Reisetag 4 (5. August 2021) – Pilanesberg NP
Heute heißt es zunächst Abschied nehmen. Unmittelbar nach unserem Frühstück, das wir wieder um 6:30 Uhr bei klirrender Kälte eingenommen haben, sagen wir Monika und Dave sowie ihren drei Hunden good bye. Es war ein schöner Aufenthalt, das Marula Guest House ist wirklich zu empfehlen, wenn man nicht im Nationalpark schlafen will oder es dort keinen Platz mehr gibt.
Von Thabazimbi nach Moruleng, wo sich das nächstgelegene Eingangstor zum Pilanesberg Nationalpark befindet, sind nur knapp 80 km zurückzulegen. Christian und ich haben uns darauf geeinigt, das Fahrzeug tageweise abwechselnd zu steuern, sollten an einem Tag längere Fahrstrecken zu absolvieren sein, wechseln wir alle zwei Stunden…
Nach nur 70 Minuten Fahrzeit stehen wir bereits am Manyane Gate, wo neben uns nur noch ein weiterer Wagen auf Einlass wartet. In diesem Nationalpark müssen auch wir Eintritt bezahlen, hier wird die Wildcard, die wir beide im Vorfeld gelöst hatten, nicht akzeptiert.
Ich weiß, dass das Pilanesberg Reservat nicht bei allen Formis gut ankommt, manche sprechen in diesem Zusammenhang ja sogar von Zoo. Auch die Nähe zu Johannesburg und Pretoria ist natürlich ein Grund dafür, dass speziell an den Wochenenden mit einem Besucheransturm gerechnet werden muss – nicht aber in diesem besonderen Jahr und schon gar nicht an einem Donnerstag…
Ich habe diesen Park schon mehrfach besucht und mir gefällt es hier sehr gut: Zunächst ist es einmal die Lage inmitten dieser einzigartigen geologischen Formationen, die mich fasziniert. Bereits vor rund 1300 Millionen Jahren gab es hier Vulkanismus, dabei entstanden auch die Hügel, die den zentralen Mankwe Damm umgeben. Außerdem ist der Pilanesberg NP mit einem guten Wegenetz hervorragend erschlossen, man erreicht die meisten Teile recht problemlos. Zu guter letzt ist aber auch die Tierwelt extrem faszinierend: Mehr als 7000 Tiere wurden im Zuge der „Operation Genesis“ 1979 aus allen Landesteilen hierher umgesiedelt, um so das heute anzutreffende Artenspektrum zu ermöglichen. Im Park leben neben den „Big 5“ auch 360 Vogelarten… Es gibt also genug zu tun und ich freue mich auf den neuerlichen Besuch.
Wir starten ein Spiel, das uns auf dieser Reise begleiten wird: Wir wetten um ein Glas Gin Tonic, welches Tier wir zuerst vor die Linse bekommen. Christian tippt auf ein Gnu, ich bleibe meiner Einschätzung treu, dass ein Impala zuerst auftauchen wird…
Vom Gate rollen wir zunächst langsam in westliche Richtung, um wenig später auf den Nkakane Drive Richtung Süden abzuzweigen. Hier soll, so unsere Information, gestern ein Leopard ein Impala gerissen haben. Obwohl es mehr als unwahrscheinlich ist, hier noch etwas zu „erben“, fahren wir zumindest in diese Richtung. Wir treffen zunächst aber auf ein Warzenschwein – damit muss ich meinen Gin Tonic heute Abend wohl selbst bezahlen!
Auch hier sind Teile des Parks wieder abgebrannt worden, in einigen Bereichen ist das dürre Gras dafür noch sehr hoch, was Sichtungen sicher auch erschweren wird. Die weitere Fahrtroute führt uns an diesem Vormittag weiter über den Tshepe-Drive vorbei am Twin Damm zum Mankwe Damm, wo wir natürlich den Birdhide aufsuchen wollen. Entlang dieser Strecke gibt es dann doch auch einige gute Sichtungen, darunter eine ganze Gruppe Paviane, denen wir längere Zeit über die Schulter blicken:
Von Süden her sehen wir zu unserer Freude die ersten Elefanten, die gemächlich durch das hohe Gras stapfen.
