THEMA: Ersttäter: 3 Wochen im Dachzelt (Juni/Juli 2011)
24 Jul 2011 21:32 #197354
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  • casimodo am 24 Jul 2011 21:32
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Hallo Yax,

schöner Bericht :laugh:

Es kann schon echt sackekalt werden,wir habenim August schon zweimal morgens am Auto Eis kratzen müssen und Nacht sin der Lodge bitterlich gefroren.

Freue mich auf die Fortsetzung Deines Berichtes.

Viele Grüße
Carsten
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25 Jul 2011 13:17 #197441
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4.7.11
Die Temperatur morgens ist über dem Gefrierpunkt! Das Duschwasser ist auch schon angeheizt, da kann der Tag ja gut starten – fast, denn die Sanitäranlagen auf Ameib haben die besten Tage klar hinter sich. Es gibt für Frauen und Männer nur jeweils eine Dusche und Toilette (wie ist das in der Hochsaison? es gibt geschätzt 12 Stellplätze, also ist das dann definitiv ein Engpass). Bei den Männern kommt auch kein warmes Wasser und bei der Frauendusche ist der Duschkopf halb verstopft. Ich demontiere den Duschkopf einfach und vergnüge mich unter dem Wasserstrahl.

Wir packen flott zusammen (es ist inzwischen Routine) und so kommen wir zügig los (bei uns heißt das ungefähr 8:30h) zum Parkplatz für die Philips Cave, einer Felsmalerei auf dem Farmgelände. Man kann mit dem Auto nur in die Nähe fahren und muss dann noch gut 40 Minuten pro Strecke durch Busch und Feld wandern. Kurz vor dem Parkplatz springe ich aus dem Auto: Es sind deutliche Leopardenspuren zu sehen, die noch von keiner Fahrspur verdeckt werden! Vertrauen wir mal darauf, das das Tier in der Nacht Jagderfolg hatte und keinen Appetit auf uns hat.

Es ist schon ein besonderes Erlebnis, mit dieser leichten Anspannung durch den Busch zu wandern, schließlich auf einen Felsen zu klettern und dann vor Felszeichnungen zu stehen, deren Bedeutung, Alter und Herkunft nicht genau erklärbar sind. Die Zeichnungen mögen nicht die Schönsten, Größten, Meisten oder Buntesten sein - für uns sind es die Ersten und in dieser Umgebung einfach magisch!









Erst Mittags kommen wir dann endgültig von der Ameib Ranch los und stoppen in Omaruru, damit wir vor Etosha unsere Vorräte wieder aufgefüllt haben. Der Ort macht einen ausgesprochen netten Eindruck und schräg gegenüber von SPAR entdecken wir das Cafe „Sand Dragon“ mit seiner schattigen Terrasse. Da kann man doch gar nicht anders, als zum Lunch zu bleiben …

Zum „Sand Dragon“ sind bei uns ein paar Fragen offen geblieben:
- Warum sind auf der Herrentoilette eine Dusche und auf der Frauentoilette eine Badewanne eingebaut (beides übrigens sehr originell und gepflegt)? Nach dem was wir herausgefunden haben, kann man dort weder übernachten noch campen.
- Ist es ein soziales Projekt zur Wiedereingliederung oder Schulung? Schon die Bestellung war ein besonderes Vergnügen. Unsere Bedienung hat unsere Bestellung auf einem Zettel notiert, kam dann aber zur Rückversicherung (sie hatte doch alles notiert …) noch einmal zurück und als meine Frau zur Toilette ging wurde sie ein drittes Mal um die Bestätigung der Bestellung gebeten. Dass die Essen am Ende doch nicht stimmten versteht sich von selbst, aber da hat man ja als Europäer im Urlaub etwas afrikanische Gelassenheit.

