THEMA: Ersttäter: 3 Wochen im Dachzelt (Juni/Juli 2011)
19 Jul 2011 20:14 #196388
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SOMMERFERIEN!!!

23.6.11
Bereits am ersten Ferientag sind wir in Frankfurt am Flughafen und schon diese Nacht geht’s nach Namibia. Die Vorfreude ist riesig, aber auch der Respekt, denn wir waren seit 20 Jahren nicht mehr auf dem „Schwarzen Kontinent“ und seit mehr als 10 Jahren nicht mehr campen.

Was ist passiert? Unsere mittlere Tochter hat uns Ende April eröffnet, dass sie ihren Auslandsaufenthalt verlängern möchte und so wurde nichts aus der geplanten „Abholaktion“. Die Älteste (gerade 18) hat die Gelegenheit genutzt und eigene Ideen verfolgt, so standen nur noch wir als „reduzierte Mannschaft“ ohne Ferienidee da. Wir, das sind Ruth und Wolfgang (Mittvierziger) mit der jüngsten Tochter Malaika (13 Jahre).

Im gemeinsamen Brainstorming kam dann schnell die Idee auf, dass eine Campingreise durch Namibia was sein könnte (die war seit dem GeoSaison Heft aus 2008 bei mir im Kopf). Also flott Flüge gecheckt (Air Namibia für € 667,- p.P.) und einen Hilux mit 2 Dachzelten angefragt (ASCO für € 88,- p.T.) mit dem Ergebnis: eigentlich gut machbar!


24.6.11
Beim Verlassen des Fliegers ein Schock: Das ist doch Afrika – aber hier hat jeder Handschuhe, Mütze und dicke Jacken an! Bei -6 °C geht es über das Vorfeld zum Zoll und dort werden erst einmal sämtliche verfügbare Kleidungsstücke übereinander angezogen. Gemeinheit! Es sind Sommerferien und wir wollen zelten! Natürlich hatten wir gehört, dass es im Südwinter in der Wüste auch mal um den Gefrierpunkt sein kann, aber doch nicht direkt bei der Ankunft und -6 °C ist deutlich unter dem Gefrierpunkt!

Obwohl wir pünktlich in Windhuk gelandet sind, hilft es uns nicht wirklich. Zwar steht der Fahrer von ASCO wie versprochen in der Halle, aber vor 7 Uhr braucht man nicht los fahren, denn das Büro öffnet erst um 7:30 …

Also genug Zeit die ersten organisatorischen Dinge zu regeln. Geld tauschen (später in der Stadt sehe ich zwar einen etwas günstigeren Wechselkurs, aber die Differenz ist gering) und eine namibische SIM-Karte kaufen (MT „Tango“ für NAD 37 incl. NAD 30 Guthaben). Dann noch einen recht ordentlichen Latte Machiatto und schon ist die Zeit vorbei.

Wir werden im Hotel UHLAND abgesetzt, das ich genauso wie die letzten Übernachtungen in Windhuk schon vorgebucht habe. Mir war es zu heikel, ohne Fahrzeug auf Zimmersuche zu sein und durch die Flugdaten stehen Zeitpunkt mit Ort sowieso fest. Mit dem Fahrer vereinbaren wir noch schnell die Abholung für den nächsten Morgen und ab geht’s zur Rezeption.

Das Zimmer ist so früh natürlich noch nicht frei, aber wir nutzen die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Frühstück und bummeln bis zum Mittag durch die Stadt. So richtig begeistern kann uns Windhuk nicht und meine Hauptaufgabe des Tages (Beschaffung einer Mobilkarte, damit unterwegs die Organisation leichter fällt) hatte ich ja schon am Flughafen erledigt. Den Rest des Tages verbringen wir dann im Hotel (für den Pool ist es trotz der wärmenden Sonne viel zu kalt, das Wasser war wahrscheinlich heute Nacht auch gefroren :dry: ) und Abends schlendern wir die 15 Minuten zu Joes Beerhouse.

Das Ambiente ist echt spaßig und der erste Geschmackstest für Zebra und Co. lässt uns für den weiteren Aufenthalt in Namibia vergnügt hoffen.

Als wir aufgegessen haben verlagern wir uns zu einem der großen Lagerfeuer und genießen den ersten Abend unter afrikanischen Sternen. Durch das Hotel hatten wir uns die Nummer eines zuverlässigen Taxiservice geben lassen (und den richtigen Preis für die Fahrt erfragt). So kommen wir auch bequem und sicher zurück zu unserer Schlafstätte.

