THEMA: Reisebericht: Ostafrika 2007/2008
18 Jun 2009 12:57 #104572
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16. Tag: Tarangire Nationalpark

Der Tarangire Nationalpark ist riesig und unsere Unterkunft lag in der äußersten nördlichen Ecke. Somit war klar, dass man nur mit Morgen- und Abend-Gamedrive nicht viel von dem Park sehen wird. Wir wollten deshalb den ganzen Tag im Park verbringen. Wie schon so häufig auf dieser Reise nutzen wir den frühest möglichen Zeitpunkt zum Frühstücken. Die bereits am Vortag bestellten Lunchpakete standen auch schon bereit und so konnten wir zeitig aufbrechen.

Die Brücke über den Tarangire River war schnell erreicht und überquert. Ab hier begann auch für mich Neuland. Als wir vor 10 Jahren hier waren, herrschte Hochwasser; die Brücke war überschwemmt und wir konnten nur den kleinen Nordteil des Parks besuchen.

Auf der Hügelkette westlich des Flusses fuhren wir nach Süden. Hier herrscht dichtes Buschland welches bei den Elefanten sehr beliebt ist. Da sich die Dickhäuter zwischen den Büschen erstaunlich gut tarnen können war eine sehr vorsichtige Fahrweise angebracht. Man möchte den Burschen ja nicht ans Bein pink..., äh fahren.

Längere Zeit verbrachten wir neben einem Mangusten-Bau, aber leider zeigten uns die kleinen Racker nie mehr als Ihre Nasenspitze, sehr schade.

Immer wieder stehen auch Baobabs in der Landschaft. Ein besonders mächtiges Exemplar ist Poachers Hide. Er bietet zudem noch die Besonderheit, dass sich in ihm eine geräumige Höhle befindet, die mehreren Menschen Schutz bieten kann.

[bild: 117052]

Südlich des Tarangire Hill fuhren wir zum zweiten Flußübergang des Parks, einer betonierten Furt. Unser nächstes Ziel, der Silale Swamp lag auf der anderen Flußseite.

Der Silale Swamp und weitere große Sumpfflächen im Süden leuchteten in saftigstem grün. Umso erstaunter waren wir, dass wir gerade in diesem Gebiet so gut wie keine Tiere sahen. Die Sattelstörche auf den abgestorbenen Bäumen am Rande des Sumpfes waren da schon das Highlight.

[bild: 117055]

Wir fuhren zurück zum Fluß um an ihm entlang zur Lodge zu gelangen. Unsere knurrenden Mägen erinnerten uns daran, dass die Mittagszeit schon lange überschritten war. Glücklicherweise fanden wir recht schnell einen geeigneten Picknickplatz. Im Schatten eines großen Baums auf dem Hochufer stehend, konnten wir auf dem Autodach sitzend die Elefanten im Flußbett beobachten. Da schmeckt der Lunch gleich doppelt gut.

[bild: 117049]

Entlang des Flusses ging es weiter. Neben den Elefanten sahen wir auch viele Giraffen und Antilopen, wie diese Wasserböcke:

[bild: 117058]

Lediglich Gnus und Zebras gab es keine, da die sich, bedingt durch die Migration, um diese Jahreszeit außerhalb der Parkgrenzen aufhalten.

Rechtzeitig vor Sonnenuntergand waren wir zurück, so dass wir den Sundowner wieder auf der schönen Terasse einnehmen konnten.

Abends im Restaurant fiel uns auf, dass die dort arbeitenden Mädels alle eine Perücke als Kopfbedeckung trugen. Sah lustig aus.
Letzte Änderung: 18 Jun 2009 13:01 von Topobär.
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25 Jun 2009 12:07 #105696
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17. Tag: Tarangire N.P. - Serengeti N.P.

Unsere Zeitplanung hatten wir klar unterboten, als wir nach etwas über einer Stunde Fahrzeit am Eingang zur Ngorongoro Conservation Area ankamen. Ein perfektes Asphaltband führt von der Hauptstrasse Arusha-Dodoma über Mto Wa Mbo, das Escarpment hinauf, durch Karatu, bis zum Eingang. Bei unserem letzten Besuch war dies noch eine fürchterliche Piste, die zur Hälfte unter Wasser stand, durch zahlreiche Bäche führte und über grobe Felsen das Escarpment hinaufkletterte. Damals brauchten wir einen halben Tag, aber es gefiel mir besser, war einfach abenteuerlicher.

Für die Infrastruktur der einheimischen Bevölkerung ist die gute Verbindung natürlich ein Segen. Allein durch den vereinfachten Transport der landwirtschaftlichen Güter dieser fruchtbaren Region hat sich der Wohlstand in dieser Region deutlich gehoben. Auch die Orte Mto Wa Mbo und Karatu sind kaum wieder zu erkennen. Alles erstrahlt in frischen Farben, es liegt kein Müll herum und die meisten Menschen sind gut gekleidet. Wie auch in vielen anderen Teilen des Landes zu sehen, scheint sich die \"good governance\" der Regierung auszuzahlen. Nicht zuletzt durch die dadurch überdurchschnittliche Entwicklungshilfe.

