21.01.2011 - 24h Sauna!
Im Morgengrauen setzen wir zum Landeanflug auf São Tomé an, geschlafen hab ich natürlich kaum und bin total verspannt.
Leider sitzen wir auf der falschen Seite im Flugzeug, so dass ich den Blick auf die dicht bewaldeten Berge nur durch die Flugzeugfenster auf der anderen Seite erhaschen kann. Schon beim Ausrollen sehen wir in den Feldern Frauen, die grosse Körbe auf dem Kopf tragen. Endlich sind wir wieder in Afrika!
Da wir ganz vorne im Flugzeug sitzen, sind wir zum Glück mit die ersten bei der Einreise. Schon beim Aussteigen schlägt uns feuchte, heisse Luft ins Gesicht, und das um kurz nach 6 Uhr morgens, es ist sehr bewölkt und dampfig. Es gibt nur zwei Schalter, einen für Einwohner von São Tomé e Príncipe und einen für alle anderen, die einreisen wollen. Bei beiden sammeln sich schnell gleich lange Schlangen, und natürlich geht es in afrikanischer Tradition sehr sehr langsam voran. Nach 5 Minuten sind wir schon klatschnass geschwitzt.
Nachdem unsere Pässe gescannt sind und wir eine Türe weiter dürfen, kontrolliert ein freundlicher Herr unsere Impfpässe auf die obligatorische Gelbfieberimpfung. Dann heisst es SPANNUNG: wird unser Gepäck mit uns angekommen sein oder ist es erst in der nächsten Maschine, die eine Woche später landet?! Nervös wiederhole und übe ich das bisher einzige creolische Wort das ich kenne: samangungu!
Grosse Erleichterung, als unser Alukoffer und unsere grosse Reisetasche auftauchen. Leider ist der Henkel am Koffer halb abgerissen. Mein geliebter Koffer! Seit 25 Jahren reist er mit mir um die Welt ... und nun ....
..... aber wenigstens ist das Gepäck da! Als wir die Türe nach draussen öffnen, werden wir gleich von gefühlten 1000 Taxifahrern belagert, die uns alle zum Hotel bringen wollen. Achja, das Hotel, da war ja was! Wir haben ja noch keine Unterkunft ... denn das einzige Hotel im Land, das auf meine eMail-Anfragen geantwortet hatte, was das Pestana Equator, und da sind wir erst zur Mitte dieser Reise.
Da ich Gutes über die Omali Lodge gehört habe und in der ersten Nacht im Land nach einem Nachtflug ein gescheites Bett und etwas Luxus will, bitte ich einen Taxifahrer uns dorthin zu fahren, sie liegt eh direkt auf dem Weg in die Stadt nur 5 Minuten vom Airport entfernt. Er meint in HandundFussenglisch die wäre viel zu teuer und würde mindestens 150 Euro kosten, er hat ne günstige und gute Pension für nur 50 Euro die Nacht direkt in der Stadt. Mir doch wurscht .... ich will sie mir zumindest anschauen. Heiko bewacht unser Gepäck, ich schaue mit ne Suite an, die Anlage, der Garten, der Pool und die Zimmer schauen sehr gut aus. Kostenpunkt: 205 Euro pro Nacht incl. Frühstück.
Als erstes hauen wir uns unter die Dusche und dann ins Bett ... erstmal 2 Stunden Schlaf nachholen. Es ist ja ohnehin erst 7 Uhr morgens
Die Betten sind ein Traum! Alles ist schön ruhig, und im Garten zwitschern die Vögel.
Gegen halb 11 ziehen wir uns an und wollen ein bisschen am Strand Richtung Stadt laufen, nach dem langen sitzen im Flugzeug die Beine vertreten. Der Strand ist nur durch die Strasse vom Hotel getrennt.
Heiko hat ja Angst dass ihm das Wasser nicht warm genug ist .... kurzer Zehencheck: Abkühlen durch Baden im Meer schwer möglich!