25.6.11:
Schon vor der verabredeten Zeit kommt der Fahrer von ASCO vorbei. Ist das hier wirklich Afrika?

Die Übergabe des Fahrzeugs dauert fast 1,5 Stunden und ist sehr detailliert. Es ist das Standardfahrzeug für Namibiaurlauber: Toyota Hilux 2.5 D mit Double Cabin, Canopy und zwei Dachzelten. Der Wagen ist 13 Monate alt, hat 60.000 km auf der Uhr und ist umfangreich ausgestattet (140 Liter Doppeltank, 40 Liter Wassertank, eingebauter Kühlschrank, 2 Ersatzreifen und komplette Campingausstattung einschl. Bettwäsche – zumindest die Beste meiner Ehefrauen ist bis auf das fehlende Küchensieb zufrieden). Wir bekommen alles ausführlich erklärt und das Auto wird sorgfältig auf Vorschäden dokumentiert. Die Reifen sind fast neu und auch die Matratzen der Dachzelte sind ok.

Kleiner Exkurs zur im Forum häufig diskutierten Frage „wie fährt man auf Gravelroad“: ASCO-Empfehlung sind ein leicht reduzierter Luftdruck (- 15 bis 20 %) und 4H (also Allrad mit normaler Getriebeübersetzung). Leuchtet mir physikalisch voll ein.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die „kleinen“ Hilux bei ASCO inzwischen keine zweite Batterie mehr haben (man kann die Truhe aber dafür an externen Strom anschließen – wenn vorhanden). Wegen den Wintertemperaturen finden wir das nicht wirklich tragisch, handeln aber dafür die kostenlose Mitgabe eines Kompressors aus – man weis ja nie.

Nun aber los und nur noch schnell einkaufen (es ist ja inzwischen schon fast Samstagmittag). Nach einer weiteren Stunde „shopping“ stellt sich nun aber eine praktische Frage: wo bringt man die Lebensmittel und Kram für die nächste Woche noch unter? So ein Canopy ist mit dem ganzen Equipement (Ersatzreifen, Spaten, Werkzeugkiste, 2 Gasflaschen, Tisch, 3 Stühlen, Grill, Wassertank, Kühlbox, Kochkiste, 3 Bettwäschesäcken und unseren Taschen) doch schon verdammt voll. Wir schaffen es mit etwas Mühe und ab geht’s zum Ziel des Tages.

Etwas verunsichert durch das Forum („muss man vorbuchen oder kann man einfach so fahren?“) hatte ich Ende Mai mal bei NWR für ein fiktives Datum in der ersten Juliwoche einen Campingplatz in Etoscha angefragt. Die knappe Terminauswahl zeigte mir, dass dies auch nicht verkehrt ist und inzwischen hatte ich auch bemerkt, dass wir genau in der Zeit der Südafrikanischen Winterferien unterwegs sind. Damit es nicht am Start des Urlaubs zu Pannen kommt hatte ich deshalb die erste Campingstation bereits vorreserviert.

Unser Ziel des Tages: Bagatelle Kalahari GameRanch (267 km). Hier übrigens ein Dank an das Forum, denn ursprünglich dachte ich an den Hardap Dam als Ziel …

Die Fahrt parallel zur B2 verläuft gut, mit dem Gravel kommen wir auch gut klar und müssen deswegen immer auf das Speedlimit achten, bei 100 km/h ist Schluß (das Tempo ist auf den geraden und ebenen Strassen im Süden für mich wirklich ok). Wir sehen die ersten Tiere (Pavian, Strauß, Giraffe, Oryx und später auf der Straße noch Springbock und Schakal) und schaffen es gerade mit dem letzten Tageslicht zur Lodge. Die Tage gehen im Südwinter echt verdammt früh zu Ende (17:20h)!

Der Campingplatz mit eigenem Waschhaus ist nett und – wir sind die einzigen Camper! Beim Abendessen in der Lodge merken wir, dass auch die Zimmer nicht komplett belegt sind. Es ist noch keine Hochsaison.

