THEMA: Namibia Reise 2011
26 Mai 2011 09:00 #188517
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  • Serengeti am 26 Mai 2011 09:00
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Da war ich zu blöd, den Bericht unter der Kategorie "Reiseberichte" zu platzieren. Deshalb nun leider doppelt, hoffentlich nun richtig.

Liebe Foriker,
nachdem ich zur Vorbereitung unserer ersten Namibia Reise sehr viel Tipps dem Forum entnehmen konnte und auch viele Anfragen beantwortet bekam, nun ein "kleines" Feedback unserer Reise.


Nach 2 Jahren haben wir uns entschieden, erneut den afrikanischen Kontinent zu bereisen. Der vielgerühmte „Afrikavirus“ scheint uns nach unseren SA Reisen nun tatsächlich erwischt zu haben.
Namibia sollte es diesmal sein, um unsere Vorlieben wie Ruhe, Abgeschiedenheit, Natur und Tierwelt verwirklicht zu sehen. In der Vorbereitungszeit hatten wir viel im Namibia Forum gelesen und uns so, unserer Meinung nach, einen idealen Reiseverlauf für die Einsteigertour in Namibia zurecht gelegt.
Selbst gebuchte und eruierte Unterkünfte (teilweise unter Mithilfe eines Reisebüros bei der Buchung), eigene Tourplanung, Flug mit Air Berlin und Mietwagen über DERTOUR bzw. Avis . Es sollte ein 2x4 Honda CRV o-ä- sein. 4x4 war nicht nötig, da die Tour es nur in Sossusvlei erfordert hätte und wir so doch etwas Geld sparen konnten.
Diesen Bericht schreibe ich während unserer Reise durch Namibia. Er enthält nicht nur „Schönfärberei“, sondern soll durchaus auch kritische Aspekte ansprechen und beinhaltet unmittelbare Eindrücke am jeweiligen Abend.

Tag X

Los ging es um 17 Uhr. Nach überraschend unkompliziertem Packen (nur je 19 Kilo Gewicht und leichtes Handgepäck) fuhr uns ein Freund in Begleitung unserer Kids zum Flughafen nach München. Pünktlich ging der Flug, nachdem wir unsere vorreservierten XXL seats eingenommen hatten. Nun ja, es handelte sich um 2 Sitze direkt am Einstieg. Wir hatten zwar enorme Beinfreiheit, jedoch auch den Lärm des Flugpersonals über den gesamten Flug hinweg. Denn direkt neben den Sitzen arbeitete die Bordcrew. Fazit: Zwar viel Platz aber dennoch keine einzige Minute Schlaf gefangen. Meine bessere Hälfte war „down am Morgen“.

Tag 1

Um 5:00 hatten wir dann nach 2 Jahren Abstinenz wieder denn mittlerweile geliebten afrikanischen Boden unter unseren Füßen. Mit totaler Übermüdung schlenderten wir gemütlich über das Rollfeld vom Flugzeug zum Terminal. Ja richtig gelesen, wir befanden uns wirklich mitten im frühmorgendlichen Geschehen und Keiner hat irgendeine Notiz davon genommen, was wir Touris nach dem Ausstieg machen würden. In Deutschland, ja sogar in SA gibt es 100% Absperrungen und alle paar Meter Personal mit Warnwesten, das den Weg weist. Und hier gingen wir gemütlich spazieren.
Nun wir sollten aber doch bald richtig wach werden. Nach unserer Landung um 5 Uhr war auch noch ein Flug aus Frankfurt gelandet. Fazit: Die Ankunftshalle am Zoll war komplett gefüllt und das Chaos nahm seinen Lauf. 900 einreisewütige Touris incl. vieler Hektiker, die keine Zeit haben, gegen 6 Zollbeamte aus Namibia. Der Spielverlauf war klar. Namibia verliert haushoch. Dumm nur, dass wir hierbei mit verlieren. Irgendwie ein blödes Spiel.
Schieben, schimpfen, drängeln, die Herrschaften verstanden dies prächtig.
Höhepunkt dieser Aktionen: Im Flugzeug bekam jeder Einreisende ein Einreiseformular, welches er mit dem Reisepass am Zoll vorzeigen bzw. abgeben sollte. Das Ausfüllen dauert ca. 5 Minuten bei normal begabten Menschen. 50 % dieser bereits beschriebenen Spezies der Herrschaften füllten das Formular beim entsprechenden Zöllner aus und hatten dazu jede Menge Fragen. Was muss ich hier und was muss ich da?
Nach knapp 2 Stunden gegen 7 Uhr Ortszeit hatte ich den Zöllner passiert. Nun also schnell zu Avis. Diese öffneten gerade und mussten sich jedoch erst akklimatisieren, denn so früh am Morgen zu arbeiten ist schon eine Tragödie. Entsprechend schimpfte die Chefin auch auf ihr eigenes Personal, welches die vorreservierten Fahrzeuge nicht zum Flughafen brachte. Mir schwante Übles und richtig, auch unser Fahrzeug war betroffen. Und was das vorreservierte 2. Ersatzrad anbelangte, das gibt es sowieso nicht, basta. So langsam bemerkte ich, dass eine innere Wärme sich mir bemächtigte und ich eine innere Stimme benötigte, die mich bremsen sollte. Sie war aber nicht präsent und so erklärte ich der Chefin des Schalters was ich so über die Sache dachte, dass ich außerdem sehr müde sei und ich heute Morgen keine Lust auf irgendwelche „Spirenzchen“ hätte. (dies ist alles noch sehr höflich ausgedrückt)
Sie versicherte mir letztendlich, dass das Fahrzeug käme und auch ein Rad in die nächste Unterkunft unserer Reise geliefert werden sollte.

