Hallo,
über das Vorhaben, auszuwandern, kann sicherlich jeder nur nach seinen eigenen Vorstellungen eine Entscheidung treffen. Viele Facetten des Themas sind hier ja auch schon angesprochen worden. Ich möchte den genannten Punkten noch einen weiteren Aspekt hinzufügen, dass man nämlich vor der endgültigen Entscheidung eine Bewertung der möglichen Zukunft mit ihren Chancen und Risiken vornehmen sollte.
Den Sonderfall des Ruhesitzes einmal ausgeklammert, muss man sich fragen, ob die Tätigkeit, mit der man seinen Lebensunterhalt verdienen möchte, über einen Zeitraum von, sagen wir einmal, 10 – 15 Jahren, auch die entsprechenden Einkünfte erwarten lässt, die man zum Leben tatsächlich benötigt.
Wenn man unternehmerisch tätig sein will, stellt sich die Frage nach der Rechtssicherheit, die Steuerfrage und des Transfers von Kapital und seinen Erträgen. Randparameter sind hier u.a. die Qualität des öffentlichen Dienstes und die Qualität der Dienstleistungen von Versorgungsunternehmen.
Darüber hinaus sollten die politische Stabilität des Staatswesens, das Vorhandensein einer Gesellschaft ohne offene oder latente Konfliktfelder, die gewaltsames oder diktatorisches Handeln erwarten lassen, sowie das Fehlen von Bedrohungen (inneren oder äußeren) des Zusammenlebens der Menschen maßgebliche Beurteilungskriterien sein.
Zur Beurteilung der Erfolgsaussichten einer zu diesem Zeitpunkt begonnenen wirtschaftlichen Tätigkeit in Namibia fehlen mir die Kenntnisse. Was die Wahrung des inneren Zusammenhalts des Staates, die erfolgreiche Bekämpfung der Armut weiter Teile der Bevölkerung und die Fähigkeit, mit den Auswirkungen der in den nächsten 10, 15 Jahren mit voller Wucht spürbaren AIDS-Welle fertig zu werden, bin ich zutiefst pessimistisch.
Auch darf man sicher nicht außer Acht lassen, dass sich die massiven Einkommens- und Besitzunterschiede zwischen Arm und Reich im Wesentlichen immer noch an der Hautfarbe festmachen lassen. Nach meiner Ansicht ist mindestens eine derartige Entwicklung, wie sie die Republik Südafrika durchmacht, unausweichlich. Dort ist zurzeit live zu erleben, wie schnell sich die Gesetzesgrundlagen hinsichtlich der Überwindung der ungerechten Landverteilung verändern lassen.
Nur am Rande erwähnt, scheinen sich ja –nach der Berichterstattung in AZ und Namibian- auch Polizeiwesen und Justiz im Zustand der schleichenden Verschlechterung zu befinden. Aus diesem Grund halte ich Namibia, wie den gesamten Süden Afrikas, nicht für ein attraktives Auswanderungsziel.
Gruß, Michael