THEMA: 50 Tage NamBots - Sept. - Okt. 2009
14 Nov 2009 11:20 #120677
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Hallo Thomas,
ein Vorwurf sollte das eigentlich nicht sein!!! Du hast vollkommen Recht, dass man sehr wenig Informationen bekommt. Die Beschilderungen dort kann man auch vergessen. Es gibt ja auch Leute, die das Deadvlei gesucht und erst gar nicht gefunden haben. So ein kleiner Plan vor Ort wäre zur Orientierung nicht schlecht! Da gäbe es dringend Handlungsbedarf!!! :woohoo:
LG Heidi
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14 Nov 2009 11:30 #120680
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Hallo Heidi

Hab's auch nicht als Vorwurf verstanden sondern wenn schon als konstruktive Kritik. Und immerhin sehe ich so, dass mein Tagebuch gelesen wird und Gefallen findet :lol:

Thomas
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

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14 Nov 2009 12:46 #120691
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Hallo Thomas!
Ich lese Dein Tagebuch sehr gern, es ist anschaulich durch die vielen beigefügten Fotos.
Beginne meine Reise in zwei Wochen, fahre aber gegen den Uhrzeiger.
Danke, Uwe
und dann noch diese Lebensweisheit aus Afrika: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!
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19 Nov 2009 00:24 #121196
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Da hier alle so fleissig sind, muss ich wohl auch ;)

Dienstag, 15. September 2009 / Sesriem - Swakopmund
Der Wecker wäre auf 07:30h gestellt, aber wir erwachen eine halbe Stunde früher und fangen an, zusammenzupacken. Frühstück wird aufgeschoben: wir wollen uns doch in Solitaire den berühmten Apfelkuchen nicht entgehen lassen!

Etwas nach 08:00h sind wir bereit und fahren Richtung Solitaire, wo wir eine gute Stunde später eintreffen. Wenn uns bisher Touristen nur in homöopathischen Dosen begegnet sind, erhalten wir hier die volle Dröhnung: Busweise sind sie in Solitaire eingefallen, in der Bäckerei steht eine lange Schlange vor der Theke und der Bäcker kommt kaum nach mit dem Schneiden der vorbereiteten Apfelkuchen.

Bis ich getankt habe, wobei der Tankwart mir ringsum die Scheiben fein säuberlich putzt, sind Ruth und Fabian in der Schlange bis zur Kasse vorgerückt. Draussen an der Sonne lassen wir uns den Apfelkuchen und einen Kaffee schmecken. Zugegeben: Gut ist er, aber etwas trocken und sogar mir ein wenig zu süss.

Anschliessend mache ich noch etwas Fotojagd auf Vögel und alte Schrottautos -traktoren und -motorräder - vermutlich die gleichen, die meine Frau zuvor auch schon fotografiert hat - schiesse ein Erinnerungsbild in der Bäckerei und dann fahren wir weiter. Der Verkehr hat wesentlich zugenommen, will heissen, im Schnitt kommt uns alle zehn Minuten ein Auto entgegen und wir fahren auch ab und zu auf einen anderen Wagen auf, was schonungslos aufzeigt, wie schwierig das Ueberholen in diesen Staubwolken ist. Selber werden wir auch ab und zu überholt, was bisher kaum einmal der Fall war.

Den ersten Kurzzwischenhalt mit Erinnerungsbild machen wir beim Wendekreis des Steinbocks. Etwas später bestaunen wir beim Gaub-Pass die Radler, die uns entgegenkommen: da ist mir das Auto doch lieber! Auf der anderen Seite der Schlucht, auf dem Kuiseb-Pass, sehen wir alle Touristen aus Solitaire wieder plus noch ein paar andere mehr. Trotzdem machen wir einen Halt, weil die Landschaft wirklich sehenswert ist.

Nach dem Kuiseb geht sie aber relativ schnell in eine flache, graue Wüste über: man wähnt sich auf dem Mond. Es hat auch kaum mehr Pflanzen, so dass ich mir für einen Pinkelhalt den einzigen Kaktus weit und breit aussuche - natürlich mit respektvollem Abstand. Dass ich damit genau den richtigen Ort gewählt habe, sehe ich erst danach :woohoo:

Die Aussicht ändert für die nächsten zwei Stunden kaum mehr; sie bleibt so trostlos bis zum Ortseingang von Waalvis Bay.

Im Hafen von Waalvis Bay suchen wir das Büro von Levo, unserem Operator für die Delphin- und Robben-Tour von Morgen. Das Büro ist geschlossen, also fahren wir zum Hauptbüro an der Strecke zwischen Waalvis Bay und Swakopmund. Die Strecke verläuft mehr oder weniger schnurgerade der Küste entlang; links und rechts nur Sand, Strassenmarkierungen, einige Feriensiedlungen und massenhaft Kreuze am Strassenrand: der Reiseführer hat offenbar recht damit, dass dies der gefährlichste Strassenabschnitt Namibias sei.

