Musste grade mal wieder an den Pass denken...hier also mein kleiner Erfahrungsbericht (Juli 2014), weil man ja sonst nur liest, dass das ganze ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Kommt bestimmt viel zu spät für Tom, aber es interessiert vielleicht auch andere.
Weil wir uns entschieden hatten den Van Zyl auszulassen (kleine Schwester onboard und so) aber trotzdem Lust auf ein bisschen offroad hatten haben wir uns für die D3705 entschieden.
Klar, im Nachhinein hätten wir den Van Zyl genommen - wäre einfacher gewesen.
Die ersten ca. 2 KM im Pass waren "ok", technisch nicht allzu anpruchsvoll, wegen der teilweise sehr großen Felsen gehts aber nur langsam voran. Nette Locals getroffen, die kein Englisch gesprochen, dafür aber vielsagend gegrinst haben...
Das Flussbett zwischen den beiden vertikalen, teilweise bestimmt 80 meter hohen Steilwänden ist breit genug, um Routen zu wählen. Wenn man sich traut, findet man auch atemberaubende Boulder-Strecken und kommt teilweise recht hoch an der Wand.
Die nächsten Stunden bis zur Abenddämmerung wurden dann aber plötzlich sehr aufregend. Die Vegetation dichter, der Weg schmaler, die Felsen größer. Aber gut, wie andere schon erwähnt haben: Brücken bauen, mit Einweiser fahren, Axt auspacken. So konnten wir bestimmt noch gut 1,5 KM in 4 Stunden bewältigen.
Nur: Ohne das richtige Fahrzeug und Erfahrung kann man das wirklich komplett vergessen. Das ist definitv nicht der Lebensraum des gemeinen Hillux! Und selbst Land Cruiser & Co ohne zusätzliche Bodenfreiheit werden hier schon größere Probleme haben
Total erschöpft aber Euphorisch (wir wussten ja nicht, was noch auf uns zukommt) Camp aufgeschlagen und die Einsamkeit genossen und der Vollmond hat die Schlucht zwar grau, aber taghell erleuchtet - einfach unbeschreiblich.
Diejenigen, die schonmal da waren kennen vielleicht die Stelle...das Flussbett macht eine 90° kurve, ist sehr breit und es gibt sogar eine ebene Fläche auf der zwei Autos Platz haben.
Am nächsten Morgen die Route weiter abgelaufen und langsam ist die Erkenntnis eingesickert, auf was wir uns hier eigentlich eingelassen haben. Ihr ahnt es vielleicht:
Die Vegetation wurde dichter, der Weg schmaler und die Felsen größer. Ohne absolutes Vertrauen in sein Auto und die eigenen Fähigkeiten...oh weh, lieber nicht dran denken. Denn recht schnell findet man sich in Situationen, wo man an Umkehr schon nicht mehr denken kann - einfach keine Möglichkeit zum wenden. Und der zwei Tonnen schwere Brocken, den man vorwärts mühevoll und mit viel vorbereitung überwunden hat ist im Rückwärtsgang eben nicht machbar.
Das Flussbett wir dann streckenweise (ca 200-300m) zu einer weniger als 2m breiten und über 1,5m hohen Rinne mit einer Wand aus losem Geröll und Sand. Manchmal sogar schmaler als der Land Cruiser selbst!
"Tortur" für Mensch und Maschine trifft es da schon ganz gut. Aber wer auf Rockclimbing steht, der wird hier defintiv glücklich...ich für meinen Teil war einfach nur 100% Konzentriert und jeder Meter den man vorankommt fühlt sich wie ein Sieg an.
Nach diesem Abschnitt entlohnen ein paar hundert Meter einfacheres (zu diesem Zeitpunkt hat sich das zumindest so angefühlt - ist relativ) Gelände, auf jeden Fall kommt man besser voran.
Die Landschaft ist dabei recht unspäktakulär, mit Ausnahme der unzähligen Paviane, die in den Höhlen entlang des Pfades leben und wie Spinnen die senkrechten Felswand entlangrennen! Kein Vergleich zu den teilweise lethargisch anmutenden Artgenossen, die man sonst so am Wegesrand trifft.
Zurück zum Fahren: ca 4,5km im Pass baut sich dann das letzte Hindernis vor einem auf (noch keine Zeit zur Freude, eher Verzweiflung):
Wo der Fluss einen Wasserfall hinunterstürzt führt ein 2m schmaler Pfad aus kleinem, vollkommen losem Geröll mit 30-40° Steigung über 200m nach oben und aus dem Pass.
An sich nicht zu aufregend, das Problem dabei sind die beiden etwas über 50cm hohen, fast senkrechten "Stufen"...und die Tatsache, dass es links 30 Meter senkrecht bergab geht.
In einer anderen Umgebung vielleicht nicht so dramatisch, nur hat man hier eben keinen 2. Versuch...
Mit der richtigen Linie, einer Zigarette davor und 2 Dif Sperren dann tatsächlicher jedoch ganz entspannt hochgekommen.
Ab da wird die D3705 wieder zu einer Art Straße und trotz 2 verschiedener Navi Systeme verfährt man sich leicht - mehrere hundert Meter Abweichung zur eigentlichen Strecke - aber es gibt viele kleine Dörfer, wo man schnell Hilfe findet, wenn man nach Opuwo will.
Die 5km haben ungefähr 1 1/2 Tage in Anspruch genommen und auch wenn es nicht an sich "schön" oder "angenehm" war...auf jeden Fall eine (Grenz-)Erfahrung, die ich nicht vermissen mag. Und mindestens genauso aufregend wie der Bungee-jump von der Vic Falls Brücke!
Wen das also nicht abschreckt, der kann hier definitiv ein Automobiles Abenteuer erleben!
Die größte Problematik ist auch nicht unbedingt die Unüberwindbarkeit der Hindernisse, sondern der minimale Spielraum auf der Route...
beste Grüße,
Björn
PS: Ohne Kratzer!