Nun wird es aber wirklich Zeit, dass wir uns auf den Weg nach Norden machen (das Bezahlen im Sand Dragon nimmt auch Extrazeit in Anspruch. Unsere Bedienung hat die ganze Bestellung noch einmal ordentlich aufgelistet, eine zweite Kraft suchte dann aus der Speisekarte die Preise heraus und addierte das zwei Mal mit dem Taschenrechner. Dieses Ergebnis wurde dann von einer weiteren Kollegin erneut zusammen addiert und an den Kassierer weitergereicht. Erst nachdem dieser sich eigenhändig von der korrekten Addition der Rechnung überzeugt hatte wird mein Geld angenommen. Meine afrikanische Gelassenheit geht langsam flöten, denn wir haben noch gut 250km bis Etoscha vor uns …).

Nach den Erfahrungen mit dem KTP wollen wir Morgen rechtzeitig in den Etoscha-Park einreisen, damit für die 90km vom Anderson Gate nach Halali genügend Zeit zur Tierbeobachtung und den einen oder anderen Schlenker bleibt. Telefonisch haben wir uns schon am Vormittag beim Etoscha Safari Camp einen Platz reserviert, das wir nun aber zeitlich knapp. Tanken und Geld abheben verschieben wir aus Ungeduld auf Outjo, was sich später als Fehler herausstellt.

Bei der FNB-Filiale in Outjo (dort geht der ATM mit der Mastercard, Bank of Windhoek geht nur mit Visa und die Geheimzahl habe ich vergessen) ist der ATM von vielen Afrikanern umlagert und vor mir scheitert ein Urlauber ohne genaue Ursache. Mir wird es zu heikel und ich gehe fest davon aus, dass es in der touristischen Topdestination von Namibia einen sicheren ATM gibt (im KTP steht der in Twee Rivieren). Tanken lassen wir dann auch bleiben, denn ohne Bargeld geht nichts – wieso war das eigentlich in dem gottverlassenen Ort Gochas überhaupt kein Problem mit der Kreditkarte?

Wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit schauen wir uns kurz hinter Outjo dann bereits zwei Campingplätze an (die Namen habe ich vergessen), die uns aber nicht zusagen. Was soll’ s: „wenn schon, denn schon“ und so erreichen wir mit dem Sonnenuntergang Etosha Safari Camp. Schade, heute also kein Sundowner. Auf dem Campingplatz herrscht zu unserem Verdruss europäische Ferienstimmung. Wir haben 9 Italiener als Nachbarn (sie kamen mit uns an: Bei uns war alles aufgebaut und das Braai vorbereitet, als sie unter dauerhaftem Palaver begannen das erste Zelt aufzurichten) und etwas weiter stehen vier junge Deutsche, die mit Technosound aus dem Auto den Platz beschallen.

Klasse bei Etoscha Safari Camp ist die Bar (sehr kreativ gestaltet und witziges Personal) und der angrenzende Curio-Shop hat einige originelle Dinge (auch aus regionalen und sozialen Projekten) im Angebot. Als Ruth und ich von den Absackern (es zog uns nicht zum Stellplatz, also hatten wir ja Zeit) an der Bar zu unserem Platz zurückkehren, sind die Italiener endlich fertig (die Deutschen hatten auf unsere Bitte die Musik vorher schon heruntergedreht) und so haben wir letztendlich ein ruhige Nacht.

Im Fazit ist Etoscha Safari Camp unsere einzige „Panne“ bei den Campingplätzen. Die Sanitäranlagen sind knapp ausgelegt und nur mäßig gepflegt, es ist laut und eng, die vorhandenen Grills sind teilweise defekt und es sind auch nicht genügend Grills. Einzig die nette Bar und die Lage kurz vor dem Anderson Gate sprechen dafür, dass man dort übernachtet.