Am Langstrand finden wir das Büro und erhalten auf deutsch die Bestätigung, dass alles in Ordnung sei und wir morgen um zwanzig nach Acht in Waalvis Bay erwartet werden.

Kurze Zeit später sind wir im Intermezzo B&B, wo wir von Harald sehr freundlich und zuvorkommend begrüsst und informiert werden und unsere Zimmerschlüssel erhalten. Wäsche selber machen geht nicht; er empfiehlt uns aber den mit NAM$ 25/kg relativ günstigen Laundry-Service.

Auf dem Balkon machen wir uns ein paar Sandwiches und ziehen dann zu Fuss los, um den Strand und das Stadtzentrum etwas zu erforschen. Auch hier bläst der Wind relativ stark, aber solange die Sonne scheint, ist es einigermassen warm. Trotzdem muss meine Frau als erstes an’s Meer; sie hält es allerdings nicht allzu lange aus, weil sie fast weggeblasen wird.

Eine halbe Stunde unseres Stadtbummels verplempern wir im Internet-Café mit dem vergeblichen Versuch, unseren Freunden zwei Bilder zu mailen, welche ich vorher extra vorbereitet und auf den USB-Stick geladen habe. NAM$12 für nichts verbraten; das einzige, was dabei herausschaut, ist die Nachricht, dass Patrick Swayze den Kampf gegen den Krebs verloren hat.

Nach dem Stadtbummel gehen wir unter die Dusche, bereiten die Wäsche für den Laundry-Service vor und fahren dann ins Grapevine, welches Harald für uns reserviert hat. Ein wunderbares Nachtessen in äusserst gemütlichem Ambiente erwartet uns: Kürbis-Kartoffel-Suppe, Schwertfisch, Ebony & Ivory / Don Pedro mit Amarula zum Dessert und zum Abschluss ein Espresso.

Das besondere daran: Den Wein zum Essen bestellt man nicht aus der Karte sondern man macht an der Theke eine Degustation. Die schliesslich ausgewählte weiss gekelterte (!) Blend aus roten und weissen Trauben (Haute Cabrière / Chardonnay + Pinot noir / Achim von Arnim, Cabrière, Franschhoek) ist ein Gedicht, welches ich mir als ersten Wein hier notiere, um ihn wenn möglich zuhause auch kaufen zu können.

Zurück ins Hotel, Tagebuch schreiben, etwas lesen: gute Nacht noch vor 22:00h!

Mittwoch, 16. September 2009 / Swakopmund (Delphin-Tour in Walvis Bay)
Wie gestern versprochen ist das Frühstück schon um 06:45h bereit und die Chefs persönlich kümmern sich um unser leibliches Wohl. So können wir, wie Harald gestern empfohlen hat, um 07:30h losfahren, nicht ohne vorher die Wäsche zum Waschen abgegeben zu haben. Mal schauen, was davon heil zurückkommt!

Harald’s Empfehlung bewahrheitet sich tatsächlich, ist der Verkehr auf der Küstenstrasse doch relativ stark; nicht gerade, wie in Los Angeles zur Rush Hour, aber doch so, dass man Lastwagen nur schlecht überholen kann.

Im Hafen von Walvis Bay bei Levo Tours werden schon kräftig Boote gewassert, beobachtet von zwei Robben. Das Ganze läuft so ab, dass ein Landcruiser den Trailer rückwärts ziemlich schnell ins flache Wasser stösst und dann abrupt bremst, damit das Boot vom Trailer ins Wasser rutscht.

Als drei oder vier Boote auf diese Weise gewassert sind, können wir über einen wackligen, aus zwei T-Balken bestehenden Steg einsteigen. Wider erwarten geht das Ganze ohne Unfall von sich. Das erste Boot wird mit gut einem Dutzend Leuten ziemlich vollgeladen; auf unseres trifft es zu unserem Glück gerade mal acht Passagiere; zwei haben, wie wir nachher erfahren, kurzfristig abgesagt. Nun gut, so haben wir mehr Platz (und später mehr Mittagessen, aber ich greife vor).

An Bord begrüsst uns Minkie, unsere Skipperin und erklärt gleich, sie mache heute ihre allererste deutschsprachige Tour. Das Wetter ist ziemlich trüb, neblig und kalt und bleibt während des ganzen Trips so. Erst viel später, als wir nach Swakopmund zurückkommen, kommt auch die Sonne hervor. Ab und zu taucht im Nebel ein Oelbohrturm auf; Minkie sagt, die seien temporär stillgelegt und hier hereingeschleppt worden, weil sie sonst draussen im offenen Meer durch die Wellen beschädigt würden.

Bevor wir losfahren, warnt uns Minkie vor dem Gast, der gleich komme, und schon taucht im Kielwasser eine ausgewachsene Robbe auf, hüpft auf’s Boot und macht sich hier breit. Minkie stellt sie als Spotty vor und erzählt uns mit ihrer Hilfe gleich viel Wissenswertes über die hier heimischen Pelzrobben. Dafür gibt’s dann immer wieder einen Fisch oder auch zwei (für Spotty, natürlich!).