Also wir warteten und begaben uns nun zum ATM um Geld zu holen. Es gab aber kein Geld, da hier nur Visa Card akzeptiert wurde und keine Mastercard. Wieder eine Niederlage.
Ohne Geld versuchten wir eine Prepaid Karte für das Handy zu besorgen. Nach geschlagenen 15 Minuten hat der Automat im Laden die MC akzeptiert und wir hatten wenigstens eine Telefonkarte. Welch ein erster Erfolg in Namibia!
Am Avis Schalter tat sich nun was. Ein Upgrade ! Hurra wir hatten nun tatsächlich einen 4x4 errungen. Der Mitarbeiter führte uns stolze Besitzer zu unserem schönen weißen Subaru Forrester und half uns den 2. Ersatzreifen!!!!! ins Auto zu verladen. Na geht doch.

Schnell hatten wir uns an das Linksfahren wieder gewöhnt (nachdem ich die Angestellten von Avis, Hertz und Co beim Falschausfahren doch etwas irritiert hatte. Hoppla, ging aber gut).

Auf der Fahrt nach Mariental zur Kalahari Anib Lodge passierten wir 3 Polizeiabsperrungen und Kontrollen. Eine erwischte uns. Wir wurden sehr harsch angefahren, Führerschein Papiere und Grenzübertrittbescheinigung. Wie bitte? Haben wir nicht, ist ein Mietwagen. Es stellte sich heraus, dass wir ein Fahrzeug mit SA Kennzeichen (Provinz Gauteng) fuhren. Merke: Kontrolliert wurden keine Namibier und Touris sondern nur Bürger aus SA, und wie unfreundlich. Nachdem der Polizist merkte, dass wir aus Good Old Germany kommen, war er wie ausgewechselt, entschuldigte sich vielmals für die Unannehmlichkeiten und wollte nun gar nichts mehr sehen. Ich bestand aber darauf, da ich zum ersten Mal den immer im Forum angeratenen internationalen FS zeigen wollte. Den wollte er aber auf gar keinen Fall sehen, sondern lediglich den Nationalen. Verstehe Einer die Welt. Nach erneuter Entschuldigung von Seiten der namibischen Hoheit fuhren wir dann weiter Richtung Mariental und bogen kurz vorher zum Hardap Damm ab. Dieser wird als sehr tierreich beschrieben. Wir löhnten 90 Dollar und fuhren ein. Nur von den vielgerühmten Vögeln war kaum etwas zu sehen. 3 Pelikane ließen sich blicken. Das war es obwohl wir wirklich viel Geduld bewiesen hatten und den Fish Trail sowie den Bird Watch aufgesucht hatten. Überragend war jedoch die Landschaft, so dass wir lediglich halb enttäuscht den Damm in Richtung unserer ersten Unterkunft Anib Lodge verließen.
Dort angekommen wurden wir sehr freundlich von der Dame an der Rezeption begrüßt und zu unserem Chalet geführt. Es wurde erst neu gebaut und war wirklich sehr schön und auch verhältnismäßig komfortabel ausgestattet.
Wir meldeten uns zum vielgerühmten(kürzliche Forumsbeiträge) sundown drive und zum Abendessen im Restaurant an und ruhten uns bis zum Beginn des drives (15:30) noch ein wenig aus.
Als wir dann zur Rezeption gingen, um die Ausfahrt zum Sonnenuntergang mit den Guides zu beginnen, traf uns beinahe der Schlag. 60 Touris, die Meisten aus angekommenen Busgruppen und ein paar wenige Individualreisende verteilten sich auf 6 Jeeps! Hummeldumm lebt! Was wollten wir noch in Namibia, Ruhe, Besinnlichkeit oder wie?
Wir wurden einem Jeep zugeteilt und die bereits seit einiger Zeit sitzenden(deutschen) Touris machten uns mürrisch Platz. Nun unser Guide machte die Sache wirklich gut, ließ sich von dämlichen Kommentaren nicht beirren, zeigte uns tolle Landschaften, Oryx Antilopen, Springbock und Zebras. Allerdings hier war schon klar. Die Regenzeit in diesem Jahr mit 10 x mehr Regen als normal hat das Gras sehr hoch wachsen lassen (optisch wunderschön im Wind) und war aber absolut tödlich für Tierbeobachtung.
Der Höhepunkt sollte der Sundowner auf einem roten Hügel in der Kalahari sein. Hier trafen sich alle Jeeps zum gemütlichen Beisammensein bei Bier, Gin Tonic, Savanna Dry etc. und veranstalteten Volksfest am Hügel. Die Heinz-Rüdigers sprangen im roten Wüstensand mit den Aldi Kleinbildkameras durch die Gegend wie Springböcke und versuchten die ihrer Meinung nach besten Fotos zu schießen. Dazu wollten sie möglichst der untergehenden Sonne am nächsten sein und liefen laufend anderen Fotografen ins Bild. Hummeldumm ich liebe dich.
Nach den Gin Tonics waren viele Heinz Rüdigers in der Lage tolle Witze zu reißen und über diese selbst am meisten zu lachen. Herr Jaud, Respekt für Ihr Buch.
Zurück in der Lodge ging es zum Abendessen in das Restaurant. Alle Heinz Rüdigers waren wieder vertreten, scharrten sich in Busgruppen um die Tische, dröhnten in starker Lautstärke durch das Lokal. Wir an unserem 2er Tisch hatten uns mittlerweile mit der Situation und dem Ambiente einer kleinen Bahnhofshalle abgefunden und genossen den freundlichen Service und das wirklich sehr gute Essen. Es gab als Hauptgericht Springbock Pie. Ein absoluter Traum! Das muss man der Lodge wirklich lassen. Ein unglaublich freundlicher Service und auch ein Meisterkoch musste hier am Werk sein. Leider konnte dies aber gegen die Busgruppen im fortgeschrittenen Kegelclubalter nur wenig wettmachen.
Da es zu unserem Essen noch eine Flasche Pinotage gab, „flüchteten“ wir dann recht zeitig in unser Chalet und wir träumten von Ruhe in den nächsten Tagen, dennoch, die Heinz Rüdigers ließen mich irgendwie nicht los.
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26 Mai 2011 09:10 #188519
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  • Gerd1942 am 26 Mai 2011 09:10
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Hallo Heinz-Rüdiger,

