Reisebericht als PDF
Ein „Crazy Zebra“ in Sambia Teil 2
Zwei Tage in unserem Basislager, der Airportfarm, sind vergangen - Essen, Getränke, Campingausrüstung und ein paar Klamotten im Zebra verstaut - unserer Abfahrt in Richtung Sambia stand nichts mehr im Wege. Sambia als Reiseziel stand ganz oben auf unserer Liste, da wir auch unser Auto aus der Zollunion des südlichen Afrikas raus bringen mussten. Unser Auto besitzt einen Pass, den man „Carnet de Passage“ nennt. Er berechtigt, maximal ein Jahr lang mit ausländischem Kennzeichen in fremden Ländern herum zu fahren, ohne es zolltechnisch einführen zu müssen, was mitunter schweineteuer werden kann. Dieses Carnet ist so wertvoll wie dein eigenes Leben. Du darfst alles verlieren, sogar dein Leben - das man hoffentlich fotografiert und so als Kopie gegen Verlust für die Ewigkeit fixiert hat - nur eben dieses Carnet nicht. Nach einem Jahr läuft dieses Carnet ab und es muss durch ein Neues ersetzt werden. Zeitgleich verlässt man auch das Land, um ein Zollvergehen zu vermeiden. Nun, wir mussten also die Zollunion des südlichen Afrikas verlassen, der neben Namibia auch die Länder Südafrika, Botswana, Lesotho und Swaziland angehören. Wir hätten nur für einen Tag nach Sambia ausreisen müssen, um am nächsten Tag mit neuem, fein säuberlich abgestempeltem Carnet wieder in die Zollunion einzureisen. Da wir aber noch nie in Sambia waren, beschlossen wir, unseren diesjährigen Urlaub ganz in diesem Land zu verbringen, das sich selbst „real Africa“ nennt.
Unser Ziel Sambia vor Augen fuhren wir die 5 km lange Pad, wie die typischen Schotterstraßen in Namibia genannt werden, von der Farm bis zur Teerstraße. Dort angekommen, meldete sich eine weibliche Stimme aus unserem Navigationssystem emotionslos - „Links abbiegen“. Doch mein inneres Gefühl sagte mir, das kann nicht sein. Ganz wieder meiner Natur hörte ich auf diese weibliche Stimme und bog links ab. Ich fuhr die ersten Meter und wusste bereits, dass dies die erste Fehlentscheidung meines Urlaubs war. Wären wir nur 10 Meter nach rechts gefahren bis zur nächsten T-Kreuzung, hätte das Navi wohl die Route über Windhoek in Richtung Norden auf der Teerstraße gewählt. Wir hätten die Fahrt zum ersten Etappenziel gemütlich auf Asphaltstraßen dahinfliegend in wenigen Stunden bis zu „Roy‘s Rest Camp“ geschafft. Aber nein, ich hörte auf die weibliche Stimme, bog links ab und so fuhren wir zuerst Richtung Gobabis, um etwas später auf der C30, dann der „C-irgendwas“, der „C-nowhere“ und der „C-XY“ stundenlang unterwegs zu sein. Wir spulten auf mittelmäßigen Schotterpads und in für eingefleischte Namibialiebhaber langweiligen Gegenden die Kilometer ab. Die Straßen waren durchweg mit leichtem Wellblech ausgestattet, diesen Rüttelpisten, die einem die Freude am Fahren nehmen. Doch war es immer nur so viel Wellblech, dass man hoffte, die Luft nicht aus den Reifen abzulassen zu müssen - es würde ja bald besser werden. Aber nein, nix da, die Pisten wurden nicht besser. Im Nachhinein betrachtet hätte sich das Luftablassen allemal gelohnt. So tuckerten wir mit einer Geschwindigkeit zwischen 50 und 60 Km/h von der Airportfarm über die vielen C’s bis nach Grootfontein und kamen erst kurz vor Sonnenuntergang am ersten Etappenziel an.