5.7.11
Ein Höhepunkt jeder Namibiareise steht bevor: Etoscha!

Wir schaffen es diesmal sogar etwas früher als sonst unseren Wagen startbereit zu haben (der morgendliche Palaver der Italiener hat uns aus dem Schlafsack getrieben) und um 9 Uhr stehen wir am Anderson Gate. Niemand kommt raus, also gehe ich in das Office hinein: die Dame ist mit ihrem Handy beschäftigt und raunzt mir nur ein “fill out the form“ zu. Das würde ich auch gerne machen, denn ich will in den Park – aber die vor mir liegende Schreiblade ist leer. Ich wage also eine Bemerkung und werde abermals ohne weitere Reaktion mit “fill out the form“ abspeist, der Ton ist allerdings noch etwas ungnädiger. Nun halte ich Ihr die leere Schreiblade hin und sie wird so weit abgelenkt, dass sie den Fehler bemerkt und mir kommentarlos das Formular dazu aushändigt. Ich trage alles in das Permit ein und ohne einen Blick vom Handy zu heben erhalte ich von der Parkwächterin die erforderliche Unterschrift. Na also, geht doch!

Schon nach wenigen Metern müssen wir wegen kreuzenden Zebras und Giraffen unseren ersten Stop einlegen. Das fängt ja gut an … unsere Erwartung für die Wasserlöcher steigt.

In Okaukejo versuche ich das Permit zu bezahlen, aber die Kartenlesegeräte gehen nicht und einen ATM gibt es nicht. Um die Bargeldbestände weiter zu schonen (getankt habe ich ja noch immer nicht) verabrede ich, dass wir am 7.7. auf der Fahrt von Halali zum Dolomite Camp noch einmal hereinschauen und das Permit dann bezahlen.

Gemütlich tuckern wir nun über OLIFANTSBAD (bei dem wir keine Elefanten sehen) in Richtung Halali.

Die großen Herden an Springbock, Zebra und Gnu begeistern uns. Dazwischen gibt es Schakale, Warzenschweine, Giraffen und viiiiele Vögel,



so wird es auch auf den Strecken zwischen den Wasserlöchern eigentlich nicht langweilig. Etwas erstaunt sind wir, dass zumindest in diesem Teil vom Park nur sehr wenige Besucher unterwegs sind – die von uns befürchteten Busse sehen wir gar nicht (ja, wir haben auch HUMMELDUMM gehört und die Reiseberichte im Forum gelesen).

Schon am frühen Nachmittag erreichen wir Halali, checken ein und suchen uns einen schönen Stellplatz aus (die meisten Besucher sind ja noch auf Pirsch). Während die Frauenfraktion beschließt nun doch einmal den Pool zu testen (es ist heute richtig warm!) schlendere ich mit meinem Buch zum campeigenen Wasserloch.

Im Forum hatte ich eigentlich immer nur Begeisterung über das Wasserloch von Okaukejo gelesen, während Halali eher schlecht weg kam. Von daher sind meine Erwartungen gering, aber die schöne Anordnung im Dolomitfelsen und der offene Blick nach Westen begeistern mich. Auch wenn kein Tier kommt, das ist ein toller Platz zum schmöckern oder einfach seinen afrikanischen Gedanken nachhängen. Herz was willst Du mehr?

Vielleicht doch mal das eine oder andere Tier? Bei Halali brauche ich dafür etwas Geduld (da der Platz an sich schön ist, ist das eigentlich kein Opfer) und – schwups taucht nach 40 Minuten ein Nashorn auf.


Na, ist das ein Glück! Vielleicht auch nicht, denn nach dem Abendessen sitze ich (mit Frau im Arm und Rotwein im Becher, mir gefällt der Platz immer besser) eine knappe Stunde da und – es kommen drei Nashörner vorbei. Vor dem Schlafen gehen mache ich noch einen letzten Abstecher zum Wasserloch und diesmal steht ein Nashorn direkt vor den Felsterrassen.

Kein schlechter Start für Etoscha, mal sehen was die nächsten Tage bringen.

