1.1.19 – 5.1.19 Abschied von der Antarktis
Während auf Deck 8 noch fröhlich gefeiert wird, wendet sich die Midnatsol schon Richtung Nord.
Heimlich, still und leise, und von uns Passagieren nahezu unbemerkt, nimmt sie Abschied von der Antarktis und steuert die Südshetland-Inseln und danach die Drake Passage an.
Am Morgen beginnt das Schiff wieder zu schwanken, ein untrügliches Zeichen, dass wir wieder in der Drake Passage angekommen sind.
Auch die heutige Rückgabe der Gummistiefel und Bootsgruppen-Patches hat etwas endgültiges.
Ich bin nicht der einzige, der dies mit Wehmut erledigt. Auch Beates übergroßen Overall gebe ich nun wieder ab.
Das Schwanken ist stärker als auf der Hinfahrt, es ist von 7-8 Meter Wellen die Rede. Aber das Wetter ist an beiden Tagen trotz des starken Windes recht schön, und wir werden von vielen Meeresvögeln begleitet. Viele verbringen viel Zeit auf dem Außendeck am Heck, um die Vögel zu beobachten. Vor allem Fritz, der Zoologe vom Expeditionsteam, ist über viele Stunden dort anzutreffen und kann sich von „seinen“ Vögeln kaum trennen.
Beate beruhigt ihren Magen mit Reisetabletten und bleibt zeitweise lieber in der Kabine. Aber alles halb so schlimm, der Appetit ist nicht beeinträchtigt.
Ich hingegen verbringe Stunden beim „Birden“:
Kapsturmvögel:
Riesensturmvögel:
Schwarzbrauenalbatros:
Wanderalbatrosse;
Auch einige Vorträge besuchen wir in den letzten zwei Tagen noch. Plattentektonik, Funktion des Schiffes, Charles Darwin, Shackleton, Präsentation der Brücke (vom Kapitän), ein kunterbuntes Angebot, es ist eigentlich für jeden etwas dabei.
Besonders interessant ist ein Vortrag von Steinar, einem Mitarbeiter des Expeditionsteams. Er gewährt einen Einblick in die Dreharbeiten der BBC-Dokumentation „Frozen Planet“. Er selbst war gut fünf Jahre an den Dreharbeiten über die Eisbären von Spitzbergen beteiligt. Da hat er natürlich einiges zu erzählen, und sein Vortrag ist fast noch spannender als die Dokumentation selbst (die wir im Verlauf der Reise so nebenbei natürlich auch gesehen haben).
Ein letzter Höhepunkt wird für den 2.1. gegen 15 Uhr angekündigt: Die Passage von Kap Hoorn.
Aus politischen Gründen dürfen wir nur bis auf 3 Seemeilen an das Kap heranfahren. Trotzdem gibt es wohl keinen, den es drinnen hält:
Und hier ist es, das sagenumwobene Kap Hoorn:
Trotz der Entfernung sind der Leuchtturm und das Denkmal für die hier ums Leben gekommenen Seeleute deutlich auszumachen.
Den Abend verbringen wir mit Packen, Essen, Austauschen von Kontaktdaten mit einigen sympathischen Mitreisenden, und schon mal Verabschiedung von lieben Mitreisenden, die nicht mit uns zurückreisen.
Der Rest ist schnell erzählt. Am nächsten Morgen sind wir wieder in Ushuaia, von wo aus wir am Vormittag nach Buenos Aires fliegen.
Natürlich nicht ohne Stempel vom Tourismusbüro:
In Buenos Aires verbringen wir noch einen sehr lustigen Abend mit unseren netten Reisebekannten, die wir hoffentlich bald hier in Deutschland wiedersehen werden.
Der Rückflug ist genau so lang und nervig wie alle Langstreckenflüge, und nach über 13 Stunden wird uns in Frankfurt bewusst, dass wir wohl langsam zu alt werden für solch lange Flüge in der Holzklasse …
Vor allem aber wird uns nach und nach bewusst, dass wir eine unvergessliche Reise hinter uns haben, die unsere kühnsten Erwartungen übertroffen hat und mit nichts von dem vergleichbar ist was wir auf unseren bisherigen Reisen schon erlebt haben. Eine Reise für die Ewigkeit, in unseren Köpfen und in unseren Herzen.
Ich bin der Albatros, der am Ende der Welt auf dich wartet.
Ich bin die vergessene Seele der toten Seeleute,
die zum Kap Hoorn segelten, von allen Meeren der Erde.
Aber sie sind nicht gestorben im Toben der Wellen,
denn jetzt fliegen sie auf meinen Schwingen für alle Zeit in die Ewigkeit,
wo am tiefsten Abgrund der antarktische Sturm heult.
Sara Vial
ENDE