Unterwegs im Nationalpark Torres del Paine, Tag 2
20.2.2020
Der Juni ist fast schon vorüber, es ist Sommer in Nordwestdeutschland. Während ich dies schreibe, sitze ich gemütlich im Garten auf unserer Terrasse, die zum Glück durch eine breite Markise im Schatten liegt. Wir haben jetzt am Spätnachmittag 28 Grad im Schatten, perfekte Bedingungen also für ein erfrischendes Bad in einem der umliegenden Seen.
Wenn ich an die drei letzten Tage unserer Reise durch Patagonien zurückdenke, dann erinnere ich mich an den blauen Himmel, den Kontrast von (blauem) Eis und (schwarzem) Lavastrand, an ein Picknick in der Mittagshitze, zu unseren Füßen einzelne große Eisschollen, an goldgelbe Wiesen und an glasklare Gletscherseen, in denen man leider nicht schwimmen konnte, denn dafür war das Wasser nun wirklich zu kalt
. Die klimatischen Bedingungen in diesen Tagen waren unseren aktuell sehr ähnlich. So kann auch der Sommer im Süden Patagoniens sein. Für uns war es ein Geschenk, nur wenn sich solche Tage häufen, dann werden die Gletscher noch schneller schmelzen als sie das ohnehin schon tun
.
Der Himmel an diesem frühen Morgen war einmalig schön. Ich glaube, so etwas nennt man „Alpenglühen“, und das hatte zumindest ich so noch nicht gesehen
.
Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, Berge und Beate passten bis dahin eigentlich nicht zusammen, wohlbemerkt: bis dahin . Auf dem hölzernen Außendeck der Lodge gab es leider, warum auch immer
, keine Sitzmöglichkeiten, und trotzdem nahmen wir unser Frühstück mit nach draußen, setzten uns damit auf den Holzboden und genossen diese wunderbare Aussicht. Die Berge hatten wir gestern gar nicht wahrgenommen, so dicht waren die Wolken am Himmel gewesen.
Gegen 8.00 Uhr verließen wir diesen wunderbaren Ort, immerhin hatten wir einiges geplant für diesen Tag.
Aktivität des Tages:
Wanderung: „Sendero Isla de los Hielos“
offizielle Infos: 4-5 km (geschätzt), 2 Std., Schwierigkeitsgrad: leicht
verbunden mit einer Bootsfahrt auf dem Lago Grey mit Stopp an der Abbruchkante des Grey Gletschers
Tip:
Diese Tour habe ich wie die Fährpassage von Hornopirén nach Caleta Gonzalo unkompliziert bei „Contact Chile“
www.contactchile.cl/...stour-lago-grey.html gebucht. Eine gute Alternative dazu ist eine Direktbuchung beim Hotel Lago Grey. Dazu hier umfassende Informationen zu den Abfahrzeiten (es gibt über den Tag verteilt 4 Touren), den Preisen und den jeweiligen Leistungen:
www.lagogrey.com/en/navigation/ . Ich empfehle in der Hauptsaison unbedingt vorzubuchen, denn an unserem Tag waren sämtliche Fahrten ausgebucht.
Info:
Das Schiff ist mit dem Auto nicht direkt erreichbar. Man muss vorerst den größten Teil der Wanderung zur „Isla de los Hielos“ zurücklegen. Für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität nicht gerade eine einfache Anreise, denn die Wanderung geht ein gutes Stück direkt am sehr breiten, schwarzen Lavastrand entlang. Das Hotel Lago Grey bietet auch einen Boot-Shuttle direkt zum Schiff an. Ob man diesen vorbuchen muss, weiß ich nicht.
Wir hatten uns für die erste Bootstour des Tages entschieden. So würden wir danach keine „Verpflichtungen“ mehr haben und könnten den Tag genießen, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen.
Unsere vorbestellten Tickets holten wir um 9.00 Uhr im Hotel Lago Grey ab. Mit dem Auto fuhren wir dann noch das kurze Stück zur Guardería Grey, der dortigen Rangerstation. Von dort aus startete auch die einfache, aber sehr abwechslungsreiche Wanderung zur „Isla de los Hielos“.
Zu dieser frühen Stunde war noch nicht viel los, und so hatten wir die Natur fast für uns allein. Es war warm, wir zogen die Schuhe und Socken aus und genossen erst einmal das einmalige Gefühl, mit nackten Füßen durch einen Gletschersee zu waten. Herrlich war das
, das Wasser war zwar eisig, aber ein paar Minuten ging das schon. Ein einmalig schöner Strand, das Licht war zwar noch nicht ideal, aber wir würden auf dem Rückweg ja noch Zeit in Hülle und Fülle haben.
(Die Berge spiegelten sich so schön im Río Grey)
Gegen 10.00 legte unser Schiff ab. Während der Anfahrt zum Gletscher sahen wir frisch gekalbte Eisberge und genossen die Aussicht auf die umliegenden Gipfel.
Hin und wieder fischte die Crew kleinere Eisblöcke aus dem Wasser und zerlegte sie umgehend in Eiswürfel für die Bordbar. Trotz der frühen Stunde probierten auch wir einen ziemlich steif gemixten Pisco Sour mit Jahrtausend altem Gletschereis. Das war schon ein wenig schräg
, aber dieser Pisco Sour schmeckte auch nicht anders als die, welche wir zuvor mit frischen Eiswürfeln getrunken hatten
.
Schließlich erreichten wir die Gletscherzungen. Unser Boot drehte bei und schippert gemächlich an allen drei Armen vorbei. Obwohl wir schon an der Abbruchkante des Perito Moreno gestanden hatten, begeisterte uns die Natur wieder aufs Neue. Zerklüftete Eisformationen ragten meterhoch über uns auf. Wie schon beim Perito Moreno hörten wir das Knacken und Krachen im Inneren des Gletschers. Und dann der strahlend blaue Himmel, das hatten wir in dieser Kombination auf dieser Reise noch nicht gehabt. Ein ganz wunderbares Erlebnis
!
Hier ein paar gesammelte Impressionen vom Gletscher:
Später geht es hier noch weiter.....