6.7.11

Noch vor dem Sonnenaufgang bin ich mit Malaika wieder am Wasserloch, es tut sich … nichts. Nach einer guten halben Stunde wird es uns zu kalt und der Magen knurrt - gehen wir also erst einmal frühstücken. Beim Weggehen bemerken wir eine Bewegung in den Büschen und entdecken eine Tüppfelhyäne, die auf dem Weg zur Tränke ist.



Na, klappt doch mit den Tieren! Es zwar nicht viel los (es gibt keine Tierherden), aber dafür sind es besondere Besucher und man hat immer einen freien Blick.

Nach dem Frühstück ärgern wir uns mal wieder über die Dachzelte, denn vor dem Start in den Park müssen wir wieder fast alles zusammenräumen und verstauen. Wir haben zwar das Zelthandling inzwischen flott drauf (am Vorabend hatten wir die Aktion gefilmt und unsere Südafrikanischen Nachbarn waren baff: knapp 2 Minuten pro Zelt!), das Verstauen in den Taschen und hinterher im Canopy ist und bleibt aber immer eine zeitfressende Aufgabe.

Wir kommen also wieder als Nachzügler vom Platz und haben die ersten Wasserlöcher wie gewohnt für uns allein. So bummeln wir in Richtung Namutoni mit der Idee, dort eine Lunchpause zu machen. Doch schon bald ist klar, das wird Zeitstress und da wir ja unsere gesammelten Vorräte sowieso im Auto haben planen wir auf einen Picknick um. Das bringt uns endgültig die innere Ruhe, um die Tiere lange und ausgiebig zu beobachten, es ist einfach traumhaft!




Als nicht so traumhaft stellen sich die Picknickareale und Toiletten in Etoscha heraus. Da hatten wir auf Grund der Erfahrungen im KTP etwas anderes erwartet, vielleicht sollte die Parkverwaltung mal mit ihren südafrikanischen Kollegen darüber sprechen. Die haben mit Sicherheit eine Menge Tipps …

Zum Sundowner sind wir zurück an „unserem“ Wasserloch in Halali. Anscheinend hat sich der gestrige Nashornbesuch herumgesprochen, denn es sind deutlich mehr Touristen da. Diesmal gehen wir aber alle leer aus, bis auf den tollen Sonnenuntergang. Mich stört es nicht, denn auch diesmal hatte ich meine liebsten Begleiter dabei (meine Frau, ein gutes Buch und Bier statt Rotwein). Später am Abend (nach unserem Braai) konnten wir dann noch eine Giraffe und einen Impalabock beobachten, was in der Stille schön war aber natürlich mit dem Vortag nicht zu vergleichen ist.
Letzte Änderung: 05 Aug 2011 12:29 von yax.
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25 Jul 2011 15:01 #197455
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yax schrieb:
Es gibt für Frauen und Männer nur jeweils eine Dusche und Toilette (wie ist das in der Hochsaison? es gibt geschätzt 12 Stellplätze, also ist das dann definitiv ein Engpass).

Das ist doch super! Ein solch gutes Verhältnis zwischen Stellplätzen und Duschen/Toiletten wirst Du in Europa nirgends finden.
Letzte Änderung: 25 Jul 2011 15:01 von Topobär.
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25 Jul 2011 16:36 #197481
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Hallo yax,

irgendwie hab ich deinen Bericht erst heute gefunden und lese ab jetzt gern mit.

Mir ging es ähnlich beim Anblick der High-Tech-Ausrüstung der Südafrikaner, das erste was wir anschaffen wenn wir denn irgendwann mal unserern Wohnsitz ans Kap verlegen ist ein Echo-Trailer, die Preisliste habe ich vorsichtshalber schonmal hier liegen....

Freue mich ebenfalls auf die Fortsetzung.

