THEMA: 100 Tage quer durch das Südliche Afrika
10 Jan 2022 22:43 #634216
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  • Luigi15 am 10 Jan 2022 22:43
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Reisetag 3 (4. August 2021) – Marakele NP

Da wir die einzigen Gäste im Guest-House sind, vereinbarten wir mit Monika, um 6:30 Uhr unser Frühstück einnehmen zu dürfen. Es gibt Joghurt mit frisch geschnittenem Obstsalat und ein Omelett mit Kräutern… auch der Cafe schmeck vorzüglich, ist er doch wohltuend erwärmend – nicht nur für das Herz, sondern vor allem auch für die klammen Finger. Der Morgen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist, wenn man aus dem europäischen Sommer kommt, immer wieder ein kleines Problemchen in den ersten Tagen auf der Südhalbkugel. Aber sobald die Sonne den Horizont erreicht, ist wieder alles gut, ein neuer, strahlend schöner Tag steht bevor!

Wir fahren um 7:20 weg und erreichen um 7:30 pünktlich zur Gate-Öffnung den Eingang zum Marakele Nationalpark. Dieser Park, der wunderschön in die umgebenden Waterberge eingebettet ist, ist Neuland für mich. Wir hatten uns gestern Abend lange mit Dave unterhalten, der oft mit Gästen in den Park kommt. Er gab uns wichtige Tipps, die wir natürlich annehmen wollten.
Wir sind die Einzigen am Gate, also sind wir innerhalb kürzester Zeit im Park. Jetzt beginnt also für uns das Safari-Abenteuer, auf das wir uns so lange gefreut hatten.

Der Nationalpark ist berühmt für die hier brütende Kapgeier-Kolonie, die größte Brutkolonie dieser stattlichen Tiere weltweit. Diesem Vogel ist sogar eine Ausstellung am Parkeingang gewidmet. Dave hatte uns jedoch geraten, möglichst direkt zum Lenong Aussichtspunkt hochzufahren, der unmittelbar neben den weithin sichtbaren Sendemasten liegt.
Der Marakele NP ist in zwei Sektoren gegliedert: Im ersten Sektor, der das Gate umgibt, leben ausschließlich „harmlose Tiere“ wie Antilopen, Zebras oder Giraffen. Um in den zweiten Sektor zu gelangen, der auch als „Big 5 Sektor“ bezeichnet wird und wo auch der Aussichtspunkt liegt, muss man einen kurzen Tunnel passieren, der durch den Damm einer Fernstraße hindurchführt. Dazu öffnet man per Knopfdruck ein elektrisches Tor. Unmittelbar hinter dem Tor beginnt die Straße, der Ndlophu Drive, langsam anzusteigen.
Dieser Nationalpark liegt im Übergangsbereich zwischen dem humideren Osten des Landes und dem trockenen Zentrum. Dementsprechend vielfältig sind Fauna und Flora.
Eine schmale und sehr enge, aber geteerte Straße, der Lenong Drive, windet sich zum Gipfel des Waterbergmassivs hinauf. Hier befindet man sich in etwa auf 2050 müNN am Kransberg, der die Umgebung überragt und von wo man dementsprechend einen wunderbaren Blick auf die Umgebung genießen kann. Vom Gate bis zum Aussichtspunkt überwindet man mehr als 600 Höhenmeter!
Wir parken unser Auto und gehen wenige Schritte, um direkt vor diesem herrlichen Panorama zu stehen:



Die Vegetation erinnert irgendwie an den Fynbos der Kapregion, jedenfalls muss man beim Herumspazieren achtgeben, denn es gibt überall Dornen.



Ein schmaler Pfad führt zu einer Steinbank, wo wir Platz nehmen, um die wunderbare Umgebung auf uns wirken zu lassen. Inzwischen hat die Sonne die Temperaturen zumindest so weit ansteigen lassen, dass man nicht ständig in Bewegung sein muss… Vor uns breitet sich das weite Tal aus, das wir eben noch passiert hatten, um hierher zu gelangen. Der Lenon Drive ist auf der linken Bildseite auch gut zu erkennen.



