THEMA: Ein Zebra in Zambia (Reisegeschichten)
22 Nov 2010 12:59 #163351
  • Crazy Zebra
  • Crazy Zebras Avatar
  • Beiträge: 3766
  • Dank erhalten: 78
  • Crazy Zebra am 22 Nov 2010 12:59
  • Crazy Zebras Avatar
Reisebericht als PDF


Ein „Crazy Zebra“ in Sambia Teil 2

Zwei Tage in unserem Basislager, der Airportfarm, sind vergangen - Essen, Getränke, Campingausrüstung und ein paar Klamotten im Zebra verstaut - unserer Abfahrt in Richtung Sambia stand nichts mehr im Wege. Sambia als Reiseziel stand ganz oben auf unserer Liste, da wir auch unser Auto aus der Zollunion des südlichen Afrikas raus bringen mussten. Unser Auto besitzt einen Pass, den man „Carnet de Passage“ nennt. Er berechtigt, maximal ein Jahr lang mit ausländischem Kennzeichen in fremden Ländern herum zu fahren, ohne es zolltechnisch einführen zu müssen, was mitunter schweineteuer werden kann. Dieses Carnet ist so wertvoll wie dein eigenes Leben. Du darfst alles verlieren, sogar dein Leben - das man hoffentlich fotografiert und so als Kopie gegen Verlust für die Ewigkeit fixiert hat - nur eben dieses Carnet nicht. Nach einem Jahr läuft dieses Carnet ab und es muss durch ein Neues ersetzt werden. Zeitgleich verlässt man auch das Land, um ein Zollvergehen zu vermeiden. Nun, wir mussten also die Zollunion des südlichen Afrikas verlassen, der neben Namibia auch die Länder Südafrika, Botswana, Lesotho und Swaziland angehören. Wir hätten nur für einen Tag nach Sambia ausreisen müssen, um am nächsten Tag mit neuem, fein säuberlich abgestempeltem Carnet wieder in die Zollunion einzureisen. Da wir aber noch nie in Sambia waren, beschlossen wir, unseren diesjährigen Urlaub ganz in diesem Land zu verbringen, das sich selbst „real Africa“ nennt.

Unser Ziel Sambia vor Augen fuhren wir die 5 km lange Pad, wie die typischen Schotterstraßen in Namibia genannt werden, von der Farm bis zur Teerstraße. Dort angekommen, meldete sich eine weibliche Stimme aus unserem Navigationssystem emotionslos - „Links abbiegen“. Doch mein inneres Gefühl sagte mir, das kann nicht sein. Ganz wieder meiner Natur hörte ich auf diese weibliche Stimme und bog links ab. Ich fuhr die ersten Meter und wusste bereits, dass dies die erste Fehlentscheidung meines Urlaubs war. Wären wir nur 10 Meter nach rechts gefahren bis zur nächsten T-Kreuzung, hätte das Navi wohl die Route über Windhoek in Richtung Norden auf der Teerstraße gewählt. Wir hätten die Fahrt zum ersten Etappenziel gemütlich auf Asphaltstraßen dahinfliegend in wenigen Stunden bis zu „Roy‘s Rest Camp“ geschafft. Aber nein, ich hörte auf die weibliche Stimme, bog links ab und so fuhren wir zuerst Richtung Gobabis, um etwas später auf der C30, dann der „C-irgendwas“, der „C-nowhere“ und der „C-XY“ stundenlang unterwegs zu sein. Wir spulten auf mittelmäßigen Schotterpads und in für eingefleischte Namibialiebhaber langweiligen Gegenden die Kilometer ab. Die Straßen waren durchweg mit leichtem Wellblech ausgestattet, diesen Rüttelpisten, die einem die Freude am Fahren nehmen. Doch war es immer nur so viel Wellblech, dass man hoffte, die Luft nicht aus den Reifen abzulassen zu müssen - es würde ja bald besser werden. Aber nein, nix da, die Pisten wurden nicht besser. Im Nachhinein betrachtet hätte sich das Luftablassen allemal gelohnt. So tuckerten wir mit einer Geschwindigkeit zwischen 50 und 60 Km/h von der Airportfarm über die vielen C’s bis nach Grootfontein und kamen erst kurz vor Sonnenuntergang am ersten Etappenziel an.