Sasowewi
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26 Jul 2011 16:15 #197604
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7.7.11
Heute steht eine lange Etappe durch den Park an und wir haben seit 900 km nicht mehr getankt. Ich wollte gestern zwar etwas von unserem Restbargeld in Diesel investieren, zu meinem Schreck ist die Tanke von Halali aber ausverkauft. Die Aussagen über sie Situation in Okaukejo sind unterschiedlich. Während das Office sagt „Diesel only at Namutoni“ erzählt mir mein Nachbar, dass er gestern in Okaukejo getankt hat. Leider hat er keinen Reservekanister …

Wegen der Fahrzeit nach Dolomite Camp im Westen des Parks (von Halali mindestens 240 km) ist für uns der Abstecher nach Namutoni (zusätzlich 140 km) nicht machbar. Wir müssen also hoffen, dass wir in Okaukejo tanken können, sonst bleibt uns nur der Umweg über Outjo und dann über das Galton Gate nach Dolomite Camp.

Es gibt Diesel in Okaukejo, doch leider kann man die Parkgebühr noch immer nicht mit der Karte bezahlen. Was hilft’s, wir handeln etwas an der Permitgebühr und können dann noch fast 60 Liter Sprit tanken. Das gibt uns wenigstens die Sicherheit, die von mir erhoffte Tour durch den eigentlich gesperrten Westteil des Parks machen zu können. Jetzt sind wir zwar blank, aber auf Dolomite Camp wollen wir erst mal alles aufs Zimmer schreiben lassen und uns dann dem Problem am Ende stellen. Ein Vorteil von Afrika ist ja: es gibt immer eine Lösung!

Etwas verwirrt bin ich von der Reaktion auf meine Frage, ob ich noch ein besonderes Papier für die Tour nach Westen brauche. Die drei Damen hinter dem Schalter von Okaukejo verneinen erst, diskutieren dann und eine kommt auf die Idee, dass man einen neuen Stempel hat. Nach der Suche in verschiedenen Schubladen kommt ein noch original verpackter TRODAT-Stempel zum Vorschein. Er wird allgemein inspiziert und hat anscheinend eine Datumsfunktion, an der Jede etwas rumstellen darf. Nun wird meine NWR-Buchungsbestätigung für Dolomite gestempelt, aber mit dem Ergebnis ist man nicht zufrieden (das Datum ist kompletter Nonsens). Also stempelt man noch ein paar Mal auf die Bestätigung – und was Wunder: das Ergebnis bleibt unbefriedigend (klar, man hat auch nichts mehr am Stempel verstellt …). Es gibt wieder allgemeine Diskussion und die Dame in Uniform beschließt, dass dieser Stempel auf mein Parkpermit muss und dort schreibt sie das Datum von Hand rein. Na also – geht doch!

Inzwischen haben wir unseren Startvorteil vom Morgen (wir sind in Halali um 7:36 h los!) aufgebraucht und es ist 10 Uhr, als wir durch das Tor von Okaukejo rollen und am Wegweiser zum neuen Dolomite Camp abbiegen. Uns reicht die Zeit, denn die 170 km sind noch immer bequem bis zum Sonnenuntergang zu schaffen.

Wir sehen auch hier nur wenige andere Autos (immerhin ist diesmal auch ein Bus dabei) und schon bei LEEUBRON treffen wir auf ein Rudel Löwen, das es sich im Schatten der Büsche bequem gemacht hat.

So richtig Aktion bieten die Könige um diese Uhrzeit leider nicht, aber dafür können wir sie auf kurze Distanz beobachten. Bis zum letzten „regulären“ Wasserloch OZONJUITIJ M´MBARI brauchen wir gut 2 Stunden und sind gespannt, was uns danach erwartet.

Es geht eigentlich wie gewohnt weiter (an den Wasserlöchern ist das friedliche Zusammenleben der vielen verschiedenen Tierarten faszinierend), wobei wir einige Wasserlöcher nicht finden bzw. sie sind nur als leichte Senken im hohen Gras erkennbar.



