THEMA: Mosqitos in Namibia (vom Süden bis Höhe Etosha)
05 Jul 2023 22:44 #669316
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MaHe schrieb:
Beim Einkauf von Peaceful Sleep meinte ein Einheimischer zu uns, dass die Mücken es mittlerweile 'gelernt' hätten durch die Gaze durchzukommen.

Wenn die Mücken da durchkommen, ist die Maschenweite des Moskitonetzes zu groß. Wenn das Netz eng genug ist, können die Mücken so lange "lernen", wie sie wollen. Wenn Dein Kopf z.B. 20 cm lang ist, dann bekommst Du den durch "Lernen" auch nicht durch 'ne Baustahlmatte mit Maschenweite 10 cm gezwängt.

Was ich aber oft sehe, dass Zelte (Dachzelte und Bodenzelte gleichermaßen) unnötig lange offenstehen. Dann sind die Viecher nämlich schon drin, wenn man selbst einsteigt oder man schleppt welche an Kleidung und Haaren rein.

Gruß
Wolfgang
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06 Jul 2023 09:04 #669329
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Noch mal etwas Allgemeines zu Malaria:

Anopheles sind dämmerungs- und nachtaktiv. Ist man tagsüber unter vielen Menschen an einem malariaversuchten Ort, aber nachts z.B. auf einer abgelegenen Campsite, so ist das Risiko trotzdem gering.

Anopheles sind wechselwarme Insekten, d.h. sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren, sondern sind von den Außentemperaturen abhängig. Ist man in den Sommermonaten (= Winter auf der Südhalbkugel) unterwegs, dann ist es abends und nachts in den größten Teilen Namibias, Botswana und Südafrikas meist zu kalt, als dass die Anopheles richtig funktionieren könnte. In einzelnen Regionen (z.B. Caprivi) kann sich die Situation anders darstellen. 15-17 Grad werden in der Fachliteratur meist als Grenze genannt, wobei man das nicht pedantisch auslegen sollte. Der tagsüber von der Sonne aufgeheizte Ablutions-Block kann der Anopheles z.B. noch passende Bedingungen bieten, wenn das Thermometer schon auf 12 Grad gefallen ist. Weil Anopheles wechselwarme Insekten sind, fliegen sie in der Regel nicht aus dem Warmen in per Klimaanlage runtergekühlte Räume.

Anopheles tragen den Malaria-Erreger nicht per se in sich, sondern sie müssen erst einen Menschen gestochen (d.h. dessen Blut gesaugt haben), der Malaria hat. Dann muss der Erreger in der Mücke einen Entwicklungsprozess durchlaufen. Wenn die Mücke dann einen weiteren Mensschen sticht, kann sie dabei den Malaria-Erreger übertragen. Die Lebenserwartung der Anopheles liegt bei ca. 2 Wochen, d.h. selbst wenn sie den Malaria-Erreger aufgenommen haben, leben viele Anopheles nicht mehr lange genug, um einen Menschen infizieren zu können.

Anopheles brauchen stehendes Wasser zur Eiablage. Ist es weitläufig seit Wochen staubtrocken, wird es normal keine Anopheles geben. Eine irgendwo beständig leckende Wasserleitung mit Pfützenbildung o.ä. kann dann aber doch wieder passende Bedingungen bieten.

Sowie man auch nur den leisesten Verdacht auf eine Malaria hat: Unbedingt testen. Ggf. auch mehrfach. Eine frühzeitig diagnostizierte Malaria ist heute in der Regel problemlos und ohne Langzeitschäden behandelbar. Eine spät diagnostizierte und behandelte Malaria führt häufiger zu chronischen Problemen oder im Extremfall zum Tod. Die ca. 400.000 Malariatoten, die es weltweit jährlich gibt, haben meist keinen Zugang zu passender Behandlung. 80% der Malariatoten sind Kinder unter 5 Jahren. Für Erwachsene sind die mit einer Malariainfektion einhergehenden Risiken viel geringer. Es gibt aber Fälle, bei denen die Malaria auch bei Erwachsenen sehr schnell zum Tod bzw. zu chronischen Problemen führt. Laut einigen Studien sind in der westlichen Welt weit verbreitete Zivilisationskrankheiten wie Obesitas, Diabetes und Bluthochdruck starke Risikofaktoren für schwere Malariaverläufe.