Nun ja, ein Tag schlechte Straßen können einem die Laune noch nicht verderben und so genossen wir in Roy‘s Rest Camp den ersten Abend mit Braai (BBQ), echtem Windhoek Lager Bier und Salaten.
Vom Salat überließ ich den größten Teil meiner Frau, um ihr aufopferungsvoll beim Beseitigen ihres Rinderfilets zu helfen - man ist ja ganz Gentleman. Auch beim Abwaschen drängte ich mich vor - mit der Taschenlampe wohlgemerkt, um ihr den Weg zu erleuchten. Frau kann ja nicht beides gleichzeitig. Wir gönnten uns noch den obligatorischen Espresso mit Diesel – einem Cognac - und lauschten den Geräuschen der Nacht, die so einzigartig sind in Afrika. Wir zählten die Sterne am Himmel - oben rechts sind es genau 7 452 658, das kann jeder nachzählen.

Der nächste Tag startete mit einem gemütlichen Frühstück. Joghurt, Müsli, Vollkornbrot und all diesem Zeug, was Frau so als Gesund empfindet und mir auf den Teller legte. Hatte ich erwähnt, dass ich in Windhoek auch vollwertige Lebensmittel wie Eier und Bratspeck in den Einkaufswagen gelegt hatte. Nun, ein Gesundheitstag würde mich ja nicht gleich umbringen und so verzehrte ich den farbigen Joghurt brav. Das Müsli knusperte an meinen Zahnschmelz ein paar Zehntelmillimeter ab. Es war wohl ein Müsli der Marke Sandy-Crunsh. Auf jeden Fall schmeckte es wie Sand vom Ohama-Beach, nicht so fein aber mit viel Crunch.

Heute stand nun die Fahrt nach White-Sand auf dem Plan – meine Gedanken sind immer noch beim morgendlichen Müsli - und dies auf einer rüttelfreien Teerstraße. Kurz nach Grootfontein mussten wir an einer Veterinärkontrolle stoppen. In mir keimte die Hoffnung auf, der Beamte könnte die bunten Joghurts und das Müsli beschlagnahmen. Er blickte zwar kurz in den Kühler, fand aber den Joghurt in Ordnung und ließ uns passieren. Zuerst wollte ich ihn auf diese Lebensmittel hin ansprechen, aber die Sorge um meinen Bratspeck ließ mich diesen Gedanken verwerfen!

White-Sand ist eine Community-Campsite am westlichen Rand des Caprivis, direkt am Ufer des Kavango gelegen. Die gigantischen Popa-Falls, die eigentlich Rapids heißen sollten, stürzen sich beeindruckende zwei Meter über mehrere Schwellen in die Tiefe und den White-Sand-Strand durchwanderten wir in etwa 35 Sekunden.

Popafalls: White Sands: Campsite:


Doch die Campsite ist schön gelegen, ausgestattet mit Verandadeck, wo es sich mit eingeschränktem Blick auf die Flusslandschaft recht gemütlich verweilen lässt. Unterhalb der Stromschnellen soll man angeblich krokodilfrei schwimmen können. Wir verzichteten jedoch auf dieses erfrischende Bad, da wir nach der langen Strandwanderung zu erschöpft waren. Wir hörten in der Nacht einige Flusspferde grunzen, bekamen sie aber nicht zu Gesicht. Ich vermute mal, dass sie sich am langen Sandstrand verlaufen hatten oder einfach keine Lust auf diese Müsli-Touristen hatten. Wenn ich aber daran denke, was für ein großes Maul diese Hippo-Viecher haben und wie schnell damit mein Müsliproblem gelöst wurden wäre, finde ich es im Nachhinein schon schade, dass sie uns nicht besuchten. Nun gut, ein weiteres Frühstück mit Joghurt und Müsli werde ich auch noch überstehen. Eier und Bratspeck schmecken ja auch noch einen Tag später. Ich verstehe so wie so nicht, weshalb Frauen auf dieses bunte oder in den Zähnen knirschende Zeug stehen -nimmt es doch so viel Platz weg im Kühlschrank, während Bratspeck recht kompakt verpackt ist.

