Reisebericht als PDF
Ein "Crazy Zebra" in Zambia (Teil 5)
So nun war er da, der große Tag für uns und das „Crazy Zebra“. Heute sollte es bei Katima-Mulilo von Namibia über den großen Sambesi rüber nach Sambia bei Sesheke gehen. Gut gelaunt verspeiste ich meine Eier mit Bratspeck, Tost und echter Butter. Aus unerklärlichen Gründen rollte meine Frau Heidi mit den Augen, wovon ich aber nicht wirklich Notiz nahm - vielleicht hätte sie lieber Margarine zum Frühstück gehabt. So gestärkt für den Tag holten wir alle nötigen Papiere aus den Verstecken, die wir zum Grenzübertritt brauchten. Altes Carnet de Passage, neues Carnet de Passage, beide Pässe, internationaler Führerschein, Führerschein und den Beleg der für drei Monate bezahlten Straßenbenutzungs-Fee. Noch schnell die Haare gekämmt, die Zähne geputzt und mit Mundwasser gegurgelt, konnte es dann losgehen. So frisch wie wir waren, schien es mir jedoch als zu clean und auffällig. Ich zog noch an einer Zigarette, die mir etwas Naturgeschmack verleihen sollte. Alternativ hätte ich auch mit etwas Cognac gurgeln können. Dies erschien mir aber dann als zu übertrieben viel Natur für eine simple Grenzüberschreitung. Bestens präpariert für den großen Tag, fuhren wir zum namibischen Grenzposten. Ein schmuckes Häuschen, eingeklemmt zwischen den Fahrbahnen, die die verschiedenen Schalter für die Ein- und Ausreise beherbergten und die Beamten, die für so einen Grenzübertritt nun mal notwendig sind. Als wir das Häuschen betraten, waren nur wenige Ausreisewillige in diesem Schalterraum. So war der Blick frei auf die Beamten der Frühschicht. Eins wurde mir sofort klar, die Beamten am Windhoeker Flughafen würden den Beamten-Award 2010 nicht gewinnen. Aber diese hier würden ganz sicher das Finale erreichen. Kein Lächeln oder eine andere Emotion war diesen Herrschaften anzumerken. Eigentlich wollten wir wieder umkehren - wer will schon Beamte mit Arbeit belästigen - aber was sein musste, musste sein.
Also brav an der Immigration die Zettelchen ausgefüllt mit wie lange in Namibia, wo her, wo hin usw. Dann schön die Pässe vorgelegt und ja kein ein Lächeln zeigen, sonst stimmt es nicht mit dem Passfoto überein und man macht sich verdächtig. Dann in ein großes dickes Buch die Fahrzeugdaten einschreiben und weiter zum Schalter „Customs“. Am Costum-Schalter wurde dann unser Carnet begutachtet, kontrolliert ob alle Stämpelchen drinnen waren und wir nicht zu lange in der Südafrikanischen Zollunion verweilten. Alles ging recht zügig und man merkte, dass hier in Namibia noch etwas deutsches Restbeamtentum vorhanden war. Raus ins Auto und wir nahmen Fahrt in Richtung Sambia auf. Nach zwanzig Metern freier Fahrt wurden wir von einem wild mit dem Armen fuchtelnden Beamten, der auf der Straße stand, angehalten. Freute er sich so, uns und unser Auto zu sehen oder gab’s einen anderen Grund dafür? Nun, wir hielten brav an und ließen die elektrische Fensterscheibe nach unten gleiten. Ich begrüßte den Mann, der seine Zehen ein paar Zentimeter vor unseren Reifen platziert hatte mit „Good Morning Officer“. Nun das „good morning“ hätte ich mir sparen können. Hatte ich doch bei der Ausreise vergessen, den Beleg der Straßenbenutzungs-Fee bei ihm abzugeben.
Da meine Vorderräder schon nahe beim Beamten standen, konnte ich ihm die Papiere lässig durch die Seitenscheibe reichen, was dieser nun gar nicht lustig fand. Aussteigen, Mitkommen - tönte es relativ barsch aus seinem Mund! Wir also raus aus dem Auto und rein in ein weiteres schmuckes Häuschen. Nun betrachtete er diesen „Fee-Beleg“ sehr lange und intensiv. Darauf stand dann auch, dass ich in Windhoek brav diese „Fee“ bezahlt hatte und diese gültig war. Nur konnte ich ihm nicht erklären, weshalb dieser Beleg nicht von einer Grenzstation ausgefüllt, sondern in Windhoek abgestempelt war. Schließlich müsse man ja mit dem Auto über eine Grenze nach Namibia gekommen sein! So fing er an, alle Stempel im Pass zu sichten: Einreise 2009, Ausreise 2009, Wiedereinreise 2009, Wiederausreise 2009 und Einreise 2010. Zu jedem Stempel war dann eine Erklärung nötig, warum und weshalb uns sowieso…. Am Ende hatte er dann alles akzeptiert und wir durften endlich aus Namibia ausreisen. Merke - nicht jeder Beamte, der dir auf der Straße zuwinkt, hat Freude dich zu sehen, sondern vielleicht nur Angst um seine Zehen und die polierten neuen Schuhe.
Fortsetzung folgt..