12.Tag (Di. 01.01.2019)
Swakopmund – Spitzkoppe
206km
Auf der Campsite wurde nur sehr verhalten gefeiert und Feuerwerk gab es gar nicht. So haben wir auch diese Nacht sehr gut geschlafen.
Das neue Jahr beginnt dann eher schlecht. Der Wagen springt nicht an. Es klackert lediglich das Relais des Anlassers, aber das war es auch schon. So richtig können wir das Problem nicht einschätzen, denn die Kühlschränke laufen, was darauf hindeutet, dass die Zusatzbatterien noch Saft haben. Weshalb dann die Starterbatterie nicht auf die Zusatzbatterien zurückgreifen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Dummerweise sind die Starterbatterien so kompliziert verbaut, dass man nicht an sie ran kommt, ohne den kompletten Aufbau auseinander zu nehmen. Deshalb fällt auch ein Überbrücken von den Zusatzbatterien zur Starterbatterie aus.
Zum Glück ist Swakopmund vom Prinzip her der ideale Ort für solch ein Problem. Wir bekommen von Manfred unkompliziert Starthilfe und in Swakopmund gibt es jede Menge Werkstätten… …die heute an Neujahr natürlich alle geschlossen sind. Wir nehmen kontakt zu Bushlore auf, die uns empfehlen eine neue Batterie zu kaufen. Das geht auch am Feiertag, da die Engen-Tankstellen auch Batterien verkaufen. Die Tankstelle hat dann tatsächlich eine große Auswahl, nur stimmen die Bezeichnungen leider in keiner Weise mit den Bezeichnungen vom Toyota Manual überein. Wir telefonieren erneut mit Bushlore und bekommen auch die passende Info, welche Batterie in der Lage ist, unseren Motor zuverlässig zum Leben zu erwecken. Der Einbau ist dann noch einmal kompliziert, da die Pole spiegelverkehrt zur bisherigen Batterie liegen und die Anschlüsse deshalb alle verlegt werden müssen. Außerdem ist sie etwas flacher. Glücklicherweise ist der Bordwerkzeug bei Bushlore sehr umfangreich und die Jungs von der Tankstelle recht pfiffig, so dass wir zu guter Letzt alles installiert haben.
Nach dem Batteriewechsel springt der Wagen problemlos an, so haben wir die Hoffnung haben, dass jetzt alles in Ordnung ist. Auf Wunsch von Bushlore nehmen wir die alte Batterie mit.
Mit mehreren Stunden Verspätung geht es dann gegen Mittag aus Swakopmund los. Unser erstes Ziel ist das im Swakop River gelegene Restaurant von Goanikontes. Bei der Anfahrt durch die hier annähernd vegetationslose Mondlandschaft der Namib rechnet man nicht damit, auf eine grüne Oase mit großen Bäumen zu treffen. Das Restaurant schein ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Swakopmunder zu sein, denn fast alle Tische sind belegt. Das Kuchenbuffet ist riesig. Nach dem Ärger am Vormittag beschließen wir, uns mit einem leckeren Stück Kuchen zu belohnen.
Dann geht es zum eigentlichen Ziel des heutigen Tages. Wir wollen den Khan-Riverbed Trail befahren. Für uns Neuland und ich hatte bislang auch so gut wie keinerlei Informationen über diese Strecke.
Die ersten Kilometer geht es durch die Schlucht des Swakop Rivers.
Allzu lange kann es noch nicht her sein, dass der Swakop gelaufen ist, denn die getrockneten Lehmschollen machen noch einen sehr frischen Eindruck und zeigen noch keine Anzeichen von Erosion.
Die Felsformationen, welche die Schlucht begrenzen sind beeindruckend. Vereinzelte Basaltadern zeigen, wo vor Millionen von Jahren Lava durch Risse an die Oberfläche kam. Das muss hier ein Traum für Geologen sein.
Meist lässt sich der Weg gut fahren, aber an der einen oder anderen Stelle muss der Wagen auch mal die Grenzen seiner Verschränkungsfähigkeit ausreizen.
Der Swakop River ist die meiste Zeit stark verbuscht und die Spur in zahlreichen Passagen sehr eng. Es gibt auch immer wieder Weggabelungen, bei denen man nicht weiß, welche Fahrspur die Beste ist. Wirklich verfahren kann man sich aber in solch einer Schlucht nicht. Die letzte Flut hat die Fahrspuren zum Teil stark ausgespült, was zu zum Teil unangenehmen Schräglagen führt.