Es dauert nicht lange und wir sehen hier die ersten Kapgeier über dem Kransberg kreisen. Dave hatte darauf hingewiesen, dass die Tiere die am Morgen besonders günstige Thermik nützen, um sich in die Höhe treiben zu lassen. Bis zu 20 Tiere sind gleichzeitig in der Luft zu sehen – leider in großer Entfernung. Aber es ist dennoch ein tolles Erlebnis, die Gleitfähigkeit dieser riesigen Vögel zu beobachten.



Irgendwann wird es dann doch frisch und wir gehen zurück Richtung Parkplatz, wo inzwischen ein weiterer Wagen eingetroffen ist – das einzige Auto, das wir an diesem Tag sehen werden…
Auf einer Infotafel neben den Autos hat sich ein Rotbauchschmätzer (Mocking Cliff Chat) niedergelassen. Er ist überhaupt nicht scheu und wir können uns gut annähern.



Es dauert nicht lange und es kommen weitere Exemplare angeflogen… Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark im Aussehen.





Auf einem Busch in unmittelbarer Nähe können wir zudem eine Kaprötel (Cape Robin Chat) ausmachen.



Eine Kapfelsdrossel (Cape Rock Thrush) wartet ebenfalls auf Futter. Diese Tiere sind sehr neugierig und fliegen sogar zum Autofenster.





Inzwischen hat sich unsere Aufmerksamkeit aber auf einen kleinen Nager gerichtet, der ebenfalls zwischen den Felsbrocken neben dem Parkplatz herumtollt. Die Maus – so nehmen wir das zumindest zunächst wahr – ist aber so schnell und scheu, dass es keine Möglichkeit zu einem Foto gibt. Ich mag es überhaupt nicht, Tiere mit Keksen oder Brot anzulocken. Aber in diesem Fall kann Wasser den Unterschied ausmachen: Ich nehme eine Trinkflasche und leere ein wenig Wasser in eine Vertiefung eines Steinblocks und wir setzen uns ruhig in angemessener Enterfernung hin und warten. Es dauert nicht lange, und eine niedliche Kurznasen-Elefantenspitzmaus kann nicht widerstehen:





Dass es etwas zu Trinken gibt, geht auch an den Vögeln nicht spurlos vorüber. Neben einem Rotbauchschmätzer findet auch eine Kapammer (Cape Bunting) Gefallen an den Wassertropfen.





Wir beobachten die Tiere eine lange Zeit, denn das ist für mich einer der Gründe, weshalb mich Afrika so sehr in seinen Bann gezogen hat. Auch Christian ist mit Begeisterung am Fotografieren.
Irgendwann sollten wir aber doch wieder die Fahrt ins Tal antreten, vielleicht gibt es ja auch dort noch etwas für uns zu sehen. Nur wenige hundert Meter talwärts müssen wir den Wagen aber bereits wieder stoppen, denn ein Klippspringer steht malerisch wie ausgestopft auf einem Felsen und sondiert die Umgebung. Er ist aber nicht allein, denn weitere Tiere stehen direkt an der Straße, eines ist so nahe, dass sich sogar das Auto in seiner Pupille spiegelt:







Langsam geht es talwärts, denn diese Straße ist tatsächlich steil, eng und vor allem nicht gut einsehbar; ich will mir nicht ausmalen, wenn es hier Gegenverkehr gibt… In der Ebene stoppen wir nochmals, um einen Blick zurück zum Kransberg zu werfen.



Fortsetzung folgt
Anhang:
Letzte Änderung: 10 Jan 2022 23:32 von Luigi15.
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10 Jan 2022 23:40 #634220
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  • tigris am 10 Jan 2022 23:40
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Hallo Peter,

Deine Route klingt spannend und der Anfang des Berichtes macht Laune auf mehr :woohoo:
Dieses Foto ist ja der absolute Zuckerschock-Lieferant….



Um die Sichtung beneide ich Dich sehr! :) Wer braucht da die big 5? :P

Vielen Dank für den bisher sehr informativen Bericht.