Fortsetzung folgt..
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
Letzte Änderung: 28 Aug 2011 12:09 von Crazy Zebra.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
22 Nov 2010 13:00 #163352
  • lowflyer
  • lowflyers Avatar
  • Beiträge: 579
  • Dank erhalten: 6
  • lowflyer am 22 Nov 2010 13:00
  • lowflyers Avatar
Hallo,
Crazy Zebra schrieb:
Leider kam aber dieses treffen nicht zu Stande weil sich die Reise etwas anders entwickelte als angedacht, darüber später mehr.

Mist, keine Fotos mit 3 Ochsen 2 Ochsen und dem Zebra?
B)

Sonnige Grüße
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
23 Nov 2010 08:45 #163431
  • Crazy Zebra
  • Crazy Zebras Avatar
  • Beiträge: 3766
  • Dank erhalten: 78
  • Crazy Zebra am 22 Nov 2010 12:59
  • Crazy Zebras Avatar
Reisebericht als PDF



Ein „Crazy Zebra“ in Sambia Teil 3

Nach einem reichhaltigen Frühstück - Müsli und Joghurt natürlich - verließen wir Sandy-Beach am westlichen Ende des Caprivis und fuhren Richtung Teerstraße, die uns in östliche Richtung ans andere Ende des Caprivizipfels bringen sollte. Ziel war ein Campingplatz nahe der Ortschaft Katima Mulilo der „Kalizo Camping“ heißt - mit einer Zwischenübernachtung auf der Nambwa Campsite in der Gegend des Horsshoes. So fuhren wir auf dem Weg zur Hauptstraße vorbei an einer Gärtnerei, die Gemüse und ähnliche Kostbarkeiten anpflanzte. Gemüse scheint in Namibia wirklich ein kostbares Gut zu sein. So war die ganze Parzelle durch einen mannshohen Stacheldraht geschützt der Marke Nato. Wir fuhren gemütlich den etwas ruckeligen Weg entlang, als wir plötzlich vier Gärtner in blauen Überkleidern entdeckten. Als sie uns bemerkten, kamen sie mit einem freudigen Lächeln auf uns zu. Wir quatschten ein wenig, bis einer dieser Gärtner fragte, ob ich Tabak oder Zigaretten hätte. Da wir selbst Raucher sind, hatten wir einige selbst gedrehte Zigaretten in einer Blechdose. Wir schenkten ihnen dann vier Stück - es waren vier Gärtner – und reichten sie über den Zaun. Ich habe noch nie erlebt, dass man(n) sich so über ein paar Zigaretten freute. Gleichzeitig wunderte ich mich aber, dass die Gärtner das Gespräch so gleich beendeten und im Feld verschwanden. Es kamen weitere Personen auf diese Stelle des Zauns zugelaufen, wo wir zuvor mit den Gärtnern zusammen gestanden hatten. Zwei Frauen und zwei Männer, doch nicht in blauen Überkleidern – sie trugen schmucke Uniformen. Zwei von ihnen hatte sogar eine Waffe bei sich. Toll wie sie hier ihr wertvolles Gemüse bewachen, könnte man meinen. Aber nein, diese Damen und Herren waren Polizeibeamte und die vermeintlichen Gärtner waren Gefangene, die im Gefängnisareal die Gemüseplantagen zu bewirtschaften hatten. Nun gab es aber reichlich Zoff. Die vier Beamten freuten sich gar nicht über die Zigaretten, die wir den andern zuvor durch den Zaun gereicht hatten. Ich musste wirklich alle Freundlichkeiten hervorzaubern. Ich beteuerte, es sei mir gar nicht aufgefallen, dass es sich um einen Sicherheitszaun handelte. Obwohl, im Nachhinein wunderte ich mich schon, dass man Gemüsefelder mit Nato-Zaun sicherte. Auch die Überkleider ähnelten eher einer Gefangenenbekleidung als der eines Gärtners. Froh, nicht die nächsten Wochen beim Gemüseanbau aushelfen zu müssen, fuhren wir zur Hauptstraße und bogen gen Osten ab.
Die Fahrt durch den Caprivi zur Nambwa Campsite selbst erwies sich als recht eintönig. Die meiste Zeit gilt auf der Teerstraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 Km/h wegen der Elefanten