Am Gate müssen wir dann erst einmal kräftig löhnen: 240US$, nur dafür, dass wir das Gebiet der Conservation Area durchqueren dürfen, ohne in den Crater selbst zu fahren. Das Geld sollte uns dieser Tage in atemberaubendem Tempo aus der Tasche gezogen werden. Glücklicherweise wird Kreditkarte genommen, so dass man wenigstens keine Unmengen an Bargeld mit sich rumschleppen muss.

Ab dem Gate wechselt die Straße in eine Lateritpiste, die sich steil zum Kraterrand emporwindet, den sie am Denkmal für die im Kampf für die Tierewelt und gegen Wilderer ums Leben gekommen sind. Der Blick ist fantastisch und lässt sich nur unzureichend fotografisch wiedergeben.

[bild: 117517]

Kurze Zeit später passiert die Piste das Grabmal von Bernhard und Michael Grzimek. Weiterhin fahren wir auf dem Kraterrand entlang. Dichter tropischer Bergwald umgibt uns, lässt aber immer wieder den Blick in den Krater frei. Erst hinter der Main Area verlässt die Piste den Kraterrand wieder. Die Vegetation geht fast schlagartig in Grassavanne über, die sich die Hänge des Kraters bis hinunter in die Ebene der Serengeti zieht.

Hier gibt es zahlreiche Massai-Dörfer. Die Massai dürfen hier weiterhin ihrem traditionellem Lebensstil folgen und wurden nicht zugunsten der Tiere aus der Region vertrieben. Dies ist auch der Grund, weshalb Ngorongoro kein Nationalpark, sondern eine Conservation Area ist.

[bild: 117526]

Auf rauher steiniger Strecke geht es hinab in die Ebene und zum Naabi Hills Gate, wo erneut die Kreditkarte gezückt werden muss. Wieder 240US$ je 24h.

Beim Blick zurück bietet sich eine eindruckvolle Szenerie. Der den Masai heilige Berg, der Vulkan Ol Doinyo Lengai ist sehr aktiv und schickt eine trotz Entfernung und Dunst gut sichtbare Rauchsäule in den Himmel.

[bild: 117523]

Jetzt wirds flach. Wir sind in der riesigen Ebene der Serengeti. Vereinzelt ragen in der Ferne Inselberge empor, oder man sieht blanke Granitkuppeln, Kopjes genannt. Erst in der Seronera Area wird es wieder etwas hügeliger. Hier liegt auch unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte, die Serengeti Serena Lodge, welche wir am Nachmittag erreichten.

Gegen Abend erkunden wir noch die Umgebung der Lodge. All zu viele Tiere sehen wir nicht, nur einige Antilopen. Grund dafür dürften wohl die vielen TseTse-Fliegen sein, die hier im Buschland vorkommen. Die Biester beissen verdammt schmerzhaft zu und sind zudem noch hart im nehmen. Etliche vermeintlich tot geschlagene Fliegen berappelten sich nach einiger Zeit wieder und gingen sofort zum Angriff über.

Trotzdem hielt der Tag noch ein letztes (im wahrsten Sinne) Highlight für uns parat. Unweit der Lodge gibt es einen Berg, der die umliegende Ebene hoch überragte. Oben befindet sich eine große Funkantenne, weshalb ich vermutete, dass es eine Zufahrt auf den Gipfel geben müsse. Bei der Umrundung des Berges fand ich dann auch eine alte Fahrspur, die sich in immer steileren und engeren Serpentinen den Berg hinauswand. Es ging nur mit Untersetzung und häufigen Reversieren, aber letztendlich kamen wir oben an, um dort das letzte Licht des Tages zu genießen.

[bild: 117520]
Letzte Änderung: 25 Jun 2009 12:17 von Topobär.
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30 Jun 2009 18:59 #106545
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  • lilytrotter am 30 Jun 2009 18:59
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Hallo Topobär!

Ein wirklich schöner Reisebericht. Sehr nett geschrieben und informativ.
Eine ideale Einstimmung auf eine geplante Ostafrika Reise.
Wir sind vor vielen Jahren ähnliche Strecken gefahren. U.a. auch vom Escarpment in die Mara runter, bei Regen, - wir fuhren nur selten geradeaus.

Vielen Dank. Wann geht’s weiter?
Gruß Lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
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06 Jul 2009 14:53 #107390
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Das \"Vergnügen\" hatte wir im El-Nino-Winter 1997/1998 von der anderen Seite kommend. Die Auffahrt war wie Schmierseife und die Safaribusse und auch ein Teil der großen Geländewagen blieben an der Steigung liegen. Ein großer Überlandbus war sogar umgekippt. Unser kleiner Suzuki Geländewagen, aus dem wir bis dahin immer neidisch zu den großen Geländewagen aufgeblickt hatten. Er war klein, leicht und wendig, so dass wir uns zwischen den liegen gebliebenen Fahrzeugen hindurchschlängeln konnten und als eines der wenigen Fahrzeuge oben ankamen. Die Traktorbesitzer aus Karatu haben sich in dem Winter sicher eine goldene Nase verdient.

