Reisebericht als PDF
Vorab,
ein FoMi (Botswanadreams) hat sich netter Weise bereit erklärt meine Texte zu editieren, so dass sie später auf meiner Homepage in "besserem" Deutsch nachzulesen sind, Danke!
Auch werde ich meinen kleinen Reisebericht etwas straffen, ich neige leider dazu manchmal etwas abzuschweifen
Ein "Crazy Zebra" in Zambia (Teil 6)
Wir wollten Namibia für einige Wochen verlassen und Sambia entdecken. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir die Brücke über den Sambesi, der an dieser Stelle mit beachtlicher Breit die natürliche Grenze zwischen Namibia und Sambia ist. Wenn man den Sambesi überquert hat, ist man jedoch bereits zu weit gefahren. Es hieß umkehren, denn das kleine Zollgebäude von Sambia befindet sich am Flussufer auf namibischer Seite. Dort mussten wir zuerst hin.
Zollgebäude: Zoll-Sesheke
Ein unscheinbares Gebäude – eingezäunt und mit einem Einfahrtstor aus Maschendraht - beherbergt die nötigen Schalter für die Beamten. Kaum auf dem Gelände angekommen, wurden wir von Menschen umringt, die uns alle helfen wollten, gegen eine kleine Gebühr versteht sich. Diese Hilfe kann man in Sesheke jedoch dankend ablehnen, da an diesem kleinen Grenzübergang alles reichlich übersichtlich gegliedert ist, ganz im Gegensatz zu den größeren Grenzstationen wie in Livingstone. Einer Person sollte man aber Beachtung schenken, nämlich der, die „Kwacha“ zum Tauschen anbietet. Kwacha, die Währung von Sambia, muss man haben, um einen Teil der Zoll-Gebühren bezahlen zu können. US$ brauchten wir ebenfalls, da der andere Teil für Ausländer nur in dieser Währung bezahlt werden darf. Auf wunderbare Weise hatten wir bereits Kwacha in ausreichender Menge in der Tasche, so dass wir auf den Schwarzmarkthändler verzichten konnten.
Hier war es eindeutig afrikanischer als noch vor wenigen Minuten beim namibischen Zoll. Dutzende Leute standen vor dem unscheinbaren Gebäude in langer Schlange. Auch wir stellten uns in die wartende Menge und ich rechnete die Zeit hoch, bis wir an der Reihe sein könnten. Meine erste Hochrechnung endete bei etwa 2 Stunden, als unvermittelt ein lokaler Beamter an uns herantrat.
In gebrochenem Englisch, das sich erstaunlicher Weise sehr gut mit meinem Englisch ergänzte, teilte er uns mit, dass wir an den Wartenden vorbei direkt zum Schalter gehen könnten. Diese Leute warten auf etwas anderes. Auf was warten diese Leute, dachte ich - auf ein Taxi, einen Bus, auf Lebensmittelgutscheine? Mir erschloss sich nicht wirklich, auf was man an einer Zollstation warten konnte, als auf die Einreisebewilligung. Wir schritten an der Schlange vorbei in das Gebäude. Im Gebäude selbst war es nun da, das „real Africa“ - ein Gewusel von Menschen, das laut und gleichzeitig mit allen auf einmal zu sprechen schien. Wild gestikulierende Beamte, die versuchten, das Chaos in den Griff zu bekommen. Nichts war so wie zuvor in Namibia. Ein Beamter hinter dem Schalter erblickte uns. „ Welcome to Zambia“ rief er uns zu und streckte uns ein Einreiseformular entgegen. Dieses Zettelchen war die Kopie einer Kopie von der Kopie, hatte ungefähr das Format A7 und war auszufüllen. Schon mein Vorname hatte kaum auf der ersten Seite Platz. Alle Fragen, die zu beantworten waren, markierte ich mit Sternchen und die Vermerke platzierte ich auf der Rückseite. Kaum hatten wir dieses Zettelchen fertig ausgefüllt, winkte uns der Beamte vorbei an all den Wartenden zu seinem Schalter. Erstaunlicherweise schien sich niemand daran zu stören, dass wir weißen „Musungus“ eine bevorzugte Abfertigung erhielten. Der Beamte suchte zielstrebig eine freie Seite im Pass und mit einer wuchtigen Ausholbewegung platzierte er den Stempel an diese Stelle. Der Pass ist zwar etwas perforiert nach dieser Aktion, aber was soll’s. Die Visa-Gebühr von US$ 50,00 je Person wurde fällig. Am gleichen Tresen lag ein Buch aus, groß und schwer, in das ich auf Seite 178 die Daten für mein Auto einzutragen hatte - Chassis Nummer, Motorennummer, Marke etc. pp.
