Reisetag 3 (4. August 2021) – Marakele NP
Da wir die einzigen Gäste im Guest-House sind, vereinbarten wir mit Monika, um 6:30 Uhr unser Frühstück einnehmen zu dürfen. Es gibt Joghurt mit frisch geschnittenem Obstsalat und ein Omelett mit Kräutern… auch der Cafe schmeck vorzüglich, ist er doch wohltuend erwärmend – nicht nur für das Herz, sondern vor allem auch für die klammen Finger. Der Morgen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist, wenn man aus dem europäischen Sommer kommt, immer wieder ein kleines Problemchen in den ersten Tagen auf der Südhalbkugel. Aber sobald die Sonne den Horizont erreicht, ist wieder alles gut, ein neuer, strahlend schöner Tag steht bevor!
Wir fahren um 7:20 weg und erreichen um 7:30 pünktlich zur Gate-Öffnung den Eingang zum
Marakele Nationalpark. Dieser Park, der wunderschön in die umgebenden Waterberge eingebettet ist, ist Neuland für mich. Wir hatten uns gestern Abend lange mit Dave unterhalten, der oft mit Gästen in den Park kommt. Er gab uns wichtige Tipps, die wir natürlich annehmen wollten.
Wir sind die Einzigen am Gate, also sind wir innerhalb kürzester Zeit im Park. Jetzt beginnt also für uns das Safari-Abenteuer, auf das wir uns so lange gefreut hatten.
Der Nationalpark ist berühmt für die hier brütende Kapgeier-Kolonie, die größte Brutkolonie dieser stattlichen Tiere weltweit. Diesem Vogel ist sogar eine Ausstellung am Parkeingang gewidmet. Dave hatte uns jedoch geraten, möglichst direkt zum Lenong Aussichtspunkt hochzufahren, der unmittelbar neben den weithin sichtbaren Sendemasten liegt.
Der Marakele NP ist in zwei Sektoren gegliedert: Im ersten Sektor, der das Gate umgibt, leben ausschließlich „harmlose Tiere“ wie Antilopen, Zebras oder Giraffen. Um in den zweiten Sektor zu gelangen, der auch als „Big 5 Sektor“ bezeichnet wird und wo auch der Aussichtspunkt liegt, muss man einen kurzen Tunnel passieren, der durch den Damm einer Fernstraße hindurchführt. Dazu öffnet man per Knopfdruck ein elektrisches Tor. Unmittelbar hinter dem Tor beginnt die Straße, der Ndlophu Drive, langsam anzusteigen.
Dieser Nationalpark liegt im Übergangsbereich zwischen dem humideren Osten des Landes und dem trockenen Zentrum. Dementsprechend vielfältig sind Fauna und Flora.
Eine schmale und sehr enge, aber geteerte Straße, der Lenong Drive, windet sich zum Gipfel des Waterbergmassivs hinauf. Hier befindet man sich in etwa auf 2050 müNN am Kransberg, der die Umgebung überragt und von wo man dementsprechend einen wunderbaren Blick auf die Umgebung genießen kann. Vom Gate bis zum Aussichtspunkt überwindet man mehr als 600 Höhenmeter!
Wir parken unser Auto und gehen wenige Schritte, um direkt vor diesem herrlichen Panorama zu stehen:
Die Vegetation erinnert irgendwie an den Fynbos der Kapregion, jedenfalls muss man beim Herumspazieren achtgeben, denn es gibt überall Dornen.
Ein schmaler Pfad führt zu einer Steinbank, wo wir Platz nehmen, um die wunderbare Umgebung auf uns wirken zu lassen. Inzwischen hat die Sonne die Temperaturen zumindest so weit ansteigen lassen, dass man nicht ständig in Bewegung sein muss… Vor uns breitet sich das weite Tal aus, das wir eben noch passiert hatten, um hierher zu gelangen. Der Lenon Drive ist auf der linken Bildseite auch gut zu erkennen.
Es dauert nicht lange und wir sehen hier die ersten Kapgeier über dem Kransberg kreisen. Dave hatte darauf hingewiesen, dass die Tiere die am Morgen besonders günstige Thermik nützen, um sich in die Höhe treiben zu lassen. Bis zu 20 Tiere sind gleichzeitig in der Luft zu sehen – leider in großer Entfernung. Aber es ist dennoch ein tolles Erlebnis, die Gleitfähigkeit dieser riesigen Vögel zu beobachten.
Irgendwann wird es dann doch frisch und wir gehen zurück Richtung Parkplatz, wo inzwischen ein weiterer Wagen eingetroffen ist – das einzige Auto, das wir an diesem Tag sehen werden…
Auf einer Infotafel neben den Autos hat sich ein Rotbauchschmätzer (Mocking Cliff Chat) niedergelassen. Er ist überhaupt nicht scheu und wir können uns gut annähern.
Es dauert nicht lange und es kommen weitere Exemplare angeflogen… Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark im Aussehen.
Auf einem Busch in unmittelbarer Nähe können wir zudem eine Kaprötel (Cape Robin Chat) ausmachen.
Eine Kapfelsdrossel (Cape Rock Thrush) wartet ebenfalls auf Futter. Diese Tiere sind sehr neugierig und fliegen sogar zum Autofenster.
Inzwischen hat sich unsere Aufmerksamkeit aber auf einen kleinen Nager gerichtet, der ebenfalls zwischen den Felsbrocken neben dem Parkplatz herumtollt. Die Maus – so nehmen wir das zumindest zunächst wahr – ist aber so schnell und scheu, dass es keine Möglichkeit zu einem Foto gibt. Ich mag es überhaupt nicht, Tiere mit Keksen oder Brot anzulocken. Aber in diesem Fall kann Wasser den Unterschied ausmachen: Ich nehme eine Trinkflasche und leere ein wenig Wasser in eine Vertiefung eines Steinblocks und wir setzen uns ruhig in angemessener Enterfernung hin und warten. Es dauert nicht lange, und eine niedliche Kurznasen-Elefantenspitzmaus kann nicht widerstehen:
Dass es etwas zu Trinken gibt, geht auch an den Vögeln nicht spurlos vorüber. Neben einem Rotbauchschmätzer findet auch eine Kapammer (Cape Bunting) Gefallen an den Wassertropfen.
Wir beobachten die Tiere eine lange Zeit, denn das ist für mich einer der Gründe, weshalb mich Afrika so sehr in seinen Bann gezogen hat. Auch Christian ist mit Begeisterung am Fotografieren.
Irgendwann sollten wir aber doch wieder die Fahrt ins Tal antreten, vielleicht gibt es ja auch dort noch etwas für uns zu sehen. Nur wenige hundert Meter talwärts müssen wir den Wagen aber bereits wieder stoppen, denn ein Klippspringer steht malerisch wie ausgestopft auf einem Felsen und sondiert die Umgebung. Er ist aber nicht allein, denn weitere Tiere stehen direkt an der Straße, eines ist so nahe, dass sich sogar das Auto in seiner Pupille spiegelt:
Langsam geht es talwärts, denn diese Straße ist tatsächlich steil, eng und vor allem nicht gut einsehbar; ich will mir nicht ausmalen, wenn es hier Gegenverkehr gibt… In der Ebene stoppen wir nochmals, um einen Blick zurück zum Kransberg zu werfen.
Fortsetzung folgt