Wir beschliessen weiterzulaufen, um in der Stadt Euro in Dobra zu tauschen und schon bissl erste Eindrücke zu sammeln. Wir sind neugierig auf dieses Land, das jährlich nur etwa 2000 Touristen, hauptsächlich aus Portugal anzieht. Nach ein paar Metern sind wir wieder nassgeschwitzt. Die Schwüle und die Hitze sind unvorstellbar. Ein kleiner Hügel wird zur anstrengenden Bergbesteigung, doch dahinter eröffnet sich ein toller erster Ausblick auf die Hauptstadt São Tomé!
Wir stürmen den ersten kleinen Supermarkt den wir sehen und kaufen Getränke.
Und weiter geht´s, immer an der alten prachtvollen Uferpromenade entlang, in der Bucht liegen alte Schiffswracks und rosten vor sich hin.
Alte portugiesische verwitterte Kolonialbauten säumen die Strassen, an jedem Haus ein kleiner Garten mit Bananenstauden, Hunde und Hühner bevölkern die Gärten, es verfällt alles. Was für eine morbide Stimmung! Dazu der dramatisch bewölkte Himmel, die drückende Luftfeuchtigkeit, die bunte Kleidung der Einheimischen, unbekannte Düfte, eine Sprache die wir nicht verstehen: wir sind angekommen in einer völlig fremden Welt.
An der Uferpromenade legen ständig Fischer in kleinen Holzbooten an und bringen den Fang an Land.
Der Fisch wird sofort von Frauen aufgekauft und abtransportiert. Das Leben spielt sich hier auf den Strassen ab. Kinder spielen unter grossen Schatten spendenden Bäumen. Wir werden von wildfremden Menschen freundlich gegrüsst und von manchen Kindern ungläubig bestaunt.
Grosse, dem Verfall preisgegebene Plantagenhäuser verdeutlichen den immensen früheren Reichtum durch Kaffee und Kakao.
In der Bank tauschen wir 50,-- Euro und werden vom Manager persönlich mit Handschlag begrüsst. Die Summe scheint die Angestellte fast zu überfordern, und der Geldkoffer der gebracht wird ist gross. Juhu, nun sind wir also mehrfache Dobramillionäre!
São Tomé ist ein quirliges Städtchen, auf den Strassen und in den Läden ist einiges los und es gibt viel zu sehen.
Die Kathedrale gegenüber des Präsidentenpalastes:
Wir stärken uns bei einem leckeren Lunch im Café e Companhia mit selbstgemachten Hamburgern und Omelette São Tomé!
Danach machen wir Bekanntschaft mit Antonio, einem Einheimischen. Er hat Langeweile und zeigt uns den Markt und den Platz davor mit den hunderten an gelben Taxis allen Alters und Zustandes. Wer soll die nur je alle nutzen!
Die Markthalle ist der totale Wahnsinn. Tausende von Menschen, ohrenbetäubender Lärm, einer überschreit den anderen, Musik quäkt aus Lautsprechern. Hier wird wirklich ALLES angeboten! Und wir mittendrin!
Popcorn!!! *g*
Der Ausblick vom Dach auf die Stadt ist beeindruckend, ein Gewusel wohin man nur schaut!
Am Nachmittag sind wir erschlagen von den vielen Eindrücken, dem Lärm und den vielen Menschen und natürlich auch vom ungewohnt drückend heissen Klima. Klatschnass geschwitzt nehmen wir uns eins der Millionen Taxis und lassen uns zum Hotel zurückfahren, wo wir den Pool geniessen, ausspannen und die Seele baumeln lassen.
Pünktlich um 18 Uhr wird das grosse Licht (=Sonne) fast mit einem Schlag ausgeknipst. In die Stadt wollen wir heute nicht mehr, und so setzen wir uns auf die Holzterrasse des hübschen Hotelrestaurants und bestellen gegrillten Fisch und Tintenfisch und einheimisches Bier. Die Wellen schlagen sanft auf den Strand, es schmeckt einfach himmlisch und wir geniessen unser erstes Dinner hier im Januar bei wohligen 28 Grad im Sommerkleid (also ich *g*)!
Noch ein Absacker des übelst leckeren Absolut Vodka Mango im Zimmer, und wir schlummern ein. Was für ein aufregender erster Tag! Gute Nacht!