Rehema schrieb:
freshy, Deine Erläuterung zu den Kulis fand ich gut - diesen Eindruck haben wir sehr oft in afrikanischen Ländern, v.a. wenn es um "government dienste" geht! Grundsätzlich ist es leider schon so: man nimmt halt was man kann... und tut nach außen so, als habe man nichts...und die Weißen, (deren Kugelschreiber ja viel besser ist!) müssten einem deshalb etwas geben.
Neben den täglichen Auseinandersetzungen mit Arm und Reich, betteln, Not, dann wieder "Geschäfte daraus machen" (oft werden Kinder oder Blinde von Familienangehörigen geschickt....), und wie man sich verhalten soll... gaaaanz schwierig.... -
war für mich eine der krassesten Äußerungen, die cih mir anhören musste, diesmal zurück auf zambischer Seite am Zambezi - ich wartete im Auto während Volker den Papierkram erledigte, weil mir diesmal zu viele seltsame Typen da herumlungerten und ich das Auto mit Sachen auf dem Dach nicht alleine stehen lassen wollte:
Da kam einer dieser abgefahrenen Typen und wollte mein Auto waschen. Ich musste sehr darum kämpfen, dass er das nicht tut! Dann meinte er, solle ich ihm wenigstens Geld geben. Als ich das mehrfach freundlich aber stur verneinte, kam dann die Tour: "So you don't have a giving heart, ey? You Don't have? No, you Don't have such a heart..."
In solchen Momenten bekomme ich sooo einen Hals! Als wir das erste Mal in Afrika waren, bekam ich in ähnlichen Situationen ein schlechtes Gewissen, obwohl mich meine Schwester nach ihrem Jahr in Mali gewarnt hatte. Da es zu häufig zu derartigen Begegnungen kommt, passiert mir das heute nicht mehr. Im südlichen Afrika sind wir im Urlaub, an wen wir wie viel spenden, das regeln wir daheim und in aller Ruhe.
Ich verstehe den wirklich ehrlichen, und aufrichtigen, und lieb gemeinten "Drang", sich bedanken zu wollen, aber leider ist das mit der Weltgeschichte und der aktuellen Situation und den anerzogenen Verhaltensweisen zwischen Weiß und Schwarz auf diesem Kontinent keine "neutrale" Geschichte, und es wird immer ein Dilemma bleiben.
Ja, so ist es, leider!
Nebenbei: ich finde die meisten Trinkgelder von denen ich so höre, im Verhältnis zu den Gegebenheiten der meisten Länder viel zu hoch, und sie verfestigen genau solche schadhaften anerzogenen Verhaltensmuster, dass der Weiße ja geben muss (und grundsätzlich Millionär ist....).
Dieses Thema beschäftigt ich mich ebenfalls. Ich war in Sri Lanka mit einer Gruppe Reiseleiter unterwegs. Als es zum Abschluss darum ging, dem Guide und dem Chauffeur für ihre Dienste ein Trinkgeld zu geben, gab es Krach. Wir waren drei von fünfzehn, die sich weigerten, so viel zu geben, dass beide monatelang nicht hätten arbeiten müssen. Ich habe ähnlich argumentiert wie du, stieß aber auf taube Ohren. Meine Vermutung: Viele Touristen kehren gerne den überlegenen, reichen Ausländer hervor. Ich bin froh, wenn ich das Tipp für das Personal in eine Tippbox werfen kann.
Zur Schoki: mal ein ganz anderer Gedanke:
Als wir in Tanzania im Dorf lebten, haben uns Einheimische, zu denen wir ein enges Vertrauensverhältnis hatten, und die deshalb offen mit usn redeten, und nicht nur um der "Etikette willen" Dinge sagten, gesagt, dass Süßigkeiten als Geschenk an Erwachsene als Affront empfunden wird. Süßigkeiten würde men Kindern schenken -nicht aber Erwachsenen!
Das ist ein Aspekt, an den ich bisher nicht gedacht habe. Wobei unsere Minischokolädchen (Täfelchen 16,6g) nicht nur sondern auch für schwarze Afrikaner gedacht sind. Sozusagen anstatt einer langen Erklärung, wer wir sind und woher wir kommen. Das machen wir auch in Spanien oder Frankreich bei Bedarf ähnlich. Ich werde mir künftig genau überlegen, an wen ich Schokolädchen verteile.
Vermutlich ist das unter denen, die schon lange in Städten oder touristischen Diensten arbeiten, anders - ich bin allerdings diesbezüglich seit dem sehr verunsichert. Denn oft lächeln Afrikaner Dich freundlich und dankbar an, weil das die Reaktion ist, die sich gehört. Was sie wirklich denken, wissen wir oft nicht....
Ahh, alles schwierige Themen! Ich wünschte, cih hätte oftklarere Antworten drauf!
Antje
Herzlichen Dank für deinen erhellenden Exkurs. Es ist schwierig, diesen Themenkomplex rein sachlich zu diskutieren. Gefühle spielen dabei eine erhebliche Rolle.
Abendliche Grüße sendet
freshy