Tag 02 23.02. Entebbe Airport Guesthouse
Irgendwann lässt der Regen etwas nach und wir können noch etwas schlafen – jedoch nicht allzu lange – dann klingelt der Wecker.
Nachdem sich einer der Top-Spots für Schuhschnabelsichtungen gleich in der Nähe von Entebbe im Mabamba Swamp befindet und wir diesen Vogel unbedingt einmal live sehen wollten, mussten wir die Shoebill-Tour irgendwo in unseren Tourplan unterbringen. Den ersten Tag gemütlich mit einer Bootstour zu beginnen hörte sich da eigentlich nach einem guten Plan an. Nicht komplett bedacht wurde dabei, dass wir möglichst früh los mussten, um die besten Sichtungschancen zu haben und andererseits am Abend zuvor erst spät ankommen würden.. Viel andere Möglichkeiten gab es jedoch nicht, die Chancen in Ziwa oder im Murchison Falls NP stehen weitaus schlechter.
Es regnet nicht mehr, ist aber zugezogen und eher frisch. Zum ersten Mal denke ich daran, wie es wäre, auf einem kleinen Boot durch solch einen Regenschauer wie in der Nacht erlebt überrascht zu werden und habe Sorge, ob unsere Tour bei Regen überhaupt stattfinden kann (oder wir umsonst aufgestanden sind?).
Nach dem Frühstück erscheint jedoch vom Mabamba Shoebill Tours geschickter Abholer und verkündet, dass es nicht mehr regnen werde. Wir haben vorab eine Tour bei Mabamba Shoebill Tours zu einem verhältnismäßig hohen Preis gebucht. Die Tour wird von einer lokalen Community-Vereinigung organisiert, die so immer wieder wechselnden Fahrern und Fischern die Möglichkeit eines Zuverdienstes bietet.
Wir fahren die wenigen Meter von der Unterkunft zum Viktoriasee, halten dabei jedoch noch kurz an um Geld abzuheben (um unsere Tour überhaupt bezahlten zu können) sowie Kekse und Wasser zu kaufen.
Der Plan sieht vor, von Entebbe mit einem Boot über eine Bucht des Viktoriasees zum Sumpf zu fahren und dort in ein kleineres Boot mit dem Guide einzusteigen.
Am Ufer herrscht geschäftigtes Treiben, es scheinen viele Leute hier was zu tun zu haben. Bereits hier am Ufer, mitten in der Stadt stehen diverse Reiher und Wasservögel am Strand stehen. Nach einiger Wartezeit ist unser Boot gefunden, etwas Wasser herausgeschöpft und wir hineingebeten. Das Boot macht einen mäßig vertauenswürdigen Eindruck, es bleibt uns aber wenig übrig, als es auszuprobieren.
Schließlich geht es direkt hinaus auf den See. Noch vor etwas mehr als 2-3 Jahren (vom damaligen Zeitpunkt aus gehesen) hätte ich mir nie vorstellen können, einmal tatsächlich den Viktoriasee MITTEN in Afrika zu sehen oder ihn gar zu befahren. Sobald wir die Küste verlassen, wird der Wind stärker und die Wellen höher. Wir schaukeln nun ganz schön und es spritzt gewaltig. Na das kann ja noch heiter werden..

Auch künftige Bootsfahrten - so viel sei verraten - werden hier weiterhin sehr von den Elementen geprägt sein.
Hinter uns wird Entebbe immer kleiner, das gegenüberliegende Ufer kommt nicht wirklich näher. Über uns fliegen Schwalben, ein Black Kite und schließlich, nach Angaben unseres Bootsführers, ein Shoebill und hoher Höhe – außer einem Vogel in großer Höhe sah man jedoch nichts.
Nach 30-60 Minuten kam schließlich am gegenüberliegenden Ufer ein Schilfgürtel in Sicht, voller Vögel mit tropischem Wald im Hintergrund.
Nun fuhren wir langsam am Schilf entlang uns sahen innerhalb von Minuten eine unglaubliche Vielzahl verschiedenster Vögel. Leider flogen viele sofort auf, wenn wir uns näherten, einige blieben jedoch lang genug sitzen für ein Bild. Das Licht war nicht optimal, aber die Zahl an Vögeln wahnsinnig beeindruckend.
Weißbrustkormoran
Riedschabe
Purpurreiher
Immer wieder sahen wir Malachiteisvögel vor uns als leuchtende bunte Bälle wegfliegen. Dieses ungleiche Paar hielt wenigstens so lange still, dass ein Nachweisfoto möglich war.
Ingesamt war das Boot und/oder der Fahrer nicht wirklich optimal für die Fotografie von Vögeln, weil es zu groß, ungelenk und laut war. Irgendwann kamen wir zu einer kleinen Einbuchtung, an der ein paar Boote lagen, wir stiegen um und begrüßten unseren Guide sowie einen Poler, der uns durch die engen Wasserstraßen des Sumpfes bringen sollte.
Auch hier sahen wir einige Vögel, jedoch bei weitem nicht so viele wie am Rande des Sumpfes. Die Bewegung des Bootes macht den perfekten Fokus leider nicht immmer einfach..
Blaustirnblatthühnchen
Malachiteisvogel
Witwenpfeifgans
Spektakulär erscheint uns die Farbgebung des Purpurhuhns, eine Erstsichtung für uns.
