14.Tag: 29.04.2011
Sesriem - Rehoboth
260,1 km
Wenn wir gewusst hätten, was heute so alles passiert, wären wir wohl gar nicht aufgestanden, sondern im Bett liegen geblieben… Anfangs dumm gelaufen, später dennoch Glück gehabt???
Eigentlich begann der Tag recht normal. Gemütlich aufstehen, alles zusammenpacken und im Auto verstauen und noch einmal das Auto volltanken für die letzte längere Etappe. Bargeld hatten wir ja nun wieder

Wir checkten im Desert Camp aus und dann ging es erstmal Richtung Solitaire. Wie immer hatten wir uns einen „Ort“ vorgestellt und wie immer war es eine Tankstelle, eine Lodge und eine kleinere Ansammlung von Häusern

Wir genossen die schöne Landschaft und nach ein paar Kilometern bogen wir auf die D1275 zum Spreetshoogte Pass ab. Nachdem was wir in den Reiseführern über den „Pass der Pässe“ gelesen hatten, waren wir ganz aufgeregt. Die Zickzack-Pad sahen wir schon aus der Ferne und oben angekommen, legten wir mit traumhafter Aussicht einen kleinen Picknickstopp ein. Wow, wir waren froh diese Strecke gewählt zu haben, so schön konnte die Landschaft an den Alternativrouten gar nicht sein!!!
Auch hier oben musste es die letzten Tage geregnet haben, denn immer wieder floss Wasser die Berghänge hinab und lief über die Pad. Manchmal mussten wir kleinere Flussläufe durchqueren, die kristallklares Wasser führten. Es erinnerte hier so gar nicht an „Afrika“.
Doch je weiter wir fuhren, desto mehr wurde das Wasser und aus gut zu durchquerenden Bächen wurden tiefe, matschige Passagen. Aber auch diese waren irgendwie zu bewältigen, auch wenn es schon ein ungutes Gefühl war, die Steine, die man nicht sah, am Unterboden kratzen zu hören… Irgendwann sahen wir einen kleinen Lastwagen, der wohl bei einer der Querungen beschädigt wurde, zumindest fing eine Plastikwanne das herauslaufende Öl auf… Kurz darauf kam dann der Teil der Strecke, wo ich schon zum Umkehren bereit war, aber wieder die ganze Strecke zurück??? Wieder durch all diese matschigen Löcher??? Einen riesigen Umweg fahren??? Nein, wir versuchten es erneut und juhu, wieder ein Matschloch bewältigt!!!
Uuups, was war das? Ein LKW und ein Pferdefuhrwerk mitten auf der Straße. Straße??? Hmmm, ich weiß nicht, ob man das noch so nennen konnte. Tja, jetzt war hier alles vesperrt, also war Warten angesagt. Doch es tat sich lange Zeit nichts. Wir mussten auf die andere Seite, egal wie, oder doch umdrehen und den ganzen Weg wieder zurück fahren??? Die Einheimischen machten uns Mut die „Durchquerung“ zu versuchen, denn schließlich hätten wir einen 4WD und würden sicherlich hindurch kommen. Weit kamen wir nicht…. Ich weiß nicht, was „dümmer“ aussah, der LKW im Schlamm, das Pferdefuhrwerk links daneben oder wir in unserem Amarok??? Oder etwa alle drei zusammen??? Nichts ging mehr, weder vor, noch zurück. Mindestens 10 Leute versuchten, uns irgendwie hier heraus zu schieben, nichts ging. Meine Tür war auch nicht mehr zu öffnen, gefangen im Amarok

In diesem Moment musste ich an Puschel denken, und hoffte, sie würde auch für uns eine Kerze im Kölner Dom anzünden, sollten wir hier irgendwie wieder aus dem Matschloch heraus kommen. Doch wie??? Hier mitten in Namibia, nichts weit und breit und das Handy hatte auch keinen Empfang… Den Flug für den nächsten Tag hatte ich schon abgeschrieben, denn laufen war zu weit