Caprivi Strasse Nambwa

Das einzige Schwergewicht, das sich aber an diesem Tag auf der Teerstraße bewegte, war ich selbst.
Von der Campsite, die schön am Fluss liegt, sah man keine Hippos und auch die Elefanten versteckten sich. Tiere zu sichten ist immer mit etwas Glücksache verbunden und so freuten wir uns über ein Baumhörnchen, das uns begrüßte. Wir genossen die Ruhe und den Blick aufs Wasser. Da wir recht zeitig ankamen, konnten wir uns an diesem Nachmittag auf die Zubereitung des Abendessens konzentrieren, einen Gin-Tonic genießen und die Sterne am Himmel oben links auch noch zählen, bis uns die Schläfrigkeit einholte. Die Geräusche der Nacht wiegten uns sanft in den Schlaf.


Fortsetzung folgt...
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
Letzte Änderung: 28 Aug 2011 12:09 von Crazy Zebra.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
23 Nov 2010 08:56 #163433
  • Gerd1942
  • Gerd1942s Avatar
  • Sag' was Du denkst, aber bedenke, wie Du es sagst
  • Beiträge: 5538
  • Dank erhalten: 2665
  • Gerd1942 am 23 Nov 2010 08:56
  • Gerd1942s Avatar
Hallo Kurt,

Mann, Du legst ja ein Tempo ran mit Deinem Bericht. Jetzt hatte ich gehofft, dass Du erst nächste Woche anfangen würdest (wenn ich von Kapstadt zurück bin), aber nee - schon drei Teile fertig. Wie soll ich denn das alles nach meiner Rückkehr schaffen mit dem "Nachlesen".

Danke, lieber Kurt, es war trotzdem ein schöner Tagesbeginn für mich und ich muss wohl in der nächsten Woche statt meines Buches den PC mit ins Bett nehmen.

Ganz liebe Grüße von der sonnigen Atlantikküste
Gerd

PS: Ich mag auch lieber Eier mit Speck, aber Deine Frau hat Recht - das Muesli ist gesünder.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
23 Nov 2010 10:04 #163440
  • Fredi1
  • Fredi1s Avatar
  • Beiträge: 284
  • Dank erhalten: 139
  • Fredi1 am 23 Nov 2010 10:04
  • Fredi1s Avatar
Hallo Kurt,
schön daß Du wieder da bist, gut geschriebener Bericht, prima. Freu mich schon auf mehr Bilder
Gruß
Fredi
Die Massai haben erzählt, dass sich zwei Löwen das Grab als Ruheplatz ausgesucht haben. Von dort haben sie eine gute Sicht ins Tal und auf das Wild. Ich darf nicht vergessen, es Denys zu erzählen, er würde sich darüber freuen. ( Frei nach Tanja Blixen)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
23 Nov 2010 15:55 #163482
  • Olli Bö
  • Olli Bös Avatar
  • Beiträge: 447
  • Olli Bö am 23 Nov 2010 15:55
  • Olli Bös Avatar
Hallo Kurt,

klasse, Dein Bericht :laugh:
Ein Glück hat uns Gabi den Weg nach N//Goabaca damals beim Pfingst-Braai beschrieben (immer am Gefängniszaun entlang), sonst hätte ich wohl auch gedacht, dass dort Gemüse bewacht wird. :woohoo:

Und Dein Müsli-Schicksal hat mich auch sehr berührt. :ohmy:
Aber zu Deinem Trost: Du bist nicht allein!
Olli muss zwar kein Müsli essen, hat mir aber im Zuge meiner Gesundheitsoffensive (genau, viel Joghurt, Obst und Gemüse!) irgendwann erbost eröffnet: "wenn ich demnächst auch noch Vollkornbrötchen zum Frühstück essen muss, ziehe ich aus..."
Geteiltes Leid ist halbes Leid! :laugh:
Kathrin und Olli

Manchmal wollen die Goetter, dass etwas nicht gelingt, damit die Menschen die Demut bewahren.
Reisebericht Botswana Apr/Mai 08:
www.namibia-forum.ch/download/olliboe08.pdf
Reisebericht Botswana Jun 09: Feuertaufe im Regenwasser
Norwegen 2010
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.