THEMA: Es war wunderschön
19 Dez 2013 19:39 #317518
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  • Gypsy am 19 Dez 2013 19:39
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20/04 Samstag

Schon sehr früh treibt es mich auf die Terrasse um den herrlichen Blick in aller Ruhe zu geniessen. Es ist noch und recht kühl aber herrlich. Kurzer Blick zum Nachbarhäuschen. Mein Sohn sitzt auch schon draussen und nimmt sich seine halbe Stunde Auszeit die er jeden Morgen braucht um ansprechbar zu sein. Das er dafür extra früher aufsteht finde ich schon toll. :kiss: :kiss:
Aber wenn ich ihn mir so ansehe dann geniesst er es genauso wie ich hier zu sitzen und die ersten Vogelstimmen zu hören. Kurze Zeit später sehe ich drei Giraffen die ganz majestätisch über die Steppe wandern. Da kann ich nicht an mich halten und rufe meine drei Männer damit sie sich das auch ansehen können.



Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir wollen ja zur Fingerklippe wandern. Da unsere beiden noch nicht so an die Sonne gewöhnt sind nehmen wir die Sonnencreme mit und Jo beschliesst sich gleich einzucremen. Gute Idee. Zu diesem Zweck setzt er sich auf die kleine Mauer und greift nach der Sonnenmilch.
Doch keine so gute Idee, denn er greift mit der Hand in einen monströsen Kaktus oder sowas ähnliches.
Dem bricht ein Stück ab und das hängt mit langen Stacheln an seinem Zeigefinger fest. :evil:



Beim Versuch ihn abzuschütteln dringt er auch noch in seinen Daumen ein und so steht er da, die Finger gefangen in den Stacheln. Er kann sich nicht davon befreien, jeder Versuch treibt die Stacheln tiefer in die Haut. Wäre er nicht so bleich im Gesicht müsste ich lachen. :unsure:

Glücklicheweise habe ich eine kleine Schere dabei. Damit schneide ich erstmal das Kaktusstück zwischen den Stacheln ab damit er seine Finger wieder bewegen kann. Dann zieht er mit einer Pinzette jeden Stachel einzeln heraus. Die Dinger haben einen Widerhaken und mit jedem Stachel geht auch ein Stück Fleisch ab :pinch: :pinch: . Sieht schmerzhaft aus :sick: . Und es sind viele, sehr viele. Zum Schluss desinfiziere ich ihm die Hand, besser ist besser.

Etwas bleich um die Nase will er dann aber die Wanderung machen und so marschieren wir los. Unterwegs regen wir uns erstmal darüber auf das man so eine gefährliche Pflanze dort eingepflanzt hat. Was wenn ein Kleinkind sie berührt? Aber es ist ja noch gut gegangen und dann geniessen wir die Landschaft. Den blauen Himmel und den Blick auf die Fingerklippe






.
Sieht wirklich so aus wie ein Riesenfinger , anfänglich noch relativ klein scheint er mit jedem Meter den wir uns nähern zu wachsen. Angekommen muss man schon den Kopf in den Nacken legen um hochzuschauen.


Erosion, Wind und Wetter haben deutliche Spuren am Felsen hinterlassen. Sieht aus wie ein Kriegsveteran mit vielen Wunden und Narben. Anscheinend besteht sogar die Gefahr das er irgendwann umfällt :( . Noch aber ist es nicht so weit und während wir ihn umrunden bewundern wir die Aussicht auf die umliegenden Ugabberge und das grüne Tal.

Was mich hier allerdings stört ist das Schild mit der Aufschrift,
:evil: "People found not following the rules will have their car's tyres deflated" :evil:

Ok, das man hier nichts beschädigen oder beschmutzen soll ist eine Sache, aber gleich damit zu drohen das sie einem die Luft aus den Reifen lassen finde ich doch etwas unverschämt :angry: . Wobei sie ja nicht einmal wissen welcher Wagen wem gehört.

Weiter über Khorixas zum versteinerten Wald. Tolle grosse, ganz neue Rezeption und Parplätze mit Sonnendach. Sehr gut.