Ein weiteres Helmperlhuhn (Helmeted Guineafowl) lässt sich ablichten, ohne sofort das Weite zu suchen. Eine Detailaufnahme zeigt, wie eigenartig diese Vögel gebaut sind. Manche sagen sicher hässlich dazu, ich finde sie vor allem interessant!
Bevor wir zum Mankwe See kommen, stoßen wir auf eine Gruppe Gnus. Einzelne Tiere grasen verstreut an den letzten vorhandenen Halmen, andere liegen in einer Gruppe zusammen. Da der Mankwe Damm mit den umliegenden Hügelketten dahinter bereits zu sehen ist, finde ich, dass dieses Gesamtensemble den Nationalpark am besten beschreibt: Tiere in einer bezaubernden Umgebung.
Als wir die Stelle erreichen, an der der Hippo Loop vom Tshwene Drive abzweigt, sehen wir zwei Autos stehen – das ist in diesem Jahr offenbar bereits eine große Menschenansammlung. Noch bevor wir zum Stehen kommen, sehen wir ihn, den ersten Löwen-Kater unserer Reise. Malerisch liegt er in der Vormittagssonne
Ein zweites Löwenmännchen liegt etwas abseits und ist sehr gut getarnt. Obwohl wir einige Zeit stehen bleiben, machen die beiden keine Anstalten sich zu bewegen.
Deshalb fahren wir wieder ein Stück weiter und besuchen zunächst den Mankwe Birdhide, der nicht weit entfernt liegt. Im Park gibt es insgesamt sieben Hides – ich bin davon schwer begeistert, denn ich interessiere mich sehr für die kleinen gefiederten Freunde und die kann man da meist sehr gut beobachten.
Der Mankwe Hide ist so ausgerichtet, dass man hier eigentlich zu jeder Tageszeit gutes Foto-Licht hat, da er durch seine Bauform in zwei Richtungen blicken lässt. Tatsächlich ist das Licht aber am Nachmittag am besten. Vom Parkplatz geht man dazu hinter einem Gittertor zwischen zwei Holz-Zäunen hindurch, sodass man als Besucher gut geschützt ist. Dieser schmale Gang führt dann zu einer in den See hinein gebauten, überdachten Tribüne, von der aus man die Umgebung wunderbar überblicken kann.
Schon entlang des Weges gelingt der Blick auf einen Waffenkiebitz (Blacksmith Lapwing) und auf eine Witwenstelze (African Pied Wagtail).
Im See schwimmen ein paar Gelbschnabelenten (Yellow-billed Duck) und am Rand, in etwas größerer Entfernung grast eine kleinere Gruppe Wasserböcke.
Außerdem beobachten wir einen Schlangenhalsvogel (African Darter), der nach dem Tauchgang sein Gefieder trocknet und eine weitere Witwenstelze, die sogar auf der Brüstung des Hides direkt neben uns Platz genommen hat.
Wir sitzen hier einige Zeit, inzwischen ist es auch schon wieder sehr warm geworden, die Sonne strahlt aus einem wolkenlosen Himmel, wir genießen den Schatten. Die Mittagszeit werden wir in unserem nächsten Quartier, der Bakubung Lodge verbringen, die direkt am gleichnamigen Gate am Südrand des Parks liegt.
Am Weg zurück zum Auto sehen wir noch einen Graufischer (Pied Kingfisher), mehrere Hagedasch-Ibisse (Hadada Ibis) sowie eine kleine Herde Zebra, die ihren Durst stillt.
Am Weg zur Bakubung Lodge gibt es keine weiteren Sichtungen, die hier erwähnenswert wären oder die uns so fasziniert hätten, dass Fotos entstanden sind. Um 12:15 Uhr erreichen wir schließlich unser Quartier für die kommenden beiden Nächte. Hier werden wir, da wir das Zimmer noch nicht sofort beziehen können, zunächst einen Cafe trinken. Auch im Bericht gibt es nun eine Mittagspause – Fortsetzung folgt am Nachmittag!