pardon ich meine natürlich hallo Serengeti,

das fängt ja gut an mit Eurer Tour. Ich hoffe, dass Ihr Euch unterwegs aber mehr entspannen konntet als am ersten Tag. Ansonsten bin ich natürlich gespannt wie es weitergeht.

Liebe Grüße
Gerd
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26 Mai 2011 10:27 #188527
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  • Fleur-de-Cap am 26 Mai 2011 10:27
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Hallo Serengeti,

irgendwie kommt mir die von Dir beschriebene Situation am Flughafen bekannt vor.
Wahrscheinlich waren wir am selben Morgen dort :laugh:
Da muß man sich nur über manche Mitmenschen wunden. :silly:

Freue mich auf die Fortsetzung....

LG
Fleur
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26 Mai 2011 10:47 #188529
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  • uschisiggi am 26 Mai 2011 10:47
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Hallo Serengeti,
wir waren 2001 das erste Mal in Namibia als Selbstfahrer 24 Tage unterwegs und unser zweites Quartier war ebenfalls die Anib-Lodge. Damals war diese allerdings noch "klitzeklein". Es gab nur einen Jeep und insgesamt noch 6 weitere Gäste auf der Farm. Da hat sich also in den letzten Jahren einiges getan.
Aktuell planen wir für 2012 eine Wiederholungstour durch Namibia und lesen deshalb alle aktuellen Reiseberichte mit ganz großem Interesse. Gut finde ich, dass Du durchaus kritisch Stellung beziehst.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. By the way: habe ich es überlesen? In welchem Monat wart Ihr unterwegs?

Gruß
uschisiggi
Mein Motto: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. (Hermann Hesse)
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26 Mai 2011 11:18 #188534
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  • ANNICK am 26 Mai 2011 11:18
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Hallo Serengeti,

Musste schmunzeln als ich lies wie es auf der Anib Lodge zuging!:)

Da kamen Erinnerungen im Vorschein....B)

Ich bin schon gespannt wie es weitergeht!:silly:

Es grüsst
Annick
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26 Mai 2011 11:20 #188535
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  • eggitom am 26 Mai 2011 11:20
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Hallo Serengeti

die Heinz-Rüdigers gibt's leider überall auf der Welt - habe sie letztes Jahr in Aegypten auch erlebt. Eigentlich müsste man schon vor der Reise zuhause ein gutes Kilogramm afrikanische Gelassenheit einkaufen und mitnehmen können. Aber deinem Bericht nach hast du da zumindest eine kleine Quelle aufgetan - oder du hast den Bericht erst geschrieben, als der Dampf schon ein wenig abgelassen war ;)

Und dennoch: Ich freue mich auf unsere zweite Reise im Oktober - uns hat der Virus africanus nämlich auch erwischt!

Bitte weiter so!

Sonnige Grüsse
Thomas
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
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