Liebe Grüße
Simone
Historie meiner 15 bisherigen Reisen ins südliche/östliche Afrika => 11/2001: NAM die Erste * 12/2003 - 01/2004: NAMIBIA Südtour * 03/2005: NAMIBIA ein runder Geburtstag in Windhoek/Tour mit Witti + Landy * 12/2007 -01/2008: NAMIBIA Südtour zum 2. mit Familie * 10-11/2008: Kurztrip nach NAM/wieder ein runder Geburtstag * 03/2011: NAMIBIA ~ Hochzeit der Schwägerin in Windhoek und kleine Tour * 09-10/2013: TANZANIA ~ 4 Wochen Familienbesuch * 12/2014 - 01/2015: NAM zum ersten Mal mit Dachzelt unterwegs * 07-08/2016: SÜDAFRIKA ~ 4 Wochen Kap und Gardenroute/Familienbesuch * 05/2018: KTP und mal wieder der Süden von NAMIBIA * 01-02/2020: NAMIBIAS Norden, Caprivi und ein bißchen BOTSWANA * 08-09/2021: BOTSWANA ~ Private Campingtour mit Bushways * 09/2O22: 3 Wochen SÜDAFRIKA mit Fokus auf Familie und Drakensbergen * 08-09/2023: BOTSWANA ~ 2. Private Campingtour mit Bushways * 02-03/2024: NAMIBIA ~ KTP und Südtour *
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11 Jan 2022 06:45 #634222
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  • Daxiang am 11 Jan 2022 06:45
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Hallo Peter,

100 Tage durchs südliche Afrika - einfach nur traumhaft! Da bin ich natürlich sofort dabei und freue mich auf eine spannende Zeit!

Wenn ich mir die Bilder vom ersten Tag ansehe, habe ich allerdings so meine Bedenken, dass es nicht zu einer "Reizüberflutung" kommt. Vermutlich braucht man dann zu Hause noch mal die gleiche Zeit um das alles sacken zu lassen.

Was deine Maus betrifft,

kann ich Simone nur zustimmen. Zuckerschock pur und ich würde den ganzen Tag mit einem Dauergrinsen durch die Gegend laufen. Ich bin schon jedesmal happy, wenn ich überhaupt eine zu sehen bekomme, aber für ein Foto hat es bisher noch nicht gereicht. :(

Liebe Grüße
Konni
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11 Jan 2022 09:26 #634238
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Guten Morgen, Konni und Simone - ich freue mich, dass euch dieser Schnappschuss der kleinen Maus gefällt, auch uns hatte es das Tierchen mächtig angetan. Zu beobachten, wie sie ständig herumläuft, sich fast keine Pausen gönnt, macht aber auch nachdenklich - irgendwie vergleichbar mit uns Menschen, immer hektisch... Es gab nur wenige kurze Momente zum Trinken, dann war sie auch schon wieder weg. Vermutlich lauern Feinde im Gebüsch, davon haben wir aber natürlich nichts gesehen. Der Marakele NP ist ein landschaftlich sehr feiner Ort, wo es genug zu entdecken gibt - vor allem aber natürlich 240 Vogelarten.
Ich wünsche euch einen schönen Tag, lG Peter

PS: noch ein Wort zu den "Big 5" - sie sind natürlich imposant, aber überbewertet - es gibt so viele tolle Motive, wo es sich mindestens genauso lohnt hinzusehen...
Letzte Änderung: 11 Jan 2022 10:12 von Luigi15.
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11 Jan 2022 10:23 #634241
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Fortsetzung Reisetag 3

Obwohl wir die Augen offenhalten, sind hier keine Tiere auszumachen. Wir haben bereits bei der Vorbereitung im Netz gelesen, dass es etwas schwieriger ist, im Marakele NP Großtierarten anzutreffen. Das stellt für uns aber kein Problem dar, denn wir haben auf dieser Reise ja noch genügend Möglichkeiten. Kurz vor der Abzweigung vom Lenong Drive in den Ndlopfu Drive sehen wir neben uns zu unserer Überraschung ein Breitmaulnashorn mit gekappten Hörnern, das auch so nicht unbedingt den gesündesten Eindruck vermittelt – vielleicht war es aber auch einfach nur in eine Rauferei mit einem Artgenossen verwickelt. Wir haben mit allem gerechnet, aber sicher nicht damit, dass ein Nashorn das erste größere Tier sein würde, das wir auf unserer Reise sehen werden. Ich hätte da schon eher auf Impala oder Zebra gewettet…