Wir zahlen den Eintritt und mit einem Führer wandern wir los um die über fünfzig Stämme die auf dem 60ha grossen Gelände verteilt sind zu bewundern. Man kann die versteinerten Jahresringe sehr gut erkennen. Es ist allerdings schon wieder sehr heiss so das wir froh sind als der Rundweg zu Ende ist. Unter dem Sonnendach stehen auch Bänke und Tische und so machen wir hier eine kleine Mittagsrast und essen was von unseren letzten Einkäufen noch übrig ist.
Trinken wollen wir auch etwas, aber da müssen wir warten bis der Guide der anscheinend auch der Barmann ist, oder umgedreht, von seiner Tour zurückkommt da nur ER den Schlüssel für die Bar besitzt. :whistle: Organisation ist hier schon noch ein Fremdwort. :S

Die Twyfelfontainlodge ist auf den ersten Blick wirklich zweifelhaft und eher eine Enttäuschung. In der Beschreibung der Lodge hiess es
„In der Planung der Lodge wurde äußerste Sorgfalt darauf gelegt, das Erscheinungsbild der Natur so wenig wie möglich zu stören. Es wurden Reetdächer, Naturstein und Farben verwendet, so dass sich die Lodge harmonisch in die bergige Umgebung einfügt.“







Stimmt irgendwie schon, aber es ist eigentlich nur eine freundliche Umschreibung der Tatsache das es hier ausser Felsen und Steinen nichts gibt :( . Die Bungalows sind eher spartanisch verglichen mit unseren bisherigen Unterkünften. :( Ok, nach der Fingerklippe mit den oppulenten Zimmern und der überwältigenden Blumenpracht ist der Kontrast sehr gross. Vieleicht sollte ich der Lodge noch eine Chance geben.

Der Pooll allerdings bekommt keine zweite Chance, er ist lieblos und ungepflegt. Voller Algen und deshalb so glitschig das man nicht stehen kann :sick: . Mein Götergatte traut sich hinein aber er ist auch der einzige. Wir ruhen uns im Schatten aus und schmunzeln über die vielen Dassies die das Gras kurzhalten und sich sonnen.
Beim Abendessen können sie aber wirklich punkten. :) Riesenauswahl und sehr lecker zubereitet. Dazu singen und tanzen sie noch und sind mit Spass dabei. Auch die Bar ist nett und gemütlich. Ausserdem haben sie billigen aber guten Whisky. :silly: :silly: Da ist unser Junior nicht zu halten. Als verantwortungsbewusste Mutter muss ich natürlich wissen was unsere Jungs so trinken. Deshalb, und nur deshalb mache ich mit. :whistle: :whistle:
Letzte Änderung: 13 Jan 2014 12:52 von Gypsy.
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20 Dez 2013 14:40 #317606
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hallo Gypsy,

ein Tipp damit fast kaum Staub ins Wageninnere kommt, hat uns ein Farmer auf
unserer 2. Tour gegeben. Davor hatten wir auch jede Menge Staub und alles
in grossen blauen Müllbeutel verpackt.
Lasse hinten einen Spalt die Schrägfenster auf jeder Seite offen.
Wir lassen uns aber trotzdem immer eine Plane vom Autovermieter geben
die wir über das Gepäck legen.
Vorweihnachtliche Grüsse sendet
Hanne
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20 Dez 2013 22:21 #317637
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  • Lil am 20 Dez 2013 22:21
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Hallo Gypsy,

wie gewohnt TOLLE Bilder, vor allem das hier :
Ich konnte ja schon vor längerer Zeit einige Kostproben deiner "sehr grünen Namibia-Bilder" bewundern, aber die besten hast du mir vorenthalten ...

Ich freue mich auf mehr :silly: :silly: :silly: .

Ganz liebe Grüsse :)
Lil
Letzte Änderung: 20 Dez 2013 22:22 von Lil.
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21 Dez 2013 22:56 #317722
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  • Gypsy am 19 Dez 2013 19:39
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@Hanne

Vielen Dank für den Tip, werde ich mir merken

@Lil

Dir würde ich doch nie bewusst etwas vorenthalten. :blush: :blush:
Werde mein Bestes geben um es wieder gutzumachen .
Sicher ist es aber verständlich das nach den Grünen Tagen an der Fingerklippe mir die vielen Steine bei Twyfelfontain sehr trist vorkamen.