So beschloss ich doch irgendwie aus dem Auto zu kommen, schob mit der Tür den Schlamm beiseite und schälte mich aus dem Auto… hinein in eine wunderbar schlammige Masse, die mir fast in die Schuhe lief. Ich wählte den Weg durch die sumpfige Graslandschaft, um wieder auf trockenen Boden zu kommen. Irgendwelche Schlangen oder sonstige Tiere? Lieber keinen Gedanken daran verschwenden und mittendurch! Und wen hörte ich auf einmal? Unseren Nachbarn aus Bitterpan, den wir vor einer Woche dort kennengelernt hatten!!! Seinen ersten Satz werde ich wohl nicht mehr vergessen: „Ja, was macht´s ihr denn da?“ DAS frage ich mich auch gerade! Wir unterhielten uns kurz, denn er stand mit dem Auto auf der anderen Seite und checkte gerade die Lage, wie er hier durchkommen könnte. Doch mit drei „Feststeckenden“ gabs keine Chance. Ich stellte mich gedanklich schon auf den langen Umweg ein den wir zurück fahren müssten, sollten wir überhaupt noch einmal hier heraus kommen… Doch ja, das Glück ist mit den Dummen! Dummerweise festgefahren, aber es kam irgendwoher, hier mitten in Namibia, ein riesiger Bagger, juhu!!! Das Pferdefuhrwerk war mittlerweile freigeschaufelt und die Pferde standen am Rande der Pad. Der Bagger lud auf die vordere Schaufel jede Menge Erde, damit er genug Grip hatte, den großen LKW herausziehen zu können. Es gelang! Dann waren wir an der Reihe. Ich bin noch immer den Männern dankbar, die komplett in diesem Matsch lagen, um das Seil an der Achse zu befestigen, damit uns der Bagger heraus ziehen konnte. Juhu, auch das klappte!!!
Unser Nachbar aus Bitterpan wollte sodann den Versuch wagen, auf unsere Seite zu fahren. In der tiefen Spur, die der LKW hinterlassen hatte, bretterte er, wieder einmal in einem Affenzahn, hindurch und kam „hüpfend“ auf unserer Seite an. Das nächste Auto blieb jedoch gleich wieder in der Mitte stecken und musste vom Bagger herausgezogen werden. Nun kam die große Entscheidung. Noch einen zweiten Versuch wagen oder doch umdrehen und vielleicht dort irgendwo steckenbleiben??? Hier war Hilfe und man ermutigte uns, es erneut zu versuchen. Ich wählte den Fußweg durch den Schlamm

Noch einmal in der Mitte stecken bleiben, ne das brauche ich nicht. Glücklich auf der anderen Seite hoffte ich, dass mein Mann irgendwie das Auto hier her fahren würde. Es gelang! Das Auto sah zwar nicht mehr aus wie „unser Amarok“ sondern eher wie ein „Schlammmobil“, aber das war in dem Moment egal. Wir waren glücklich und das nächste Auto steckte sogleich wieder fest. Ich glaube, der Baggerfahrer hatte an jenem Tag noch sehr viel zu tun, denn es kamen uns noch einige Autos in diese Richtung entgegen…
Die Einheimischen gaben uns noch ein paar Tipps für die nächsten „Flussquerungen“ und es waren auch wirklich nur noch wenige etwas heikle Passagen durch Wasserläufe, nicht mehr durch Schlammlöcher, zu bewältigen, juhu! Immer wieder sahen wir an der Seite der Pad große Seen. Wie schön ist doch Afrika!
Als wir nachmittags schließlich das Lake Oanob Resort erreichten, waren wir schon ein bisschen erleichtert. Auf dem Gelände gibt es ja einen 4X4-Trail, den wir eigentlich fahren wollten, doch für heute war unser Verlangen nach solchen Fahrten mehr als bedient. Nur noch auspacken, unsere Sachen flugfertig verpacken und den Sonnenuntergang über dem Lake Oanob genießen! Vor ein paar Stunden sah ich mich noch im Nirgendwo übernachten. Zum Putzen unserer Schlammschuhe opferten wir dann noch eine Zahnbürste, denn sonst hätte Air Namibia uns sicherlich nicht mitgenommen

Nachdem uns ja den ganzen Tag der Hunger echt vergangen war, kam er jetzt langsam zurück. An der Rezeption fragten wir noch einmal nach dem Weg zum Restaurant. Freundlich erklärte man uns diesen, ausdrücklich mit dem Zusatz: „Unten am See rechts auf den Parkplatz, auf keinen Fall links, denn dort ist das Wasser!“ Unten angekommen zeigte der Wegweiser nach links… Hmmm, ob das wohl ein Witz sein soll????? Naja, wir fuhren rechts herum und parkten. Am nächsten Morgen sahen wir im Hellen, wo wir wohl gelandet wären, wenn wir dem Schild gefolgt wären…
Auf alle Fälle genossen wir den Abend hier im Lake Oanob Resort, nicht irgendwo in einem Schlammloch mitten in Namibia!!! Ich bestellte mir den ersten Rock Shandy meines Lebens, nachdem Puschel ja so oft davon geschrieben hatte, und es schmeckte herrlich! Das Essen war vorzüglich und im Schlammloch hätten wir sowieso nur noch ein paar übrig gebliebene Kekse gehabt

Allerdings gab es an diesem Abend doch noch ein negatives Erlebnis im Restaurant

Am Nachbartisch saßen zwei deutsche Ehepaare, die sich einfach unmöglich aufführten… Nähere Einzelheiten erspare ich lieber… Auch wenn wir eigentlich nichts damit zu tun hatten, schämten wir uns als Deutsche hier… Wieso reist man nach Namibia oder auch in andere ferne Länder, wenn man alles so haben möchte wie zuhause??? Unbegreiflich…. Die Angestellten hier waren so nett, zuvorkommend und höflich!
Nach einer holprigen Rückfahrt (brauche ich das wirklich heute noch einmal?) zurück zu unserer Unterkunft, ließen wir diesen ereignisreichen Tag bei dem letzten verbliebenen Bier und dem letzten Glas afrikanischem Rotwein ausklingen… Morgen geht es zurück nach „Good old Germany“…
Liebe Grüße
Kathy & Marco