Nach rund einer halben Stunde ruft Minkie einen Kollegen mit seinem Boot in die Nähe, um Spotty abzugeben, und wir fahren hinaus in die Bucht. Zuerst zum Leuchtturm, der früher ganz am Ende der Landzunge stand, jetzt aber 300m im Landesinneren, weil die Sandbank jährlich um 20m wächst. Der Leuchtturm ist übrigens eher per Zufall hier: eigentlich sollte er per Schiff zurück nach Deutschland, ging aber vergessen.

Dann fahren wir zu den Austernbänken. Die Austern werden ganz jung von Chile inmportiert und hier in Gitterkörben an Fässer gehängt. Die Gitterkörbe werden regelmässig aus dem Wasser geholt und die Austern und geputzt, damit die Muschel sich immer öffnen kann.

Weiter geht’s zu einer Robbenkolonie, die sich weiter draussen ebenfalls auf der Sandbank befindet, und Minkie weiss auch hier viel zu erzählen, zumeist mit einer guten Portion Humor gewürzt. Vom kleinen, eine Woche alten Baby bis zum wuchtigen alten Grossvater ist alles vorhanden. Die jungen haben Spass daran, rund um’s Boot zu schwimmen und zwischendurch aus dem Wasser zu hüpfen.

Nachdem wir die Robben verlassen haben, erhalten wir ziemlich schnell wieder Besuch: zuerst von Möwen, welche von Minkie im Flug mit Fischen gefüttert werden und mit ihren Flugkünsten ein hervorragendes Foto- und Videosujet abgeben. Etwas weiter draussen – die Möwen haben wir hinter uns gelassen – wird es im Wasser lebendig: eine Schar Benguela-Delphine begleitet uns mit den üblichen Spielchen: vor dem Boot, hinter dem Boot, unter dem Boot durch, aus dem Wasser springen… Hier nennt man sie auch Dada-Delphine (Da, da, nein da :silly: !)

Wir schauen ziemlich lange dem munteren Treiben zu; Minkie weiss das Boot sehr gut einzusetzen um uns gute Ausblicke zu gewähren.

Nächste Station ist die Vogelinsel, eine hölzerne Plattform an der Küste zwischen den beiden Städten. Sie wurde gebaut, um Guano zu gewinnen, und ist immer noch im Betrieb. Bei der Plattform kommen auch die Möwen wieder und eine Schar Pelikane, deren Flugmanöver sich ebenfalls sehr gut für Foto- und Videoaufnahmen eignen.

Nachdem sie noch ein wenig weiter hinausgefahren ist, tischt Minkie auf dem Boot ein Buffet auf: Sekt, kalte Happen soviel das Herz begehrt und natürlich frische Austern. Wir lassen es uns gutgehen – die einen mehr, die anderen weniger. Immerhin probiere ich eine, Fabian sogar zwei Austern. Na ja :S

Als wir uns zur Rückfahrt bereit machen, tauchen noch zwei Tümmler auf, Sie springen nicht so hoch, wie die Delphine am Vormittag, schwimmen aber mit sichtlichem Vergnügen in der Heckwelle, welche von unserem und einem zweiten Boot gemeinsam produziert wird. Mir scheint, sie machen sich ein Vergnügen daraus, uns zu verarschen: Manchmal sind sie vor uns, dann hinter uns, dann seitwärts – einfach immer dort, wo man gerade nicht hinschaut.

Irgenwann ist es dann halt doch Zeit, zurückzukehren. Wir waren fast vier Stunden auf dem Meer, und die Zeit ist, trotz Kälte und Nebel, wie im Flug vergangen.

Am Strand gibt es Kaffee und Tee zum Aufwärmen und die Dame dort richtet uns aus, dass das Sandsurfen ausfällt, weil der Veranstalter Probleme mit seinem Auto habe. Fabian ist zwar enttäuscht, aber nicht allzusehr. So beschliessen wir, nach Swakopmund zurückzufahren und uns dort noch ein wenig umzusehen.

Zurück in der Stadt schauen wir uns zuerst den alten Bahnhof an, der jetzt ein Luxushotel ist. Nächste Station ist der hiesige Leuchtturm und daneben der Markt, auf welchem aber mehr oder weniger die gleichen Sachen angeboten werden, die man auch sonst überall findet. Dann gehen wir für einen Kurzbesuch zur Jettyund gleich anschliessend weiter ins 200m weiter gelegene Aquarium, weil dort schon bald Haifütterung ist. Eine ziemliche Enttäuschung: klein (der Tunnel ist ca. 15m lang) und die „Haifischfütterung“ besteht darin, dass ein Angestellter um 15:00h einige Eimer mit Fischstücken ins Becken kippt, welche von den viel zu vielen Fischen darin mit mehr oder weniger Interesse betrachtet und teilweise sogar gefressen werden.