Auffallend ist, dass die Tiere scheu werden und ihre Aufmerksamkeit sowie Fluchtdistanz zunehmen. So wird das Fotografieren schwieriger, aber das Naturerlebnis entschädigt uns dafür vollkommen. Ab der Gabelung bei OLIFANTRUS ist dem Weg auch anzumerken, dass er wenig befahren wird. Die Pad ist leicht bewachsen und die Büsche wachsen hinein, so dass nur eine Fahrspur übrig bleibt. Das ist kein Problem, denn nur direkt im Bereich des neuen Dolomite Camp begegnen überhaupt anderen Autos.

Bei OLIFANTRUS haben wir das Glück, dass unmittelbar neben der Fahrspur ein Leopard im Gras liegt. Er muss anscheinend genauso wie wir erst überlegen, was diese Begegnung bedeutet und wie man sich nun am Besten verhält (wir denken zuerst an einen Gepard, da wir Leoparden um diese Uhrzeit auf den Bäumen vermuten und nicht im Gras). Das bringt uns ausreichend Zeit zum Gegencheck in unserer Bildmappe (sind Geparden so groß?) mit dem Ergebnis: Wir sehen einen Leopard!


Und das wirklich lange, denn wir werden anscheinend nur als „lästig“ eingestuft und so geht man nach einiger Zeit langsam parallel zur Straße ins Gebüsch. Erst als wir dann noch immer nicht verschwinden zieht er weiter und wir verlieren ihn im hohen Gras.

Trotzdem wird NOMAB unser Lieblingswasserloch des Tages. Es liegt in einer offenen Grasebene und wirklich überall sind Herden von Tieren. Da die Strasse kaum benutzt ist, wird diese von den Tieren wie selbstverständlich mit einbezogen.


Sobald man sich mit dem Auto nähert entsteht Aufmerksamkeit und bei langsamer Weiterfahrt kommt das ganze Bild in Bewegung. Man „taucht“ ein in diese Menge an Wildtieren, denn hinter dem Auto wird die Strasse wieder zum Lebensraum der Tiere. Es ist unbeschreibbar.

Entspannt und glücklich erwarten wir nun die neue Lodge des NWR, deren Gebäude oberhalb des Wasserloch DOLOMIETPOORT (das man übrigens nicht mehr anfahren darf) auf einem Felsrücken verteilt sind.


Am Fuß des Felsen kommen wir an schattigen Autostellplätzen vorbei, aber wegen dem Gepäck fahren wir erst einmal den schmalen Zuweg zur Rezeption hinauf.

Es ist ein ausgesprochen freundlicher Empfang und man wartet geduldig, bis wir unsere Taschen sortiert und zusammengestellt haben. Diese werden zur „Lobby“ getragen (das ganze Camp besteht aus in den Berg integrierten Holzplattformen, die mit Zeltplanengebäuden bebaut sind) und während ich das Auto zum Parkplatz bringe (der Campjeep wartet dort bereits auf mich) checken Ruth und Malaika schon ein.

In der Lobby werden wir noch einmal begrüßt (diesmal mit Cocktail) und auf eine Besonderheiten hingewiesen. Dolomite Camp ist (noch) nicht eingezäunt und die 20 Chaletplattformen sind weitläufig über den Bergrücken verteilt Deshalb soll man nach Einbruch der Dunkelheit nur mit Begleitung des Personals unterwegs sein (der Nature Guide erzählt mir später, das bereits eine Löwin in der Rezeption war und auch die Bauleute Begegnungen mit einem Löwenrudel hatten. Er vermutet, dass durch die lange Abwesenheit von Menschen in diesem Parkteil besonders die Raubtiere derzeit neugierig auf diesen neuen „Bewohner“ sind).

Wir sind von dem Personal und dem Ambiente so hingerissen, dass wir direkt nach der Möglichkeit für eine Verlängerungsnacht fragen. Zu unserem Glück ist das Camp erst ab Mitte Juli voll gebucht und so freuen wir uns auf einen Entspannungstag im Luxuscamp.

