26.08.16 – Gyseni – Kigali
Heute geht es wieder zurück in die Hauptstadt Ruandas, vorher mit einem Abstecher zu Dian Fossey. Früh aufstehen ist angesagt, um 5.10 Uhr sitzen wir schon im Auto und fahren raus aus Gyseni. Das Frühstück haben wir von der Lodge in einem Sack mitbekommen. Essen werde ich es aber erst in Kigali… Trotz der so frühen Morgenstunde sind schon einige Menschen auf der Strasse.
Kurz nach Sonnenaufgang: geschäftiges Treiben auf und neben der Strasse
Der Tag nähert sich langsam und bevor wir im Officecenter ankommen, steht die Sonne schon über dem Horizont. Vom besagten Officecenter aus starten alle Touren, welche im Nationalpark angeboten werden, insbesondere Gorillatreckings, Wanderungen zu den Vulkanen oder eben zu Dian Fossey. Entsprechend viele Reisende hat es hier, wobei Picco und ich die einzigen sind, die sich für den Fossey-Trail entschieden haben. Um die wartenden Gäste zu unterhalten, tanzen Einheimische vor der Kaffee-/Teebude.
Dancing Stars of Rwanda - Ruanda sucht den Superstar - oder ähnlich...
Zusammen mit unserer Tourführerin Odile fahren wir zum Startpunkt unserer Trips. Beim Briefing hat sie uns das Leben von Dian Fossey erzählt (muss gegenüber Menschen ein ziemlicher Drachen gewesen sein...) und auch, was wir bei unserer Wanderung sehen, bzw. nicht sehen. Möglich zu sehen sind Antilopen, Büffel, Vögel. Eher unwahrscheinlich Gorillas. Wir laufen bei unserem Startpunkt im Dorf los und überwinden bis zum Regenwald einige Höhenmeter. Begleitet werden wir von drei Rangers, da die Büffel manchmal einen schlechten Tag haben und uns gefährlich werden könnten. Sagt man uns. Gesehen haben wir keinen der miesepetrigen Tiere.
Kurz vor dem Eintritt in den Regenwald, ein Blick zurück auf Ruandas fruchtbare Felder
Picco geht im Regenwald mutigen Schrittes voran
Im Regenwald gewinnen wir weiter an Höhenmeter, bis der Weg langsam abflacht. Von weitem hören wir Gespräche, welche die vorauslaufenden Rangers mit ein paar anderen Mitarbeiter des Parks führen. Als wir näherkommen, sehen wir zu unserer Überraschung Gorillas im Gebüsch. Ziemlich versteckt, aber eindeutig zu identifizieren. Da wir aber Dian Fossey gebucht haben, drängt uns Odile zum Weitermarsch. Bei einer kleinen Lichtung mit Bänkchen halten wir für einen Moment. Es ist still und bewölkt. Fast schon ein wenig melancholisch. Nach dem Weitermarsch erreichen wir bald die Forschungsstation der Madame Fossey, bzw. was davon noch übrig ist. Von den Häusern ist nichts mehr zu sehen, nur noch die Fundamente stehen, hier und da ein verrostetes Ofenrohr. Kalt war’s also auch schon vor 30 Jahren...
Eine Schlafstätte war das mal, heute: ein paar Fundamentblöcke und ein verrosteter Ofen
Das Heim von Dian Fossey (oder was davon übrig geblieben ist: ein verrostetes Ofenrohr)
Die Grabstätte mit den Gorillas und von Foessy selbst wirkt sehr speziell, vor allem im Urwald mit den alten, grossen, knorrigen Bäumen. Still ist es (immer noch), kein Vogel zwitschert, kein Wind weht. Wir halten für eine Weile inne und machen uns auf den Rückweg.
Die Grabstätte der Gorillas und von Dian Fossey (im Hintergrund). Nebenan Odile
Das Grab von Dian Fossey, begraben neben ihrem Lieblingsgorilla Digit
Wir laufen denselben Weg zurück. Kurz bevor wir den Regenwald verlassen, ist der Weg zu unserer Überraschung versperrt. Zwei Gorillas haben es sich gemütlich gemacht und fressen Blätter der nebenstehenden Gebüsche. Nun kann auch Odile nicht anders und wir beobachten die Tiere. Weitere Mitglieder halten sich im Buschgebiet auf, wir sehen sie zwar nicht, aber durch die Bewegungen der Büsche oder Abbrechen von Ästen können wir sie lokalisieren.