Auf dem Rückweg in die Stadt besuchen wir das Woermann-Haus, wo Fabian eine CD mit namibischer Volksmusik ersteht. Dann noch einmal ins Internet-Café,welches sich ebenfalls in diesem Gebäude befindet. Diesmal sind die $12 besser investiert: Mails lesen, zwei Bilder in die Schweiz schicken, Spamordner leeren und Burkhalter ist Bundesrat.

Im Vorbeiweg schaue ich auch noch in einen Laden mit Kuduschuhen rein, kann mich aber nicht wirklich dafür begeistern. Ein paar Schritte weiter kommen uns plötzlich Lena und Siggi entgegen. Wir begrüssen uns und tratschen eine Weile; dabei stellt sich heraus, dass sie am Morgen mit einem anderen Veranstalter ebenfalls die Delphin-Tour gemacht haben.

Eine weitere Verabschiedung später fahren wir zurück ins Hotel und lassen uns ein Restaurant empfehlen und gleich auch reservieren: Die Kupferpfanne. Im Zimmer machen wir uns einen Tee und planen ein wenig an der Weiterfahrt herum, unterbrochen von einem weiteren dieser fantastischen roten Namibia-Sonnenuntergänge und einem Anruf von der Reception, die Wäsche sei zurück. Gewogene (und bezahlte :ohmy: ) 14.5kg, fein säuberlich sortiert und gefaltet, alles picobello.

Die Kupferkanne ist ein Erlebnis für sich: Ein Museumsrestaurant mit jeder Menge alten Schaustücken (fotografieren leider verboten), in welchem ausgezeichnet gekocht, serviert und gegessen wird. Swakopmund hat kulinarisch einiges zu bieten! Viel später als geplant, nämlich gegen 21:30h sind wir im Hotel zurück, wo Fabian erfolgreich Iosets anruft, um sich seinen Kreditkarten-Code per SMS schicken zu lassen. Wir diskutieren noch einmal an der Weiterfahrt herum und einigen uns schliesslich darauf, auf Epupa definitiv zu verzichten, erst mal bis zur Spitzkoppe zu fahren und dann weiterzusehen. Und dann ruft auch schon die Heia!
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Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
Letzte Änderung: 20 Nov 2009 21:39 von eggitom.
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20 Nov 2009 23:10 #121400
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Und weiter geht's. Diejenigen, die bis hierher durchgehalten haben, muss ich vorwarnen: die Reise ging tatsächlich 50 Tage, das heisst ausharren bis am 21. Oktober :S

Donnerstag, 17. September 2009 / Swakopmund - Brandberg
Etwas später als gestern stehen wir auf, packen, frühstücken, verabschieden uns und fahren bis zum Spar, wo wir für sechs Tage einkaufen. Geld abheben geht absolut problemlos beim ATM-Automaten vor dem Spar (nachdem er nachgeladen wurde). Die Post finden wir im zweiten Anlauf: sie war eben doch dort, wo Fabian und Garmin sie geortet hatten, aber Ruth hat den Eingang nicht gesehen. Nachdem wir auch herausgefunden haben, wo man die Gasflasche nachfüllen kann und ich bei der Gelegenheit noch ein paar schöne Häuser vor die Linse bekommen habe, verlassen wir die Küste und fahren Richtung Spitzkoppe.

Kurz vor Usakos, bei der Abzweigung von der B2 weg, kommen wir an ein paar Marktständen vorbei, wo wir laut Carsten Möhle Kristalle mit Einschlüssen, sogenannten Bubbles, kaufen können. Das Angebot ist aber zumindest heute nicht gerade grossartig; vielleicht sind wir als Schweizer in Bezug auf Kristalle halt etwas gar verwöhnt. Ruth versucht zum x-ten Mal, einen Donkeykarren zu fotografieren, aber die Dinger stehen einfach immer in der Sonne…

Bei der Spitzkoppe beschliessen wir, das Bushman’s Paradise besuchen, biegen aber zu früh ab und landen zwischen Felsen und ziemlich scheuen Rock Dassies. Als wir weiter hinten eine Kette entdecken, haben wir ein Déjà vu: Ayer’s Rock auf namibisch! Allerdings lohnt sich der Aufstieg, weil oben zwischen den Felsen eine Nische mit Höhlen, Wasser, schönen Felsformationen. Felsmalereien und einer wunderbaren Aussicht wartet, die uns ziemlich lang beschäftigt.

Da wir das Camp als solches aber nicht allzu anziehend finden, fahren wir nach rund einer Stunde halt doch weiter und durch bis zum Brandberg. Kurz vor Uis übernimmt Ruth, fährt etwas forsch los und fliegt fast aus der nächsten Kurve. Zu unser aller Glück kriegt sie das Auto aber sofort wieder in den Griff.

In Uis tanken wir und Ruth – ist es der Schock vom Beinahe-Unfall? – lässt sich von ein paar Jungs ein paar Kristalle mit vermeintlichen Bubbles für NAM$400 andrehen. Ich lasse mich dadurch – und durch die versehentlich eingeschaltete Diffsperre – so aus der Fassung bringen, dass nun ich im Powerslide durch eine Kurve drifte: eins zu eins und die nachhaltige Warnung, dass Sand nicht so griffig ist, wie Asphalt.