Dann ist der Punkt erreicht, an dem der Khan River von Norden kommend in den Swakop mündet. Die Schlucht des Khan River zeigt sich wesentlich offener und lässt sich auch wesentlich einfacher fahren. Ab hier gibt es nur noch einfaches Gelände.
Die Landschaft bleibt spektakulär. Eine von beeindruckenden Bergen umgebene Schlucht. Auch Tiere finden sich, wenn auch recht scheu. Wir sehen Kudus, Paviane, Klippspringer und einen Strauß. Sehr schön für uns, wieder eine neue interessante Strecke entdeckt zu haben. Mich wundert stark, dass man nur so wenig über diesen Trail hört und in Erfahrung bringen kann. Dabei bietet er sich perfekt für eine Tagesausflug von Swakopmund an und ist durch die moderate Schwierigkeit für viele geeignet. Hier kann man in der Nähe der Zivilisation für die anspruchsvolleren und einsameren Trockenflüsse im Norden üben.
Leider läuft uns durch den späten Start die Zeit davon und so nutzen wir die Gelegenheit, als auf Höhe zwischen Arandis und Trekkopje eine Gravelroad die Schucht kreuzt, diese zu verlassen. Schnell sind wir auf der B2 und sehen schon bald unser heutiges Tagesziel, die Spitzkoppe. Bis wir dann tatsächlich dort ankommen, dauert es aber noch rund eine Stunde. Der Berg dominiert die Landschaft schon von weitem. Bei der Anfahrt von Süden zeigen sich Spitzkoppe und Pontoks von Ihrer schönsten Seite.
Der Check in ist rasch erledigt. Noch immer kann man sich seine Campsite frei wählen. Vorher suchen wir aber noch die Duschen auf, denn diesen Luxus gibt es nur hier beim Gate. Die (für uns) neuen Duschen sind richtig gut.
Dann geht es auf die Suche nach einer Campsite und wir haben Glück. Unsere bevorzugte Ecke ist das Gebiet um Campsite 11. Das ist ganz im Westen, zwischen Spitzkoppe und Sugarloaf. Hier sieht man die schönsten Sonnenuntergänge des Gebietes. Wir haben schon Sorgen, ob wir überhaupt eine nette Campsite finden, da es echt voll ist. Doch wir haben Glück und finden einen für unseren Geschmack perfekten Stellplatz.
Direkt hinter unserem Stellplatz befindet sich ein kleinerer Felsen, den ich am späten Nachmittag noch erklimmen will. Vor dem letzten Aufschwung streiche ich aber die Segel. Hier in der Wildnis will ich keinen Absturz riskieren.
Die Dassies sind da wesentlich besser unterwegs. Wenn sie sich nicht gerade die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, beeindrucken Sie mich mit Ihren Kletterkünsten.
Über eine Stunde lang müssen wir vor Sonnenuntergang das schrille Summen einer Drohne ertragen. Ich bin ja gar nicht so intolerant, dass ich Drohnen komplett aus der Umwelt verbannen will. Auch finde ich die Luftaufnahmen welche mit Hilfe der Drohnen entstehen meist sehr beeindruckend und habe mir auch schon das eine oder andere Mal solch ein Hilfsmittel gewünscht. Ich würde mir von den Piloten aber soviel Rücksichtnahme wünschen, dass nur kurz geflogen wird. Muss die Drohne minutenlang auf der Stelle in der Luft verharren, anstelle zwischenzulanden. Schön wäre es, wenn die Piloten nur schnell die Fotos machen würden und dann wieder landen. Wer um des Fliegens wegen mit der Drohe unterwegs ist, soll das dort machen, wo er niemanden stört. Gerade in Namibia sollte es dafür reichlich Platz geben.
Der Sonnenuntergang hält, was wir uns von unserer Campsite versprochen haben. Dabei versinkt die Sonne nicht hinter dem Horizont, sondern im Küstennebel.
Es ist überraschend kühl für die Jahreszeit. Schon bevor die Sonne untergegangen ist, muss ich mir eine dünne Fleecejacke überziehen und nach dem Abendessen rücken wir immer näher ans Feuer.
Zum Abendessen grillen wir Rumpsteaks. Das Fleisch von Manfred ist klasse. Dazu brate ich Zwiebeln und Champignons.
Nach wie vor ist das Gebiet um die Spitzkoppe für mich einer der schönsten Campingplätze Namibias. Hier haben wir bereits bei unserer ersten Namibiareise vor über 20 Jahren übernachtet und sind seitdem viele Male zurückgekehrt.