Froh, diesen lauten und stickigen Raum verlassen zu dürfen, wurden wir in einen Seitenflur begleitet. In einem weiteren Raum mit 2 Beamten hinter neuen Computern sitzend wurden wir erneut bevorzugt behandelt. An den Wartenden vorbei wurden wir an einen Tisch gebeten. In diesem Raum, der total renoviert war - so in den 1920ern - stapelten sich Unmengen von Protokollbüchern mit blauem Einband bis hoch an die Decke. Es war unmöglich abzuschätzen, wie viele es waren. Ich glaube, dass hier noch die Protokolle aus den Anfängen Sambias lagerten, in denen wir die Eintragungen der ersten Siedler finden könnten. In so einem Protokoll wurden geflissentlich die notwenigen Daten von uns eingetragen, damit auch wir in hundert Jahren noch in diesen Stapeln zu finden sein werden.
Endlich kam der für uns wichtigste Akt an die Reihe, das neue Carnet wurde abgestempelt. Wir konnten von nun an belegen, dass wir die Zollunion verlassen hatten. Wir zahlten noch für ein befristetes Import-Permit und verließen das Gebäude mit einer freundlichen Verabschiedung durch den Beamten und den besten Wünschen für die Reise. Wir stiegen in unser Auto und wollten gerade den Zoll-Hof verlassen, als sich vor unserem Auto ein wild fuchtelndes 1,50 Meter großes irgendwas in Uniform bemerkbar machte. Es hüpfte wie ein Gummibällchen hin und her von einem Bein aufs Andere - am höchsten Punkt der Bewegung konnte man sogar ein Gesicht erkennen. Es rief uns irgendetwas durch die verschlossenen Fensterscheiben zu. Nicht schon wieder dachte ich und mir kam der Beamte auf der Namibiaseite in den Sinn. Ich ließ die Scheibe herunter. Dieses 1,50 Meter große Gummibällchen war eine Frau in weißer Bluse und blauem Jupe, die uns lauthals zusammenschiss.
Sie können hier nicht wegfahren! Sie müssen.... Leider verstand ich nicht, was wir hätten müssen, aber müssen hätte ich schon mal müssen - nur wo? Wir entschlossen uns, der Dame zu folgen, die uns zu einem Wohnwagen führte, wo offensichtlich noch weitere Dinge zu erledigen waren.
Wohnwagen-Sesheke
Nun mussten wir noch zu einem Container, dem eindeutig neustem Gebäude auf dem Gelände, wo ein etwas verloren erscheinender Mann im gepflegten Anzug noch mal eine Gebühr verlangte. Es war so eine Art Straßenbenutzungsgebühr. Wir mussten angeben wohin wir fahren wollten und daraus errechnete er die Gebühr. Zum Glück erinnerte mich ans Namibia-Forum. Da hatte mal jemand geschrieben, als Zielort immer Livingstone anzugeben – das rechnet sich. So gab ich Livingstone als Zielort an und im Verlaufe der Reise sollte es sich auch „Rechnen“, aber zu Gunsten Sambias, dank dieses Tipps.
Endlich durften wir den Sambesi überqueren und fuhren ostwärts gen Livingstone. Die Straße war in gutem Zustand, so dass wir mit 80 Sachen nur so dahin flogen. Uns fiel auf, dass der Diesel hier deutlich teurer war als in Namibia - 7000 Kwacha pro Liter. Zum Glück hatten wir noch 240 Liter vor dem Grenzübertritt getankt. Kurz vor Livingstone war die erste Polizeikontrolle. Die fünf wichtigen Papiere, alle fein säuberlich zusammen geheftet, vorgezeigt und schon waren wir durch. Das Tagesziel, „The Zambezi Waterfront Lodge“ war in greifbarer Nähe. Wir waren voller Vorfreude auf einige nachmittägliche Erlebnisse.
Container:
Fortsetzung folgt…