Man hat nur dieses eine Leben und insofern sollte jeder in Abhängigkeit von Gesundheitszustand/Vorerkrankungen abwägen, ob eine Prophylaxe nicht das geringere Übel ist. Andererseits muss man Malariagefahren aus o.g. Gründen in vielen Konstellationen auch nicht überdramatisieren und sollte sich nicht ausschließlich auf Malaria-Vermeidung konzentrieren. U.a. können auch Zecken im südlichen Afrika einige unangenehme und potenziell tödliche Krankheiten übertragen. Zerkarien (Bilharziose) sind bei einigen Gewässern eine Gefahr usw.

Grüße, Thorsten
Letzte Änderung: 06 Jul 2023 16:52 von mitglied19210.
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06 Jul 2023 09:37 #669331
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Hatte mal Malaria, war weniger lustig, nehme dennoch keine Prophylaxe.

Die Ärzte in DE raten natürlich dazu. Wer will schon verantwortlich sein, wenn sich jemand ansteckt? Ne ähnliche Frage wie die des TE gab es mal in einer Gruppe auf Facebook. Über 10.000 Mitglieder, nahezu nur Bewohner des südlichen Afrikas. So gut wie niemand nimmt Prophylaxe. Denke, es ist kein Fehler, wenn man sich an denen orientiert, die dort wohnen, wo andere Menschen halt mal hinreisen, und das oftmals auch nur für wenige Wochen.

Kaufen uns immer, wenn die alte Packung abgelaufen ist, ne neue. Aber nicht in DE, Malanil kostet in Namibia z.B. weniger als die Hälfte von den Euronen, die man in DE für Malarone hinblättern muss. Sollten wir Symptome bekommen, hauen wir das rein, 3/4-fache Tagesdosis, was anderes haben sie im Krankenhaus auch nicht gemacht. Malanil gibt es rezeptfrei in jeder Apotheke.

Grund zu Panik gibt es nicht, auch wenn man sich Malaria eingefangen hat. Sollte es einen erwischen, muss man halt flott reagieren.

Grüße
Ebi
Letzte Änderung: 06 Jul 2023 09:43 von Ebi.
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06 Jul 2023 10:32 #669334
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mitglied19210 schrieb:
Ist man tagsüber unter vielen Menschen an einem malariaversuchten Ort, aber nachts z.B. auf einer abgelegenen Campsite, so ist das Risiko trotzdem gering.

Da die Mücken über 10km weit fliegen können (bei Windunterstützung nochmal mehr), ist es zumindest in Namibia gar nicht so einfach, eine Ecke zu finden, wo Malaria prävalent ist und im 10km Radius keine Siedlung liegt.

Ansonsten gehe ich mit vielen deiner Hinweise d'accord - schön zusammengefasst. Besonders die Gefahren für Kinder sind nicht zu unterschätzen.
Ne ähnliche Frage wie die des TE gab es mal in einer Gruppe auf Facebook. Über 10.000 Mitglieder, nahezu nur Bewohner des südlichen Afrikas. So gut wie niemand nimmt Prophylaxe. Denke, es ist kein Fehler, wenn man sich an denen orientiert, die dort wohnen, wo andere Menschen halt mal hinreisen, und das oftmals auch nur für wenige Wochen.

Da habe ich andere Erfahrungen gemacht (oder besuche andere Gruppen). Wenn man im Malariagebiet dauerhaft wohnt, hat man naturgemäß eine andere Einstellung. Gerade aber z.B. in Südafrika sind meiner Wahrnehmung nach viele Leute (aus guten Grund) genauso vorsichtig wie der durchschnittliche europäische Tourist, was die chemische Prophylaxe angeht (die Expositionsprophylaxe wird dafür gefühlt deutlich "entspannter" gehandhabt).
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06 Jul 2023 10:35 #669335
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BikeAfrica schrieb:
MaHe schrieb:
Beim Einkauf von Peaceful Sleep meinte ein Einheimischer zu uns, dass die Mücken es mittlerweile 'gelernt' hätten durch die Gaze durchzukommen.

Wenn die Mücken da durchkommen, ist die Maschenweite des Moskitonetzes zu groß. Wenn das Netz eng genug ist, können die Mücken so lange "lernen", wie sie wollen. Wenn Dein Kopf z.B. 20 cm lang ist, dann bekommst Du den durch "Lernen" auch nicht durch 'ne Baustahlmatte mit Maschenweite 10 cm gezwängt.

