Hallo Franz,
es ist wie mit Corona - wenn man nur die Zahlen gelesen hat, hätte man meinen können dass die Menschheit kurz vor dem Aussterben steht.
„Unbedenklich reisen“… in Frankreich wurde das Auto meiner Eltern aufgebrochen. In Italien unseres. In Kroatien hat man uns beim Geldumtausch betrogen. In Prag der Geldbeutel einer Bekannten aus dem Rucksack geklaut. Mein Geldbeutel wurde mir in Deutschland aus dem Einkaufswagen entwendet, meiner Mutter auf der Straße der Rucksack entrissen.
In unserem Dorf wurde in Scheunen eingebrochen.
Man sollte immer und zu jeder Zeit gewisse Verhaltensregeln anwenden, und diese Verhaltensregeln gelten überall: unauffälliges Auftreten, Rucksack vor den Bauch (wenn man ihn beim Stadtbummel überhaupt dabeihaben will), Geldbeutel nicht in die Hosentasche, nichts von Wert im Auto sichtbar liegen lassen, auch nicht wenn man daneben sitzt, Auto verriegeln nach dem Einsteigen, Fenster hoch, Abstand halten zum Vordermann um bei Bedarf ausweichen zu können. Ebenso Menschenansammlungen vermeiden (ist ja nicht so schwer in Namibia). Wenn man auf Pad ist, nicht anhalten wenn einen ein Auto überholt und der Insasse auf den Reifen zeigt. Nicht großzügig mit Geldscheinen winken wenn man Trinkgeld gibt, und auch nicht großzügig irgendwo auf der Straße überschüssiges Gepäck verschenken weil man Platz im Koffer will. Überhaupt einfach bitte nicht den Gutmenschen raushängen lassen, weil man sich dann besser fühlt. Ihr Touristen bezahlt einen Haufen Geld für euren Urlaub und unterstützt damit die namibische Wirtschaft, wovon alle profitieren, es gibt also keinen Grund, das schlechte soziale Gewissen beruhigen zu wollen indem man wahllos Geschenke verteilt.
Es werden hier nicht jeden Tag von 10 Touristen 9 überfallen, beklaut und beraubt. Auch nicht 2 von 10. Es ist nicht die Regel, kann aber mal vorkommen, und man sollte sich dessen bewusst sein, dass reiche Touristen nunmal Begehrlichkeiten wecken können, je mehr sie ihren Reichtum zur Schau stellen umso häufiger. Deswegen muss man nicht panisch werden, und hinter jeder Ecke einen Kriminellen vermuten, sondern einfach nur wachsam sein und ansonsten möglichst den Ball flach halten - und den Urlaub nebenbei in vollen Zügen genießen. Dass das möglich ist, beweisen die vielen Reiseberichte hier, deren Lektüre ich dringend empfehle, da sie Vorfreude aufkommen lassen anstatt Angst.