Das Abendessen insgesamt enttäuscht uns etwas, nach den Kommentaren war unsere Erwartung höher und auch gestern bei Joes Beerhouse fanden wir es besser. Wir entschädigen uns mit einer zweiten Flasche südafrikanischen Rotweins, ehe wir von Pedro im offenen Geländewagen zurück zum Campingplatz gebracht werden. Seinen mitleidigen Blick verstehen wir, als wir fierend in unsere Dachzelte verschwinden.

26.6.11
War das eine kalte Nacht! Noch vor Sonnenaufgang um 6:30h treiben mich Kälte und Blase aus dem Zelt – was für eine Stille. In der Nähe grasen ein paar Springböcke und sonst nichts. Wahnsinn.

Der Toilettengang zeigt dann aber ein anderes Problem, es gibt kein Wasser. So hatte ich mir Afrika nicht vorgestellt …

Wir beginnen diesen Tag also nach Minimaltoilette mit einem Guided Walk bei dem uns Dube ausführlich die Planzen- und Kleintierwelt der Kalahari erklärt. Sehr beruhigend, dass im Winter die Skorpione im Boden vergraben sind und Schlangen meistens in Erdlöchern schlummern. Anschließend sind die Wasserleitungen aufgetaut und wir beschließen, uns auch noch für den Game Drive mit Sundowner anzumelden. Die Zeit bis dahin verbringen wir bei strahlender Sonne mit unserem ersten Braai – ja, so soll Urlaub schmecken!



Um 15:30 sitzen wir dann wieder bei Pedro in seinem offenen Geländewagen und 2 km von unserem Campingplatz springt er aus dem Auto. Leopardenspuren! Sie sind neu, denn sie sind auf seiner Fahrspur von gestern … Von seiner Vermutung, dass der Leopard nur durch die derzeit auf der Farm anwesenden Schafe angelockt wird, werden wir etwas beruhigt.

Während der Fahrt kommen wir mit einem Paar ins Gespräch, das am Nachmittag auch auf dem Campingplatz ankam. Wir verabreden uns für später am Lagerfeuer und halten mit Feuerwasser, Bier und dem vereinten Holzvorrat beider Plätze (ist bei der Bagatelle inbegriffen) unter einem phantastischen Sternenhimmel (es ist Neumond) bis Mitternacht aus.

Letzte Änderung: 05 Aug 2011 11:29 von yax. Begründung: Bilder ergänzt
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20 Jul 2011 05:43 #196408
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  • ANNICK am 20 Jul 2011 05:43
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Hallo Yax,

Trotz Kälte hört sich der Anfang euerer Reise sehr gut an!B)

Bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.:)

Es grüsst
Annick
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20 Jul 2011 06:27 #196422
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  • SpottedDrum am 20 Jul 2011 06:27
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Hallo Yax,

schönen Dank für deinen Reisebericht ...
Ich lese ja hier eigentlich alle Reiseberichte mit wachsender Begeisterung - über deinen freue ich mich aber besonders, da ihr mit dem Zelt unterwegs seit, die meisten reisen doch mit festen Unterkünften. Unsere erste Reise nach NAM im September wird auch im Dachzelt sein und so bekomme ich schon mal einen netten Einblick :)

Ich hoffe nicht, dass wir auch noch so frieren müssen - es soll dann ja Frühling sein.....:unsure:

Ich feue mich also auf deine Fortsetzung ....:silly:

LG SpottedDrum
Letzte Änderung: 20 Jul 2011 06:27 von SpottedDrum.
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20 Jul 2011 07:26 #196437
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  • panther am 20 Jul 2011 07:26
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Hallo yax,

schöner, kalter Anfang deines Berichts ;) Sind schon auf die Fortsetzung gespannt.

So wie es aussieht spart ASCO nicht nur bei dem "kleinen" Modell an der 2. Batterie, sondern auch bei den 3.0 TD Hilux Modellen. Zumindest ist auf der Seite nur noch ein Kabel für den 220V Anschluß erwähnt. Das ist für die wärmeren Reisemonate nicht sehr hilfreich :(

Gruß

Panther
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20 Jul 2011 07:32 #196438
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  • Topobär am 20 Jul 2011 07:32
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Das fängt ja interessant an. Gibt's auch Fotos?
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20 Jul 2011 10:24 #196476
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  • Fleur-de-Cap am 20 Jul 2011 10:24
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Hallo Yax,

danke für Deinen Reisebericht. Bin schon gespannt, wie es weitergeht und
würde mich auch über ein paar Bilder dazu freuen ;)

LG
Fleur
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