Nach einem anstrengenden Tag :whistle: auf dem Weihnachtsmarkt in Trier versuche ich jetzt noch einen Tag einzustellen .

21/04 Sonntag

Ganz gemütlich beginnen wir den Tag, denn heute müssen wir nicht viel fahren wenn wir nicht wollen. Wir sind ja zwei Nächte hier.

So besichtigen wir die berühmten Felsgravuren, die bedeutensten Fundstellen von Felsbildern in ganz Namibia. Einige dieser Kunstwerke sollen über 5000 Jahre alt sein. Es ist schon beachtenswert was die Menschen damals schon fertigbrachten.
Einige dieser Zeichnungen dienen als Mitteilungsblätter oder Landkarten für die Nachfolgenden Nomadenfamilien. Andere stellen Jagdszenen oder Bilder von Tieren dar.
Teilweise wurden die Bilder sogar übermalt von nachfolgenden Künstlern.
Das wäre für uns undenkbar. Sich vorzustellen das Van Gogh seine Sonnenblumen über Leonardo's Mona Lisa malen würde. :S Schrecklich! Hier aber stört das niemand. Die Tour ist sehr lehrreich und abwechselnd.







Dann besichtigen wir noch die Organ Pipes, bis zu fünf meter hohe Basaltsäulen in einer cirka 100m langen Schlucht. Davon habe ich mir laut verschiedenen Berichten aus dem Forum nicht allzuviel erwartet. Bin aber positiv überrascht. Wenn man in die Schlucht hinuntersteigt hat man sehr schöne Ausblicke auf die Säulen.





Der verbrannte Berg dagegen ist kaum einen zweiten Blick wert, ausser vieleicht für Geologen. Sind wir aber nicht und so fahren wir weiter zu dem Damara Living Museum.



Zusammen mit den Buschleuten gelten die Damara als die „Ureinwohner“ Namibias.
Im Lebenden Museum der Damara wird nun der Versuch gestartet, die „verlorene Kultur“ der Damara zu rekonstruieren.

Wir haben lange überlegt ob wir hinfahren sollen oder lieber nicht. Ich mag keinen Menschenzoo und unsere Söhne mögen es noch weniger. Wenn man die Menschen regelrecht vorführt und ihnen ihre Würde nimmt.
Aber ein Museum ist doch etwas anderes. Freilichtmuseen gibt es auch bei uns.
Gleich am Anfang werden unsere Bedenken zerstreut. Ein sehr nettes und sehr hübsches (das freut meine 3 Mannen :whistle: ) Damaramädcher erklärt und das sie hier nicht wohnen sondern arbeiten. Abends wenn das Museum geschlossen ist gehen sie alle nach Hause und leben ihr eigenes Leben ohne das Fremde ihnen in die Kochtöpfe schauen.

Sie führt uns herum erklärt und übersetzt die einzelnen Darbietungen. Ihre Sprache ist Khoisan mit den typischen Klicklauten. Hört sich lustig an und ist sehr schwer nachzumachen. Sie will das wir es versuchen aber es klappt nicht . Sie übersetzt für uns, in sehr gutem Englisch was gesagt wird.







Bei der Sangoma, der Medizinfrau, kann ich mir aber nicht vorstellen das sie wahrheitsgetreu übersetzt denn die beiden stecken die Köpfe zusammen kichern in einem fort und reden sehr viel. :blush: In der Übersetzung heisst es dann. „Diese Pflanze ist sehr gesund“!
Hmmm! Um das zu sagen braucht es so viele Sätze und einen Lachanfall? :P

Ich glaube eher das die Beiden Bemerkungen über unsere Söhne machen und deshalb so lachen. Aber was solls, intressant ist es allemal. Und der Versuch von den Beiden aus Knochen Schmuck herzustellen ist schon witzig. :laugh: Zum Schluss tanzen sie noch alle für uns. Wir sind froh das wir hier waren, es hat sich gelohnt.