Bei der Brandberg White Lady Lodge schauen wir uns die Preise an: NAM$ 1350 für ein Dreierzimmer mit Dinner und Frühstück. Campen ist wesentlich billiger zu haben, also buchen wir erst mal für eine Nacht, richten uns ein (nur wenig Wind!), machen Nachtessen, wobei ich endlich einmal ein Feuer hinbringe, das meinen eigenen Ansprüchen genügt, und vertreiben einen allzu zahm-zutraulich-neugierigen Springbock.

Nach einem weiteren kitschig-roten Sonnenuntergang und dem Abwasch im Dunkeln gehen wir zu Fuss zur Lodge, um bei einem Drink (Malibu-Cola) das Tagebuch nachzuführen. Ach ja: irgendwann während des Tages hat mein Handy gepiepst. Beim ersten Mal war’s eine Werbe-SMS, beim zweiten der erwartete Code für Fabian’s Kreditkarte.

Jetzt müssen wir nur noch im Finsteren den Rückweg und unser Zelt finden. Wüstenelefanten soll’s scheint’s im Moment keine hier haben; einerseits schade, andererseits im Moment vielleicht besser :dry:

Freitag, 18. September 2009 / Brandberg - Palmwag
Den Rückweg haben wir problemlos gefunden und dabei einmal mehr den überwältigenden südlichen Sternenhimmel bewundert. Wir im Norden hätten das ja auch, aber bei uns muss man weit fahren, um keine Strassenlaterne oder sonstige Lichtquelle mehr zu sehen, mal ganz abgesehen vom Widerschein der Städte und Dörfer.

Die Nacht wird kalt: es geht nahe an die Nullgrad-Grenze. Sobald aber am Morgen die Sonne aufgeht, wird es wärmer. Aufstehen um 07:00h weil ringsum schon mächtig Betrieb herrscht. Frühstück, packen und gegen 09:00h geht es los, erst mal Richtung White Lady. Beim Office entrichten wir unseren Obolus und bekommen dafür einen Guide namens Siegfried (Damara-Name für uns nicht aussprechbar) zugeteilt, der uns zur White Lady führt. Auf der ca. zweistündigen Wanderung hin und zurück weiss er allerhand über Pflanzen, Tiere und natürlich Felszeichnungen zu erzählen. Dumm nur, dass ich mir das alles nicht allzu lange merken kann.

Die White Lady, welche in Wirklichkeit gar keine ist aber aus Marketingzwecken weiterhin so genannt wird, ist für mich eher enttäuschend. Nachdem sie von früheren Touristen zwecks besserer Kontraste mit Cola geduscht worden war, hat man sie hinter ein Gitter gesperrt. Dieses ist gottseidank wieder weg, aber sehen tut man in Gottes Namen nicht allzuviel von ihr; da sind die anderen Malereien fast eindrucksvoller. Aber auch die kommen an die Felsmalereien der Aborigines in Australien nicht heran.

Nach der Rückkehr bitten uns die Guides, eine junge Dame die 20km bis zur Hauptstrasse mitzunehmen, was wir gerne tun, hätte sie doch sonst zu Fuss gehen müssen (oder auf einen anderen barmherzigen Touristen hoffen). Dann fahren wir, wieder einmal mit Fabian am Steuer, durch bis Twyfelfontein, wobei wir einmal kurz falsch abbiegen, es aber nach einer Weile merken und dann halt bei Twyfelfontein etwas mit der Kirche um’s Dorf fahren. Die Karten sind aufgrund des Massstabes nicht allzu aussagekräftig, das gemietete Nüvi gibt ziemlich merkwürdige Befehle von sich und Wegweiser hat es auch nicht allzu viele…

Nun gut, gegen 14:00h sind wir angelangt, bezahlen den Eintritt und erhalten wieder einen Guide zugewiesen, der sich diesmal nicht vorstellt, aber Humor beweist. An der ersten Weggabelung erklärt er, der eine, kleinere Loop dauere sechs Stunden, der andere acht. Auf Ruth’s zweifelnde Nachfrage ergänzt er, wenn wir laufen, schaffen wir es in einer Dreiviertelstunde – und geht los.

Twyfelfontein heisst so, weil die Quelle nicht immer Wasser führte. Deshalb haben die Farmer, die 1947 hierhergezogen sind, die Gegend 1964 wieder verlassen (Quelle Wikipedia)

Der Rundgang geht an verschiedenen Gravierungen vorbei, welche zumeist Tiere zeigen. Ganz selten hat es daneben auch Malereien, was aber eher ungewöhnlich ist, haben sie doch einen ganz anderen Ursprung und eine andere Entstehungszeit. Zwischendurch weist uns der Guide anhand bestimmter Gravuren darauf hin, dass der Ottifant ein Plagiat ist (er kennt sogar Otto Waalkes mit Namen) und dass die erste Brille ebenfalls aus Namibia stammt (in Tat und Wahrheit handelt es sich um eine Landkarte: die Brillengläser sind Wasserlöcher). Auf dem Rückweg pressiert es ihm plötzlich; vielleicht hat er jetzt Pause.

