THEMA: Med. Versorgung / Rettungsdienst Namibia
12 Jun 2017 10:15 #477863
  • chrigu
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  • chrigu am 12 Jun 2017 10:15
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Hallo

Ich kann einen Vorfall unserer Reise im April 2017 schildern.

Wir waren mit ein paar Freunden unterwegs. Im Bereich der Tiras Berge ist ein Freund morgens bei Sonnenaufgang gestürzt. Schnell war klar, dass etwas mit dem Knie nicht in Ordnung ist. Wir haben vor Ort eine Erstversorgung gemacht. Verbände und Medis hatten wir selber dabei. Eine Schiene leider nicht.

Wir haben mit dem Lodge Besitzer diskutiert was das Beste ist und haben dabei auch den Reiseverlauf berücksichtigt den wir sowieso hatten. Da das Knie nicht gut ausgesehen hat, aber laut Aussage des Patienten auch nicht besonders weh getan hat, haben wir uns entschlossen, selber zu der nächsten Station (Sesriem) zu fahren. Ich wusste, dass es in Sesriem eine kleine Klinik hat, da ich vor ein paar Jahren schon mal da war.

Wir sind also nach Sesriem zur Klinik gefahren und waren um die Mittagszeit da. Die Klinik war wegen Mittag geschlossen, wurde aber nach etwa 30 Minuten wieder geöffnet. Der Arzt hat das Knie angeschaut und relativ schnell gesagt, dass etwas ab ist. Für eine genauere Diagnose braucht es ein Röntgenbild. Das ist entweder in Swakopmund oder Windhoek zu kriegen. Es war zu diesem Zeitpunkt Donnerstag um 14:30.

Da wir als grössere Gruppe unterwegs waren mussten wir einen Plan machen. Die Planung war so, dass die ganze Gruppe zwei Tage später sowieso nach Swakopmund gefahren ist. So lange wollten wir mit dem Patienten aber nicht warten. Wir hatten dann zwei Telefonate mit eMed. Die hätten Ihn abgeholt. Wir hätten aber 40000 N$ per Kreditkarte bezahlen müssen. Das Ganze hätte vor 15.00 abgewickelt sein müssen, weil sie später nicht mehr fliegen können (Keine Landung bei Dunkelheit).

Die Alternative war einen Transfer aus Swakop zu organisieren, der den Patienten am nächsten Tag abholt und in Swakop in die Klink bringt. Das wurde dann auch so gemacht. Der Transfer hat für zwei Personen dann 6500 N$ gekostet. Früh am nächsten Morgen wurden Sie abgeholt und gleich in Swakop in die Klinik gefahren. Da wurden die Bilder gemacht, die Diagnose auf Muskelabriss gestellt, das Knie versorgt und von den Ärzten sehr gut beraten.

Der Patient ist dann zwei Tage später wieder per Transfer nach Windhoek zum Flughafen gebracht worden und mit Air Namibia in der Business Klasse nach Hause geflogen.

Erst in Swakopmund war es möglich, mit der Krankenkasse zu telefonieren. Der Patient hatte zwar eine ältere Krankenkassen Karte dabei. Die Nummer hatte aber geändert. Nach dem Telefon mit der Krankenkasse war klar, dass er nochmals zur Klinik muss, weil er dringend ein Attest für die Transportfähigkeit gebraucht hat. Sonst hätte er vermutlich nicht fliegen können.

Er hat alle Auslagen vor Ort selbst bezahlt (inkl. Flüge). Die Unterlagen wurden in Deutschland an die Krankenkasse übermittelt. Ob er das Geld nun schon erhalten hat weiss ich aktuell nicht.

Fazit: Wenn irgendwo abseits was passiert, dann gibt es verschiedene Optionen. Keine davon geht sehr schnell. In jedem Fall, ist es eine Sache von mehreren Stunden zur nächsten Klinik. Häufig ist es am schnellsten selber zu fahren. In Lebensgefährlichen Situationen ist eMed eine Möglichkeit. Aber nur bei Tage und nicht in der Nacht.

