Interressantes Thema! Eine einfache oder gar allgemeingültige Antwort gibt es sicher nicht.
Das "Gefälle" in einer von einer weißen Minderheit dominierten Kultur mag durchaus eine Rolle spielen.
Meine Erfahrung in Südafrika und Namibia (auch aus der Zeit, als es noch "ein Land" war) scheint mir
in die Richtung zu zeigen, dass schöne Kontakte dann möglich sind, wenn sich aus der Sicht der heimischen Bevölkerung eine gewisse Augenhöhe einstellt.
Im wirtschaftlichen Sinn ist das fast unmöglich, auf persönlicher Ebene zum Teil schon.
Das Zauberwort heißt "Respekt". Respekt für die Leistung, die ein Namibier erbringt und die du selbst nicht erbringen könntest. Ob es das Anspannen zweier Esel vor einen bemalten Einachser ist oder das Wissen über die biologische Bedeutung der Mistkäfer ist dabei zweitrangig.
Servicepersonal ist oft eingeschüchtert ob der unterschiedlichen Auffassung von Pflichterfüllung und des daher überwiegend negativen feedbacks der weißen "Bosse", ob nun Manager oder Kunden.
Ich selbst habe immer wieder schöne Kontakte zu Einheimischen gefunden, in Stadt und Land.
Es ist weniger eine devote Anbiederung als echte Freundlichkeit, die man sich erarbeiten muss oder die aus der Situation entspringt.
Beispiel:
Nach einem Raubüberfall in Windhoek schlug mir eine grandiose Welle der Hilfsbereitschaft entgegen.
Da war ich eben nicht der "reiche Geldsack", sondern ein Hilfsbedürftiger mit nur ein paar Nam$ in der Tasche, kaputter Brille, ohne smartphone etc. Unglaublich, wie sich alle mir geöffnet haben. Ich war ein Mensch, wie sie auch.
Das verbindet. Die einzigen Negativbeispiele waren die (weißen) Mitarbeiterinnen der deutschen Botschaft.
Die schwarzen Damen im Fotogeschäft nebenan sagten mir, ich könne jederzeit zum Telefonieren kommen.
Wenn ich kam, streckten sich mir sofort zwei smartphones entgegen, meine Brille wurde natürlich kostenlos zurechtgebogen, eine schwarze Mitarbeiterin im Kleiderladen legte ihren ganzen Ehrgeiz darin, mich für möglichst wenig Geld für den deutschen Winter einzukleiden (sie hat's für umgerechnet €13 von Kopf bis Fuß geschafft) und was ich an Lächeln an einem Tag bekam, dafür braucht Deutschland Wochen.
Oder man interessiert sich wirklich für die Menschen. Die haben ein feines Gespür dafür, wohl aus Erfahrung.
Es ist eben eher die tiefe Freundlichkeit eines Schwaben oder Westfalen als die schnelle oberflächliche Kumpelhaftigkeit eines New Yorkers oder Rheinländers (man verzeihe mir die Verallgemeinerung, es gibt ja überall "solche und solche").
Sag'mal einem Fahrer auf der Sundowner-Tour, es sei dir egal, ob du einen Löwen siehst - er solle dir einfach "seine" Natur zeigen und dass du dich auch an weniger spektakulären Dingen erfreust. Das reicht meist schon, denn es stellt "Augenhöhe" her. Er muss nun nicht "Kätzchen liefern" und ist nicht der Trottel, wenn kein Löwe da ist.
Nein, er kann dir Dinge zeigen, die du womöglich nicht kennst.
Schon hat er eine andere Perspektive und du kannst dich mit ihm über alles mögliche unterhalten.
Souvenirverkäufer an der Tankstelle sind natürlich ein eher undankbares Publikum für solche Versuche.
Für die bist du potenzielle Einkommensquelle fürs Überleben. Die haben andere Sorgen als philosophische Gespräche.
Und am ATM in Opuwo sollte man auch nicht gerade nach Freunden suchen. Dann lieber gleich in eine Shabeen.
Generell gilt aber auch für Namibia:
wer mit einem echten Lächeln auf Menschen zugeht, findet auch dort echte Freundlichkeit.
Ob im Miniladen in Warmbad, dem "Manchester United Supermarkt" irgendwo im Nirgendwo,dem Snack-Kiosk an der Spitzkoppe oder (ja tatsächlich!) der Touristenbäckerei in Solitaire,: was hatten wir Spaß mit den VerkäuferInnen und Umstehenden! Sollte eben nicht gerade eine Busladung auf sie einstürzen...
Okay, die Kranke, die wir von Etendeka bzw. Palmwag ins Hospital nach Sesfontein fuhren, war so eingeschüchtert, daß sie kein Wort herausbekam. Als Küchenhilfe war sie den Kontakt mit Europäern wohl einfach nicht gewohnt.
Aber dankbare Augen sind ja auch schon was.
Vielleicht hatest du Pech, vielleicht war's der fehlende "Touristen-smalltalk" (der mir jetzt weniger fehlt), oder - was ich dir nicht unterstelle - du machtest den Eindruck, Freundlichkeit "konsumieren" zu wollen.
Wie gesagt, es gibt auch bei uns Volksstämme, denen man zu Unrecht Unfreundlichkeit nachsagt.
Doch wenn man sie "knackt" offenbaren sie sehr viel Seele. So sehe ich die Namibier und viele Südafrikaner auch.
Grüßle aus dem Schwabenland
Randfontein