Bei der Reception hat es noch ein kleines Restaurant, aber da sie nur Getränke anbieten, beschliessen wir die übliche fliegende Verpflegung (Sandwiches während des Fahrens), machen noch ein paar Bilder von drei Kindern, die sich dort herumtreiben und brechen dann auf.

Die Strecke bis Palmwag meistert Ruth problemlos, den Plattfuss an der von Carsten prophezeiten Stelle fangen wir nicht ein. Bei der Ankunft ist sie allerdings müde; Schotterpistenfahren erfordert unabhängig vom Pistenzustand wesentlich mehr Konzentration, als Asphalt. Sobald die Piste etwas anspruchsvoller wird (Schlaglöcher, Rivieren, Tiefsandstrecken), ist vollste Konzentration gefragt, wie wir beide ja gestern festgestellt haben.

In Palmwag ist nur noch Campsite Nr. 9 verfügbar, ein Platz mit Grill, aber ohne jede weitere Infrastruktur. Wir können aber am nächsten Tag auf Platz 7 wechseln, was wir vorerst ablehnen und dafür einen Vormittags-Gamedrive buchen und für’s heutige Nachtessen reservieren. Auch da hat’s nur noch einen Tisch bei der Bar, was uns aber nicht weiter stört.

Leider kommt die Dame von der Reception kurz darauf bei unserem Campingplatz vorbei, um uns Bescheid zu geben, der Morning-Drive sei leider ausgebucht. So beschliessen wir, das Angebot auf Platz Nr. 7 doch noch anzunehmen, was wir der Dame später beim Nachtessen noch mitteilen wollen. Zuerst aber Dusche, Sundowner und der nächste Postkarten-Sonnenuntergang; die Temperaturen sind angenehm, es bläst KEIN Wind!

Die Speisekarte ist relativ mager, das Oryx-Steak, das wir alle bestellten, zwar medium, aber trotztem relativ zäh. Die Planänderung wird entgegengenommen und mit einem Angestellten diskutiert. Nach einiger Zeit fragt uns dieser, ob wir den Vormittags-Drive mitmachen möchten und organisiert dies für uns. Also erneuter Planwechsel: wir machen den Morgen-Drive und brechen dann auf.

Die Nacht verläuft ruhig und – entgegen den Warnungen anderer Touristen, welche die Nacht davor ziemlich gefroren haben – bei erträglichen Temperaturen. Fabian hat schon beim Nachtessen über Kopfschmerzen geklagt und meldet sich gegen Mitternacht für eine Tablette. Anschliessend hört man nichts mehr von ihm und am Morgen ist alles wieder in Ordnung.
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21 Nov 2009 18:09 #121432
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Samstag, 19. September 2009 / Palmwag
Kurz vor halb sieben muss Ruth auf die Toilette; Startschuss für’s Aufstehen. Ringsum ist schon wieder massig Betrieb.

Um 07:00h sind wir an der Reception der Lodge, wo uns mit Me Gusto unser junger Guide begrüsst und zusammen mit einem weiteren Paar auf seinen offenen Landrover bittet. Als erstes erhalten wir einen Postkarten-Sonnenaufgang serviert; anschliessend fährt er ca. 20km auf der Hauptstrasse Richtung Sesfontein und biegt dann in die Konzession ab.

Bis Mittag fahren wir im Gelände umher, zumeist auf Wegen aber zwischendurch auf der Suche nach Elefanten und Jaguaren auch querfeldein, und sehen dabei Springböcke, Oryxe, Kudus, Strausse, Giraffen, Schabrackenschakale und diverse Vögel Zu all diesen Tieren und diversen Pflanzen hat Me Gusto äusserst fundierte Informationen, welche er eloquent und auf unterhaltsame Art und Weise zum Besten gibt. Auch wenn wir nicht die Menge Tiere sehen, die man andernorten sieht, ist der Gamedrive auf diese Art doch unterhaltsam, und dazu trägt die schöne Landschaft das ihre bei.

Obwohl er alles gibt und versucht, findet unser Guide den ganzen Vormittag lang keine Elefanten bis sie ganz zuletzt aus einem Flussbett doch noch auftauchen und an uns vorbeiziehen: eine Gruppe von rund 15 Wüstenelefanten.

Ganz zum Abschluss gibt es noch einen Blick auf’s Flussbett des Uniab mit zwei Palmen und dann sind wir, zwei Stunden später, als ursprünglich angenommen, wieder in Palmwag. Wir sind uns deshalb schnell einig, dass wir lieber noch einen Tag hier bleiben, falls das Angebot mit Platz 7 noch gilt.