Passender Vergleich ;)

In unserem Fall ist es beim Tentco Dachzelt so ein 'mehrlagiges Gewebe'. Ich glaube die ganzen Bodenzelte von Greensport und Konsorten haben das auch. Das hat nicht DIE Maschenweite und vielleicht deshalb auch die Theorie, dass die da irgendwie durch'krabbeln'?
Btw: Wie Mücken und andere Insekten in geschlossene Lampen kommen, ist ja auch eines der ungelösten Rätsel der Menschheit...

Aber scheinbar hat niemand anderes diese Probleme, sodass wir mal ein paar Sachen probieren müssen und notfalls das Dachzelt noch ein bisschen pimpen müssen.

Gruß
Henning
Letzte Änderung: 06 Jul 2023 10:36 von MaHe.
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06 Jul 2023 20:10 #669381
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mitglied19210 schrieb:
Anopheles tragen den Malaria-Erreger nicht per se in sich, sondern sie müssen erst einen Menschen gestochen (d.h. dessen Blut gesaugt haben), der Malaria hat. Dann muss der Erreger in der Mücke einen Entwicklungsprozess durchlaufen. Wenn die Mücke dann einen weiteren Mensschen sticht, kann sie dabei den Malaria-Erreger übertragen. Die Lebenserwartung der Anopheles liegt bei ca. 2 Wochen, d.h. selbst wenn sie den Malaria-Erreger aufgenommen haben, leben viele Anopheles nicht mehr lange genug, um einen Menschen infizieren zu können.

Ich möchte zu der insgesamt guten Zusammenfassung noch eine Kleinigkeit ergänzen ...
Die Anophelesmücke muss nicht vorher zwangsläufig einen infizierten _Menschen_ stechen. Der Erreger überdauert auch in anderen Tieren wie Vögeln, Fröschen, Rindern und vermutlich auch Antilopen, Affen oder Fledermäusen.
Unter den Plasmodien (so heißen die Erreger) gibt es fünf bekannte Arten, an denen der Mensch erkranken kann. Es gibt weitere Arten, an denen nur bestimmte Tierarten erkranken und die für den Menschen ungefährlich sind. Umgekehrt muss ein Tier nicht unbedingt Probleme mit den Plamodien bekommen, die dem Menschen schaden. Es kann aber dennoch als Zwischenwirt dienen. Man kann also durchaus auch mal eine Malaria bekommen, obwohl weit und breit keine malariakranken Menschen sind.

Ebi schrieb:
Ne ähnliche Frage wie die des TE gab es mal in einer Gruppe auf Facebook. Über 10.000 Mitglieder, nahezu nur Bewohner des südlichen Afrikas. So gut wie niemand nimmt Prophylaxe. Denke, es ist kein Fehler, wenn man sich an denen orientiert, die dort wohnen, wo andere Menschen halt mal hinreisen, und das oftmals auch nur für wenige Wochen.

Man kann das nicht 1:1 vergleichen.
Wer für ein paar Wochen reist, kann die Medikamente nehmen, weil die Belastung für Leber, Nieren und weiß was noch alles überschaubar ist.
Wer dort wohnt, kann die ja unmöglich sein ganzes Leben nehmen. Damit macht man langfristig seinen Körper kaputt. Viele dieser Medikamente haben ja auch eine Höchsteinnahmedauer.

Ich habe aber mal einen ausgewanderten Deutschen kennengelernt, der in der Regenzeit Prophylaxe nahm und dazu sagte: "Wer so oft Malaria hatte wie ich, der nimmt in der Regenzeit lieber Prophylaxe". Das konnte ich durchaus nachvollziehen.

MaHe schrieb:
Aber scheinbar hat niemand anderes diese Probleme, sodass wir mal ein paar Sachen probieren müssen und notfalls das Dachzelt noch ein bisschen pimpen müssen.

Ich kenne das Problem mit Moskitos im Zelt aus der canadischen Arktis im Sommer. Klingt komisch, aber die sommerliche Arktis gehört zu den moskitoreichsten Gebieten der Welt. Ich habe meine Technik stetig verbessert, möglichst schnell ins Zelt zu kommen und es wieder zu schließen, aber so 10 Moskitos waren immer mit drin. Zeitweise bin ich mit Moskitonetz überm Kopf geradelt. Das Überziehen im Stand war vollkommen sinnlos, aber selbst beim Überziehen während der Fahrt hatte ich immer so ein halbes Dutzend auf der Innenseite. Die haben dann erst einmal gestochen und wollten wieder wegfliegen, konnten aber nicht. Dann hatte man permanent das Gesumme direkt um die Ohren. Das treibt einen langsam in Richtung Wahnsinn ...

Gruß
Wolfgang
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