert.

Am Gate in den Hwange National Park werden wir von einem sehr netten Ranger willkommen geheißen und das setzt sich in Robins Camp so fort. Dort kann man unsere Buchungen für die nächste 2 Nächte zwar nicht nachvollziehen und hat auch keine Unterlagen, dass wir bereits bezahlt haben. Da aber auch keine gegenteiligen Informationen vorliegen, glaubt man unseren Angaben, und will im Nachhinein unsere Angaben überprüfen. Wir hatten selbstverständlich gebucht und bezahlt und so hörten wir in dieser Sache auch nichts weiter.

Der Weg vom Gate bis Robins Camp war sehr tierarm. Wir sahen zunächst nur ein einziges Tier – ein einsames Impala. Nur wenige hundert Meter vor Robins Camp kamen dann noch 13 weitere Tiere dazu, die es aber in sich hatten, denn es handelte sich um ein großes Rudel Wildhunde. 7 Alttiere und 6 Halbwüchsige. Die Jungtiere waren im Gegensatz zu den Alttieren deutlich scheuer.





Auf dem Weiterweg zum Deteema Dam sahen wir dann wieder nur sehr vereinzelt Tiere. Die Vegetation ist hier im Park schon sehr dicht.

Deteema Dam ist ein Traum. So einen schnuckeligen Übernachtungsplatz findet man nur selten. Dazu sieht man hier mehr Tiere als auf unseren bisherigen Gamedrives im Park.




Wir beschließen, auf den Abend-Gamedrive zu verzichten und lieber die Stimmung hier am Dam zu genießen. So verbringen wir einen sehr relaxten Nachmittag mit Zebras und Impalas am Ufer und Hippos im Wasser. Dazu noch zahlreiche Vögel. Ich versuche mich an Flugfotos, was aber kläglich scheitert.




Irgendwann tauchen der Caretaker und ein Ranger auf. Sie kommen zu Fuß aus dem Busch. Da fragt man sich, wo die wohnen. Obwohl schon bei unserer Ankunft alles sehr sauber war, wird noch einmal komplett durchgeputzt. Auch Feuerholz wird uns gratis gestellt. Der Platz hat Toiletten und Wasser. Eine Dusche muss man sich selbst installieren.



Zum Abend hin zieht sehr schnell eine Gewitterfront auf, so dass ich hektisch anfange das Braai vorzubereiten, denn wir haben ein ganzes Rinderfilet, welches es zusammen mit einem kleinen Salat zum Abendessen geben soll. Letztendlich geht alles gut, denn das Gewitter zieht in der Nähe vorbei und bei uns fallen nur einige wenige Tropfen. Allerdings weht ein heftiger Wind. Wir sind auf jeden Fall froh über unseren geschützten Sitzplatz im Hide.

Als es dunkel ist, zoffen sich ganz in der Nähe Schakale oder kleine Katzen. Es hört sich zumindest genauso an, als wenn sich unsere Nachbarskatzen bei uns im Garten prügeln.
Letzte Änderung: 04 Jun 2015 16:12 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: chrissie, La Leona, ANNICK, Butterblume, Birgitt, fotomatte, Hauis, BriZA, Guggu, KarstenB und weitere 9
12 Jun 2015 08:39 #387914
  • Montango
  • Montangos Avatar
  • Beiträge: 1663
  • Dank erhalten: 2038
  • Montango am 12 Jun 2015 08:39
  • Montangos Avatar
Hallo Topobär,

jetzt hätte ich doch vor lauter Planung beinahe die Fortsetzung Deines tollen Berichtes verpasst. Da hattet Ihr ja echt Glück mit den Wildhunden.

Vielen Dank für die schönen Fotos und vor allem für die Schilderung einer Reise in der Regenzeit. Das habe ich mir bisher nicht so richtig vorstellen können, aber das Licht und das viele Grün ist schon etwas ganz Besonderes.

LG

Montango
Botswana 2016
Sambia 2016
Zimbabwe 2016
KwazuluNatal 2015
KTP-Namibia-Kapstadt 2013
Zimbabwe 2012

Noch keiner hat am Ende gesagt "Ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen sollen"
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär
12 Jun 2015 13:54 #387994
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 29 Mai 2015 14:49
  • Topobärs Avatar
32.Tag (Di. 20.01.2015)
Deteema Dam – Masuma Dam (Hwange National Park)
127km


Nachts sind Löwen direkt an der Campsite vorbei gezogen. Wir haben sie mehrfach laut brüllen gehört.

Der Himmel ist mit dunklen Wolken bedeckt und das wird sich auch den ganzen Tag über nicht ändern. Einen Großteil des Tages regnet es und die Landschaft erscheint dadurch sehr düster.