Platz 7 ist allerdings schon belegt; auf Ruth’s Nachfrage bei der immer gleichen, traditionell gebauten Dame von der Reception erhalten wir etwas viel besseres, nämlich Platz 2 direkt neben den Duschen: Abwaschbecken, gedeckter Sitzplatz mit Lampe, Stromanschluss, Zaun und Büsche ringsum = windgeschützt, was wir zu schätzen wissen, weil der Wind im Laufe des Vormittags immer stärker zugenommen hat. Und Hausgeckos haben wir auch.

Wir ziehen mit aufgestellten Zelten um, richten uns ein und nehmen ein kombiniertes Frühstück/Mittagessen zu uns. Anschliessend verzieht sich Ruth mit Buch an den Pool; Fabian und ich bleiben hier und lesen. Nachdem ich mein Buch fertig habe, lade ich Bilder auf den PC, schreibe Tagebuch und lade dabei gleichzeitig das Netbook auf. Auch nach Ruth’s Rückkehr vom Pool eilt es uns nicht; wir haben ja heute elektrisches Licht, können uns also mit dem Nachtessen Zeit nehmen.

So nach und nach mache ich trotzdem ein Feuer und stelle einmal mehr fest, dass kleine Feuer mit diesem Holz fast ein Ding der Unmöglichkeit sind. Das Holz braucht viel Hitze um überhaupt zu brennen, brennt dann sehr langsam ab und bildet dafür eine gute, langandauernde Glut. So dauert es fast eine Stunde, bis ich die Lammkoteletten auf die Glut legen kann und Ruth ist mit dem Risotto schon weit fortgeschritten. Was man dann von den Koteletten essen kann (viel Knochen und Fett!), schmeckt ausgezeichnet und der Risotto dazu auch. Da ausnahmsweise kein Wind bläst, bleibt das Essen sogar einigermassen warm.

Nach Essen und Abwasch bleiben wir noch eine Weile sitzen und lesen resp. (Ruth) dösen vor uns hin. Letztere verzieht sich denn auch um 20:00h schon wieder ins Zelt; wir folgen ca. eine halbe Stunde später.

Sonntag, 20. September 2009 / Palmwag - Camp Aussicht
Gestern abend hat sich noch eine Gruppe von Franzosen unter lautem Getöse auf dem Platz neben uns eingerichtet, welche schon vor 07:00h mit viel Getöse aufsteht und sich zur Abfahrt bereit macht. Was bleibt uns anderes übrig, als ein Gleiches zu tun? Die Nacht war nicht sehr kalt, so dass ich schon am Morgen die Dreiviertelhose anziehe.

Frühstück und Packen und gegen 09:00h (irgendwie dauert das bei uns immer so lange) ziehen wir los, Richtung Ongongo-Quelle. Auf der Fahrt durch die Palmwag-Konzession sehen wir diverse Tiere, darunter die unvermeidlichen Springböcke, aber auch eine Gruppe von - wie immer neugierigen - Giraffen und, vorgewarnt durch dessen dampfende Hinterlassenschaft auf der Strasse, einen einzelnen Elefanten. Schade ist nur, dass die Tiere sich grundsätzlich im Gegenlicht aufzuhalten pflegen, aber es geht ja in erster Linie um’s Erlebnis und nicht die pulitzerpreiswürdige Aufnahme (auch wenn man die ganz gerne mitnehmen würde!).

Die letzte 6km zur Quelle gehen durch Geröll, Sand und Büsche und über Stock und Stein: ich möchte nur zu gerne wissen, wie der Reise Know-How-Autor da mit einem normalen 2*4-PW hingefahren ist!

Die Quelle selber finden wir nicht berauschend und warm ist sie auch nicht wirklich; wohl eher etwas für absolute Natur-Freaks. Also beschliessen wir die Weiterfahrt zum Camp Aussicht, legen aber einen kurzen Umweg über Sesfontein und das Hotel im alten Fort ein, um Ruth einen komfortablen Toilettenbesuch zu ermöglichen. Wir Männer haben es da einfacher…

Anschliessend kaufen wir im – am Sonntag offenen – Laden noch etwas Mineralwasser ein und fahren dann weiter über den Joubert-Pass (Ruth am Steuer) Richtung Camp Aussicht. Die Strasse ist eigentlich gut, aber zwischendurch kommen Stücke, wo ohne Allrad wohl nicht viel auszurichten wäre und zudem ist die Anfahrt sehr steil. Zumindest diese aber ist geteert.

Kurz vor der Abzweigung zum Camp Aussicht sehen wir ein Fahrzeug mit einer Reifenpanne. Wir halten an und eine Frau erklärt uns, dass etwas am Ventil defekt sei und ob wir ihr nicht etwas zu trinken und essen da lassen können. Da schon jemand angehalten hat und hilft (und uns kurz darauf ein weiteres Fahrzeug entgegenkommt) überlassen wir ihnen eine der gekauften Wasserflaschen und ein paar Aepfel und fahren weiter. Ich müsste vielleicht doch mal nachschauen, was wir in unserer Werkzeugkiste so alles an Material dabei haben!

