Waterberg
Wir wachen um sechs Uhr auf und nehmen uns vor, den Mist von gestern abzuhaken und den Tag hier nochmal zu genießen. Der phantastische Ausblick und eine heiße Dusche, machen da schon mal einen guten Anfang.
Dann gehen wir zum Frühstück und von ein paar hygienischen Bedenken aufgrund der munter durch die Küche flitzenden Mäuse abgesehen, genießen wir das Essen und anschließend die Aussicht. Auf dem Rückweg zum Bungalow sehen wir eine uns unbekannte Antilope, die bis auf ein paar Meter an uns heran kommt. Leider haben wir keine Kamera dabei!
Um halb neun fahren wir mit dem Auto zur Wilderness-Lodge, um von dort zu einer kleinen Wanderung aufzubrechen. Auf dem Weg dahin sehen wir Dikdiks, Kudus und noch einmal die unbekannte Antilope. Die Tiere scheinen alle nicht besonders scheu zu sein und wir freuen uns auf unsere Wanderung!
Es dauert etwas, bis wir den Einstieg zum Porcupine Trail finden, dann geht es über Stock und Stein höher den Waterberg hinauf. Obwohl es noch früh ist, ist schon wieder sehr heiß und so machen wir viele Pausen. Auf dem Trail sehen wir leider nicht viele Tiere, nur ein paar scheue Klippschliefer und Eidechsen.
Der Porcupine Trail endet an einer Quelle, wo wir auch noch mal Pause machen und ich mir einen Papyrus-Stengel mitnehme. Ich hoffe, einen Ableger daraus gezogen zu bekommen. (Hat leider nicht geklappt.)
Zurück wandern wir den Fontain-Trail gemütlich durch das schattige Tal. Um halb elf kommen wir wieder an unserem Auto an und auf dem Rückweg zum Bungalow stoßen wir noch mal auf zwei Dassies.
Zurück im Bungalow ergibt der Anruf beim Card Service der Postbank nichts Neues: jede Menge Buchungen auf der Karte. Ob die Transaktionen wirklich erfolgt sind oder nicht, weiß man erst in ein paar Tagen. Der Herr an der Hotline macht mir aber Hoffnung, dass wir das Geld zurück bekommen werden.
Die Mittagszeit verbringen wir mit Chillen am Pool und einem kleinen Mittagsschläfchen.
Für den Nachmittag haben wir einen Rhino-Drive gebucht und stehen überpünktlich am Treffpunkt bereit. Erst stehen wir dort zu viert, dann zu sechst, dann zu acht und schließlich zu zehnt. Unsere Gesichter werden mit jedem Teilnehmer immer länger: die Fahrzeuge haben drei Dreiereihen (und einen Beifahrersitz), es wird also maximal eng.
Mit etwas Verspätung kommt das Safari-Fahrzeug um die Ecke und es sitzen neben dem Fahrer schon zwei Personen drin. Dem Fahrer wird schnell klar, dass er überbucht ist und er versucht den Sachverhalt zu klären. Für afrikanischen Verhältnisse total ungewöhnlich, gibt es jetzt aber nicht endloses Palaver, sondern eine klare Ansage von ihm. Es solle sofort ein zweites Fahrzeug geschickt werden, denn schließlich würden die Leute warten. Lars und ich sowie ein französisches Paar steigen schnell zu und los geht’s!
Leider ist das Reserve heute Nachmittag wie ausgestorben: in einer halben Stunde sehen wir gerade mal einen Toko und eine Trappe. Mir ist das gerade ganz recht, denn ich habe gemerkt, dass ich nur noch Platz für 25 Bilder auf der Speicherkarte habe! Den Rucksack mit dem Speicherkarten-Mäppchen haben wir nicht dabei: ein Anfänger-Fehler, den ich immer wieder gerne mache! Also schnell mal hundert Bilder gelöscht und Platz gemacht.
Im Laufe der nächsten halben Stunde sehen wir Strauße und Springböcke, also nichts, wofür ich meinen kostbaren Speicherplatz gerade opfern würde.
Eine weitere halbe Stunde später, kommen wir bei drei Nashörnern an, einem Bullen und einer Kuh mit Kalb. Unser Guide lässt uns aussteigen und nah an die Nashörner rangehen. Sie sind Menschen gewohnt, denn sie werden rund um die Uhr bewacht.
Wow, was für ein Erlebnis! Wir haben schon einmal wilde Nashörner zu Fuß getrackt, was wahnsinnig aufregend war. Hier ist es völlig anders, aber nicht minder beeindruckend: Die Tiere sind nur wenige Meter entfernt und der Guide hat auch nichts dagegen, dass wir uns für eine tiefe Perspektive in den Dreck schmeißen. Nur unsere Mitreisenden sind darüber etwas irritiert…
Als sich uns die neugierigen Tiere nähern, weichen wir vorsichtig zurück. Der Guide lacht und meint, wir sollten keine Angst haben. OK, das kommt uns entgegen! Als sie uns aber noch näher auf die Pelle rücken, pfeift und ruft der Guide und die Nashörner weichen wieder etwas zurück. Insgesamt sind sie aber total entspannt und wir auch: es ist wirklich ganz berührend, diesen wundervollen Tieren so nahe zu kommen! Wir bleiben ca. 20 Minuten und machen viele Fotos, wobei das Licht leider noch sehr hart ist und das hohe Gras etwas stört.
Dann fahren wir weiter zu einer anderen Kuh mit Adoptivkalb und fotografieren auch dort. Die Tiere kommen noch näher ran und wir bekommen Bilder in toller Perspektive: nah und von unten - das wäre in einem Fahrzeug niemals möglich! Lars und ich sind im Fotografen-Himmel!
Zu guter Letzt fahren wir die dritte kleine Gruppe des Reservats an: wieder eine Kuh mit Kalb. Hier ist das Gras ganz niedrig und das Licht total schön. Da wir schon einige gute Aufnahmen im Kasten haben, experimentieren wir mit dem Weitwinkel-Objektiv, was dem Körperbau der Tiere allerdings nicht besonders schmeichelt.
Hier findet auch gleich der Sundowner statt, aber ich muss zugeben, dass Lars und ich heute überhaupt kein Interesse an Drinks und netten Gesprächen haben - dafür ist es einfach viel zu schön, „auf Augenhöhe“ mit den imposanten Tiere zu sein und ihre Nähe zu genießen!
(Übrigens berichten und zeigen wir hier dieses Erlebnis so offen, weil auf der Website von Waterberg Wilderness ausdrücklich auf die Rhinos hingewiesen wird. Wilderer erfahren hier also nichts Neues.)
Völlig beseelt von diesem Erlebnis fahren wir zurück zur Lodge und ich bin froh, für zwei Stunden mal überhaupt nicht an den gestrigen Tag gedacht zu haben. Gegen sieben sind wir wieder an der Lodge und gehen gleich essen. Es gibt eine Gemüsesuppe und Coleslaw als Starter, dann Fisch mit Reis und Gemüse als Hauptgang und schließlich Tiramisu als Dessert. Das Dessert lassen wir direkt wieder aus und machen uns auf den Weg zu unserem Bungalow.
Wir wollen nämlich den grandiosen Sternenhimmel noch mal zusammen mit der Felskante des Waterbergs fotografieren. Danach fallen wir todmüde aber hochzufrieden ins bequeme Bett.