Unser Morgengamedrive führt uns zur Salt Pan und zum Crocodile Pool. Durch das schlechte Licht und die dichte Vegetation finden sich keine lohnenden Fotomotive. Der Hide am Crocodile Pool wird gerade neu eingedeckt. Es freut mich, dass man versucht, die Infrastruktur zumindest teilweise wieder instand zu setzen. Dringend nötig wäre dies auch bei den Wegen. Früher müssen die Pisten einen vergleichbaren Stand wie im Etosha Nationalpark aufgewiesen haben. Da zumindest die Nebenstrecken seit langem nicht mehr gepflegt wurden, hat hier in vielen Fällen der Verfall eingesetzt. Jetzt in der Regenzeit waren einige Abschnitte nur noch unter Einsatz aller Differentialsperren zu befahren.




Zum Frühstück kehren wir nach Deteema Dam zurück.

Dann brechen wir zu unserem nächsten Übernachtungsplatz auf, zum Masuma Dam. Auf dem Weg dorthin sehen wir zweimal kurz Elefanten, die aber sofort im Dickicht verschwinden und nicht mehr zu sehen sind.

Mit Masuma Dam haben wir wieder eine sehr schöne Campsite erwischt. Man kann direkt hinter dem Hide stehen, der einem bei diesem Wetter einen trockenen Platz zum Kochen und Essen bieten. Dazu der Blick über die Wasserstelle, die mit erstaunlich vielen Tieren aufwartet. Hippos und Krokodile leben im Dam und dazu sehen wir Impalas, Warzenschweine, Wasserböcke, Kudus und einen Schakal.



Nachmittags machen wir noch einen kurzen Ausflug zur Shumba Pan. Tiere sehen wir hier nicht. Wir schauen uns dann noch die Campsite an, welche sehr schön unter gewaltigen uralten Bäumen liegt. Leider ist die vorherige Nacht das Toilettenhäuschen durch einen Blitzschlag abgebrannt. Ich hoffe, man bekommt rasch die Mittel für einen Wiederaufbau.

Den Rest des Tages verbringen wir dann im Hide auf Masuma Dam. Es wuseln hier auch reichlich Kleintiere rum.





Bei Masuma Dam ist auch ein Ranger stationiert, der für die Campsite und die Region ringsum zuständig ist. Er heißt Godfrey und ist ein ausgesprochen höflicher und sensibler Mensch, der sehr unter der Einsamkeit leidet, denn momentan ist absolute Nebensaison. Die letzten Übernachtungsgäste hatte er vor 2 Wochen und der letzte Kontakt zu Durchreisenden ist auch schon 4 Tage her. Er ist jetzt schon seit 6 Wochen hier. Die meiste Zeit davon allein, so auch über Weihnachten. „2 Wochen muss er noch durchhalten, bis er abgelöst wird und zu seiner Familie fahren kann.

Im Hide sitzend unterhalten wir uns lange und intensiv mit Godfrey, der uns viel über das Leben im heutigen Zimbabwe berichtet. Das Leben ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, auch für ihn. So wurden die Ranger auf den Außenposten früher wöchentlich aus den Hauptcamps mit Lebensmitteln versorgt. Heute müssen Sie die gesamte Verpflegung für die 8-Wochen Schicht selbst mitbringen, so dass es nur noch Reis, Maismehl und getrocknete Hülsenfrüchte gibt. Als wir dies hören, ist es für uns selbstverständlich, dass wir unsere Notfallreserven anbrechen, um unser Abendessen zu verlängern und mit Godfrey zu teilen. Er hat vor Dankbarkeit Tränen in den Augen.

Zum Abschied fragt uns Godfrey nach englischsprachiger Lektüre für die einsamen Stunden hier in der Wildnis. Unser einziges englisches Buch ist ein Bestimmungsbuch für die Säugetiere des südlichen Afrikas. Da wir es schon seit Jahren nur noch mit uns rumschleppen, ohne darin nachzuschlagen, überlassen wir es ihm gerne. Er freut sich riesig, da das Buch auch noch einen direkten Bezug zu seiner Arbeit hat, die er trotz allem aufrichtig liebt.

Kurz bevor wir ins Bett gehen, können wir im Licht der Taschenlampe noch Hyänen unten am Dam beobachten.
Letzte Änderung: 12 Jun 2015 14:01 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: ANNICK, Butterblume, Birgitt, fotomatte, BriZA, Guggu, picco, Montango, Hiasibra, Logi und weitere 8
12 Jun 2015 21:56 #388055
  • take-off
  • take-offs Avatar
  • Beiträge: 1480
  • Dank erhalten: 4941
  • take-off am 12 Jun 2015 21:56
  • take-offs Avatar
Hallo Topobär,

nun habe ich endlich Zeit gefunden deinen Bericht nachzulesen.

Was für eine Tour - super toll und abwechsungsreich. :laugh:
Besonders den Botswanateil werde ich mir noch mal genau anschauen, denn dorthin soll unsere Reise im nächsten Jahr gehen.

Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße
Dagmar
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär
15 Jun 2015 08:42 #388205
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 29 Mai 2015 14:49
  • Topobärs Avatar
Hallo Dagmar,

es freut mich immer, wenn andere Fomis aus meinen Reiseberichten Informationen ziehen können, die für die eigenen Reisen hilfreich sind. Das ist neben der Unterhaltung meine Hauptintension beim Schreiben der Reiseberichte.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: take-off