Es ist sinnvoll, aktuelle Unterlagen zur Krankenkasse und Reiseversicherung griffbereit zu haben.
Die Behandlung vor Ort war sehr gut. Auch die Ärzte in Deutschland waren voll Lob!

Herzliche Grüsse
Chrigu
Letzte Änderung: 12 Jun 2017 10:48 von chrigu.
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12 Jun 2017 10:30 #477864
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  • travelNAMIBIA am 12 Jun 2017 10:30
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Hi Chrigu,
Aber nur bei Tage und nicht in der Nacht.
ja, das ist leider mittlerweile so. Die Rettungsflieger dürfen, nachdem es mehrere VOrfälle gab, nur noch tagsüber oder auf zugelassenen Nachtflugplätzen landen. Bis vor einigen Jahren haben (und durften) diese auf Straßen etc landen. Da war es natürlich noch ein Stück effizienter mit der Versorgung. Mittlerweile gibt es auch Flugrettung per Helikopter und die sind weiterhin auch nachts und was Landeplätze angeht viel flexibler.

Hi Haio,

es ging mir nur darum aufzuzeigen, dass man nicht unbedingt eine KK braucht. Wir hatten einen Flugrettungsfall in der Familie (Besuch aus D). Das Flugzeug war binnen 15 Minuten in der Luft, nachdem der ADAC die Kostenübernahme an den Flugretter übermittelt hatte. Wir hatten aber natürlich auch ein gutes internes Kommunikationssnetz zwischen Unfallstelle, Deutschland, Krankenhaus in Windhoek, Flugrettung etc.

Viele Grüße
Christian
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12 Jun 2017 10:32 #477866
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  • travelNAMIBIA am 12 Jun 2017 10:30
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Hi Gromi,

nur zur Info. Habe Deine Liste mal überflogen. Vieles ist überholt (teilweise seit Jahren). Wenn Du es mir als Word-Dokument zukommen lässt, bringe ich es gerne auf den neuesten Stand. Kann ja durchaus für viele Fomis wichtig sein.

Beste Grüße
Christian
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12 Jun 2017 11:13 #477872
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travelNAMIBIA schrieb:
Hi Gromi,

nur zur Info. Habe Deine Liste mal überflogen. Vieles ist überholt (teilweise seit Jahren). Wenn Du es mir als Word-Dokument zukommen lässt, bringe ich es gerne auf den neuesten Stand. Kann ja durchaus für viele Fomis wichtig sein.

Beste Grüße
Christian



Hallo Christian,

ich habe das PDF mal in ein Word Dokument gespeichert. Danke, dass Du die Daten auf den neuesten Stand bringst :)

Hast eine Email :)

Viele Grüße
Sabine
Letzte Änderung: 12 Jun 2017 11:31 von Applegreen.
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12 Jun 2017 12:27 #477876
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Hallo Zusammen,
Danke für Eure Anworten.
Eine aktuelle Liste mit Telefonnummern und Vorgehensweisen wäre echt super.
Schonmal Vielen Dank!
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12 Jun 2017 13:19 #477883
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  • Swakop1952 am 12 Jun 2017 13:19
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Die deutschen gesetzlichen Krankenkassen zahlen rein nichts. Das dürfen sie gesetzlich garnicht.
Wie es bei den privaten Krankenversicherungen aussieht, muß man in seinen Bedingungen nachlesen.
Eine Auslandskrankenversicherung beim ADAC kostet um die 18 Euro im Jahr.
Erfahrungsgemäß zahlen sie anstandslos, bis hin zur Rückführung bei Bedarf.
Viele Kreditkarten haben aber auch diese Versicherung in der Jahresgebühr enthalten.
Nur mal nachfragen oder in den Bedingungen nachlesen.
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