Nun ja, ein Tag schlechte Straßen können einem die Laune noch nicht verderben und so genossen wir in Roy‘s Rest Camp den ersten Abend mit Braai (BBQ), echtem Windhoek Lager Bier und Salaten.
Vom Salat überließ ich den größten Teil meiner Frau, um ihr aufopferungsvoll beim Beseitigen ihres Rinderfilets zu helfen - man ist ja ganz Gentleman. Auch beim Abwaschen drängte ich mich vor - mit der Taschenlampe wohlgemerkt, um ihr den Weg zu erleuchten. Frau kann ja nicht beides gleichzeitig. Wir gönnten uns noch den obligatorischen Espresso mit Diesel – einem Cognac - und lauschten den Geräuschen der Nacht, die so einzigartig sind in Afrika. Wir zählten die Sterne am Himmel - oben rechts sind es genau 7 452 658, das kann jeder nachzählen.
Der nächste Tag startete mit einem gemütlichen Frühstück. Joghurt, Müsli, Vollkornbrot und all diesem Zeug, was Frau so als Gesund empfindet und mir auf den Teller legte. Hatte ich erwähnt, dass ich in Windhoek auch vollwertige Lebensmittel wie Eier und Bratspeck in den Einkaufswagen gelegt hatte. Nun, ein Gesundheitstag würde mich ja nicht gleich umbringen und so verzehrte ich den farbigen Joghurt brav. Das Müsli knusperte an meinen Zahnschmelz ein paar Zehntelmillimeter ab. Es war wohl ein Müsli der Marke Sandy-Crunsh. Auf jeden Fall schmeckte es wie Sand vom Ohama-Beach, nicht so fein aber mit viel Crunch.
Heute stand nun die Fahrt nach White-Sand auf dem Plan – meine Gedanken sind immer noch beim morgendlichen Müsli - und dies auf einer rüttelfreien Teerstraße. Kurz nach Grootfontein mussten wir an einer Veterinärkontrolle stoppen. In mir keimte die Hoffnung auf, der Beamte könnte die bunten Joghurts und das Müsli beschlagnahmen. Er blickte zwar kurz in den Kühler, fand aber den Joghurt in Ordnung und ließ uns passieren. Zuerst wollte ich ihn auf diese Lebensmittel hin ansprechen, aber die Sorge um meinen Bratspeck ließ mich diesen Gedanken verwerfen!
White-Sand ist eine Community-Campsite am westlichen Rand des Caprivis, direkt am Ufer des Kavango gelegen. Die gigantischen Popa-Falls, die eigentlich Rapids heißen sollten, stürzen sich beeindruckende zwei Meter über mehrere Schwellen in die Tiefe und den White-Sand-Strand durchwanderten wir in etwa 35 Sekunden.
Popafalls:
White Sands:
Campsite:
Doch die Campsite ist schön gelegen, ausgestattet mit Verandadeck, wo es sich mit eingeschränktem Blick auf die Flusslandschaft recht gemütlich verweilen lässt. Unterhalb der Stromschnellen soll man angeblich krokodilfrei schwimmen können. Wir verzichteten jedoch auf dieses erfrischende Bad, da wir nach der langen Strandwanderung zu erschöpft waren. Wir hörten in der Nacht einige Flusspferde grunzen, bekamen sie aber nicht zu Gesicht. Ich vermute mal, dass sie sich am langen Sandstrand verlaufen hatten oder einfach keine Lust auf diese Müsli-Touristen hatten. Wenn ich aber daran denke, was für ein großes Maul diese Hippo-Viecher haben und wie schnell damit mein Müsliproblem gelöst wurden wäre, finde ich es im Nachhinein schon schade, dass sie uns nicht besuchten. Nun gut, ein weiteres Frühstück mit Joghurt und Müsli werde ich auch noch überstehen. Eier und Bratspeck schmecken ja auch noch einen Tag später. Ich verstehe so wie so nicht, weshalb Frauen auf dieses bunte oder in den Zähnen knirschende Zeug stehen -nimmt es doch so viel Platz weg im Kühlschrank, während Bratspeck recht kompakt verpackt ist.
Fortsetzung folgt..