Der Guide oder Tracker macht sich immer wieder groß, um für uns nach einem Schuhschnabel zu suchen. Das Problem bei Schuhschnäbeln ist, dass sie primär nur morgens in die leichter einsehbaren Ecken des Sumpfes kommen, um dort zu fressen. Sobald sie satt sind, verkriechen sie sich im dichten Papyrus, wo man keine Chance hätte, sie jemals zu finden. Wir fürchten schon, dass wir zu spät gestartet sind und alle Schuhschnäbel weg sind.
Schließlich kommen wir jedoch an eine Stelle des Sumpfes, wo sich gegenwärtig ein Schuhschnabel verstecken soll. Es ist auch bereits ein anderes Boot vor Ort, was dafür spricht, dass da was ist. Uns wird minutenlang erklärt, in welche Richtung wir schauen sollen. Irgendwie ist da auch ein grauer Fleck, aber viel mehr sieht man nicht. Unser Bootsführer findet dann doch noch eine Position, aus der wir im Stehen mehr sehen können. Da ist er. Was für ein bizarres Geschöpf.
Leider ist er weiterhin recht weit weg, aber wir können ihn gut beobachten wie er nahezu regungslos dasteht und auf seine Beute lauert. Das Fotografieren mit Tele im Stehen in einem kleinen kanuartigen Boot ist leider auch eine Herausforderung für sich. Ich hatte mir da von den Bildern etwas mehr versprochen, aber hey, immerhin überhaupt gesehen
Die Landschaft um uns herum ist wunderschön.
Irgendwann hat der Schuhschnabel dann genug und fliegt davon. Wir machen uns auf den Rückweg zum Rand des Sumpfs und schließlich wieder über den See.
Zurück im Airport Guesthouse sind wir gegen Mittag, wo uns bereits Andrew (?), ein Mitarbeiter von Alpha Rent-a-car mit unserem Auto erwartet. Eigentlich hatten wir hierfür erst 15.00 Uhr ausgemacht, um noch was Essen zu können, aber so gab es nun bereits die Übergabe von Vouchers, Tracking Permits, Autoschlüsseln und Dollar. Wir haben einen Hilux Surf, der zwar schon ein paar Macken hat, ansonsten aber ganz gut in Schuss wirkt. Die Reifen sind nicht mehr die neuesten, haben aber zumindest noch etwas Profil. Der Reservereifen eher weniger. Naja, zu hohe Ansprüche darf man wohl nicht stellen bei 65 $ am Tag, freien Kilometern und außerhalb der Nationalparks "Vollkasko". Aus Berichten im Internet schlau, teste ich sämtliche Griffe und Fenster soowi alles was geht. Prompt mag ein Fenster nicht aufgehen. Die Abdeckung wir abgebaut, ein wenig an den Kabeln rumgespielt und dann geht es wieder. Nun kennen wir also auch diesen Trick. Insgesamt werden die Fenster noch manchmal zicken, aber irgendwann gingen sie immer. Generell scheinen Autos in Uganda aufgrund des allgegenwärtigen Staubs ein großes Problem bei Fenstern etc. Zu haben. Meist handelt es sich um Importe aus Japan, dort sind die Anforderungen halt nunmal andere.
Wir werden noch gebrieft, welcher Polizist was darf und was wir auf keinen Fall tun sollten und schließlich allein gelassen. Da wir nun ein Auto zur Verfügung haben, wollen wir sogleich einmal Versuchen, ein paar Einkäufe für die nächsten Tage in Form von Snacks, Wasser und co. zu holen. Wir fahren daher in Richtung einer neuen Mall, da uns verschiedentliche Schilder dort einen Shoprite versprechen. Dort angekommen finden wir zwar die Mall, nicht aber den Shoprite. Der soll erst in ein paar Monaten eröffnen..
Wir finden dann Google Maps jedoch beim Rumkurven in Entebbe noch einen weiteren kleinen Laden (Supermarkt wäre etwas zu übertrieben), bei dem wir uns vorerst mit dem nötigsten eindecken.
Danach geht es zurück zum Airport Guesthouse. Der Verkehr in Entebbe ist zwar recht dicht und von verschiedensten Verkehrsteilnehmern geprägt, aber relativ langsam, so dass wir ganz gut zurecht kommen.
Im Garten wird schließlich entspannt. Nachdem ich Andrew (?) gefragt hatte, wie wir am besten auf die Straße Richtung Ziwa kommen und er uns empfahl, so schnell wie möglich auf den Western Bypass zu gelangen, klemme ich mich hinter T4A und bastele eine Route, die uns unter größtmöglicher Vermeidung von Kampala möglichst rasch auf den Northern Bypass bringen soll.
Es gibt einiges an attraktiven Vögeln im Garten, zum größten Teil jedoch weiter oben in den Bäumen, für eine genauere Verfolgung mit Kamera sind wir etwas zu KO. Zum Abendessen wird gegrillt.
Das Essen wird im Garten eingenommen, sehr nett und lecker. Wir unterhalten uns noch kurz mit den Stuttgartern, einer Gruppe Freunde in unserem Alter (insgesamt ~ 8-10), die zum Teil bereits zum zweiten Mal in Uganda sind und eine geführte Tour machen und die wir auf unserer Tour noch ein paar Mal treffen sollten. Morgen früh wollen sie direkt in den Kidepo, haben also eine lange Fahrt vor sich. Wir auch, schließlich müssen wir bis zum Murchison Falls NP und erst einmal durch Kampala kommen..