8.7.2011
Schon der morgendliche Blick aus dem Bett überzeugt mich: Hier will ich heute nicht weg!



Irgendwann kommt doch der Hunger und wir schlendern über den Felsenpfad zum Restaurantpavillion. Dort erwarten uns bereits die freundlichen Geister von gestern Abend (hatte ich schon erzählt, wie nett und lecker das Dinner war?) und vor lauter Fragen, wie wir geschlafen haben („very well“), ob uns das Frühstück schmeckt („delicious“), wir noch offene Wünsche haben („no“) oder uns sonst irgendetwas zu unserem Glück fehlt („no“) wird fast unsere Rührei kalt. Heute werden wir uns verwöhnen lassen und unser Auto bekommt frei!

Der Tag wird verbummelt, gelesen, Postkarten geschrieben, am Pool gelegen, mit den Angestellten gequatscht (am Tag sind wir die einzigen Gäste im Camp) und unsere Tochter macht einen Deutsch-Namibischen-Spontanworkshop zum Thema „Serviettenfalten“.


Nach 12 Reisetagen tut ein solcher Pausentag der Seele gut und die Eindrücke der letzten Tage können etwas aufgearbeitet werden.

Ich nutze die Hilfsbereitschaft der Rezeptionistin Eileen und versuche unsere nächsten Reisetage zu klären. Ursprünglich hatte ich die Idee, aus dem Westtor des Etoscha über Opuwo bis zu den Epupa Falls zu fahren. Nun sind aber weder unser Tank noch unsere Kühlbox ordentlich gefüllt (der ist wegen der fehlenden zweiten Batterie der Tag in der Lodge nicht so gut bekommen, denn es gibt bei den Parkplätzen keinen Stromanschluss), unsere Bargeldbestände sind am Ende und das Wochenende steht vor der Tür. Wenn in Opuwo der Geldautomat streikt bzw. der Supermarkt oder die Tanke schon zu haben stecken wir dort erst einmal fest, denn für die Rückfahrt reicht es dann nicht mehr.

Ich entscheide mich für Alternativideen (was in Namibia nicht wirklich schwer ist, denn bisher war es überall schön). Damit brauchen wir uns auch auf keinen Fall mehr um Malaria Gedanken zu machen, denn bisher war es zu kalt und wir haben noch keinen Mosquito gesehen.

Eileen versucht bei der Palmwag Lodge für den Samstag einen Campsite zu reservieren, wir bekommen zum ersten Mal auf der Reise ein „sorry, fully booked“ zu hören. Wir können zwar in der Lodge unterkommen, aber campen ist nicht drin. Ein kurzer Check meiner Unterlagen bringt auch keine vernünftige Alternative, denn als Ersttäter in Namibia habe ich meiner Frau versprochen keine Wilderness Campsites anzufahren und auch das Team von Dolomite Camp hat nur noch einen Vorschlag aber der ist auch bis Montag ausgebucht. Ist das nun die Hochsaison?

Im Vertrauen auf Afrika („es gibt immer eine Lösung“) breche ich die Suche nach dem weiteren Reiseplan ab und wende mich wieder den schönen Seiten des Lebens zu


(obwohl der Pool verdammt kalt ist – brrrrrrrrrrr). Der Tag klingt dann wieder ganz entspannt am gemeinschaftlichen Lagerfeuer aus, wir können uns da glatt dran gewöhnen.

Letzte Änderung: 05 Aug 2011 12:34 von yax.
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26 Jul 2011 18:42 #197620
  • etosha-micha
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  • etosha-micha am 26 Jul 2011 18:42
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Hallo yax,

seit wann hat denn das neue Dolomite Camp geöffnet.
Letztes Jahr war am Wasserloch OZONJUITIJ M´BARI Schluß mit der Weiterfahrt.
Das klingt ja sehr verlockend. Das habe ich mir in meiner Map of Etosha gleich markiert.

Deine afrikanische Gelassenheit gefällt mir.
Bin gespannt, wie's weiter geht

Gruß
Micha
LG
Micha
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