Zurück in der Lodge überlegen wir was wir noch anfangen können. Wieder an den nicht so sauberen Pool? Da lassen wir uns doch lieber überreden den Game Drive mitzumachen.
Sogar mit Ermässigung. :whistle: Wir suchen nach den wilden Wüstenelefanten im Huabriver. Da der Fluss ausgetrocknet ist fahren wir durch das Flussbett.

Unser Fahrer hat gestern abend bewiesen das er tanzen und singen kann, Autofahren gehört aber nicht wirklich zu seinen Talenten. :( Der Motor schreit jedesmal auf wenn er versucht einen anderen Gang einzulegen und durchgeschüttelt werden wir auch. Besonders dann wenn er versucht ein Schlagloch zu umfahren um dann in einem viel grösseren zu landen. :S

Aber wir finden die Elefanten. Es sind über ein Dutzend vom Babyelefant bis zur Grossmutter, von S bis XL die hier versuchen noch Fressen zu finden. Da nicht mehr allzuviel grün übrig ist reissen sie kurzerhand die kleinen Bäume aus um an die Blätter zu kommen.
Die Zeit vergeht wie im Fluge (woher kommt eigentlich der blöde Spruch denn im Flug vergeht die Zeit gar nicht so schnell. Neun Stunden Flug sind Neun Stunden. Punkt. Schluss.) Wir sehen den Tieren zu wie sie fressen, sich mit Staub bewerfen und spielen. Sehr nahe sind wir an den grauen Riesen. Eine tolle Erfahrung.















Zurück von der Tour heisst es erstmal, duschen, umziehen und zum Abendessen. Der Junior beklagt sich weil seine Kleider nicht mehr sauber genug sind. :S Aber wir sind nicht in Italien oder an der Cote d'Azur, wir sind in Afrika. Er wird es schon noch merken.
Letzte Änderung: 13 Jan 2014 12:52 von Gypsy.
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22 Dez 2013 00:25 #317726
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  • Biologe am 22 Dez 2013 00:25
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Hallo,

dass das ein Bokmakiri ist, (engl. fast wie Deutsch) muss ich wohl nicht betonen, der ist ja bekannt wie ein bunter Vogel.

Beste Grüße
B.
7x Namibia, 2x S-Afrika, ca. 45x Atlantische Inseln (Kapverden > 25x, Kanaren, Madeira, Azoren); 7x W-Afrika (Senegal, Guinea Bissau, Gambia, Sierra Leone), Marokko, Tunesien, Jemen, Madagaskar, USA, Kanada, Costa Rica, ziemlich viel ME & SE rauf und runter und kreuz und quer
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22 Dez 2013 00:55 #317727
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Hallo Gypsy,

diesen "Living Museums" begegne ich auch mit sehr großer Zurückhaltung und habe mich lange geweigert, sie zu besuchen. Inzwischen habe ich begonnen, fast jeden "Darsteller" mit Handschlag zu begrüßen und dem Chef zu sagen, dass ich nur das "abgespeckte" Programm haben möchte. Als ich das im Mai 2011 bei den Mawfe (Kongola) auch so gemacht habe, lief das wirklich gut - bis wir wieder ins Auto gestiegen sind. Da kamen sie hinterher und fingen an zu tanzen und zu singen, was ich eigentlich nicht wollte. Ich wollte, wie Du, keinen Menschenzoo. Aber was die da dann veranstaltet haben, war wirklich kein Menschenzoo, sondern Dank für unseren Besuch, für unsere Zurückhaltung, und vielleicht auch unseren Respekt. Wir haben das Auto angehalten, sind ausgestiegen und haben dieses kleine Spektakel genossen. Es war schön! Mit Handschlag und etwas (mehr) Geld haben wir uns endgültig verabschiedet.
Dieses Erlebnis hat mir verdeutlicht, dass diese Menschen, die diese Living Museums betreiben, etwas mehr machen, als nur Touristen unterhalten, sie wollen auch etwas erhalten und vermitteln.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein paar ruhige Feiertage und ein richtig schönes Jahr 2014

Beste Grüße
B.
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