Das Nashorn trottet weiter und interessiert sich nicht für uns, so setzen auch wir etwas ratlos die Fahrt fort. Wir beschließen noch im kleineren Sektor, wo das Wegenetz dichter ist, ein wenig herumzufahren. Durch den Verbindungstunnel geht es nun also wieder retour und dann halten wir uns nach rechts, um Richtung Bollonoto Birdhide zu fahren. Hier werden wir auch relativ rasch fündig und wir stehen direkt vor unserem ersten Impala. Wenn das Licht passt, dann werde ich auch nach 100 Tagen noch anhalten, vielleicht nicht zum Fotografieren, aber diese grazilen Tiere haben es mir einfach angetan.



Auch die ersten Gnus und Zebras werden abgelichtet… Da wir bereits Mittag haben, ist das Fotolicht natürlich alles andere als optimal – aber die ersten Tiere sind immer etwas Besonderes, da gibt es kein Pardon…









Hier im Park wurde an einigen Stellen das dürre Gras abgebrannt, ein Anblick, an den wir uns gewöhnen müssen, denn in vielen Parks wird so Platz für neues Grün geschaffen. Zumindest die Perlhühner sind so leichter auszumachen…





Der Bollonoto Birdhide ist sehr schön angelegt. Wir freuen uns, hier einige Vogelarten anzutreffen: So sehen wir hier eine Goldbauchammer (Golden-breasted Bunting), den wunderschönen Granat-Astrild (Violet-eared Waxbill) sowie einen Rotschwanz-Steinschmätzer (Familiar Chat).







Da keine Säugetiere zum Wasser kommen, fahren wir nach einiger Zeit wieder weiter. Wir haben uns dazu entschlossen, den heutigen Safaritag etwas früher zu beenden, da wir in den kommenden Tagen ohnehin ausreichend Gelegenheit haben werden, Tiere zu stalken.
Am Weg Richtung Gate halten wir nochmals bei Zebras und freuen uns über die Sichtung von Strauß, Kudu und vor allem dem Eland. Diese größte Antilope mit ihren gedrehten, geraden Hörern ist besonders faszinierend.











Kurz vor 15:00 Uhr rollen wir wieder durch das Gate Richtung Thabazimbi. Wir fahren noch kurz in die Stadt, um den Tank aufzufüllen, denn morgen geht es direkt in der Früh in den Pilanespark, auf den ich mich schon wieder sehr freue. Danach fahren wir wieder zurück in unser Guest House, wo wir auch heute wieder das Abendessen einnehmen werden. Es sind wieder keine zusätzlichen Gäste vor Ort, das gibt nochmals ausreichend Gelegenheit mit Monika und Dave zu plaudern. Im Garten des Hotels entstehen noch zwei Vogelbilder: Bei einem Würgerschnäpper (Fiscal Flycatcher) und einem Nektarvogel, der im Begriff ist sein Gefieder zu wechseln, kann ich nicht widerstehen…





Obwohl die Zeit im Park nicht vollständig ausgeschöpft wurde, fallen wir nach dem Abendessen wieder todmüde in die Federn. Ich bin aber sicher, dass wir in kürzester Zeit die Kondition und vor allem Konzentration aufgebaut haben werden, die es uns erlaubt, auch die schönen Nachmittagsstunden noch voll zu nützen!

Gefahrene Tageskilometer: 148
Letzte Änderung: 11 Jan 2022 10:43 von Luigi15.
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11 Jan 2022 11:50 #634243
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  • ALM am 11 Jan 2022 11:50
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Ach ja, der Marakele Nationalpark.
Für uns jedes Mal die erste Übernachtungslocation sofern wir in JNB eine Tour starten.
Daß die Nashörner sich jetzt in der Big-5-Area aufhalten, ist neue für uns.
Wir kennen nur die Situation, daß die Rhinos außerhalb dieses Gebietes, also vor der Tunneldurchfahrt, anzutreffen waren.
Z. Bsp. 2011 und 2014 hatten wir die dicken Zeitgenossen sogar mitten im Bontle Camp.
2018 übten sie sich dann zu unserem großen Bedauern in Versteckspielen.
Liebe Grüße
Alm
Letzte Änderung: 11 Jan 2022 12:04 von ALM.
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