Die Strasse hoch zu Marius Steiner sieht ziemlich abenteuerlich aus – etwas für Fabian, um seine Geländegängigkeit zu testen. Er löst die Aufgabe mit Bravour und ca. um 13:30h stehen wir vor Camp Aussicht. Im ersten Moment scheint ausser zwei Straussen und drei bellenden Hunden niemand da zu sein, dann taucht aber der Besitzer, Marius Steiner doch noch auf – vermutlich haben ihn die Hunde aus dem Mittagsschlaf geweckt.


Marius Steiner
Gerade als wir glauben, es sei niemand zuhause, geht die Terrassentür auf und ein schätzungsweise etwas über 40-jähriger Zweimeter-Schlacks mit Knabenfrisur erscheint. Er stellt sich uns auf hochdeutsch mit holländischem Akzent als Marius Steiner vor und bittet uns, auf der Terrasse Platz zu nehmen.

Erst als er unser Schweizerdeutsch nicht versteht, stellen wir fest, dass er entgegen der aus dem Namibia-Forum und anderen Quellen bezogenen Informationen kein Schweizer ist. Marius ist in Namibia geboren und aufgewachsen – mit deutschem Vater und holländischer Mutter. Die Dioptaz-Mine hat sein Vater 1979 auf der Jagd entdeckt; Marius ist seit 1984 hier.

Wie wir im Verlauf des Wochenendes noch erfahren sollen, ist Marius eine sehr vielschichtige Person: Sehr freundlich und hilfsbereit auch der ihn umgebenden Bevölkerung gegenüber, aber dies nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ueber die schwarze Bevölkerung teilt er das hier weitherum bekannte Pauschalurteil: Faul, desinteressiert. Die weltweit sattsam bekannten Verschwörungstheorien, denen er anhängt, erstrecken sich über 9/11 und Aids bis zum Weltuntergangsszenario im Jahr 2012. Bei alldem bleibt er aber stets freundlich, zuvorkommend und sehr sympathisch.


Wir vereinbaren vorläufig zwei bis drei Nächte auf dem Camping, eine Minenbesichtigung für heute um 16:00h sowie eine Himba-Fahrt und ein Nachtessen für morgen.

Der Campingplatz, den wir beziehen, ist unkonventionell, aber mit viel Liebe eingerichtet: Jede Campsite hat eine eigene Toilette und eine Dusche - alles mit viel Liebe selber gebastelt. Für eine warme Dusche wird das Wasser erst am Wasserhahn geheizt und dann in über dem Kopf hängende Tanks abgefüllt. Wasser ist ohnehin das Thema: Er hat einen grossen 80'000l-Tank, welcher im Frühjahr durch Regenwasser gefüllt wird und dann ein Jahr hinhalten muss (und dies bis anhin auch getan hat).

Durch die Mine führt uns ein südafrikanischer Mitarbeiter namens Colin. Sie wird mit der Hilfe von sechs Arbeitern ausgebeutet; da aber der Ertrag zu klein ist, hat Marius zusätzlich das Camp eröffnet. Gefördert wird, wie erwähnt, Dioptaz (ein Halbedelstein, welcher vor allem für Mineralogen von Interesse ist); in den Einschlüssen befinden sich aber auch Kupfer, Blei, Malachit und andere Mineralien, welche als Nebenprodukt anfallen. Das Ganze wird mit Hilfe alter, schwerer Bohrhämmer in grossen Brocken abgebaut, beim Haus sortiert und dann nach Südafrika geschickt, wo es geschliffen resp. verarbeitet wird. Die Mine beim Haus ist ca. 50m lang und wird im Moment nicht bewirtschaftet; zwei weitere Stollen befinden sich weiter draussen im Gelände.

Im Anschluss an die Minenführung zeigt uns Colin noch die beiden zahmen Strausse und einige besondere Gesteinsbrocken beim Haus, davon einer, der zu praktisch 100% aus Blei besteht und entsprechend schwer ist. Dann empfiehlt er uns, den Sonnenuntergang auf dem Hügel oberhalb des Campings anzuschauen und weist uns, wie Marius vorher, auf die Buschfeuer hin, die im Westen wüten und die man nachts sieht.

Anschliessend richten wir uns bei unserem Campground häuslich ein und lesen oder schreiben Tagebuch und geniessen - das Camp heisst nicht von ungefähr so - die umwerfende Aussicht. Rechtzeitig bevor die Sonne untergeht und wir den Hügel erklimmen, versucht sich Ruth an einem in Swakopmund gekauften Teigwarengericht, welches an sich gar nicht schlecht schmeckt, ihr aber später in der Nacht Magenbeschwerden bereiten wird.

Die Sonne geht ziemlich spektakulär in den Rauchschwaden der Buschfeuer unter. Sobald es Nacht geworden ist, sieht man diese tatsächlich am Horizont in ca. 50km Entfernung. Ich versuche ein paar Aufnahmen: mal sehen, was daraus wird.

Die Nacht ist angenehm warm; erst gegen Morgen wird es etwas kühler, bleibt aber immer noch im angenehmen Bereich.
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
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