Hallo CuF, Freshy und Old Woman,
vielen Dank für die (positiven) Rückmeldungen. Wie bereits geschrieben: Damit macht die Präsentation des Kalenders noch vieeel mehr Spass
Guten Morgen Freshy,
du hast meinen Eindruck, den ich hatte, als wir durch den Kanal tuckerten und diese Stelle erreichten, exakt wiedergegeben! Wie gerne hätte ich hier den Anker geworfen und versucht, mit einem Stativ und längerer Belichtungszeit noch ein paar Eindrücke im goldenen Sonnenlicht zu dokumentieren, aber das war leider nicht möglich.
Türchen 14
Die meisten Situationen, in denen wir Raubtiere wie Löwen oder Wildhunde aufgespürt haben, waren eher entspannt. Die Tiere haben gedöst oder miteinander gespielt, diese Momente erinnern dann eher an ein friedliches Miteinander.
Das wir uns am Ende aber immer noch in der Wildnis befinden und es eigentlich um fressen und gefressen werden geht, kann man dann schon mal vergessen. Dieses Jahr hatten wir die „wilde Seite“ mit einem Löwenrudel erlebt und jetzt im November sollten wir die Wildhunde in Aktion sehen. Das solche Situationen eher nichts für zartbesaitete Menschen sind, liegt auf der Hand.
Tatort Okavango Delta, Khwai Gebiet.
Wir besuchten das Camp Hyena Pan. Am frühen Morgen waren wir aufgestanden, draussen herrschte noch Dämmerlicht. Plötzlich hören wir Managerin Riley rufen: „Kommt schnell, die Wilddogs jagen gerade ein Kudu am Wasserloch!“ Zum Glück waren wir bereits abmarschbereit, ich schnappe meine Kamera und sprinte los. Von der Main Area haben wir einen guten Blick auf das Wasserloch, auch wenn es etwas entfernt ist. Was war passiert?
Die Wildhunde hatten eine Kudumutter aufgescheucht und quer durch das Camp gejagt. Das Kudu flüchtete ins Wasserloch, aber das war nur eine trügerische Sicherheit, denn die Hunde folgten ihr ins Wasser, um sie zu töten. Bei meiner Ankunft konnte ich gerade noch sehen, wie das Kudu verzweifelt ums Überleben kämpfte, aber keine Chance hatte. Der Rand des Wasserlochs war schlammig, deshalb war es nicht einfach für die Hunde, die Kudumutter an den Rand zu ziehen und den Körper zu öffnen. Inzwischen war unser Guide vor Ort und schlug vor, näher heranzufahren. Gesagt, getan. So wurden wir unmittelbare Zeugen eines blutigen Spektakels. Woher ich weiss, dass es eine Kudumutter war? Naja, sie hatte ein ungeborenes Kalb, das von den Wilddogs natürlich auch gefressen wurde. In solchen Momenten bin ich froh, dass ich die Szene nur durch den Sucher meiner Kamera sehe und ganz mit den Aufnahmen beschäftigt bin. Managerin Riley, die mit uns gefahren war, verdrückte ein paar Tränen und meine Frau Ruth hatte drei Nächte danach noch Albträume. Ich verzichte bewusst darauf, die blutigen Bilder hier einzustellen, denn das ist nicht der Sinn des Adventskalenders.
Auch wenn diese Aktion aus menschlicher Sicht betrachtet ziemlich brutal war, sollte man nicht vergessen, dass auch die Wilddogs ein Recht darauf haben, zu überleben und das wir Touristen nur Zaungäste sind, die sich mit Urteilen zurück halten sollten.
Das es auch völlig anders ausgehen kann, erlebten wir einen Tag später. Auf dem Gamedrive kamen wir an eine Stelle, an der bereits ein weiteres Fahrzeug stand. Da musste also etwas Interessantes zu sehen sein. Im Schatten einiger Büsche lag ein kleines Rudel Wildhunde, darunter sechs Jungtiere. Die Hunde hatten einen kleinen Wasserbock erlegt und stillten jetzt ihren Hunger. Nicht weit entfernt stand die Wasserbockmama und beobachtete die Szene. Sie konnte zwar sehen, dass ihr Kind gerade gefressen wurde, aber sie wollte einfach nicht weggehen. Die Fleischmenge war für das Rudel nicht wirklich genug, also beschlossen die Erwachsenen, die Mutter zu attackieren. Das war eine falsche Entscheidung! Die Mutter zögerte nicht lange und griff ihrerseits die Jäger an. Man konnte ihre Wut über den Tod ihres Kindes förmlich spüren. Nach drei Attacken beschlossen die Hunde, die Jagd abzubrechen. Leider war ich auf diese Situation überhaupt nicht vorbereitet, deshalb sind mir nur zwei Fotos in schlechter Qualität gelungen. Uns hat diese Situation gezeigt: Auch wenn man schon viel erlebt hat, Mutter Natur ist jederzeit in der Lage, überraschende Bilder zu präsentieren!