So ein Weg ist schon gemütlich zum Sitzen und von den Büschen naschen
Platz machen? Nöö, nicht mit uns!
Wer meint, wir hätten die beiden Gorillas mit einem Mega-Ultra-Super-Suppenzoom näher geholt, nöö: hier der Beweis, wie nahe die Tiere sind. Der links ist übrigens der Picco, nur so nebenbei... damit ich ihn nun auch vorgestellt und somit das ganze Bild beschrieben habe...
Die beiden Gorillas vor uns machen keine Anstalten, den Weg zu verlassen, also müssen wir durch die Büsche, welche ausgerechnet hier mehrheitlich durch Brennesseln bestehen. Und tatsächlich erwischt es mich, es beginnt an einer Wade zu brennen und zu jucken. Wir fotografieren die Gorillas von der anderen Seite, soviel Zeit muss sein.
Zurück zu unserem Startpunkt ist auch Odile froh und glücklich, die Gorillas gefunden zu haben. Beim Abschied geben wir ihr ein Trinkgeld (wie auch den Rangern) und fahren zurück nach Kigali.
Beim Hotel angekommen, checken wir ein und werden in unsere Zimmer im 2. Stock geführt. Die Zimmer sind einfach aber zweckmässig eingerichtet. Und in Piccos Zimmer stehen sogar Unterwäsche und Socken zur Verfügung.
Keine 30 Sekunden, als ich es mir bequem gemacht habe, klopft es an der Tür und mein Reisepartner fragt ungläubig: «hast du auch Unterwäsche in deinem Zimmer?» «Nöö, wieso? Hast du?
» Tatsächlich, am Boden liegen Socken und am Knauf(!) der Schranktüre hängt ein Schlüpfer. Hahaahaa
, wie geil ist das denn, hat Picco in der Kürze schon ausgepackt und die Wäsche sortiert? Natürlich nicht, falsches Zimmer, neuer Schlüssel, neues Zimmer für ihn; und zwar nicht neben mir, sondern auf die andere Seite zum – sagen wir mal – Hof hin. Ein entscheidender Vorteil, wie sich später herausstellen sollte. Den Schrankknauf würde ich trotzdem auswechseln…
Nun heisst es auch hier Abschied nehmen von Jean, was uns nicht leichtfällt. Er ist ein lockerer und humorvoller Zeitgenosse, der sich sehr gut um seine Gäste kümmert und alles für uns gemacht hat. Danke Jean, gerne wieder einmal, wenn es in den Kongo geht. Auch er erhält von uns noch ein Trinkgeld und fährt dann los, zurück in seine Heimat.
Da es schon späterer Nachmittag ist, bleiben wir im Hotel und gehen bald zum Nachtessen im Restaurant. Das Chicken Stroganoff schmeckt nicht wirklich nach Chicken, aber es sättigt. Zurück im Zimmer nehme ich teil am Stadtleben Kigalis, denn es liegt direkt auf der Strassenseite (und nicht auf der Hofseite wie dasjenige von Picco). Rufen, Hupen, Gas geben, einfach alles, was zu einer quierligen Stadt dazugehört. Das Dumme ist, die Fenster haben oben im Sturz durchgehend einen offenen Bereich mit Lüftungsgitter und Moskitonetz, so dringt der Lärm ungehindert ein. Noch dümmer ist, dass vor dem Hotel wohl in ganz Kigali die einzige Strasse liegt, welche gepflastert ist! Gibt nochmals ein paar Dezibel mehr, wenn ein beladener Laster über die Steine knattert.
Trotzdem schlafe ich aber schnell ein, es war ein langer und intensiver Tag.
Die Aussicht von meinem Zimmer. Und wieder ein Gerüst, da klopft und freut sich das Bauherz!
Und hier das Corruptus delicti: die Pflasterstrasse vor meinem Zimmer. "Das sieht doch nett aus, schön ruhig und kein Verkehr. Was erzählt der Kerl denn da?" Wieso dass das so ist, wie es ist, folgt beim nächsten Kapitel.