Die Schreibpause war urlaubsbedingt. Der Bericht geht bald weiter.
Letzte Änderung: 06 Jul 2009 14:54 von Topobär.
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14 Jul 2009 14:22 #108546
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18.Tag: Serengeti Nationalpark

Ich komme mir schon langsam etwas blöd vor, jeden Tagesbericht damit zu beginnen, das wir beim ersten Büchsenlicht aufgestanden sind, aber so ist es halt, wenn man in Afrika ist und schönes Fotolicht sowie aktive Tiere haben will.

Unsere Vormittagspirsch führte uns in die Kurzgrassavanne südwestlich von Seronera. Hier findet man die für die Serengeti typischen großen Herden der Grasfresser: Zebras, Gnus, Büffel und verschieden Antilopenarten.

[bild: 118595]

Landschaftlicher Kontrapunkt zur ansonsten topfebenen Savanne sind die Kopjes, glattgeschliffenen Granitdome, die sich unvermittelt aus der Fläche erheben.

[bild: 118601]

Hier hat man gewöhnlich die besten Chancen, Löwen zu sehen und bei unserem letzten Besuch in der Serengeti wimmelte es hier nur so vor Raubkatzen. An diesem Tag herrschte aber absolut tote Hose. Es fehlte nicht nur an Löwen, auch ansonsten waren außer einigen Vögeln keinerlei Tiere bei den Kopjes zu sehen. So konnten wir die Kopjes diesmal \"nur\" als landschaftliche Sehenswürdigkeit erleben.

Nach dem Mittagessen wollten Horst und Anne die heißen Stunden des Tages lieber im Schatten der Lodge und am Pool genießen. Kathrin und ich hatten jedoch wieder Hummeln im Hintern, so dass wir bis zur Nachmittags-Pirsch zunächst alleine aufbrachen. Da sich die heißen Mittagsstunden nicht für einen normalen Gamedrive eignen, war unser Ziel der Retima Hippo Pool. Hier ist auch in der größten Hitze immer etwas los. Uns fiel vor allem eine Hippo-Kuh mit noch sehr kleinem Nachwuchs ins Auge, die ständig damit beschäftigt war, dieses vor seinen großen Artgenossen abzuschirmen.

[bild: 118598]

Als es kühler wurde holten wir Anne und Horst in der Lodge ab und fuhren zu den Galeriewäldern rings um Seronera; einem weiteren Hotspot für Raubkatzen. Es gab wieder reichlich Planzenfresser unter anderem auch Giraffen und Elefanten. Von Katzen aber keine Spur. Es fing an zu dämmern und die Fahrzeuge der Lodges machten sich schon auf den Rückweg zu ihren Unterkünften. Wir beschlossen, noch einen letzten Loop zu fahren und wurden belohnt. Unweit des Weges lag eine Gruppe Löwinnen mit Jungen. Leider mahnte uns bald die fortschreitende Dämmerung zum Aufbruch.

Noch einmal hielt ich an, um den schönen Sonnenuntergang auf Festplatte zu bannen. Als ich mir dabei die Bäume näher anschaute, konnte ich zuerst nicht glauben, was ich sah. Auf zwei der großen Akazien lag jeweils ein Leopard im Geäst. Wenn es für Fotos auch schon längst zu dunkel war, so konnten wir diese herrlichen Tiere doch mit dem Feldstecher noch sehr gut betrachten.

[bild: 118604]

Die fantastischen Tiersichtungen am Ende des Tages hatten uns stark aufgehalten und so kamen wir erst im stockdunkeln in der Lodge an.

Serengeti Serena Lodge:

Die Lodge hat alles, was man von einer Serena Lodge erwartet: Schöne saubere Zimmer, gutes Essen und freundlichen Service. Trotzdem hat sie mich nicht überzeugt. Der Grund ist die Lage inmitten dichtbewachsenen Buschlandes, so dass man außer an einem kleinen Aussichtspunkt nirgends den Blick über die weiten Ebenen der Serengeti schweifen lassen kann.

Nächstes Mal würde ich mich wohl für die auf einem Kopje errichtete Seronera Lodge entscheiden, auch wenn deren Aussattung wohl schon etwas in die Jahre gekommen sein soll.

Abends gab es dann noch eine kleine Show einer lokalen Artistengruppe. Artistik hat in Tanzania einen hohen Stellenwert und es gibt richtige Artistenschulen im Land, was sich auch am großen Anteil von Tanzaniern bei Andre Hellers \"Afrika, Afrika\" zeigte.
Letzte Änderung: 14 Jul 2009 14:24 von Topobär.
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17 Jul 2009 12:49 #109003
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  • Hanne am 17 Jul 2009 12:49
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Hallo Topobär,

warte auf die Fortsetzung Deines Reise-
berichtes 19. Tag usw. hast Du keine
Lust mehr --?
Ich finde den Bericht sehr informativ,
so getraut man sich auch als Selbstfahrer
mal dorthin zu reisen. Vielen Dank.
Liebe Grüsse
Hanne
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